AIDS

Aus Familienwortschatz
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HIV, Schemazeichnung

AIDS ist die Abkürzung für "aquired immunodeficiency syndrome" = Erworbenes Immunmangel-Syndrom. In Frankreich und Spanien ist die Abkürzung "SIDA" gebräuchlich (syndrome d'immunodéficit acquis; HIV steht für Human immunodeficiency virus). AIDS bezeichnet das Endstadium eines Krankheitsverlaufs, der durch eine spezifische Immunschwäche gekennzeichnet ist, für die es keine andere Erklärung gibt (die also nicht angeboren oder durch bestimmte Medikamente hervorgerufen ist). Ausgelöst wird die Krankheit durch einen Virus, den HI-Virus (human immunodeficiency Virus). Inzwischen kennt man neben dem HIV-I-Virus auch schon einen HIV-II-Virus, der noch gefährlicher zu sein scheint (längere Inkubationszeit, schwerer nachweisbar).

Geschichte

  • 1950 AIDS in kleinen Bereichen von Zentralafrika (Nachweis durch Anti-HIV-I-Antikörper in alten Serumproben)
  • 1970 - 75 Ausbreitung in ganz Afrika
  • 1975 - 80 Ausbreitung über Haiti in USA und Europa
  • 1981 erste Fälle in USA beschrieben
  • 1982 erste Fälle in der BRD (Frankfurt/M.)
  • 1982 R. Gallo (USA): Vermutung eines humanen Retrovirus
  • 1983 (Mai) L. Montagnier (Frankreich): Identifizierung des Virus bei einem Lymphadenopathie-Patienten, Benennung des Virus als LAV (Lymphadenopathie-assoziiertes Virus)
  • 1983 (Juli) R. Gallo (USA): Identifizierung des gleichen Virus, Benennung als HTLV-III
  • 1983 M. Popovic: Entwicklung des H9-Klons (Klon humaner T-Helferzellen, der permanent HIV-I produziert)
  • 1985 erster kommerzieller HIV-I-Test: Nachweis von Antikörpern gegen HIV-I-Oberflächenproteine
  • 1985 Untersuchung aller Blutkonserven auf HIV-I-Antikörper
  • 1986 Entdeckung von HIV-II (zweiter AIDS-Erreger)

Ursache

Übertragung der Viren durch Eindringen in die Blutbahn, z.B. bei Fixern, oder in die Schleimhaut mit kleinen Verletzungen beim Geschlechtsverkehr, nicht aber durch Tröpfchen- und Schmierinfektion.

Für die Vorstadien dieser Krankheit gibt es folgende Bezeichnungen: ARC (AIDS-related complex): Dieses Vorstadium, das mit hoher Wahrscheinlichkeit den Ausbruch des Endstadiums zur Folge hat, liegt vor, wenn mindestens zwei der Labor- und zwei der klinischen Befunde aus der folgenden Liste gegeben sind:

Symptome

Das HI-Virus führt zur Zerstörung von gewissen Lymphozyten, was eine stark herabgesetzte Infektionsabwehr zur Folge hat.

Diagnostik

  • Durch den Nachweis von Antikörpern im Blut gegen HI-Virus-Eiweiße.
  • Bei einer Infektion mit HI-Viren sind die Antikörper positiv, ohne dass Krankheitszeichen vorhanden sein müssen.
  • Antikörper - positive Personen sind ansteckend, auch wenn sie keine Krankheitszeichen aufweisen.
  • Da auch falsch-positive Tests vorkommen können, braucht es bei einem positiven Test immer noch zusätzliche Bestätigungstests. Ein falsch - negativer Test kann allenfalls in den ersten drei Monaten nach Virus - Kontakt auftreten.

AIDS-Test

Der sogenannte "AIDS"-Test ist ein Test, der die menschlichen Antikörper gegen HI-Viren (Human Immunodeficiency Virus) der Art Nummer I nachweist. Es werden keine Viren selbst nachgewiesen, weil dies viel zu aufwendig und teuer ist.

Es vergehen zwischen der HIV-Infektion und der Bildung nachweisbarer HIV-Antikörper 6 bis 12 Wochen. Da die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten falscher Resultate (scheinbar HIV-I- positiv, obwohl in Wirklichkeit HIV-I-negativ) hoch ist und die möglichen Konsequenzen für die Betroffenen weitreichend sind, wird bei positiven Nachweis im ersten Test ein weiterer durchgeführt.

Beide Testverfahren konnten erst entwickelt werden, nachdem es gelang, HIV-I-Viren in Zellkulturen zu vermehren.

Testverfahren

  1. ELISA (enzym linked immunosorbent assay)
  2. Western-Blot-Test (Western: Name des Forschers, blot = Löschpapier)

Risikogruppen

Verbreitung von AIDS in Afrika
  • häufig wechselnde Geschlechtspartner
  • Homosexuelle und bisexuelle Männer
  • i.v. Drogenabhängige (Fixer)
  • Kinder und Sexualpartner von Antikörper-Positiven-Blutern und Personen, die Bluttransfusionen vor 1985 erhalten haben
  • Einwanderer aus Äquatorialafrika und der Karibik.

klinische Befunde

Laborbefunde

  • verringerte Th-Zellzahl
  • verringerter Th/Ts-Zellquotient
  • erhöhte Serumglobulinwerte
  • verringerte Blastogenese
  • kutane Anergie

Beim LAS (Lymphadenopathiesyndrom) müssen wenigstens drei Monate lang drei oder mehr Lymphknoten außerhalb der Leistenbeuge deutlich geschwollen sein (mindestens l cm ø). Als ADS (AIDS dementia complex) bezeichnet man die immer häufiger gefundene Kombination hirnorganischer Beeinträchtigungen wie Konzentrationsverlust, mentale Verlangsamung, Koordinationsschwierigkeiten, Kontaktverlust und ähnliches.Allerdings reicht dies für eine AIDS-Diagnose nicht aus. Als kutane Anergie wird das Ausbleiben der erwarteten Hautreaktionen auf sog. "recall"-Antigene (etwa beim Tuberkulintest) bezeichnet.


Krankheitsverlauf

Frisch Infizierte merken nichts. Das AIDS-Virus (HIV-I-, bzw. inzwischen auch schon HIV-II-Virus) hat eine sehr niedrige Immunogenität, d.h. eine sehr geringe Tendenz, eine Bildung von Antikörpern im menschlichen Organismus auszulösen. Nach einigen Wochen treten geschwollene Lymphknoten, Fieber, Muskelschmerzen, Halsschmerzen, Kopfschmerzen, Schweißausbrüche, Gelenkbeschwerden, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Schwäche, Durchfälle, manchmal auch leichter Ausschlag auf und eine vorübergehende Thrombozytopenie (Verminderung der Blutplättchenzahl = mononukleoseartiges Bild = "akute HIV-Infektion").

Diese akute HIV-Infektion, die von den Patienten als leichte Grippe interpretiert wird, pflegt nach drei Tagen bis drei Wochen abzuklingen und in eine komplikationslose Gesundungsphase überzugehen, wobei man in der Regel drei bis acht Wochen nach Abklingen der Symptome eine Serokonversion zur positiven Reaktion gegenüber HIV-Antigenen feststellen kann (meßbar nach 7-12 Wochen).



Weiterer Verlauf der HIV-Infektion

Die symptomfreie Periode kann ohne weiteres fünf oder mehr Jahre betragen. Aktuelle Berechnungen der totalen Inkubationszeit scheinen sich um 10 Jahre herum einzupendeln. Die Rückbildung der Lymphknotenschwellung hat eine schlechte prognostische Bedeutung. Alle beobachteten Patienten haben mit der Rückbildung der Lymphknotenschwellungen auch AIDS entwickelt. Vermutlich sind die Lymphknoten zu diesem Zeitpunkt völlig atrophisch ("ausgebrannt").

Die Krankheit bricht aus mit der Erkrankung an sog. opportunistischen Infektionen. Unter opportunistischen Infektionen versteht man Infektionen mit Erregern, die normalerweise beim Menschen keine Erkrankung hervorrufen. Diese "Opportunisten" müssen warten, bis die Umstände für ihre Vermehrung günstig, d.h. opportun sind. Neben Infektionskrankheiten treten bei AIDS-Kranken im Endstadium auch Tumore auf, z.B. eine besondere Form des Hautkrebs, das Kaposi-Sarkom.

Komplikation

Bei ca. 10 % der Infizierten kommt es zur eigentlichen AIDS - Erkrankung mit wiederholten schweren Infekten durch atypische, normalerweise ungefährliche Erreger. Zentrales Nervensystem, Lungen und Magen - Darm - Kanal sind am häufigsten befallen. Auftreten von Tumoren und Lymphknotenschwellungen. Weitere 20 % der Infizierten entwickeln weniger ausgeprägte Krankheitsbilder.


Therapie

1. Hemmung der Reverse-Transkriptase und Integrasebildung

  > Verhinderung der DNA-Doppelstrankbildung (Reverse Transkriptase)
  > Hemmung des Einbaus des Virus in die Wirtszelle (Integrasebildung)
  > Medikament:Reverse-Transkriptase-Inhibitoren, z.B. Retrovir (Zidovudin), Abkürzung AZT

2. Hemmung der Proteasenbildung

  > Amminosäureketten können nicht gespalten werden = Proteaseninhibitoren
  > Medikament Invirase (Saquinavir), Abkürzung SQV


Prophylaxe

Das Kondom ist der sicherste Schutz vor AIDS
  • außerhalb langjähriger Beziehungen unbedingt Präservative benutzen (schützt auch vor anderen Infektionen)
  • Risikoreiche Kontakte meiden
  • Antikörper-Positive sollten vor einer gewünschten Schwangerschaft Beratung aufsuchen
  • Kein Austausch von Spritzen und Nadeln
  • Keine Zahnbürsten und Rasierapparate gemeinsam benützen
  • Keine Blutspenden oder Organspenden von exponierten Bevölkerungsgruppen annehmen
  • Bei der Pflege von AIDS-Patienten oder Antikörper - Positiven gleiche Vorsichtsmaßnahmen einhalten wie bei Hepatitis B-Patienten.
  • Das Virus ist auf gewöhnliche Desinfektionsmittel empfindlich.
  • Bei allen Tätigkeiten am Patienten unbedingt Schutzhandschuhe tragen!

Inzidenz

  • In Deutschland hat die Zahl der Neuinfektionen im Jahr 2007 um 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugenommen.

Siehe auch


  • insbesondere zu Literatur:

Wikipedia-Logo.png vgl. Wikipedia: "AIDS"