Adolf Kussmaul

Aus Familienwortschatz
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Der Arzt Adolf Kussmaul (* 22. Februar 1822 in Graben-Neudorf (Graben) bei Karlsruhe; † 28. Mai 1902 in Heidelberg; alle Vornamen: Carl Philipp Adolf Konrad K.; auch: Kußmaul) war Arzt und Hochschullehrer in Heidelberg, Erlangen, Freiburg im Breisgau und in Straßburg. Er studierte in Heidelberg und wurde in Würzburg promoviert. Kussmaul heiratete 1850. Zwei seiner Kinder starben bereits als Kinder; seine Frau 1898.

Kussmaul bearbeitete physiologische, psychologische und entwicklungsgeschichtliche Themen, letztere besonders auch den Gebieten der inneren Medizin und der Neurologie. Sein Schwiegersohn Vincenz Czerny wirkte später ebenfalls als Chirurgieprofessor. Ab 1888 lebte er im Ruhestand in Heidelberg. Hier wurde er Geheimrat (1891) und Ehrenbürger der Stadt.


  • Er führte 1869 die "Magenpumpe" (Magensonde) zur Behandlung von Magenkrankheiten ein, die später auch für die Diagnostik große Bedeutung erhielt.
  • Nach ihm benannt ist auch die verlangsamte, abnorm tiefe (große) geräuschvolle Atmung im "Coma diabeticum", die sogenannte Kussmaulsche Atmung.

Sein Grab befindet sich auf dem Bergfriedhof in Heidelberg.

Kussmaul-Eponyme

Nach ihm benannt sind einige medizinische Besonderheiten, die er als Forscher beschrieben hat:

  • Kussmaul-Maier-Syndrom (1866) Klassische Beschreibung der „Periarteritis nodosa“ durch Kussmaul und R. Maier.
  • Kussmaul-Puls (1873) Beobachtung des paradoxen Pulsphänomens (Pulsus paradoxus) bei Patienten mit Perikarditis. Bei peripherer Pulstastung verschwindet der Puls in kurzen Intervallen, um gleich darauf mehrere Male wiederzukehren, die scheinbare Unregelmäßigkeit ist an die Atemphasen gebunden (bei Inspiration wird der Puls kleiner, bei Exspiration größer).
  • Kussmaul-Aphasie (1877) Totale sensorische (kortikale) Aphasie (auch Kussmaul-Alexie, Alexia corticalis, der Unfähigkeit nachzusprechen).
  • Kussmaul-Atmung (1874) Kussmaul beschrieb erstmals Beobachtungen an drei komatösen Diabetikern diese „große Atmung“ (Kussmaul-Kien-Atmung, eine Azidoseatmung) mit Azetonbildung im Blut. Die Kussmaul-Atmung gilt seither klinisch als charakteristischer Atemtypus beim Coma diabeticum: pausenlose regelmäßige, sehr tiefe Atemzüge, wobei die Atemexkursion unter Zuhilfenahme der Atemhilfsmuskulatur stark vergrößert ist.
  • Das Kussmaul-Koma galt als Leitsymptom des hyperglykämischen diabetischen Komas mit Kussmaul-Atmung, starker Bewusstseinstrübung, Oberbauchschmerzen, Exsikkose, vermindertem Hautturgor, Blutzuckeranstieg und dem Azetongeruch der Atemluft.
  • Kussmaul-Lackrachen (1861) Lackartige, kupfer- bis brandrote Entzündung der Rachen- und Gaumen-Schleimhaut (Stomatitis mercurialis) bei akuter Quecksilber-Vergiftung.
  • Kussmaul-Landry-Syndrom (1859) beschrieb er gleichzeitig mit Jean Baptiste O. Landry (1826–1865) und unabhängig die aufsteigende, schlaffe symmetrische Lähmung beim Guillain-Barré-Syndroms.
  • Kussmaul-Magenschlauch (1867) Kussmaul führte die Methodik der Magenpumpe zu diagnostischen und therapeutischen Zwecken als alltägliches medizinisches Rüstzeug in die klinische Praxis ein.
  • Kussmaul-Tenner-Versuch (1857, gefährlicher Tierversuch)

Werke

  • Die Farbenerscheinungen im Grunde des menschlichen Auges. Heidelberg 1845
  • Untersuchungen über den Einfluss, welchen die Blutströmung auf die Bewegungen der Iris und andrer Theile des Kopfes ausübt. Diss. med., Verhandlungen der physikalisch-medicinischen Gesellschaft Würzburg
  • Zwei Fälle tödtlich abgelaufender Chloroformbetäubung, von welchen der eine Gegenstand gerichtlicher Untersuchung geworden ist. Deutsche Zeitschr. f. d. Staatsarzneikunde 1 (1853) 451–456
  • Die Gedichte des schwäbischen Schulmeisters Gottlieb Biedermaier und seines Freundes Horatius Treuherz (Unter dem Pseudonym Dr. Oribasius zusammen mit L. Eichrodt seit 1855 in den Fliegenden Blättern veröffentlicht)
  • Untersuchungen über Ursprung und Wesen der fallsuchtartigen Zuckungen bei der Verblutung, sowie der Fallsucht überhaupt (mit A. D. Tenner). Frankfurt am Main 1857
  • Von dem Mangel, der Verkümmerung und der Verdoppelung der Gebärmutter, von der Nachempfängnis und der Ueberwanderung des Eies. Würzburg 1859
  • Untersuchungen über das Seelenleben des neugeborenen Menschen. Programm usw. Leipzig 1859 (2. Aufl., Tübingen 1884)
  • Zwei Fälle von Paraplegie mit tödlichem Ausgang ohne anatomisch nachweisbare oder toxische Ursache. Erlangen 1859
  • Untersuchungen über den constitutionellen Mercurialismus und sein Verhältniss zur constitutionellen Syphilis. Würzburg 1861
  • Ueber eine bisher nicht beschriebene eigenthümliche Arterienerkrankung (Periarteritis nodosa), die mit Morbus Brightii und rapid fortschreitender allgemeiner Muskellähmung einhergeht (mit R. Maier). Dtsch Arch Klin Med 1 (1866) 484
  • Ueber die Behandlung der Magenerweiterung durch eine neue Methode mittelst der Magenpumpe. Rede anlässlich eines Geburtsfestes. Freiburg im Breisgau, 1869, eller: 455-500
  • Zwanzig Briefe über Menschenpocken- und Kuhpockenimpfung. Freiburg 1870
  • Zur Lehre von der Tetanie. Berlin Klin Wochenschr 9 (1872) 441–444
  • Über die fortschreitende Bulbärparalyse und ihr Verhältniss zur progressiven Muskelatrophie. Leipzig 1873
  • Über schwielige Mediastino-Perikarditis und den paradoxen Puls. Berlin Klin Wochenschr 10 (1873) 433, 445, 461
  • Zur Lehre vom Diabetes mellitus. Über eine eigentümliche Todesart bei Diabetischen, über Acetonämie, Glycerin-Behandlung des Diabetes und Einspritzungen von Diastase ins Blut bei dieser Krankheit. Dtsch Arch Klin Med 14 (1874) 1
  • Die Störungen der Sprache. Versuch einer Pathologie der Sprache. Leipzig 1877 (3. Aufl. 1885)
  • Dr. Benedict Stilling. Eine Gedächtnissrede. Straßburg 1879
  • Jugenderinnerungen eines alten Arztes. Stuttgart 1899 (9. Aufl. 1912, 14.-18. Aufl. Stuttgart 1923, 20. Aufl. München 1960)
  • Aus meiner Dozentenzeit in Heidelberg. Stuttgart 1903 (3./4. Aufl. München/Berlin 1925)

Literatur über ihn

  • Friedrich Kluge: Adolf Kußmaul. Freiburg im Breisgau 2002
  • W. Fleiner: Ein Rückblick auf die literarischen Arbeiten Adolf Kussmauls. Dtsch Arch Klin Med 73 (1902) 1

Weblinks