Kinästhetik

Aus Familienwortschatz
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Der Duden bezeichnet Kinästhetik (engl. kinesthetics, kinaesthetics) als die „Lehre der Kinästhesie“ (engl. kinesthesia, kinesthesis, kinæsthesis, kinaesthesis), wobei Kinästhesie als „Fähigkeit, Bewegungen der Körperteile unbewusst zu kontrollieren und zu steuern“ [1] definiert ist, und eine Kombination der beiden altgriechischen Wörter κινέω (kineō „bewegen, sich bewegen“) und αἴσθησις (aisthēsis „Wahrnehmung, Erfahrung“) darstellt. Die Wortschöpfung geht zurück auf den britischen Neurologen Henry Charlton Bastian.[2]

"Kinästhetik ist das Studium der Bewegung und der Wahrnehmung, die wiederum aus der Bewegung entsteht - sie ist die Lehre von der Bewegungsempfindung."[3]

Begriffsverwendung und -abgrenzung

Die kontinuierliche Bewegungswahrnehmung (Kinästhesie) läuft zu großen Teilen unbewusst ab. Eine bewußte Bewegungswahrnehmung erreicht man durch erhöhte Achtsamkeit. Kinästhetik bzw. Kinaesthetics bezeichnet die Anwendung und/oder Vermittlung dieser Kompetenz.

Abzugrenzen ist der Begriff Kinästhetik von der Kinesiologie, einem alternativmedizinischen Diagnose- und Handlungskonzept, das von anderen Personen unter anderen Grundannahmen entwickelt wurde.[4]

Anwendung und Vermittlung

Das gleichnamige Handlungskonzept findet seit Mitte der 1980er Jahre unter anderem in der Gesundheits- und Krankenpflege Anwendung, wo Patienten bei den Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL) Bewegungsunterstützung benötigen und Pflegende sowohl ihre Unterstützung als auch ihre körperliche Belastung adäquat zu dosieren versuchen. Die Art und Weise wie Menschen ihre Alltagsbewegungen ausführen (vgl. Alltagsmotorik) hat längerfristig Auswirkungen auf ihre Gesundheitsentwicklung[5], insofern kommt Kinaesthetics auch präventive Bedeutung zu.

In der Erwachsenen- und Weiterbildung werden Kinaesthetics-Kurse zu verschiedenen Themen (siehe unten) angeboten. Patienten werden über die Bedeutung der eigenen Bewegung für den Gesundheitsprozeß informiert (vgl. Gesundheitsförderung in der primären Gesundheitsversorgung und im Krankenhaus). Im Zuge der Durchführung der ATL erhalten die Patienten adäquate Bewegungs- und Lernangebote.

Erkenntnistheoretische Aspekte

Seine Überlegungen zur Bewegungssensibilität brachte der spanische Arzt Antonio Alonso Cortés 1866 u. a. in einer Paraphrase auf René Descartes berühmtes cogito ergo sum zum Ausdruck:

"moveo, ergo sum [ich bewege mich, also bin ich]"[6]


Für die Kinästhetik spielt dieses Statement eine grundlegende Rolle, da es die Bedeutung der eigenen Bewegung für Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung zum Ausdruck bringt. Cortés' „ich bewege mich, also bin ich“ steht in der empiristischen Tradition John Lockes, der 1690 seine erkenntnistheoretische Grundthese folgendermaßen formuliert hatte:

"nihil est in intellectu quod non (prius) fuerit in sensibus [Nichts ist im Verstand, was nicht vorher in den Sinnen gewesen ist.]"[7]


Dessen ungeachtetet blieb die Sichtweise der Rationalisten in der westlichen Welt noch lange Zeit die vorherrschende. Erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts wird das Ursache-Wirkungs-Prinzip, das z.B. die Behavioristen vertreten hatten, allmählich von den zirkulären Erklärungsmodellen (Kreiskausalität) der Kybernetik (vgl. Homöostase, Biofeedback, Rückkopplung) und des radikalen Konstruktivismus (vgl. Autopoiesis) abgelöst, und durch ein systemtheoretisches Verständnis des Menschen als eines operational geschlossenen nicht-trivialen Systems[8] ersetzt:

"In einer kritischen Analyse des damaligen En-vogue-Begriffs von Verhalten, der sich ausschließlich mit der Beziehung eines ‚outputs‘ zu einem ‚Input‘ beschäftigte, bemerkten sie, daß diese enge Definition den handelnden Organismus, seine spezifische Struktur und seine innere Organisation, die eben diese Beziehung erwirkt, völlig ignoriert."[9]


"Der Selbststeuerung wird als adäquate Subjektaktivität zur Steuerung lebenslanger Lernprozesse wachsende Bedeutung zugeschrieben."[10] Das 'Anerkennen' der operationalen Autonomie ist ein Angelpunkt der Kinästhetik. Die entsprechende Sensibilisierung ermöglicht es den Pflegenden bei Patienten auch minimale Ressourcen „aufzuspüren“ und ein gemeinsames Tun zu gestalten, in dem der Patient diese Ressourcen einbringen, und sich als selbstwirksam erleben kann.[11]

"Information über die Welt wird in einem Organismus durch seine Interaktionen mit der Welt erzeugt."[12]


Wissenschaftliche Entwicklung

Der amerikanische Psychologe Edmund Burke Delabarre legte 1891 in Freiburg seine Dissertation „Über Bewegungsempfindungen“[13] vor - in der Einleitung schreibt er:

Die Aufgabe, die Bewegungsempfindungen von allen Seiten her einer möglichst eingehenden Untersuchung zu unterwerfen, ist keine unbedeutende. Die wichtige Rolle dieser Empfindungen in unserem gesammten bewussten Leben ist immer anerkannt worden. Aber erst eine neuere Tendenz in der Psychologie sucht ihnen eine centrale Rolle anzuweisen. Nach dieser Ansicht ist überhaupt keine Sinneswahrnehmung möglich, die nicht verbunden wäre mit der Wahrnehmung einer reflektorisch erregten peripheren Bewegung.[14]
Die Kinaesthetics-Begründer Lenny Maietta und Frank Hatch 2011 bei einer Veranstaltung in Wien.

Delabarre kehrte nach seinem Studium in die USA zurück und gründete an der Brown-Universität ein Psychologie-Labor.[15] Einer seiner Studenten in den frühen 1930er Jahren - Karl Ulrich Smith - machte sich mit Studien über die Bedeutung neurologischer Kontrollsysteme für das Sehen und für Lernprozesse einen Namen und stand später ebenfalls einem psychologischen Forschungslabor vor, dem - in den späten 1950er Jahren gegründeten - „Behavioral Cybernetics Laboratory“ der Universität von Madison (Wisconsin). Smith beforschte dort bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1977 unter anderem Wechselwirkungen zwischen Bewegung, Wahrnehmung und Verhalten.[16]

Frank White Hatch, der 1967-1970 Assistant Professor am Department of Dance in Madison gewesen war, dissertierte 1973 bei Smith mit einer verhaltenskybernetischen Untersuchung von Tanz und Tanzkultur.[17] 1972 hielt Hatch an der California State University Fullerton erste Kinästhetik-Kurse. Seit 1974 unterrichten Hatch und seine Ehefrau Lenny Maietta auch im deutschen Sprachraum. In der Ernest-Holmes Fachklinik in Kempten im Allgäu wurden zwischen 1974-1977 „Gentle Dance“ und „Kinaesthetik“-Seminare erstmals auch als Therapieangebot genutzt. 1980 begannen Maietta und Hatch mit der Entwicklung des „Touch in Parenting“- Programms [18] und 1983 wurde im Friedrich-Ebert-Krankenhaus Neumünster der erste Kurs zu „Kinästhetik in der Pflege“ abgehalten.

Die Entwicklungsgeschichte der Kinaesthetics wird gemeinhin in vier Phasen unterteilt:

  1. Wissenschaftliche Grundlegung: Karl U. Smith und Frank Hatch leiteten 1972 an der University of California die erste Phase ein. Dabei wurde die Verhaltenskybernetik konsequent angewendet.
  2. Seit Mitte der 1980er Jahre wurden die sechs Kinaesthetics-Konzepte von F. Hatch und Lenny Maietta entwickelt und dem europäischen Markt zur Verfügung gestellt. Verbreitete Anwendung in der Praxis.
  3. Weiterentwicklung: Ab 1999 standen wissenschaftliche Arbeiten am European Institute for Human Development (IHD) in Wien und am Bodensee im Vordergrund.[19] Europaweit boten 2005 etwa 1000 Kinaesthetics-Trainer[19] in den Fachgebieten Gesundheitsentwicklung, Krankenpflege, Altenpflege und Kinder- und Jugendarbeit ihre Dienste an.
  4. Neue Strukturen: Das European Institute for Human Development wurde 2006 aufgelöst - parallel gründeten die ehemaligen Schüler von F. Hatch und L. Maietta zahlreiche Unternehmen zur Verbreitung der Methode. Der Schwerpunkt der Aktivitäten liegt nach wie vor in Mitteleuropa.

Neben der Verhaltenskybernetik und dem Tanz werden die Bewegungstherapie und die humanistische Psychologie als wesentliche Quellen der Kinästhetik genannt[20]. Maietta und Hatch standen in Dialog und Austausch mit Gregory Bateson, Moshé Feldenkrais, Berta und Karel Bobath sowie Nancy Roper.

Die Begründer Lenny Maietta und Frank Hatch arbeiten weiter an der Fortentwicklung der Kinaesthetics-Programme.[21] Die Betreuung des Berner Studienlehrganges für "Bewegungsbasierte Altersarbeit"[22]. gehört dabei zu den aktuellen Schwerpunkten.

Die sechs Kinaesthetics-Konzepte

Die sechs Konzepte bilden das Kinaesthetics-Konzeptsystem

Kinästhetik beschreibt menschliche Bewegung aus sechs verschiedenen Blickwinkeln:[23]

  1. Durch das Konzept Interaktion werden Gestaltungsmöglichkeiten für gemeinsames Tun und für Lernprozesse vermittelt.
  2. Das Konzept Funktionale Anatomie verdeutlicht die Bedeutung verschiedener körperlicher Strukturen für Bewegung und beachtet Gewichtsverläufe.
  3. Das Konzept Menschliche Bewegung hat das Verstehen von Bewegungsmustern und das Strukturieren von Bewegungsabläufen zum Inhalt.
  4. Das Konzept Anstrengung bietet Anleitung, Anstrengung mittels unterschiedlicher Spannungsmuster effektiv zu dosieren.
  5. Das Konzept Menschliche Funktion betrachtet u. a. das Einnehmen einer geeigneten Position als Voraussetzung für Bewegungen am Ort, aber auch für Fortbewegung.
  6. Im Konzept Umgebung geht es darum, dass Bewegungsmöglichkeiten durch äußere Faktoren wie Einrichtung oder unterstützende Personen geschaffen, aber auch behindert werden werden können.

Kinaesthetics in der Gesundheits- und Krankenpflege

Während an Krankenpflegeschulen in den letzten Jahren eine deutliche Zunahme der Kinästhetik-Schulungen zu beobachten ist, sind vergleichbare Angebote in der Ergo- und Physiotherapieausbildung bislang die Ausnahme.[24] In vielen Krankenhäusern gehört Kinästhetik zum Fortbildungsangebot für Pflegekräfte.[25] Deutschsprachige Lehrbücher der Gesundheits- und Krankenpflege von 2006 bis 2011 widmen der Kinästhetik eigene Kapitel.[26] Neben der Darstellung der Methode erläutern sie ihre Anwendung an Beispielen der Mobilisation von Kranken, etwa aus der Rückenlage zur Bettkante oder von dort in den Stuhl. Anstatt en bloc unter hohem Einsatz von Körperkraft beim Helfer vom Liegen zum Sitzen zu kommen, könne ein Kranker beispielsweise über die Seitenlage zum Sitzen gebracht werden oder auch auf dem Umweg über die Bauchlage aufstehen. Die Ökonomie der Bewegung, das Ausnutzen von Ressourcen des Patienten, also dessen Aktivierung, der kommunikative Aspekt und das Vermeiden übermäßiger Belastung der Pflegenden werden hierbei betont. Thiemes Pflege bezeichnet des weiteren die Kinästhetik als „komplementäres Pflegekonzept“ für einen „bewegungsorientierten Umgang mit Patienten“, das über „die Hilfe zum richtigen Handgriff“ hinausgeht.[27] Menschen pflegen zufolge ist Bewegungskompetenz eine pflegerische Kernkompetenz. Kinästhetik verbessere die praktischen Fähigkeiten der Pflegenden und damit die Qualität ihrer Arbeit. Gleichzeitig werde bei ihnen die Gefahr berufsbedingter Verletzungen und Überlastungsschäden reduziert.[28] Auch Pflege heute gibt an, durch die Anwendung von Kinästhetik könne Rückenbeschwerden und Bandscheibenproblemen der Pflegenden vorgebeugt werden.[29] Jede menschliche Aktivität könne mit dem Konzept der Kinästhetik analysiert werden.[30]

Die evidenzbasierte Krankenpflege bedarf noch valider Methoden, die den Nutzen vermehrter Achtsamkeit bei Alltagsbewegungen für die Gesundheitsentwicklung bzw. den Benefit für Patientengruppen messbar machen. Die Entwicklung und Erprobung solcher Evaluierungsinstrumente stellt gegenwärtig und künftig die zentrale wissenschaftliche Herausforderung der Kinaesthetics dar.[31][32]

Die Grundlagen, die den Pflegenden durch das Kinästhetik-Programm vermittelt werden, um das oben Genannte zu erreichen, sind folgende:

  • Leben ist ein dauernder Veränderungs- und Anpassungsprozess. Alle Menschen regulieren diesen Prozess durch die eigene Bewegung in täglichen Aktivitäten. Die Art und Weise der Bewegung in diesen Aktivitäten beeinflusst alle Entwicklungsprozesse. Dieser Einfluss kann sowohl konstruktiv als auch destruktiv sein, kann sich also positiv oder negativ auf die Gesundheit des Menschen auswirken.
  • Auch vitale, unbewusste Prozesse wie Atmung, Verdauung und Kreislauf sind an Bewegung gebunden und werden durch die Bewegung in den täglichen Aktivitäten reguliert. Das bedeutet, dass die Effizienz der inneren Prozesse direkt auf die Qualität der Bewegungen im täglichen Leben zurückzuführen ist.
  • Menschen entwickeln die eigenen Bewegungsfähigkeiten, indem sie der Bewegung von anderen Menschen folgen.
  • Pflegebedürftige Menschen benötigen Unterstützung, um ihr Körpergewicht gegenüber der Schwerkraft kontrollieren zu können. Hilfestellung soll ihre aktive Bewegungsfähigkeit fördern und den Kranken nicht zum passiven Objekt einer Pflegemaßnahme machen.[33]
  • Die Hilfe der Pflegenden, vor allem die Art und Weise, wie sie die Bewegungen der Patienten unterstützen, kann den Lernprozess konstruktiv oder destruktiv beeinflussen.
  • Das wichtigste Entwicklungsangebot für Patienten ist die kompetente Begleitung der Pflegenden. Je fähiger die betreuenden Personen sind, umso gezielter können sie die Gesundheits- und Lernprozesse der Patienten unterstützen.
  • Die dafür nötige Bewegungskompetenz der pflegenden Personen ist nicht angeboren. Sie muss wie anderes Fachwissen gelernt werden.[34]

Für pflegende Angehörige gibt es eigene Kinästhetik-Programme mit Grund- und Aufbaukursen sowie individuellen Schulungen in der Häuslichkeit, die am Pflegebedarf des Angehörigen orientiert sind. Die Kosten hierfür können von den Pflegekassen im Rahmen der Bestimmungen des § 45 SGB XI übernommen werden. Bei konkretem Bedarf kann man sich dazu bei den Pflegekassen beraten lassen.

Infant Handling und Frühförderung

Kinaesthetics Infant Handling richtet sich an Eltern und professionelle Betreuer von Frühgeborenen, Säuglingen und Kindern.[35] Das Programm befasst sich mit der Frage der Unterstützung von Kindern in ihrer Entwicklung. Im Mittelpunkt stehen die Bewegungsaspekte der menschlichen Entwicklung: Wie lernt ein Kind, das Gewicht seiner Körperteile in der Schwerkraft zu bewegen, sich vom Rücken auf den Bauch zu drehen, wie lernt es sitzen, wie lernt es, sich in und aus verschiedenen Positionen fortzubewegen?

Kinaesthetics geht davon aus, dass Kinder ihre Bewegungsfähigkeiten, ihre Bewegungsmuster und ihr Körperbild nicht allein lernen, sondern dass die Art und Weise,wie sie von ihren Eltern oder professionellen Betreuern z.B. gewickelt, gefüttert, getragen werden, einen wesentlichen Einfluss auf dieses Lernen hat. Zudem sei die Qualität der Berührung und Bewegung in den ersten Lebensjahren eine wichtige Grundlage für die Entwicklung der kommunikativen Fähigkeiten eines Kindes. Erwachsene könnten durch Reflexion auch einfache Lösungsmöglichkeiten für alltägliche Situationen finden. So müsse beispielsweise ein Säugling nicht auf einem Wickeltisch liegen, wenn dies sowohl mit einem Unfallrisiko für das Kind als auch mit Verspannungen und Rückenschmerzen der Mutter einhergehe. Die Umgebung ließe sich auf einfache Weise dadurch anpassen, dass das Kind auf dem Boden gewickelt werde.[36]

In Kinaesthetics Infant Handling lernt man, sich mit Kindern so zu bewegen, dass die besonderen Eigenschaften der kindlichen Anatomie berücksichtigt werden. Durch die Sensibilisierung für die Interaktion durch Berührung und Bewegung lernen Eltern und Betreuer, die Kinder so zu unterstützen, dass diese mit ihrer Reaktion am Geschehen beteiligt sind und sie die Aktivitäten mit ihrer Bewegungswahrnehmung nachvollziehen können. So erlangen Kinder die Fähigkeit, ihre eigene Bewegung gesundheitsfördernd zu gestalten. [37]

Die Integration der Kinaesthetics-Frühförderung in das bestehende Bildungssystem der Kindergärten und Volksschulen erfolgt über ein Ausbildungsprogramm für Pädagogen.

Alltagsbewegung in jedem Alter

Bewegungslernen ist ein Leben lang möglich. Mit Programmen wie Kinaesthetics 50+ oder Alltagsbewegung in jedem Alter (AbiA) wird dem Konzept des lebenslangen Lernens (life-span development) Rechnung getragen - betagte oder physisch beeinträchtigte Personen erhalten Hilfe zur Selbsthilfe, um trotz Abnutzungserscheinungen oder chronischer Erkrankungen ihre Alltagsbewegungen ihren Bedürfnissen und Möglichkeiten entsprechend zu gestalten.[38]

Kreatives Lernen

Dieses Programm richtet sich an alle Menschen, die Lust haben, ihre Bewegung und ihre Bewegungsmuster kennenzulernen und ihre eigenen Bewegungsmöglichkeiten zu entdecken und zu erweitern. Das Ziel des Programmes ist eine bewusstere und kreativere Lebensgestaltung, frei nach dem Motto „Jedes Tun ist Erkennen, und jedes Erkennen ist Tun.“ [39]

Literatur

Asmussen, M.: Praxisbuch Kinaesthetics. Erfahrungen zur individuellen Bewegungsunterstützung auf Basis der Kinästhetik. 2. Auflage. Elsevier, München 2010, ISBN 978-3-437-27570-8.
Bauder-Mißbach, H.; Eisenschink A. M.; Kirchner, E.: Kinästhetische Mobilisation. Wie Pflegekräfte die Genesung unterstützen können - eine Studie am Universitätsklinikum Ulm. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 3-87706-736-0.
Brandt, I. (Hrsg.): Pflegetechniken heute. Pflegehandeln Schritt für Schritt verstehen, S. 232-247. 2., vollst. überarb. Auflage. Urban & Fischer, München 2008, ISBN 978-3-437-27091-8.
Citron, I.: Kinästhetik - Kommunikatives Bewegungslernen. Thieme, Stuttgart 2004, ISBN 3-13-111862-8.
Hatch, F.; Maietta, L.; Schmidt, S.: Kinästhetik. Interaktion durch Berührung und Bewegung in der Pflege. 4., überarb. Auflage. DBfK Verlag, Eschborn 1992, ISBN 978-3927944022.
Hatch, F.; Maietta, L.: Kinästhetik. Gesundheitsentwicklung und menschliche Funktionen. 2. Auflage. Urban & Fischer bei Elsevier, München 2003, ISBN 3-437-26840-6.
Hatch, F.; Maietta, L.: Kinaesthetics. Infant Handling. 2., durchges. Auflage. Huber, Bern 2011, ISBN 978-3-456-84987-4.
Heuwinkel-Otter, A. (Hrsg.): Menschen pflegen, S.177–199. Bd. 1. Pflegeprinzipien, Fachabteilungen, Beruf und Karriere, Springer Verlag, Heidelberg, Berlin 2006, ISBN 978-3-540-23507-1.
Menche, N.; Schäffler, A. (Hrsg.): Pflege heute, S. 463–474. 5., vollst. überarb. Auflage. Elsevier, Urban und Fischer Verlag, München 2011, ISBN 978-3-437-26773-4.
Schewior-Popp, S. (Hrsg.): Thiemes Pflege : das Lehrbuch für Pflegende in Ausbildung, S. 257–266. 11., vollst. überarb. und erw. Auflage. Thieme Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-13-147551-0.

Filme

  • Asmussen-Clausen, M. / Knobel, S. (2006): Fortbewegen statt heben - Kinästhetik in der Pflegepraxis (DVD)
  • Asmussen-Clausen, M. / Buschmann, U. (2004): Kinästhetik Infant Handling - Bewegungsunterstützung in den ersten Lebensjahren (DVD)
  • Bauder-Mißbach, H. (2008): "Grundlagen der Bewegungsförderung " (DVD)
  • Marty-Teuber, M. (2000): Ermöglichen statt Behindern - Kinaesthetics ein Lern- und Interaktionsmodell (DVD)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Duden (2005): Das Fremdwörterbuch. Leipzig-Mannheim (S. 928) ISBN 3411040580
  2. Bastian, Henry Charlton (1880): The brain as an organ of mind. London: Keagan Paul p. 543 (Zugriff: 11. November 2011)
  3. Hatch, F.; Maietta, L. (2003) Kinästhetik. Gesundheitsentwicklung und menschliche Aktivitäten. München: Urban & Fischer, 2. Auflage S. 5 ISBN 3-437-26840-6
  4. „Eine kaum aufzulösende Schwierigkeit ist, dass viele Begriffe eine gewisse Programmatik enthalten, wie sie von der Wortbedeutung allein her nicht ableitbar ist, z. B. bei »Kinesiologie«. Nuancen in Begriffsunterscheidungen spiegeln sich oft in Schreibweisen, wie z. B. »Edu-Kinestetik« als Therapie eines bestimmten Instituts im Unterschied zum allgemeinen Begriff »Kinästhetik«. Dies wiederum markiert Abgrenzungslinien zwischen bestimmten Therapierichtungen und deren theoretischem Bezugssystem.“ in: Vorlage:Literatur Online: Vorlage:Google Buch
  5. Ostermann, Theresia (2010): MH Kinaesthetics ® und Salutogenese ein Beitrag zur ganzheitlichen Gesundheitsförderung. Medizinische Universität Graz, Universitätslehrgang Public Health, Master’s-Arbeit (Zugriff: 11. November 2011)
  6. Cortés, A. A. (1866): ¿Pueden la sensibilidad y movilidad servir por sí solas de caracteres distintivos entre el reino animal y el vejetal? Madrid, Universidad Central, Facultad de medicina, Diss. (S. 13) (Zugriff: 24. November 2011)
  7. Locke. J.: An Essay Concerning Humane Understanding. 1690
  8. Information zum Unterschied zw. trivialen Systemen und nicht-trivialen Systemen und darüber, wie Systeme interagieren
  9. von Foerster, H.; Pörksen, B.: Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners. Gespräche für Skeptiker. – 4. Aufl. Heidelberg: Carl Auer-Systeme Verlag, 2001 S. 108 ISBN 9783896700964
  10. Walber, M.: Selbststeuerung im Lernprozess und Erkenntniskonstruktion: eine empirische Studie in der Weiterbildung. Münster: Waxmann Verlag, 2007 S. 11 ISBN 978-3-8309-1888-2
  11. "Die Kinästhetik in den Pflegeprogrammen ist nicht immer als Beitrag zur Förderung der Gesundheitsentwicklung von Patienten wie auch vom Gesundheitspersonal verstanden und berücksichtigt worden. Als die Kinästhetik-Kurse Mitte der 80er Jahre erstmals für die berufsbegleitende Fortbildung der Pflegenden in der Schweiz und in Deutschland angepasst wurden, schien das Hauptinteresse lediglich der erhofften Wirkung zu gelten, welche dieser Kurse für die Reduzierung von arbeitsbedingten Rückenverletzungen bei Pflegenden beitragen würden. [...] Diese nur auf die Aspekte der Vorbeugung gegen Verletzungen konzentrierte Aufmerksamkeit in den Pflegekursen für Kinästhetik war für uns eine Überraschung. Wir hatten zwar von Anfang an beabsichtigt, auch solche praktischen Fähigkeiten zu unterrichten, die aus unserer Sicht Verletzungen bei Pflegenden verhindern können. Doch eigentlich bestand unsere primäre Absicht darin, ein Programm vorzustellen, das einen Beitrag zu den Fähigkeiten der Patienten zur Gesundheitsentwicklung leistet. Es hat schon etwas länger gedauert, bis die Kinästhetik-Programme als effektive Möglichkeit anerkannt wurden, Patienten bei der Entwicklung ihrer Gesundheit eine Hilfestellung zu bieten." Hatch, F.; Maietta, L.: Kinästhetik. Gesundheitseintwicklung und menschliche Aktivitäten. 2. Aufl., München: Urban & Fi scher 2003 S. XV ISBN 3-437-26840-6
  12. von Foerster, H.: Sicht und Einsicht. Versuche zu einer operativen Erkenntnistheorie. Heidelberg: Carl Auer-Systeme Verlag, 1999 S. 47 ISBN 3-89670-094-4
  13. Delabarre, E. B. (1891): Über Bewegungsempfindungen. Freiburg i. B., Albert-Ludwigs-Universität, Philosophische Fakultät, Diss. (Zugriff: 24. November 2011)
  14. Delabarre, E. B. (1891): Über Bewegungsempfindungen. Freiburg i. B., Albert-Ludwigs-Universität, Philosophische Fakultät, Diss. (S. 1)
  15. vgl. Encyclopedia Brunonia (Zugriff: 28. November 2011)
  16. „Smith’s Behavioral Cybernetics Laboratory operating at the University of Wisconsin throughout the 1960s and the first half of the 1970s produced the largest body of data, to date,on self-regulatory control processes in biobehavioral systems.“ Delprato, D. J.: External Control to Self-Control. In: Hershberger, W. A. (1989): Volational Action. Conation and Control. North Holland: Amsterdam, S. 454 ISBN 0-444-88318-5
  17. Hatch, F. W.: A behavioral cybernetic interpretation of dance and dance culture. Madison, University of Wisconsin, 1973 Diss. (Zugriff: 28. November 2011)
  18. 1986 dissertierte Maietta mit einer Studie über Eltern-Kind-Interaktionen Maietta, L.: The effects of handling training on parent-infant interaction and infant development. Santa Barbara, The fielding institute, 1986 Diss. (Zugriff: 28. November 2011)
  19. 19,0 19,1 30 Jahre Kinaesthetics - 3 Phasen einer 'bewegten' Geschichte. (Zugriff: 05. November 2011)
  20. Hatch, F.; Maietta, L. (2003) Kinästhetik. Gesundheitsentwicklung und menschliche Aktivitäten. München: Urban & Fischer, 2. Auflage S. 197 ISBN 3-437-26840-6
  21. http://kinaesthetics.com (Zugriff: 13. November 2011)
  22. Berner Fachhochschule - Kompetenzzentrum Gerontologie (Zugriff: 2. Dezember 2011)
  23. Lothar Ullrich, Dietmar Stolecki, Matthias Grünewald (Hrsg.): Intensivpflege und Anästhesie, S. 205. Thieme Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 978-3131309112.
  24. | http://www.physioschule.a.bfz.de/physio_augsburg/aktuelles/kinaesthetik.rsys
  25. Auswahl von Organisationen/Trägern, die Kinaesthetics implementieren und weiterentwickeln Zugriff: 22. November 2011
    Beispiele für Implementierung:
  26. Siehe Literaturverzeichnis: Heuwinkel-Otter, A. 2006, Menche, N.; Schäffler, A. 2011, Schewior-Popp, S., 2009
  27. Susanne Schewior-Popp (Hrsg.): Thiemes Pflege : das Lehrbuch für Pflegende in Ausbildung, S. 261, 263. 11., vollst. überarb. und erw. Auflage. Thieme Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-13-147551-0.
  28. Annette Heuwinkel-Otter (Hrsg.): Menschen pflegen, S. 188 f. Bd. 1. Pflegeprinzipien, Fachabteilungen, Beruf und Karriere, Springer Verlag, Heidelberg, Berlin 2006, ISBN 978-3-540-235-07-1.
  29. Nicole Menche, Arne Schäffler (Hrsg.): Pflege heute, S. 469. 5., vollst. überarb. Auflage. Elsevier, Urban und Fischer Verlag, München 2011, ISBN 978-3-437-26773-4.
  30. Nicole Menche, Arne Schäffler (Hrsg.): Pflege heute, S. 467. 5., vollst. überarb. Auflage. Elsevier, Urban und Fischer Verlag, München 2011, ISBN 978-3-437-26773-4.
  31. Haasenritter, J. et al (2009): Auswirkungen eines präoperativen Bewegungsschulungsprogramms nach dem für kinästhetische Mobilisation aufgebauten Viv-Arte-Lernmodell auf Mobilität, Schmerzen und postoperative Verweildauer bei Patienten mit elektiver medianer Laparotomie – Eine prospektive, randomisierte und kontrollierte Pilotstudie. (Zugriff: 12. November 2011)
  32. Steinwidder, G. (2008): Die Bewegungsunterstützung nach Kinästhetik für erwachsene PatientInnen mit Bewegungseinschränkungen durch Pflegepersonen. (Zugriff: 19. November 2011)
  33. Annette Heuwinkel-Otter (Hrsg.): Menschen pflegen, S. 178 f.. Bd. 1. Pflegeprinzipien, Fachabteilungen, Beruf und Karriere, Springer Verlag, Heidelberg, Berlin 2006, ISBN 978-3-540-23507-1.
  34. Susanne Schewior-Popp (Hrsg.): Thiemes Pflege : das Lehrbuch für Pflegende in Ausbildung, S. 257. 11., vollst. überarb. und erw. Auflage. Thieme Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-13-147551-0.
  35. Hatch, F.; Maietta, L. (1991): The role of kinesthesia in pre- and perinatal bonding. Journal of Prenatal & Perinatal Psychology & Health, 5(3), 253-270.
  36. Annette Heuwinkel-Otter (Hrsg.): Menschen pflegen, S. 191, 194. Bd. 1. Pflegeprinzipien, Fachabteilungen, Beruf und Karriere, Springer Verlag, Heidelberg, Berlin 2006, ISBN 978-3-540-23507-1.
  37. Hatch, F.; Maietta L. (2011): Kinaesthetics Infant Handling. Huber, Bern 2., durchges. Auflage ISBN 3-437-26840-6
  38. z. B. Badische Zeitung am 17. Dezember 2008: Sozialstation bietet Kurs an. Spaß an Bewegung bis ins hohe Alter. (Zugriff: 26. November 2011)
  39. Maturana, H. R.; Varela, F. J. (2011): Der Baum der Erkenntnis. Fischer Verlag: Frankfurt am Main 3. Auflage ISBN 978-3596178551


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