Depression im Alter

Aus Familienwortschatz
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Depressionen im Alter kommen statistisch gesehen häufiger vor als jede andere psychische Krankheit in dieser Lebensphase.

Folgende Anzeichen sollten als erster Hinweis ernst genommen werden: Sehr massiv ausgeprägte Verstimmung (fehlender Lebenssinn), die in der Regel mit einer Herabsetzung oder Lähmung des Antriebs und einer allgemeinen Gehemmtheit einhergeht. Hinzu kommen als weitere Symptomgruppe eher körperliche Anzeichen wie eine quälende innere Unruhe oder andere vegetative Symptome (z.B. allgemeine Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Druckgefühle, Schlafstörungen). Eine Denkstörung liegt nicht vor.

Lange Zeit wurde der Begriff Altersdepression verwendet. Heute ist er nicht mehr gebräuchlich, da vielfälltige depressive Erkrankungen im Alter auftreten können, die eben nicht nur speziell am Faktor Lebensalter festzumachen sind.

Die ausgeprägteste Komplikation dieser Krankheit ist die Selbsttötung.

Symptome, der Symptomkomplex

Drei Gruppen von Symptomen werden vorrangig unterschieden. Erst wenn mindestens ein Symptom aus allen drei Symptomkreisen (Trias) auftreten, spricht die Medizin von der Krankheit Depression. Folge: Unfähigkeit sein Alltagsleben zu bewältigen. Sonst handelt es sich eher um eine (vorübergehende) emotionale Störung, die noch im Bereich des normalen Lebens angesiedelt ist. Vergleiche Trauer.

Formen und Zahl der Erkrankungen

Man kann davon ausgehen, dass etwa 5 v. H. der über 65jährigen dieser Krankheitsgruppe der "major-depressions" (engl. Fachbegriff; Abkzg.: MDD) oder endogenen Depressionen zuzuordnen sind. Psychoreaktive Depressionen treten etwas häufiger auf, allerdings im Alter auch häufig in larvierter Form (versteckt als Somatisierung etc.) Die Häufigkeitsangaben liegen hier bei etwa 10 bis 20 v.H.

Während die Depression früher als das Gefühl Melancholie bezeichnet wurde und lange Zeit als angeborene oder erworbene Neigung oder individuelle Charaktereigenschaft angesehen wurde und als unheilbar galt, stellt sie heute eine seeliche Entgleisung mit Krankheitswert dar. Depressionen im Alter gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen des 3. Lebensabschnittes - hier ist die Unterscheidung in somatogen, psychogen oder endogen kaum möglich, weil die Ursachen neben einander oder ineinander fließen. Wenn ein Mensch erstmals nach dem 60. Lebensjahr an einer Depression erkrankt, so spricht man auch von einer Involutionsdepression. Das ist ein historischer Ausdruck, der von einer generellen Rückbildung des Organismus und der Sinne im Alter ausgeht.

Obwohl auf das gesamte Leben bezogen, die Depression im Alter nicht generell häufiger ist, ist doch das erstmalige Erkrankungsrisiko mit steigendem Alter erhöht. Laut Hirsch/Krauß haben z.B. 3% der 70-74jährigen eine schwere psychische Störung, dagegen schon 32% der über 85jährigen. Nach Cooper und Sosna haben 10,8% aller Alten reaktive Störungen und 2,2% Psychosen. Morgan meint, dass 10% der alten Menschen depressiv sind, dagegen hält Hautzinger (Hirsch/Hautzinger, 1992) die Zunahme depressiver Symptome in der Involutionsphase eher für einen Mythos, eine ätiologisch-theoretische Kategorie und keine belegbare Tatsache.

Bis heute fehlen zwar Beweise für die erhöhte Inzidenz und Prävalenz für Depressionen im höheren Lebensalter. Die Meinungen der Wissenschaftler gehen auseinander, oder Forschungsergebnisse widersprechen sich gar. Dennoch hat sich mit steigender Zahl der alten Mensche das Auftreten psychischer, hier besonders depressiver Alterserkrankungen derart erhöht, dass ein eigener Wissenschaftszweig, die Gerontopsychiatrie, immer mehr Beachtung gewinnt.

Formen

Die häufigste Depressionsform im Alter stellt eine reaktive Antwort auf vorangegangene auslösende oder sich aneinanderreihende Faktoren dar. Es gibt jedoch auch nicht altersspezifische, nichtreaktive Depressionsarten. Es ergibt sich also folgende klassische Einteilung:

  • Reaktive Depression - häufigste Form im Alter
  • Neurotische Depression/Erschöpfungsdepression
  • Endogene Depression: aus sich selbst heraus, z.B. genetische Ursachen, im Alter seltener vorzufinden

Sonderformen nicht altersspezifischer Depressionen: z.B. Winterdepression, Katecholamintheorie, Stressreaktion

Nähere Angaben sind im Überblicksartikel Depression zu finden. Auch die Kodierung nach ICD.

Übersicht möglicher Ursachen

Pfleger mit älterem Mann

Gesellschaftliche Ursachen

Obwohl in Deutschland die Zahl der Menschen über 60 Jahre größer ist als die der 15-25jährigen, leben wir in einer Zeit des "Jugendlichkeitswahns". Werbung und Waren machen den Eindruck, als gehöre die Gegenwart nur den Jungen. Dabei verschiebt sich die Zusammensetzung der Bevölkerung vermehrt in die entgegengesetzte Richtung, zum Alter hin. Während in früheren Epochen Alter Ansehen und Achtung einbrachte und ein Symbol für Weisheit darstellte, begann mit dem Zeitalter der Industrialisierung und dem Aufbau der Leistungsgesellschaft, das Pendel zurückzuschwingen. Nebenbei wurde durch medizinische Fortschritte die Lebenserwartung stetig erhöht. Die Erwerbsarbeit hat einen sehr hohen Stellenwert. Gerade die ältere Generation wurde dazu erzogen, den Stellenwert der Arbeit sehr hoch zu achten. Fleiss spielte eine grosse Rolle. Siehe auch den Artikel: Was war früher normal. Die Arbeit hat bis zum Ruhestand in hohem Maße das soziale Erleben bestimmt. Obwohl die Ruhestandsphase auch befreiende Aspekte hat, sie befreit von den Zwängen der Arbeitswelt, erregen Ruheständler selten Neid und werden teilweise sogar als "Nichtstuer" bezeichnet. Vor allem Männer trifft häufig der "Pensionsschock". Eigentlich kann jede zweckgerichtete körperliche oder geistige Tätigkeit, die über einen reinen Lustgewinn hinausgeht, als Arbeit bezeichnet werden. Doch in der Gesellschaft ist die Erwerbsarbeit bestimmend, sie wird gemessen am Beitrag zum Bruttosozialprodukt. Im Rahmen der Technisierung nahm die Bedeutung der Erfahrung (Wissen ist schnell veraltet) und der sozialen Kompetenz älterer Menschen stetig ab. Insgesamt wurde der Anteil der Erwerbsarbeit an der gesamten Lebensspanne immer geringer, nicht nur durch späteren Eintritt in das Berufsleben, sondern vor allem durch die durch medizinische Fortschritte verlängerte 3. Lebensphase. In Industrienationen sind die Menschen einem sich ständig beschleunigenden Anpassungsdruck ausgesetzt. Vor allem die sozialen Bedingungen wandelten sich radikal, große Familienstrukturen lösen sich auf und werden insgesamt seltener.

Soziale Bedingungen

Welche Versorgung im Alter möglich ist, hängt im hohen Maße von den Alterseinkünften ab. Die Unterschiede zwischen einer Unterbringung in einem staatlichen Alten- und Pflegeheim und der Versorgung in den eigenen vier Wänden sind enorm. Es spielt eine große Rolle für die emotionale Gesundheit, ob ein alter Mensch aus seiner vertrauten Umgebung herausgerissen wird, oder ob er zu Hause bleiben darf und evtl. sogar von Familienangehörigen umsorgt wird. Ist die Heimunterbringung notwendig, so ist es trotzdem ein Unterschied, ob man in einem teilweise noch üblichen 4-Bettzimmer mit fremden Personen wohnen muss oder sich gutbetucht in einer Seniorenresidenz niederlassen kann.

Sind physische Krankheiten, wie ein Herzinfarkt, mit diagnostischen Methoden gut faß- und meßbar, so gelten psychische Krankheiten, wie die Depression, erst seit vergleichsweise kurzer Zeit als gesellschaftlich annerkannte Erkrankung. Viele alte Menschen können mit einer solchen Diagnose daher schwer umgehen, da psychische Erkrankungen früher mit einem Makel behaftet waren und es teilweise noch sind. Nicht selten werden alte Menschen mit psychischen Problemen aber auch heute noch falsch behandelt, eine großzügige Gabe von Tranquilizern und anderen Psychopharmaka bei unbequemen Patienten/Bewohnern eingeschlossen. Dagegen muss man sich auch hüten, bei einem unbequemen, mit der Situation in einer Einrichtung vielleicht zurecht unzufriedenenen Bewohner, vorschnell eine falsche Diagnose zu stellen. Depressionen, Psychosen, Demenz etc. dienen sonst als willkommener Vorwand, sich nicht damit auseinander setzen zu müssen.

H. Feiereis (Basiswissen Psychotherapie) beschreibt den alten Menschen in unserer Gesellschaft als ein Individuum, dem dessen Lebensumstände, die soziale Rolle als Bittsteller in unserer Gesellschaft , vor allem aber die Erziehung aggressives Verhalten verbieten und das seinen Hass auf die junge Generation häufig durch eine verstärkte Scheinzuwendung und modernisierendes Gehabe kaschiert. Der alte Mensch in der Familie hat seinen Angehörigen dankbar zu sein, der Sozialhilfeempfänger im Alten- und Pflegeheim hat dem Staat gegenüber Dankesschuld. Dankespflicht als einzige Möglichkeit, die empfangene Hilfe zu erwidern, erzieht zur Demut, Unterwürfigkeit, Zürücksetzung der eigenen Persönlichkeit und schließlich zum Verlust derselben. E. Grond (Praxis der psychischen Altenpflege) umschreibt die Ursachen für Depressionen mit den Worten Isolation, Einsamkeit, Entberuflichung, Rollen- und Statusverlust, Armut und Desintegration. "Alte Menschen bringen sich um, weil sie anderen nicht zur Last fallen wollen".

Nicht aufgearbeitete Vergangenheit

Schwierigkeiten mit der Aufarbeitung der eigenen Biographie, Umgang mit empfundener Schuld und Schrierigkeiten mit der objektiven Verarbeitung können mit Flucht in Mißempfindungen und Depression überdeckt sein. Bei der heute betagten Generation können auch Traumata aus dem Weltkriegserleben eine Rolle spielen. Grade im Wandel, der in den 1960er Jahren eintrat, erlebten die heute Betagten teilweise einen Zusammenbruch ihrer Ideale und Werte. Verlusterlebnisse, Schuld und nicht geleistete Trauerarbeit können Depressionen begünstigen, verstärken und auslösen. Verlusterlebnisse gehören zum Alter: Freunde und Bekannte sterben, evtl. auch der Lebenspartner, mit der Pension kommt der Verlust der beruflichen Kompetenz und von Anerkennug, die Gesundheit läßt nach, die Selbständigkeit kann eingebüßt werden, man ist geistig evtl. nicht mehr so rege, einer Heimeinweisung folgt der Verlust der Wohnung etc. Verlusterlebnisse lösen eine natürliche Trauerreaktion aus, die nicht mit einer krankhaften Depression zu verwechseln ist. Vor allem nicht bewältigte und ausgelebte Trauer begünstigt die Depression. Von Bedeutung für die Verarbeitung ist die Grundkonstitution, die Bewältigungsstrategie und die vorhandenen Ressourcen an Selbstbewußtsein und Fähigkeit zur Konfliktbewältigung, also insgesamt das psychische Gleichgewicht. Nach Sigmund Freud können auch frühe Kindheitstraumen spätere Depressionen begünstigen, d.h. Liebesentzug der Eltern, Heimerziehung, mangelnde Geborgenheit. Psychische Überforderung führt oft zu Regression, wenn eine äußerliche, gegenwartsbezogene Verarbeitung nicht möglich ist, bleibt oft nur die Flucht in die Vergangenheit oder der Rückzug auf das eigene Ich. Kipp/Jüngling (Verstehender Umgang mit alten Menschen) sehen in der Depression den Versuch, eingetretene Verluste nicht akzeptieren zu müssen und Trauer zu umgehen, als Flucht in die Depression aus Angst vor der "Arbeit" Trauer. "Die Depression kann keinesfalls als verstärkte Trauer verstanden werden. Sie ist eher eine chronifizierte Kränkungs- bzw. Trotzreaktion".

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positives Altenbild

Druck durch ein genormtes Altersbild

Ein großes Verhängnis für den alten Menschen in unserer Gesellschaft ist, daß er nicht gelernt hat, seine Bedürfnisse und Vorstellungen zu formulieren und sie energisch durchzusetzen. Eine Erziehung mit Maßstäben wie Zucht und Ordnung, sowie Unterwerfung, setzt sich im Alter durch Unterdrückung der Selbstbestimmung besonders bei Pflegebedürftigkeit und sich daraus ergebender Abhängigkeit fort. Die junge Generation unterhält in erster Linie ein defizitäres Altenbild. Alter wird mit Inaktivität, Krankheit und Gebrechen gleichgesetzt. Dies muss für das Selbstbild alter Menschen fatale Auswirkungen haben. Ein Wechsel, z.B. in der Werbewirtschaft, kommt erst langsam zustande. Senioren, zunehmend als zahlungskräftige Zielgruppe erkannt, können also auch aktiv, geistig rege und lebensfreudig dargestellt werden. Der steigende Anteil der älteren Menschen an der Gesamtbevölkerung wird auch den politischen Einfluss erhöhen und das Bild voraussichtich weiter revidieren.

Ängste

Isolation und das Nachlassen der körperlichen Fähigkeiten im Alter ist mit Angstgefühlen verbunden. Phobien und Zwangsstörungen sind die häufigsten Angststörungen im Alter. Hinzu kommen die Angst vor Pflegebedürftigkeit, vor Krankheiten und dem Verlust geistiger Fähigkeiten. Dies kann zur Kaschierung und Verleugnung der erlittenen Einschränkungen führen, wiederum verbunden mit der Angst vor Entdeckung. Infolge von damit einhergehenden vegetativen Organstörungen ist dann durchaus eine weitere Verschlechterung der physischen Gesundheit möglich, was nur zu weiterer übertriebener Selbstbeobachtung und hypochondrischen Befürchtungen führt. Die ständig erwarteten Defizite können sich auch auf andere Bereiche ausdehnen und völlig unrealistische Einschätzungen zur Folge haben. Zum Beispiel Verarmungsphantasien trotz ausreichender finanzieller Mittel, oft als Altersgeiz fehlinterpretiert. Auch bei den Ängsten können frühere Erlebnisse und auch die frühkindliche Phase wieder eine große Rolle spielen. Angst kann sich sowohl in Aggressivität als auch in Passivität mit Rückzugstendenz äußern. Regression signalisiert den Wunsch nach Geborgenheit und Halt. Während Aggression bei jungen Menschen oft mit Impulsivität, Temperament und Willensstärke verbunden wird, so hat der alte Mensch gelernt, seine Aggressionen nicht auszuleben oder stößt damit auf Unverständnis. Aufgestaute Aggressionen können sich gegen die eigene Person richten und führen dann besonders häufig in die Depression. Auch falsch verstandene Religion mit moralisierenden Schuldzuweisungen kann Ängste hervorrufen. Andererseits kann eine positiv verstandene Religiösität helfen, mit eigenen Ängsten und Verlusten besser umzugehen, sie kann Sinn stiften und so im Alter besonders hilfreich sein. Das Näherrücken des Lebensendes kann jedoch dazu führen, das der alte Mensch Bilanz zieht und meint, irreparable Verstöße, z.B. gegen Gebote, zu erkennen. Dies kann bei sehr religiösen Menschen noch verstärkte Ängste vor dem Tod auslösen. Der alte Mensch hat den Tod ständig vor Augen. Spätestens wenn nahestehende Menschen sterben, kann er sich einer Auseinandersetzung nicht mehr entziehen. Eine sehr späte Auseinandersetzung mit diesem Thema kann zur seelischen Überforderung und Depression führen. Von entscheidender Bedeutung ist, ob ein Mensch auf ein sinnvolles und erfülltes Leben zurückblicken kann.

Erlittene Krankheit, lebensbedrohende Krankheit

Eine als schwer empfundene und evtl. auch tatsächlich lebensbedrohende Krankheit kann ebenfalls als Auslöser einer reaktiven Depression sein.

In Kombination mit dem therapeutischen Nihilismus bei TherapeutIn oder PatientIn (siehe oben Altersnorm) kann es zu einer Verschleppung der anfänglich noch gut zu behandelnden Ausgangssituation kommen.

Zusammenfassung der Ursachen

  • nicht reaktive Ursachen, die meist schon vor dem Seniorenalter aufgetreten sind
  • reaktive Ursachen
    • nicht verarbeitete Erlebnisse, verdrängte Probleme, Schuldgefühle
    • Beziehungsschwierigkeiten, Einsamkeit, Isolation
    • nicht erreichte Lebensziele
    • Verlusterlebnisse, nicht geleistete Trauerarbeit
    • Begleitsymptom körperlicher Erkrankungen
    • gesellschaftlich genormtes Defizitbild des Alters
    • Ängste, z.B. vor Krankheit und Tod, Veränderung der Lebenssituation
    • Aggressionsstau, unterdrückte Sexualität

Allgemein können im Alter geringere Wiederstandsressourcen vorausgesetzt werden, als in jüngeren Jahren. Prophylaxen zielen auf Vermeidung der oben genannten Ursachen ab, soweit möglich.

Diagnostik

Durch einen kurzen Depressions-Screeningtest, wie mit der Geriatric Depression Scale (GDS), könnten von der HausärztIn depressive Patienten besser identifiziert werden. GDS (1982), dt: Geriatrische Depressions-Skala, Autorinnen: Yesavage u.a., besteht aus 15 Fragen Ja-Nein. z.B: Gefühl der Hilflosigkeit, aufgegebenen Aktivitäten, Lebenszufriedenheit. Die Antwort soll sich auf das Gefühl in den letzten 7 Tagen beziehen. Der Test wurde speziell für ältere Menschen entwickelt und dient der Abschätzung der emotionalen Befindlichkeit. Teil des Geriatrischen Assessments. Die Sensitivität und Spezifität der GDS liegt bei über 70 % (Merkmale der Genauigkeit der Diagnose). Die GDS wurde speziell für ältere Menschen entwickelt. Es existiert eine Kurzform, die in 5-7 Min. durchführbar ist.

Dieser oder ähnl. Tests sollten von der HausärztIn angewandet werden, um die Frage der Weiterbehandlung durch Fachärzte für Psychiatrie etc abzuklären. Bei bestimmten Alterskrankheiten gehören sie auch zum Standard bei anderen Symptomen, um die larvierten Formen aufzudecken. Dazu gehören psychotische Störungen, einige Demenzformen, neu auftretende soziale Mangelsituationen.

Therapie

Zur Therapie und zum Umgang mit depressiven Patienten/Bewohnern siehe den Überblicksartikel Depression. Die dort gemachten Angaben sind weitgehend übertragbar. Zu beachten ist, dass wegen der besonderen Häufigkeit im Alter die dortigen Angaben zur reaktiven Depression von besonderer Bedeutung sind. Als Therapie kommt also vor allem die Gerontopsychotherapie in Frage. Begleitend können stimmungsaufhellende und angstlösende Medikamente hilfreich sein, jedoch auch eine Auseinandersetzung mit den Problemen erschweren. Sie sind vor allem bei sonstiger Therapieresistenz sinnvoll.


Pharmakotherapie

Die Antidepressiva werden in drei große Gruppen eingeteilt: Selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI), Trizyklische Antidepressiva(Spät einsetzende Wirkung, davor das Risiko durch Antriebssteigerung), selektive und nicht-selektive Monoaminooxidasehemmer (MAO-Hemmer). Alle haben diverse unerwünschte Nebenwirkungen. Zu Details der Pharmakotherapie siehe den Artikel Pharmakotherapie bei wikipedia.de.


Prognose

Die Erfolgsaussichten sind recht gut, weil generell bei einem erstmaligen Auftreten die Erfolgsquoten höher sind als bei rezidivierendem Verlauf.

Ein Behandlungsversuch ist evtl. auch noch Teil der Diagnosephase.

Die Pharmakotherapie ist je nach Schweregrad kaum zu vermeiden. Wegen der Komplikationen bei Dosisschwankungen durch mangelnde Compliance sollte auf eine stationäre Therapie nicht von vorne herein verzichtet werden. Stichwort: "... heute gings mir so gut, da habe ich die Pille weggelassen."

Ein Erfolgsgarantie wird niemand geben können, da eine eindeutige Ursachenklärung und -behandlung (noch) nicht besteht.

Literatur

  • Dörner, K., Plog, U. (1992): Irren ist menschlich, Bonn, Psychiatrie-Verlag ISBN 388414183X
  • Grond, E. (1991): Praxis der psychischen Altenpflege, München-Gräfeling
  • Heuft, G./ Hirsch, R.D./ Kemper, J./ Kruse, A./Luscher, C./Steinwachs, K. (1992): Alter und Depressivität, Göttingen
  • Barbara Bojack (2003): Depressionen im Alter, Psychiatrie-Verlag, ISBN 388414359X
  • Manfred G. Wolfersdorf, Michael Schüler, Angela LePair (2004): Depressionen im Alter, Kohlhammer, ISBN 3170183168

Weblinks


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