Aspirationsprophylaxe

Aus Familienwortschatz
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Die Aspirationsprophylaxe umfasst alle Maßnahmen, die die Gefahr einer Aspiration (Verschlucken) vermindern, was bedeutet, dem An-/Einatmen von Nahrung, Speichel, Erbrochenem u.ä. vorzubeugen. Diese Maßnahmen dienen zur Abwendung von Erstickungsgefahr und der Vermeidung einer aspirationsbedingten Lungenentzündung.

Gefährdete Personengruppen

Besonders gefährdet sind Menschen,

  • die längere Zeit nichts gegessen haben oder intubiert waren,
  • an neurologischen Schädigungen leiden, etwa einem Schlaganfall,
  • dementiell erkrankt sind,
  • bettlägerig sind,
  • sich häufig übergeben,
  • über eine transnasale Magensonde ernährt werden,
  • bei denen ein Tracheostoma vorhanden ist.

Maßnahmen

Allgemein

Beim Essen und Trinken wird die Aspirationsprophylaxe angewandt, indem sich der Patient zum Essen aufrecht hinsetzt bzw. Hilfestellung dazu erhält. Kann der Patient das Bett nicht verlassen und ist auch kein Bettkantensitz möglich, so sollte er "mit dem Scheitel" am Kopfende liegen, bevor das Kopfteil höhergestellt wird. Nach dem Essen sollte die aufrechte Haltung noch ca. 30 Minuten lang beibehalten werden.

Während der Nahrungs- bzw. Flüssigkeitsaufnahme sollten gefährdete Patienten beaufsichtigt werden, um ein schnelles Eingreifen bei Verschlucken zu gewährleisten. Angehörige, die das Anreichen der Nahrung übernehmen möchten, sind entsprechend anzuleiten.

Die Konsistenz der Nahrung sollte weich und homogen sein, d.h. möglichst keine groben Stücke, Körner o.ä. enthalten. Für die Mahlzeit selbst sollten ausreichend Zeit und Ruhe eingeplant werden.

Bei manchen Patienten muss nach dem Essen darauf geachtet werden, dass die Wangentaschen entleert sind. Dazu bietet sich eine Mundspülung an. Ist diese Maßnahme nicht ausreichend, muss der Mund mittels eines Fingers ausgeräumt werden. Eventuell ist eine Absaugung nötig. Daher ist bei besonders gefährdeten Patienten die Bereitstellung eines Absauggeräts angezeigt, um vor dem Essen Sekret aus dem Mund entfernen zu können und nach dem Essen evtl. Speisereste abzusaugen, was ein nachträgliches Aspirieren verhindert.

Wird der Patient über eine transnasale Magensonde ernährt, so ist vor jeder Flüssigkeits- bzw. Nahrungsverabreichung die korrekte Lage der Sonde zu überprüfen. Auch für diese Patienten empfiehlt sich während und nach der Nahrungsverabreichung eine aufrechte Position.

Logopädische Maßnahmen

Mithilfe von Logopädie können z.B. Schlaganfallpatienten wieder lernen, ihren Schluckvorgang besser zu kontrollieren. Insbesondere mit der Eisstimulation wird der Schluckakt vor der Mahlzeit angeregt.

Bei Beatmung

Im Rahmen einer Beatmung mittels Tubus oder Maske kann es durch Druckverschiebungen in den Oberbauch zum plötzlichen Entweichen von Gasen aus dem Magen kommen. Im Bypass kommt es mitunter zum Aufsteigen von Mageninhalt in den Nasen-Rachenraum. Ist der Patient nicht bei Bewusstsein, kann die anschließende Inspiration den hochgebrachten Mageninhalt in die Bronchien verschieben. Man spricht von einer Aspiration. Diese kann mitunter zu einer Aspirationspneumonie führen. In besonders schweren Fällen spricht man auch vom Mendelson-Syndrom. Die Aspirationsprophylaxe besteht darin, Beatmungen via Maske nur bei wachen Patienten durchzuführen bzw. Beatmungen via Tubus nur mit einer strengen Kontrolle des Cuffdruckes und bei regelmäßiger Pflege und Absaugung des Nasen-Rachen-Raumes durchzuführen. Mikroaspirationen lassen sich zudem durch 30°-Oberkörperhochlagerung ansatzweise verhindern. Ein vollständiges Vermeiden von Aspirationen in Beatmungssituationen hat oberste Priorität, ist in den meisten Fällen jedoch nicht vollständig zu erreichen. Dieses liegt wohl am ständig offen stehenden Kehldeckel. Der Bereich zwischen Cuff und Stimmbändern wird deswegen wohl auch nicht umsonst Jammerecke genannt.