Alkoholkrankheit
Alkoholkrankheit oder Alkoholismus bezeichnen ein Syndrom, dass das immer wiederkehrende Verlangen nach Alkohol und damit einhergehende Verhaltensauffälligkeiten sowie körperliche, psychische und soziale Folgeschäden umfasst. Es handelt sich um ein Abhängigkeitssyndrom (Sucht). Es ist oft schwierig, die Anfangsphasen des Alkoholismus von dem noch "normalen" (kontrollierbaren) Trinken abzugrenzen. Werden aber die Trinkmengen allmählich gesteigert, liegt eine Alkoholgefährdung vor; also die Gefahr, dass es durch den dauernden Konsum zu gesundheitlichen und psychosozialen Schäden kommt.
Zugehörige Begriffe
Drogen
Drogen sind chemische oder pflanzliche Substanzen, die in die natürlichen Abläufe des Körpers eingreifen und Stimmungen, Gefühle und Wahrnehmung beeinflussen. Viele Drogen sind gesetzlich verboten oder unterliegen Bestimmungen, die ihren Gebrauch nur zu bestimmten (i. d. R. medizinischen) Zwecken ermöglichen sollen (Betäubungsmittelgesetz).
Droge Alkohol
Alkohol gehört zu den legalen Drogen. Der leichte Zugang und die Akzeptanz von Alkohol in der Gesellschaft machen den Alkoholismus zur häufigsten Suchterkrankung. Weltweit sind 20 Millionen der Sucht zum Alkohol verfallen, in der BRD sind es 1,8 Millionen. Die Dunkelziffer liegt weitaus höher.
Wirkung von Alkohol und Folgeschäden
- kurzfristige Auswirkungen von Alkoholkonsum:
- Neurotoxin, beeinträchtigt sensible und motorische Nerven => verringerte Reaktionsfähigkeit, Schmerzempfinden herabgesetzt
- Gefäßerweiterung, Wärmegefühl, Risiko von Unterkühlung und Erfrierungen
- psychisch: Selbstüberschätzung, Euphorie, erhöhte Aggressionsbereitschaft
- Langfristige Auswirkungen und Folgeerkrankungen:
- hohes Suchtrisiko bei regelmäßigem Konsum (s. u.)
- Thiaminmangel => Korsakow-Syndrom, Wernicke-Enzephalopathie, kognitive Einschränkungen
- Polyneuropathie
- organisch: Leberzirrhose, Ösophagusvarizen, Diabetesrisiko
- Verhaltensauffälligkeiten und soziale Störungen
Hinweise auf eine beginnende oder bestehende Alkoholkrankheit
- Auffälligkeiten im Zusammenhang mit Fehlzeiten
- Häufung von Fehltagen
- Entschuldigung durch den Partner
- Leistungsminderung
- Ab 11.00 Uhr läßt die Arbeitsleistung stark nach
- Flüchtigkeitsfehler
- Verhaltensveränderungen
- starke Stimmungsschwankungen
- Gesellig / gesprächig
- Äußeres Erscheinungsbild / Auftreten
- Tremor in den Händen
- Artikulationsschwierigkeiten
- Trinkverhalten
- heimliches Trinken
- Alkoholkonsum zu unpassenden Gelegenheiten
Alkoholiker-Typologie nach Jellinek
Alpha-Alkoholismus
konfliktbezogenes Trinken
- Auslöser: Stress, Angst, Verstimmungen
- Größere Selbstsicherheit ohne körperliche Abhängigkeit
- Konfliktarme Zeiten können ohne Alkohol gemeistert werden
- Folgeschäden begrenzen sich auf den familiären, sozialen Bereich
- Verlauf mündet im Gamma-Alkoholismus
Beta-Alkoholismus
Gelegenheitstrinker
- Trinken weil es üblich/gesellschaftlich erwünscht ist
- Überhöhter und regelmäßiger Alkoholgenuss, der zu organischen Schäden führt
- Schäden im sozialem und familiären Bereich
- Kann zu Kontrollverlusten führen
- Kann in Delta-Alkoholismus übergehen, aus dem Gelegenheitstrinker wird ein Gewohnheitstrinker
Delta-Alkoholismus
Gewohnheitstrinker (Spiegeltrinker)
- Über den Tag verteilte regelmäßige Alkoholaufnahme
- Zustand der Daueralkoholisierung, der Alkoholspiegel wird konstant gehalten
- Bei Absinken des angetrunkenen Spiegels kommt es zu Entzugserscheinungen
- Person bleibt rauscharm, trotz der Unfähigkeit zur Abstinenz
- Keine Kontrollverluste
- Körperliche Abhängigkeit steht deutlich im Vordergrund
Epsilon-Alkoholismus
Episodischer Trinker (Quartalssäufer)
- Kontrollverlust über das Trinkverhalten
- Unwiederstehliches Verlangen nach Alkohol, das mit Unruhe und Verstimmung beginnen und mit oft tagelangen Rauschzuständen endet
- klingt genauso schnell wieder ab, wie es aufgetreten ist
- Typischer phasenweiser Verlauf, der wahrscheinliche Auslöser für die Trinkerei sind depressive Verstimmungen
- Zwischen den Trinkphasen herrscht ein unauffälliges Trinkverhalten
- Psychische Abhängigkeit ist auf die Trinkphasen begrenzt
Gamma-Alkoholismus
Süchtiger Trinker
- Nur zu kurzfristiger Abstinenz fähig
- Häufiges Rauschtrinken verursacht erhebliche familiäre, berufliche, psychische und physische Probleme
- Starke psychische Abhängigkeit, verbunden mit Kontrollverlust, später körperliche Abhängigkeit
Die Phasen vom Gammaalkoholismus lassen sich in 4 verschiedene Phasen einteilen:
Voralkoholische Phase
- Gelegentliches Erleichterungstrinken
- Häufiges Erleichterungstrinken
Einleitungsphase
- Heimliches Trinken
- Thema Alkohol wird vermieden
- Gieriges Trinken
- Sammeln von Alkoholvorräten
- Denken ist vom Alkohol bestimmt
- Schuldgefühle
- Erinnerungslücken
Kritische Phase
- Kontrollverlust
- Übergroße Selbstsicherheit
- Stimmungsschwankungen
- Intressensverluste
- Morgendliches Trinken
- Zeitweilige Enthaltsamkeit
- Einbußen zwischenmenschlicher Beziehungen
- Erste alkoholbedingte Symptome wie in der nächsten Phase beschrieben
Chronische Phase
- Jede alkoholische Flüssigkeit wird getrunken
- Tagelange Räusche
- Nahrungsverweigerung
- Verlust des Selbstwertgefühls
- Geistesstörungen
- Alkoholpsychosen z.B Eifersucht
- Angszustände
- Suizidabsichten
- Tremor
- Zusammenbruch wird zugegeben
Mehrstufige Behandlungskette für Alkoholiker
Kontaktphase
- Alkoholiker muß einsehen, dass er krank ist
- Suchtberatungsstelle muß aufgesucht werden
- Gesundheitsamt
- Sozialdienst im Krankenhaus....
Entgiftungsphase
- Dauer 2- 4 Wochen, in der Regel nur 12 - 14 Tage
- Alkohol wird entzogen
- Stationär, evtl. Ambulant
- Entzug auf der Inneren oder Intensivstation ist ebenfalls möglich
Staionäre Entgiftung wird empfohlen, da Halluzinationen, Entzugsdelire und Krampfanfälle zum Tod führen können!
- Patient wird an das Hilfesystem (ganz wichtig: Selbsthilfegruppen!) herangeführt und erhält Beratung bezüglich weiterer Therapie.
Pflegerische Aufgaben:
Überwachung des Patienten mithilfe des SCORE-Bogens. Hierbei wird durch Punktvergabe die Entzügigkeit des Patienten ermittelt:
- vegetative Entzugssymptome: RR und Puls, Unruhe, starkes Schwitzen, Tremor, Angst
-> Bedarfsmedikation ab einem bestimmen Punktwert: meistens Distraneurin oder Diazepam
- auf delirantes Verhalten achten (Entzugsdelir), Überprüfung der Orientierung
- hat Patient Halluzinationen?
-> Bedarfsmedikation: Hadol
- CAVE: Krampfanfälle im Entzug: Sind Krampfanfälle in der Vorgeschichte bekannt, bekommt Patient während der Entgiftung Carbamazepin.
Entwöhnungsphase
Wird eingeteilt in :
- Kurzfristig: Dauer ca. 4 Wochen
- Mittelfristig: Dauer ca. 5-8 Wochen
- Langfristig: Dauer ca. 16 Wochen
Kurzfristig
Stationäre Motivation, nach der abgeschlossenen Diagnostik soll der Alkoholkranke motiviert werden einen Entzug zu machen. Pat. werden entgiftet als Vorbereitung zur Entwöhnung.
Mittelfristig
- Behandlungsrahmen mit Einzel- und Gruppenpsychotherapie, Arbeits- und Beschäftigungstherapie.
- Kontakt mit anderen Betroffenen
- Erstellung des Therapieplanes
Langfristig
Wird stationär durchgeführt
ARS - Ambulante Rehabilitation Sucht
Ambulante Entwöhnung
- 80 Therapiestunden bei zweiter Entwöhnung
- Gruppenpsychotherapie 1x wöchentlich
- Einzel-, Paar- und Gruppenpsychotherapie
Ziele
- Abstinenz vom Alkohol
- Hintergründe der Abhängigkeit aufarbeiten
- Soziale Wiedereingliederung
- Herstellung der Erwerbstätigkeit
- Körperliches Wohlbefinden
usw.
Persönliche Voraussetzungen
- Aktive Mitarbeit
- Patient muß den Entzug selber wollen
- Unterstützung im sozialem Umfeld muss vorhanden sein
Ausschlusskriterien
- Drogenabhängigkeit
- HOPS Hirnorganisches Psychosyndrom
Teilstationäre Entwöhnung
Dauer bis zu 3 Monaten
Ziele
- Erhaltung des sozialen Umfeldes
- Verbesserung der körperlichen Gesundheit
- Wiederherstellung der Erwerbstätigkeit
Voraussetzung
- Abstinenz von Alkohol und anderen Suchtmitteln
Kontraindikationen
- Drogenabhängigkeit
- Akut psychotische und suizidgefärdete Pat.
- HOPS
Behandlungsinhalte
- Einzel- und Gruppenpsychotherapie
- Beschäftigungstherapie
- Seminare für Angehörige
- Projektarbeiten
- Sporttherapie
- Entspannungstraining
- Selbstsicherheitstraining
Stationäre Entwöhnung
Dauer s. Entwöhnungsphase
Ziele
- Abhängigkeitsprozeß wird unterbrochen
- Änderung des sozialen Umfeldes
- Lernen ohne Alkohol zu leben
Voraussetzung / Kontraindikation s. oben
Behandlungsinhalte
- s. oben +
- Ausgangs- und Besuchsverbot
- Verbot des Einkaufes oder Besitzes von Alkohol, Kaffee und Tee, dieser wird nur zu den Mahlzeiten ausgeschenkt
- Rauchen nur im Raucherzimmer
- Rauchen und Fernsehen werden nicht kombiniert
- Keine Einnahme von Medikamenten, welche nicht ärztlich verordnet sind
Behandlungsrahmen
- Auseinandersetzung mit der Sucht, Bedingungen und Folgen
- Lösungsmöglichkeiten um dem Alkohol zu entkommen
Selbsthilfeorganisationen
- Anonyme Alkoholiker
- Kreuzbund e.V
- Blaues Kreuz
- Guttempler Orden
- ((AWO Selbsthilfegruppen "Sucht"))
Literatur
- Broschüren-Liste der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS)
Weblinks
- Robert-Koch-Institut: „Kosten alkoholassoziierter Krankheiten“
- Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft für Suchtkranke und Angehörige
- Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V.
- Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme
- Seite für Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien
- Körperliche und seelischen Folgen des Alkoholmissbrauchs
- http://www.blv-suchthilfe.de