Alexander Mitscherlich

Aus Familienwortschatz
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Alexander Mitscherlich (* 20. September 1908 in München; † 26. Juni 1982 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Arzt, Psychoanalytiker und Schriftsteller. Er war verheiratet in erster Ehe mit der Begründerin der Psychosomatik, Melitta Mitscherlich, danach mit Margarete Mitscherlich.

Leben

Mitscherlich war der Sohn des Chemikers Harbord Mitscherlich und der Clara Mitscherlich, geborene Heigenmooser. Er studierte zunächst Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität München, brach aber das Studium aufgrund von Streitigkeiten um seine Dissertation ab, da sein Doktorvater Paul Joachimsen 1932, ein getaufter Jude, 1932 verstarb und dessen antisemitischer Nachfolger, Karl Alexander von Müller, sich weigerte, Arbeiten seines Vorgängers weiter zu betreuen.

Nachdem er 1933 erstmalig verhaftet wurde, ging er nach Berlin, wo er eine Buchhandlung eröffnete, die 1935 geschlossen wurde. Mitscherlich, der später sagen sollte "Zuviel Freizeit kann dazu führen, dass die Menschen in Zukunft dazu übergehen, das zu tun, was sie schon immer getan haben, nämlich sich gegenseitig umzubringen", emigrierte noch im selben Jahr in die Schweiz und begann Medizin zu studieren. 1939 legte er das Staatsexamen ab.

Im Auftrag der Ärztevereinigung war er Prozeßbeobachter in Nürnberger Ärzteprozess / Kriegsverbrecher-Nachfolgeprozess. Er wollte die Beteiligung deutscher Ärzte an nationalsozialistischen Verbrechen veröffentlichen. Sein Prozeßbericht wurde zunächst von den Auftraggebern nicht weiter publiziert.

Ab 1947 war er Herausgeber der Zeitschrift Psyche und gründet 1949 die Abteilung Psychosomatische Medizin an der Universität Heidelberg.

Von 1960 bis 1976 leitete Mitscherlich das von ihm gegründete Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt am Main. Von 1973 bis 1976 hatte er eine Professur an der Universität Frankfurt inne.

Mitscherlich war Mitbegründer und langjähriges Mitglied der 1961 gegründeten Bürgerrechtsorganisation Humanistische Union.

1969 erhielt Mitscherlich den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

vgl. Wikipedia

Literatur

  • Alexander Mitscherlich; Fred Mielke: Wissenschaft ohne Menschlichkeit : medizinische und eugenische Irrwege unter Diktatur, Bürokratie und Krieg, 1. Aufl., Heidelberg: Schneider 1949, Rowohlt. Der Bericht über die Nürnberger Ärzteprozesse der allierten Siegermächte. (heute als Taschenbuch verfügbar)
  • Freiheit und Unfreiheit in der Krankheit 1946
  • Alexander Mitscherlich; Fred Mielke: Medizin ohne Menschlichkeit : Dokumente des Nürnberger Ärzteprozesses, 1. Aufl., Heidelberg: Fischer 1960
  • Das Diktat der Menschenverachtung; 1960 (Über die Vorgehensweise deutscher Ärzte in den Konzentrationslagern)
  • Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft. Ideen zur Sozialpsychologie; 1963
  • Die Unwirtlichkeit unserer Städte; 1965 (Kritik an der Zerstörung gewachsener Strukturen in der Stadtentwicklung der Nachkriegszeit)
  • zus. m. Margarete Mitscherlich, Die Unfähigkeit zu trauern. Grundlagen kollektiven Verhaltens; 1967
  • Krankheit als Konflikt1966/67
  • zus. m. Margarete Mitscherlich, Die Idee des Friedens und die menschliche Aggressivität; 1969
  • zus. m. Margarete Mitscherlich, Eine deutsche Art zu lieben; 1970
  • Versuch die Welt besser zu verstehen. 5 Plädoyers in Sachen Psychoanalyse, 1970
  • Massenpsychologie ohne Ressentiment - Sozialpsychologische Betrachtungen; 1972
  • Der Kampf um die Erinnerung; 1975 (Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse seit Freud)
  • Das Ich und die Vielen. Parteinahme eines Psychoanalytikers; 1978
  • Ein Leben für die Psychoanalyse; 1980 (Autobiografie)

Weblinks


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