360-Grad-Feedback: Unterschied zwischen den Versionen

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Bei dieser Form des [[Feedback]]s bewerten sich die neuen Kolleg*innen zunächst selbst.
Das '''360-Grad-Feedback''' (häufig auch Multirater- oder Rundum-[[Feedback]] genannt) ist ein Verfahren der [[Personalentwicklung]], bei dem die Leistungs- und Verhaltensbeurteilung einer Person aus mehreren Perspektiven erfolgt – typischerweise durch Vorgesetzte, Kolleginnen, Mitarbeitende, Kundinnen sowie durch eine [[Selbstreflexion|Selbsteinschätzung]] der beurteilten Person. Ziel ist es, ein umfassendes Bild von Kompetenzen, Wirkung und Entwicklungsfeldern zu erhalten, das weit über ein klassisches Top-down-Feedback hinausgeht.


Anschließend bekommen sie Feedback von allen Kolleg*innen, die etwas zur Zusammenarbeit und Leistung sagen möchten.
== Kernelemente und Ziele ==


Das Feedback kann dabei anonymisiert an die Führungskraft übermittelt werden, die das Feedbackgespräch führt.
Ganzheitliche Perspektive: Kombination von Selbst- und Fremdbild.


Eine positive und wertschätzende Grundhaltung ist entscheidend, damit Feedbackgebende und Feedbacknehmende gleichermaßen profitieren.
Stärken stärken: Identifikation ausgeprägter Kompetenzen als Grundlage für gezielte Förderung.
 
Entwicklungsfelder erkennen: Aufdecken von Lern- und Verbesserungsbedarfen.
 
Dialog fördern: Etablierung einer offenen [[Feedbackkultur]] und Förderung kontinuierlicher Weiterbildung.
 
Strategische Personalentwicklung: Ableitung individueller Entwicklungspläne, Coaching-Bedarfe und Trainingsmaßnahmen.
 
== Typischer Ablauf ==
 
'''Vorbereitung'''
Kompetenzmodell definieren (z. B. Fach-, Sozial-, Methoden- und Führungskompetenzen).
Befragungsinstrument (Fragebogen) erstellen oder auswählen.
'''Teilnehmer*innen wählen'''
Feedbackgruppe (8–12 Personen) nominieren: Vorgesetzte, Peers, Mitarbeitende, Kund*innen.
'''Datenerhebung'''
Online-Fragebogen mit Likert-Skalen und offenen Fragen.
Anonyme Antwortabgabe, um ehrliche Rückmeldungen zu fördern.
'''Auswertung'''
Aggregierte Ergebnisse nach Gruppen sowie Selbst-/Fremdbild-Vergleich.
Darstellung in Radar- oder Balkendiagrammen.
'''Feedbackgespräch'''
Moderiertes Review, Interpretation der Ergebnisse.
Vereinbarung konkreter Entwicklungsziele (SMART).
'''Follow-up'''
Umsetzung von Maßnahmen, Coaching, Training.
Re-Evaluation nach 9–12 Monaten.
== Einsatzfelder ==
 
Führungskräfteentwicklung
 
Talent- und Nachfolgeprogramme
 
Teamentwicklung
 
Change- und Transformationsprozesse
 
Ärztliche und pflegerische Weiterbildung in Kliniken
 
Kunden- und Patient*innenorientierung
 
== Vorteile ==
 
Höhere Objektivität durch multiperspektivische Beurteilung
 
Höhere Akzeptanz, da mehrere Stakeholder beteiligt sind
 
Verbesserte Selbstwahrnehmung und Motivation
 
Konkrete, messbare Entwicklungsimpulse
 
Förderung einer offenen Kommunikationskultur
 
== Risiken und Herausforderungen ==
 
Hoher organisatorischer und zeitlicher Aufwand
 
Anonymität kann missbraucht werden (unsachliche Kommentare)
 
Datenflut überfordert Feedbacknehmende ohne qualifizierte Begleitung
 
Gefahr, Leistungsbeurteilung und Entwicklung zu vermischen
 
Mangelnde Führungskräfte-Unterstützung führt zu Akzeptanzproblemen
 
== Erfolgsfaktoren ==
 
Klare Zieldefinition und Kommunikation des Nutzens
 
Wissenschaftlich fundierter, auf Unternehmenswerte abgestimmter Fragebogen
 
Anonymität wahren, aber Ergebnisse transparent darstellen
 
Geschulte Moderatorinnen/Coachinnen für Feedbackgespräche
 
Integration in bestehende [[Personalmanagement|HR-Prozesse]] (z. B. Zielvereinbarungen)
 
Regelmäßige Wiederholung zur Erfolgskontrolle und Fortschrittsmessung
 
== Besonderheiten im Gesundheitswesen ==
 
Einbezug von Patient*innenrückmeldungen zur Beurteilung von [[Empathie]], Kommunikation und Servicequalität.
 
Berücksichtigung des hierarchischen Klinikaufbaus: Chefärztinnen, Oberärztinnen, Pflegeleitungen.
 
Anpassung des Kompetenzmodells an interprofessionelle Zusammenarbeit und Patient*innensicherheit.
 
Pilotprojekte zeigen positive Effekte auf Teamklima, Fehlerkultur und Behandlungsqualität.
 
== Beispiel für Frageblöcke ==
; Kommunikation & Information
: Aktives Zuhören, verständliche Informationsweitergabe, Feedbackannahme
; Motivation & Engagement
: Team-Motivation, Förderung eigenverantwortlichen Handelns
; Teamentwicklung
: Konfliktmanagement, Einbezug von Mitarbeitenden in Entscheidungen
; Planung & Organisation
: Zielklarheit, Prioritätensetzung, Ressourcenallokation
; Führungspersönlichkeit
: Vorbildfunktion, Werteorientierung, Veränderungsbereitschaft
 
== Best Practices für die Umsetzung ==
 
Pilotgruppe wählen und Erfahrungen sammeln.
 
Feedbackgeber*innen schulen: konstruktiv, beobachtbares Verhalten bewerten.
 
Ergebnisberichte visuell aufbereiten (Ampellogik, Stärken-Radar).
 
Entwicklungspläne dokumentieren und Fortschritte nachhalten.
 
Verknüpfung mit Coaching-Angeboten und E-Learning.
 
== Siehe auch ==
 
[[Mitarbeitergespräch]]
 
[[Personalentwicklung]]
 
[[Führungskompetenz]]
 
[[Change Management]]
 
== Quellen und Verweise ==
 
https://de.wikipedia.org/wiki/360%C2%B0-Feedback
 
https://www.qualtrics.com/de/erlebnismanagement/mitarbeiter/360-grad-feedback/
 
https://easy-feedback.de/360-grad-feedback/360-grad-feedback-vorteile-nachteile/
 
https://www.ausmed.com/organisations/toolbox/guides/360-feedback-learning-and-development
 
https://decisionwise.com/resources/articles/benefits-of-360-degree-feedback/
 
https://www.360-grad-feedback.net/360-Grad-Feedback-Vorteile.html
 
https://www.kienbaum.com/glossar/360-grad-feedback/
 
https://www.geva-institut.de/leistungen/diagnostik-zur-personalentwicklung/360-grad-feedback
 
https://health-care.inworks.de/unternehmen/anwenderberichte/kantonsspital-winterthur
 
[[Kategorie:Personalentwicklung]]
[[Kategorie:Führung]]
[[Kategorie:Feedback]]