Babysprache

Aus Familienwortschatz
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Die Sprachwissenschaftlerin Svenja Sachweh, das Fremdwort dafür ist Linguistin, beschäftigt sich seit seit über zehn Jahren auch mit der Sprache in der Altenpflege, hier fiel erstmals in der Gerontologie der Begriff Babysprache – Reduzierter Wortschatz, vereinfachter Satzbau und die Anwendung von Stereotypen in ganz bestimmten von Abhängigkeit und Zuwendung geprägten Pflegesitutionen. Sie soll das gegenseitige Verständnis erleichtern und die Aufmerksamkeit der Angesprochenen erhöhen.

Die Babysprache ist aber bereits immer mal wieder ein strittiges Thema über die Art und Weise einer angemessenen Kommunikation von Pflegenden mit alten Menschen gewesen. In den USA hat die Sozialpsychologin Caporael auf dieses Phänomen Anfang der 80er Jahre aufmerksam gemacht. Nun wurde die Sprache als wichtige Form der Kommunikation zwischen professionell Pflegenden und alten Menschen untersucht. Sachweh fragt dabei ebenso nach dem Umgang mit Konflikten, der Verständlichkeit der Sprache für Demenzkranke, den absichtlich verwendeten Lügen/Notlügen wie nach Humor und Empathie. Sachweh wurde mit einer Arbeit dazu 1998 promoviert. Sie nennt ihr Verfahren inzwischen Angewandte Gesprächforschung. Sie unterteilt das Babytalk-Register der überwiegend weiblichen dabei beobachteten Pflegenden in vier Ebenen: Prosodie (Sprachmodulation), Komplexität, Redundanz und der des Wortschatzes.

Zitate

Na, wie geht es uns denn heute?
Haben wir auch brav aufgegessen?

Literatur

  • Linda R Caporael: The paralanguage of caregiving: Baby-talk to the institutionalized aged. In: Journal of Personality & Social Psychology 40, 1981 (engl.)
  • Reinhard Fiehler: Sprache und Alter. Wie verändert sich das Sprechen, wenn wir älter werden? In: IDS Sprachforum, 23. Januar 2002. IDS Sprachreport. Hrsg. vom Institut für Deutsche Sprache, Mannheim. Heft 2/2002, S. 21-24
  • Reinhard Fiehler, Caja Thimm (Hrsg.): Sprache und Kommunikation im Alter. Opladen/Wiesbaden 1998
  • Anne-Kathrin Mayer, Klaus Rothermund: Diskriminierung und Toleranz. Psychologische Grundlagen und Anwendungsperspektiven. VS Verlag für Sozialwissenschaften. 2009.
  • Ruth Reiher, Undine Kramer (Hrsg.): Sprache als Mittel von Identifikation und Distanzierung. Leipziger Arbeiten zur Sprach- und Kommunikationsgeschichte Bd. 5. Frankfurt 1998
  • Svenja Sachweh: "Spurenlesen im Sprachdschungel" - Kommunikation und Verständigung mit demenzkranken Menschen. Huber, Bern, 2008. 301 Seiten. ISBN 978-3-456-84546-3. Sven Lind: Rezension vom 26.03.2009 in socialnet.de.
  • Svenja Sachweh: Charakteristische Merkmale der Kommunikation zwischen Pflegepersonal und BewohnerInnen in der Altenpflege. In: Fiehler / Thimm: Sprache und Kommunikation im Alter, 1998, S. 143-160
  • Svenja Sachweh: «Noch ein Löffelchen?» Effektive Kommunikation in der Altenpflege. Huber, Bern, 2. Aufl. 2006. 312 Seiten. ISBN 978-3-456-84065-9
  • Svenja Sachweh: Is doch schön, nech? Gesprächsstrategien älterer Menschen. In: Osnabrücker Beiträge zur Sprachtheorie. März 2001 Nr. 62, S. 127-147
  • Svenja Sachweh: ,,Schätzle hinsetzen. Babysprache in der Altenpflege. In: Zegelin: Sprache und Pflege. 1997, S.95-102
  • Svenja Sachweh: Charakteristische Merkmale der Kommunikation zwischen Pflegepersonal und BewohnerInnen in der Altenpflege. In: Fiehler/Thimm (Hrsg.): Sprache und Kommunikation im Alter, S. 155
  • Caja Thimm: Alter - Sprache - Geschlecht. Sprach- und kommunikationswissenschaftliche Perspektiven auf das höhere Lebensalter. Frankfurt 2000
  • Angelika Zegelin (Hrsg.): Sprache und Pflege. Wiesbaden, Ullstein/Mosby. 1997

Siehe auch: