Antidepressiva

Aus Familienwortschatz
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Antidepressiva (Singular: Antidepressivum) sind Medikamente (Psychopharmaka) zur Behandlung von Depressionen, Angst-, Panik und Zwangsstörungen. In der Schmerztherapie werden sie auch als Ko-Analgetika eingesetzt.

Wirkung

Je nach Art des Medikaments wird durch unterschiedliche Mechanismen z.B. die Konzentration und Menge der Monoamine (Neurotransmitter, die für die Stimmungsregulierung bedeutend sind) beeinflusst oder die Wiederaufnahme von Serotonin bzw. Noradrenalin im Zentralnervensystem gehemmt.

In der Palliativmedizin werden Antidepressiva kombiniert mit Opioiden vor allem gegen Schmerzen eingesetzt, die durch Nervenschädigungen hervorgerufen werden.[1]

Einteilung

Es gibt unter anderen:

  • Trizyklische Antidepressiva (TCA), z.B. Amitriptylin (Saroten®, Amineurin®), Clomipramin, Doxepin (Aponal®, Mareen®), Imipramin (Tofranil®), Trimipramin (Stangyl®), Mirtazapin (Remergil®)
  • Monoaminoxidasehemmer (MAO-Hemmer), z.B. Moclobemid
  • (Selektive) Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), z.B. Citalopram, Fluoxetin (Fluctin®), Paroxetin
  • Pflanzliche Antidepressiva wie Johanniskrautextrakt

Bei den meisten Antidepressiva dauert es bis zu 30 Tagen, bis die Wirkung einsetzt, einzelne Symptome - z. B. Schlaflosigkeit - können schon vorher verschwinden. Nicht jedes Medikament wirkt bei jedem Patienten und auch die Nebenwirkungen unterscheiden sich. Jeder Arzt kann Antidepressiva verschreiben, allerdings haben Psychiater meist mehr Erfahrung.

Behandlungsdauer

Meist werden Antidepressiva zunächst in einer geringen Dosis verabreicht, die allmählich gesteigert wird, bis die erwünschte Wirkung erreicht ist. Die Behandlung dauert bei einer einzelnen depressiven Episode im allgemeinen mindestens 6 Monate, da es zu einem Rückfall kommen kann, wenn die Medikamente zu früh abgesetzt werden. Bei häufig wiederkehrender Depression wird häufig über mehrere Jahre ein Medikament verabreicht. Zwar machen Antidepressiva nicht süchtig, trotzdem ist es wichtig, sie langsam abzusetzen, da es sonst zu körperlichen Beschwerden kommen kann.

Die medikamentöse Therapie sollte mit einer psychotherapeutische Begleitung einhergehen. Eine angemessene Psychotherapie wird aber oft erst durch den Einsatz von Antidepressiva möglich: Patienten, die sich in einer schweren Depression befinden, würden ohne diese Medikamente sonst gar nicht auf Ansprache reagieren.

Nebenwirkungen/unerwünschte Wirkungen

Bei trizyklischen Antidepressiva können u.a. folgende unerwünschte Wirkungen auftreten:

- Blasenentleerungsstörungen oder häufiger Harndrang
- Hypotonie
- Müdigkeit
- Mundtrockenheit
- Schweißausbrüche
- Tremor

MAO-Hemmer können u.a. auslösen:

- Blutdruckschwankungen
- Kopfschmerzen
- Schläfrigkeit, Schlafstörungen
- Übelkeit

Die meisten Nebenwirkungen lassen nach einiger Zeit nach.

Besondere Hinweise

Depressiven Patienten mit der Neigung zum Suizid fehlt oft die Energie dazu. Die stimmungsaufhellende Wirkung der SRI-Antidepressiva setzt meist erst 2-3 Wochen nach der Erstgabe ein, die antriebssteigernde Wirkung allerdings sofort. Daher sind vor allem jugendliche Patienten in dieser Zeit besonders gefährdet, da sie sich noch im Stimmungstief befinden, aber die nötige Aktivität zur Durchführung der Selbsttötung aufbringen können.

Nicht nur aus diesem Grund sollten Antidepressiva nicht unterschätzt werden. Wie bei anderen Medikamenten auch, reagieren manche Menschen schon auf kleinste Mengen empfindlich. Antidepressiva können die Wahrnehmung verändern (insbesondere die trizyklischen Antidepressiva) und in Einzelfällen bei Überdosierung sogar zu deliranten Zuständen führen. Dennoch sind verbreitete Ängste über angebliche Persönlichkeitsveränderungen unbegründet, sie bestärken eher die Vorurteile gegenüber den Erkrankten und tragen zu deren Stigmatisierung bei.

Literatur

  • Wittchen, H.-U. & Möller, H.-J. (1995): Depression - Wege aus der Krankheit. Hexal-Ratgeber, Basel & Freiburg u. a.


Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bausewein et al.: Arzneimitteltherapie in der Palliativmedizin, S. 135