Anticholinergikum

Aus Familienwortschatz
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Ein Anticholinergikum wirkt relaxierend (= entspannend) auf die glatte Muskulatur und hemmt die Sekretion. Es wird auch Parasympath(ic)olytikum, Muskarin-Rezeptor-Antagonist oder Antimuskarinikum genannt, geläufiger sind die Begriffe Spasmolytikum oder Antispasmodika. Unter anderem wird es zur Behandlung einer instabilen Blasenmuskulatur bei Inkontinenz angewandt. Die Wirksamkeit wurde in wissenschaftlichen Studien zweifelsfrei belegt. Insbesondere bei der Dranginkontinenz bzw. bei einer hyperaktiven Blase gehören Anticholinergika zusammen mit einem gezielten Toilettentraining zur Standardtherapie.


Wirkstoffe

Es gibt heute eine Reihe von Substanzen, die alle nach dem gleichen Wirkprinzip funktionieren. In Deutschland sind dies Medikamente mit den Wirkstoffen:

Weil diese Substanzen nicht nur am Blasenmuskel, sondern auch in anderen Bereichen des Körpers wirken, kommt es bei der Einnahme von Anticholinergika möglicherweise zu erheblichen Nebenwirkungen. Hier muß eine genaue Indikation erfolgen, die zusammen mit dem Patienten gestellt wird. Manchmal kann es sich auch als sinnvoll erweisen, nur geringe Dosen der Medikamente zu verabreichen, oder ganz darauf zu verzichten.


Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen sind Mundtrockenheit, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, schneller und unregelmäßiger Pulsschlag, Magenbeschwerden, Verstopfung, Anstieg des Augeninnendrucks und Beeinträchtigung des Nahsehens. Die Nebenwirkungen können, je nach Medikament, unterschiedlich sein. Deshalb kann manchmal ein Medikamentenwechsel die störende Nebenwirkung beseitigen und die Betroffenen können trotzdem weiter die wirksame Substanz einnehmen. Im Moment laufen vielfältige Wissenschaftliche Forschungsreihen, um ein spezifisch an der Blasenmuskulatur wirkendes Anticholinergikum zu entwickeln.

Eine relativ neue Art der Aplikation von Oxybutynin könnte bei einigen Patienten eine deutliche Senkung der Nebenwirkungen zur Folge haben. Bisher gibt es diesen Wirkstoff nur in Form von Tabletten (Dridase ®) auf dem deutschen Markt. Diese Tabletten haben erhebliche Nebenwirkungen, da sie systemisch wirken. Deshalb wurde eine andere Methode der Applikation gesucht und auch gefunden. Für viele Patienten ist die intravesicale Instillations-Lösung eine echte Alternative zu den Tabletten. Auch wurde gerade von einem anderen Unternehmen ein Oxybutynin-Plaster auf den Markt gebracht, das den Wirkstoff über einen längeren Zeitraum über die Haut abgibt.


Wirkung speziell auf die Miktion

Durch die Medikamente wird die Blasenmuskulatur an der Kontraktion gehindert. Das funktioniert so: Bei jedem Menschen werden durch Impulse des Blasensteuerzentrums im Gehirn an den Nervenenden in der Blase die Substanz Acetylcholin freigesetzt. Acetylcholin wird an bestimmten Rezeptoren in der Blasenmuskulatur gebunden. Ist der Impuls so stark, dass Acetylcholin am gesamten Blasenmuskel die Rezeptoren belegt, so kontrahiert der Blasenmuskel und es kommt zur Blasenentleerung. Die Medikamente - Anticholinergika - besetzen nun diese Rezeptoren in der Muskulatur. Dadurch kann die Substanz Acetylcholin nicht mehr gebunden werden und die Kontraktionsfähigkeit der Muskulatur wird gehemmt.

Durch Anticholinergika wird die starke Aktivität der Blasenmuskulatur gesenkt. Dadurch erhöht sich das Fassungsvermögen der Blase. Die Betroffenen müssen nicht mehr so oft zur Toilette gehen. Bei entsprechendem Toilettentraining wird so der Tagesablauf besser planbar, weil die Blasenfunktion immer besser zu kontrollieren ist.


Siehe auch:



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