Konfliktbearbeitung in fünf Klärungsstufen

Der Konflikt an sich - Worum geht´s?

Beide Konfliktparteien müssen eine grundsätzliche Bereitschaft entwickeln, den Konflikt konstruktiv auszutragen und eine gemeinsame Lösung zu finden. Mit den nachfolgenden Fragen können die Parteien

  • verstehen, worum es ihren KontrahentInnen geht,
  • die Sichtweise der anderen nachvollziehen
  • sich auf Schwerpunkte im Konflikt einigen und
  • darauf eine gemeinsame Vorgehensweise aufbauen.
  1. Inhalt des Konflikts
    • Um was geht es Ihrer Meinung nach? Was wollen Sie erreichen? Was stört Sie?
  2. Gemeinsamkeiten und Überschneidungen
    • Auf welche Gemeinsamkeiten können Sie sich einigen?
  3. Unvereinbarkeiten
    • Welche Punkte bleiben unvereinbar oder trennend?
  4. Berührungs- und Anknüpfungspunkte
    • Welche Berührungs- und Anknüpfungspunkte für eine gemeinsame Lösung sehen Sie?
  5. Kern des Konflikts
    • Was halten Sie für den Kern des Konflikts?
  6. Weitere Aspekte
    • Welche weitere Aspekte hat der Konflikt? Wie wichtig sind diese?

Günstig hierbei: Die Ergebnisse schriftlich festhalten - vielleicht auf Karteikarten


Der Konfliktverlauf

Durch weitere Fragen können die Parteien

  • das wechselseitige Verstehen weiter vertiefen,
  • erkennen, wie beide Parteien den Konflikt von Anfang an mitgestaltet haben und somit
  • auch den Konfliktlösungsprozess aktiv gestalten können, sowie
  • gemeinsam Möglichkeiten erarbeiten, sich zukünftig gegen eskalierend wirkende Prozesse zu schützen.
  1. Historie
    • Beschreiben Sie die Geschichte des Konflikts
  2. Beginn
    • Wann hat er begonnen?
  3. Ursache, Anlass
    • Warum?
  4. Status quo
    • Wie ist der aktuelle Stand?
  5. Wendepunkte
    • Gab es einschneidende Ereignisse oder Vorfälle, die eskalierend gewirkt haben?
  6. Kritische Verhaltensweisen
    • Welche Verhaltensweisen waren in Ihren Augen entscheidend für Entstehung und Verlauf des Konflikts?
  7. Ungünstige Bedingungen
    • Welche Bedingungen haben in Ihren Augen den Konfliktverlauf gefördert?
  8. Gewünschte Verhaltensweisen
    • Welche Spielregeln sollten ab sofort im Umgang miteinander gelten?

Günstig: auch hier optisch die subjektive Sicht festhalten. KontrahentInnen sollten Gefühlen Raum verschaffen um sich emotional zu erleichtern. Wenn sie sich besser verstehen können sie Spielregeln für weiteren Umgang miteinander entwickeln.



Die Konfliktparteien

In diesem Schritt wird der Fokus auf die Parteien selbst gelegt. Beziehungsfaktoren, die den Konfliktverlauf entscheidend mitbestimmt haben werden herausgestellt.

  1. Die Parteien
    • Wer sind die Konfliktparteien?
    • Sind es Einzelne gegen Einzelne, Einzelne gegen Fraktionen, Fraktionen gegeneinander?
  2. Persönliche Position
    • Zu welcher Partei steht ModeratorIn? Wie sieht ModeratorIn die einzelnen Parteien?
  3. Schlüsselpersonen, Kerngruppen
    • Wer sind die Schlüsselpersonen oder die Kerngruppen?
  4. Beteiligte im Hintergrund
    • Welche Personen und Gruppen sind indirekt beteiligt oder haben mittelbaren Einfluss auf den Konflikt?
  5. Betroffene
    • Welche Personen und Gruppen sind von den negativen Auswirkungen des Konflikts betroffen?
  6. Beziehungen
    • Welche formellen oder informellen Beziehungen haben die Parteien zueinander?
  7. Abhängigkeiten
    • Welche Abhängigkeitsbeziehungen bestehen unter den Konfliktparteien?
  8. Rollenzuweisungen
    • Gibt es (stillschweigende) Rollenzuweisungen?
  9. Druckmittel
    • Welche Sanktionsmöglichkeiten haben und/oder nutzen die Parteien als Druckmittel?
  10. Forderungen
    • Welche Forderungen existieren aufgrund der Beziehungen und Abhängigkeitsverhältnisse?
    • Wie werden die Forderungen begründet?
    • Welche Forderungen würden Sie ebenfalls anerkennen, welche nicht?

Günstig: Bei jeder Frage sollten die KontrahentInnen Zeit für Diskussionen haben, bevor die Ergebnisse schriftlich festgehalten werden. Bei den aufgestellten Forderungen sollen KontrahentInnen Lösungsvorschläge formulieren. Diese dienen nicht als "Vertrag" sondern nur der Annäherung der Parteien. Die in der Klärungsstufe 1 festgehaltenen Ergebnisse können jetzt überprüft und ggf. korrigiert werden.


Die Grundeinstellung der Parteien zum Konflikt

  1. Grundsätzliches
    • Um welche grundsätzlichen Fragen geht es Ihnen bei diesem Konflikt? Wer hat welche langfristigen Interessen?
  1. Einschätzung
    • Wie beurteilen Sie die Gesamtsituation: Halten Sie die Konfrontation für
      • unvermeidbar und einen Konsens für unmöglich?
      • unvermeidbar, aber fruchtbar und einen Konsens für möglich?
      • vermeidbar, aber einen Konsens für unmöglich?
      • vermeidbar und einen Konsens für möglich?
  2. Bedingungen für eine Einigung
    • Unter welchen Bedingungen betrachten Sie den Konflikt als beendet?

Günstig: diese Debatten werden zielgerichtet formuliert - Angriffe und Nebenschauplätze haben keinen Raum. Die Parteien erkennen entweder, dass sie ähnliche Werte haben und können dann eine Einigung erzielen oder sie erkennen, dass deren Haltungen in der strittigen Frage unvereinbar sind und sie einen anderen Weg finden müssen. Dies befreit von dem Zwang streiten zu müssen und ermöglicht, auf eine sachliche Weise zur Einigung zu kommen.

Lösungswege - Maßnahmen und Erfolgskontrolle

Arbeitsblatt: Mögliche Hintergrundmotive der beteiligten Parteien

  1. Strategien der Parteien
    • Welche strategischen Überlegungen könnten die Parteien im Stillen haben, die ihr weiteres Verhalten im Klärungsprozess bestimmen könnten?
  2. Vorteile durch den Konflikt
    • Welche Vorteile und welchen praktischen Nutzen haben die Parteien bisher aus dem Konflikt gezogen?
  3. Deren Integration in die Lösung
    • Werden die Mitarbeiter diese Vorteile behalten wollen? Wenn ja: Wie könnten sie in eine konstruktive Lösung eingebaut werden?

Arbeitsblatt: Lösungswege: Maßnahmen und Erfolgskontrolle

  1. Individuelle Beiträge zur Konfliktlösung
    • Was sind Sie/Ihre Partei bereit zu tun, um den Konflikt zu entschärfen oder zu lösen?
  2. Lösungsvorschläge
    • Welche konkreten Maßnahmen schlagen Sie als Lösung vor?
  3. Bedingungen für eine Einigung
    • Unter welchen Bedingungen betrachten Sie den Konflikt als beendet?
  4. Erfolgskontrolle
    • Wie sollten die Maßnahmen und Vereinbarungen kontrolliert werden?
  5. Hoffnungen, Erwartungen
    • Welche Hoffnungen und Erwartungen verbinden Sie mit der weiteren Entwicklung?
  6. Konfliktbedingte Vorteile
    • Welchen Nutzen hat Ihre Partei bisher durch den Konflikt? Inwiefern brauchen Sie diese Vorteile?
  7. Deren Integration in die Lösung
    • Wollten Sie diese Vorteile behalten?
    • Wenn ja: Auf welchen anderen Wegen könnten Sie sich vorstellen, diese Vorteile ebenfalls zu erzielen?
    • Wie könnte dies in eine konstruktive Lösung eingebaut werden?
  8. Bisherige Lösungsversuche
    • Was haben Sie bis dato unternommen, um den Konflikt zu lösen?
  9. Weitere Lösungsideen
    • Was haben Sie noch nicht versucht?
    • Was wäre einen Versuch wert?
    • Welche Initiativen werden oder würden Sie starten, um den weiteren Verlauf konstruktiv zu beeinflussen?
  10. Konzessionen
    • Welche Zugeständnisse können Sie machen?
  11. Maximal- und Minimalziele
    • Bitte formulieren Sie Ihre Maximal- und Minimalziele.
  12. SupervisorIn
    • Wer sollte sich darum kümmern und kontrollieren, dass die Umsetzung der Vereinbarungen vorangeht?
  13. Erfolgskontrolle: die Kriterien
    • Nach welchen Kriterien sollte SupervisorIn dabei vorgehen?
    • Auf welche wichtigen Punkte sollte er/sie achten?
  14. Konsequenzen bei Fehlverhalten
    • Was sollte geschehen, wenn sich jemand nicht an die getroffene Vereinbarung hält?
  15. Vorschläge für einen effektiven Klärungsprozess
    • Bitte machen Sie Vorschläge, wie wir den weiteren Konfliktlösungsprozess effektiver gestalten könnten.

Günstig: Die Parteien sollten jetzt genügend Zeit und Gelegenheit haben, die erarbeiteten Lösungsmaßnahmen umzusetzen und auf diese Weise neues Vertrauen aufbauen.


siehe auch