191
Bearbeitungen
Admin (Diskussion | Beiträge) (Erläuterung) |
(umfangreiche Beschreibung) |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
Das '''360-Grad-Feedback''' (häufig auch Multirater- oder Rundum-[[Feedback]] genannt) ist ein Verfahren der [[Personalentwicklung]], bei dem die Leistungs- und Verhaltensbeurteilung einer Person aus mehreren Perspektiven erfolgt – typischerweise durch Vorgesetzte, Kolleginnen, Mitarbeitende, Kundinnen sowie durch eine [[Selbstreflexion|Selbsteinschätzung]] der beurteilten Person. Ziel ist es, ein umfassendes Bild von Kompetenzen, Wirkung und Entwicklungsfeldern zu erhalten, das weit über ein klassisches Top-down-Feedback hinausgeht. | |||
== Kernelemente und Ziele == | |||
Ganzheitliche Perspektive: Kombination von Selbst- und Fremdbild. | |||
Stärken stärken: Identifikation ausgeprägter Kompetenzen als Grundlage für gezielte Förderung. | |||
Entwicklungsfelder erkennen: Aufdecken von Lern- und Verbesserungsbedarfen. | |||
Dialog fördern: Etablierung einer offenen [[Feedbackkultur]] und Förderung kontinuierlicher Weiterbildung. | |||
Strategische Personalentwicklung: Ableitung individueller Entwicklungspläne, Coaching-Bedarfe und Trainingsmaßnahmen. | |||
== Typischer Ablauf == | |||
'''Vorbereitung''' | |||
Kompetenzmodell definieren (z. B. Fach-, Sozial-, Methoden- und Führungskompetenzen). | |||
Befragungsinstrument (Fragebogen) erstellen oder auswählen. | |||
'''Teilnehmer*innen wählen''' | |||
Feedbackgruppe (8–12 Personen) nominieren: Vorgesetzte, Peers, Mitarbeitende, Kund*innen. | |||
'''Datenerhebung''' | |||
Online-Fragebogen mit Likert-Skalen und offenen Fragen. | |||
Anonyme Antwortabgabe, um ehrliche Rückmeldungen zu fördern. | |||
'''Auswertung''' | |||
Aggregierte Ergebnisse nach Gruppen sowie Selbst-/Fremdbild-Vergleich. | |||
Darstellung in Radar- oder Balkendiagrammen. | |||
'''Feedbackgespräch''' | |||
Moderiertes Review, Interpretation der Ergebnisse. | |||
Vereinbarung konkreter Entwicklungsziele (SMART). | |||
'''Follow-up''' | |||
Umsetzung von Maßnahmen, Coaching, Training. | |||
Re-Evaluation nach 9–12 Monaten. | |||
== Einsatzfelder == | |||
Führungskräfteentwicklung | |||
Talent- und Nachfolgeprogramme | |||
Teamentwicklung | |||
Change- und Transformationsprozesse | |||
Ärztliche und pflegerische Weiterbildung in Kliniken | |||
Kunden- und Patient*innenorientierung | |||
== Vorteile == | |||
Höhere Objektivität durch multiperspektivische Beurteilung | |||
Höhere Akzeptanz, da mehrere Stakeholder beteiligt sind | |||
Verbesserte Selbstwahrnehmung und Motivation | |||
Konkrete, messbare Entwicklungsimpulse | |||
Förderung einer offenen Kommunikationskultur | |||
== Risiken und Herausforderungen == | |||
Hoher organisatorischer und zeitlicher Aufwand | |||
Anonymität kann missbraucht werden (unsachliche Kommentare) | |||
Datenflut überfordert Feedbacknehmende ohne qualifizierte Begleitung | |||
Gefahr, Leistungsbeurteilung und Entwicklung zu vermischen | |||
Mangelnde Führungskräfte-Unterstützung führt zu Akzeptanzproblemen | |||
== Erfolgsfaktoren == | |||
Klare Zieldefinition und Kommunikation des Nutzens | |||
Wissenschaftlich fundierter, auf Unternehmenswerte abgestimmter Fragebogen | |||
Anonymität wahren, aber Ergebnisse transparent darstellen | |||
Geschulte Moderatorinnen/Coachinnen für Feedbackgespräche | |||
Integration in bestehende [[Personalmanagement|HR-Prozesse]] (z. B. Zielvereinbarungen) | |||
Regelmäßige Wiederholung zur Erfolgskontrolle und Fortschrittsmessung | |||
== Besonderheiten im Gesundheitswesen == | |||
Einbezug von Patient*innenrückmeldungen zur Beurteilung von [[Empathie]], Kommunikation und Servicequalität. | |||
Berücksichtigung des hierarchischen Klinikaufbaus: Chefärztinnen, Oberärztinnen, Pflegeleitungen. | |||
Anpassung des Kompetenzmodells an interprofessionelle Zusammenarbeit und Patient*innensicherheit. | |||
Pilotprojekte zeigen positive Effekte auf Teamklima, Fehlerkultur und Behandlungsqualität. | |||
== Beispiel für Frageblöcke == | |||
; Kommunikation & Information | |||
: Aktives Zuhören, verständliche Informationsweitergabe, Feedbackannahme | |||
; Motivation & Engagement | |||
: Team-Motivation, Förderung eigenverantwortlichen Handelns | |||
; Teamentwicklung | |||
: Konfliktmanagement, Einbezug von Mitarbeitenden in Entscheidungen | |||
; Planung & Organisation | |||
: Zielklarheit, Prioritätensetzung, Ressourcenallokation | |||
; Führungspersönlichkeit | |||
: Vorbildfunktion, Werteorientierung, Veränderungsbereitschaft | |||
== Best Practices für die Umsetzung == | |||
Pilotgruppe wählen und Erfahrungen sammeln. | |||
Feedbackgeber*innen schulen: konstruktiv, beobachtbares Verhalten bewerten. | |||
Ergebnisberichte visuell aufbereiten (Ampellogik, Stärken-Radar). | |||
Entwicklungspläne dokumentieren und Fortschritte nachhalten. | |||
Verknüpfung mit Coaching-Angeboten und E-Learning. | |||
== Siehe auch == | |||
[[Mitarbeitergespräch]] | |||
[[Personalentwicklung]] | |||
[[Führungskompetenz]] | |||
[[Change Management]] | |||
== Quellen und Verweise == | |||
https://de.wikipedia.org/wiki/360%C2%B0-Feedback | |||
https://www.qualtrics.com/de/erlebnismanagement/mitarbeiter/360-grad-feedback/ | |||
https://easy-feedback.de/360-grad-feedback/360-grad-feedback-vorteile-nachteile/ | |||
https://www.ausmed.com/organisations/toolbox/guides/360-feedback-learning-and-development | |||
https://decisionwise.com/resources/articles/benefits-of-360-degree-feedback/ | |||
https://www.360-grad-feedback.net/360-Grad-Feedback-Vorteile.html | |||
https://www.kienbaum.com/glossar/360-grad-feedback/ | |||
https://www.geva-institut.de/leistungen/diagnostik-zur-personalentwicklung/360-grad-feedback | |||
https://health-care.inworks.de/unternehmen/anwenderberichte/kantonsspital-winterthur | |||
[[Kategorie:Personalentwicklung]] | |||
[[Kategorie:Führung]] | |||
[[Kategorie:Feedback]] |
Bearbeitungen