Absagebrief

Aus Familienwortschatz
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Was soll man schreiben? Die Wahrheit? „Sie haben eine aufdringliche Art, die wir unseren Patienten nicht zumuten möchten.“ Oder ganz nüchtern und sachlich: „Sie sind nach unserer Einschätzung nicht die richtige Frau für diese Position.“ Auch das kann ein Schlag in die Magengegend sein. Ein Bewerber hat Anspruch darauf, dass ein Unternehmen auf seine Gefühle Rücksicht nimmt.


Beispiel:

Ihre Bewerbung als Altenpflegerin

Sehr geehrter Frau Winter,

vielen Dank für Ihre Bewerbung. Mit großem Interesse (1) haben wir Ihren Werdegang und Ihre beruflichen Qualifikationen zur Kenntnis genommen. Bei der Vielzahl der eingegangenen Bewerbungen ist uns eine Entscheidung nicht leicht gefallen. Wir haben uns für einen andere Bewerberin entschieden. Wir bitten um Verständnis für unsere Entscheidung (2), die aus rein sachlichen Erwägungen erfolgt ist und in keinem Zusammenhang mit Ihrer persönlichen Qualifikation steht. Wir wünschen Ihnen, dass Sie bald eine Position finden, die Ihrer Neigung und Qualifikation entspricht. Die uns überlassenen Unterlagen erhalten Sie zu unserer Entlastung (3) zurück.

Mit freundlichen Grüßen


Kommentar:

(1) „Mit großem Interesse...“ ist überflüssig. Dass dem Unternehmen die Entscheidung nicht leicht gefallen sei, kann man in vielen Absagebriefen lesen. Unterstellen wir einmal, dass dies der Wahrheit entspricht. Glaubt der Schreiber des Absagebriefes wirklich, dass ein Bewerber an dieser Information interessiert ist? Übrigens steht ein solcher Satz immer in Absagebriefen, aber niemals in Zusagen.

(2) Das Unternehmen bittet die Bewerberin um Verständnis für die negative Entscheidung, die in keinem Zusammenhang mit der Qualifikation stehe. Bei der Bewerberauswahl geht es immer um die Qualifikation. Der Satz ist schlicht Unsinn.

(3) Die Firma schickt die Unterlagen zu ihrer „Entlastung“ zurück. Das ist Bürokratendeutsch.Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Bewerberin überhaupt nicht die Absicht hatte, die Firma in irgendeiner Form zu belasten, im Gegenteil. Vielleicht wollte er die Firma durch seine Mitarbeit entlasten. Einen Absagebrief zu formulieren, ist kein unlösbares Problem. Man sollte allerdings unterscheiden, ob es eine Absage ist als Ergebnis der Vorauswahl oder ob es sich um die endgültige Entscheidung handelt, die meistens erst dann erfolgt, wenn die Vorstellungsgespräche beendet sind. Peinlich wird es dann, wenn der Bewerber eine Woche nach Erscheinen der Stellenanzeige eine Absage erhält, in der steht, dass die Firma sich für einen anderen Bewerber entschieden habe.


Muster Absagebrief (Version 1):

Ihre Bewerbung als Pflegedienstleiter

Sehr geehrter Herr Sommer,

vielen Dank für Ihre Bewerbung. Um diese Stelle haben sich viele beworben, die wir nicht alle einladen können. Bei der Vorauswahl haben wir geprüft, welche Bewerber bei ihrer schriftlichen Selbstpräsentation den Eindruck vermittelt haben, dass sie unseren Anforderungen sehr nahe kommen und die Richtigen für diese Stelle sein könnten. Leider gehören Sie nicht dazu.

Wir wünschen Ihnen, dass Sie bei Ihrer nächsten Bewerbung mehr Glück und Erfolg haben und schicken Ihnen Ihre Unterlagen zurück.

Mit freundlichen Grüßen


Version 2:

Ihre Bewerbung als Pflegedienstleiter

Sehr geehrter Herr Herbst,

wir hatten vorige Woche Gelegenheit, Sie persönlich kennen zu lernen. Sie haben uns bei diesem Gespräch davon überzeugt, dass Sie für die Stelle qualifiziert sind und die notwenige Berufserfahrung besitzen.

Wir hatten mehrere geeignete Bewerber für diese Position, aber leider nur eine einzige Stelle zu vergeben. Wir haben uns für einen Mitbewerber entschieden.

Wie bei all diesen Entscheidungen gehen wir das Risiko ein, die falsche Wahl getroffen zu haben. Damit müssen wir leben.

Wir danken und wünschen Ihnen für Ihren weiteren Berufsweg viel Erfolg.

Mit freundlichen Grüßen

Weblinks