Darmrohr

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Ein Darmrohr ist Teil eines Geraetes zur Einbringung von Fluessigkeiten oder Gasen in den menschlichen Darm. Es ist ein flexibles Rohr aus Weichgummi, Latex, oder Silicon, aehnlich wie ein Katheter, 30 bis 100 cm lang, 0.5 bis 1.2 cm dick, das an das Vorderende eines Irrigator-Schlauches oder an eine Klyso-Pumpe, oder neuerdings auch an eine Rotgummi- Birnspritze (Russka) angeschlosssen wird, und das zum Einlauf durch den After in den Dickdarm eingefuehrt wird. Darmrohre werden aus diagnostischen oder therapeutischen Gruenden benutzt. Fuer die Anwendung des Darmrohres zum Einlauf, siehe auch Einlauf in Medizin und Naturheilkunde.


Arten von Darmrohren

Einmal-Darmrohre zum Einlauf
Einmal-Ballondarmrohr das z.B. bei Kontrastmitteleinläufen verwendet wird
Älteres Ballondarmrohr von Rüsch
Datei:Darmrohr-12mm.jpg
Darmrohr, 12mm Durchmesser

Je nach Anforderung werden unterschiedliche Darmrohre verwendet. Früher wurden die Darmrohre ausschliesslich aus Rotgummi oder Latex hergestellt, wohingegend moderne Darmrohre aus PVC oder Silikon bestehen und fuer den Einmalgebrauch bestimmt sind. Spezielle Darmrohre zu diagnostischen Zwecken besitzen häufig zusätzlich einen kleinen Kanal, mit deren Hilfe Gase (z.B. Luft) oder Flüssigkeiten (z.B. Medikamente, Kontrastmittel) in den Darm gebracht werden können. Die Laenge der Darmrohre wird einheitlich in cm oder inch angegeben.

Besonders haeufig angewandte Rotgummi-Darmrohre haben Standard-Laengen von 30 und 40 cm. Der Aussen-Durchmesser der Darmrohre wird als French-**, oder CH-**, oder in mm angegeben. Die French-Skala bedeutet den Aussen-Umfang des Darmrohres ausgedrueckt in mm. Die French-Skala ist gleich der mm-Skala multipliziert mit (griechisch) pi = 3.14. Die CH-Skala ist eine Vereinfachung der French-Skala. Einmaldarmrohre sind in ihren Maszen den aelteren Weichgummi-Darmrohren angepasst.

Die Spitze der Darmrohre kann offen oder geschlossen sein, außerdem besitzen sie in der Regel zwei Augen (Öffnungen), die in der Höhe versetzt gegenüber liegen. Darmrohre mit offener Spitze werden normal nur für Darmrohre zu diagnostischen Zwecken eingesetzt, um die Spülflüssigkeit weit in den Darm zu bringen. Im Vergleich zu Katheter sind Einmaldarmrohre weniger flexibel damit sie besser in den Darm eingeführt und vorgeschoben werden können. Darmrohre mit geschlossener Spitze verursachen dagegen beim einlaufen der Flüssigkeit einen leichten Druck auf die Darmwand und regen so zusätzlich die Peristaltik des Darmes an. Für diagnostische Zwecke gibt es auch Darmrohre mit einer Olive (Verdickung) an der Spitze, einer zentralen und zwei oder vier seitlichen Öffnungen. Durch die Olive wird das Darmrohr im After besser gehalten und gleitet nicht von selbst heraus.


Normale Darmrohre
Einmaldarmrohre werden überwiegend aus PVC angeboten und sind steril verpackt. Sie werden in Durchmessern von Charrière 16 bis 40 und einer Länge von etwa 20 - 40 cm hergestellt. Normale Einmaldarmrohre haben eine verschlossene Spitze und zwei seitliche Augen. Für Säuglinge und Kleinkinder können auch Einmalkatheter als Darmrohrersatz verwendet werden. Darmrohre aus Rotgummi werden heute kaum noch eingesetzt, da sie nach der Anwendung wieder gereinigt und sterilisiert werden müssen.


Ballondarmrohre
Die Ballondarmrohre sind wie die Einmaldarmrohre aufgebaut, nur dass sie eine aufblasbare Manschette besitzen, die im Darm entfaltet werden kann und so das Ballondarmrohr an seinem Platz hält. Der Ballon hat in den meisten Fällen einen Durchmesser von etwa 5 cm und kann im Enddarm ein unangenehmes Stuhldranggefühl auslösen. Einmal-Ballondarmrohre besitzen häufig eine aufblasbare Manschette aus Silikon, die beim Einführen des Darmrohres Eng am Darmrohr anliegen und so eine angenehmere Anwendung für den Patienten bedeutet. Ballondarmrohre aus Rotgummi werden heute kaum noch eingesetzt, da sie nach der Anwendung wieder gereinigt und sterilisiert werden müssen.


Darmrohrgrößen

Die Darmrohre werden in unterschiedlichen Größen von Charrière 16 - 40 und in Längen von 20 - 40 cm angeboten. Die Darmrohre sind durch einen Farbcode oder durch den Aufdruck der Größe gekennzeichnet. Für diagnostische Zwecke wie z.B. einem Colon-Kontrasteinlauf werden meistens kurze und großlumige Darmrohre verwendet, während zur Darmreinigung die längeren Darmrohre zum Einsatz kommen.


Häufig verwendete Längen:
Darmrohre für Männer/Frauen: 30 - 40 cm
Darmrohre für Kinder: 20 - 30 cm


Übliche Größen von Darmrohren:
Männer/Frauen: 28 - 40 Charr.
Kinder: 16 - 28 Charr.


Farbcodes
Charr. Farbe Charr. Farbe
16 = Orange 28 = Grün
18 = Rot 30 = Grau
20 = Gelb 32 = Braun
22 = Violett 35 = Schwarz
25 = Dunkelblau 40 = Türkis

Anwendung

Darmrohre werden hauptsächlich dazu verwendet, Flüssigkeiten oder Gase in den Darm zu bringen. Bei Einlaeufen ersetzen die tiefer einfuehrbaren Darmrohre die kurzen, spitzen, und unbequemen Klistieransaetze, die nur den Enddarm fuellen, aber auch perforieren koennen. Die flexiblen Einmaldarmrohre kommen überwiegend für normale Einläufe zur Darmentleerung zum Einsatz, während die Ballondarmrohre eher zu diagnostischen Zwecken wie zum Colon-Kontrasteinlauf, aber auch bei Stuhlinkontinenz verwendet werden. Zur Verabreichung von Kontrastmitteln oder für rektale Darmspülungen werden großlumige Darmrohre mit mindestens (Charrière) 32 verwendet, um den Durchfluss nicht zu behindern.

Bei starken Blähungen kann ein durch den Anus eingefuehrtes Darmrohr einen Teil der Darmgase ableiten und den Darm entlasten. Dabei bleibt das Flatus-Darmrohr für 30 Minuten bis 2 Stunden im Darm liegen, aber eine längere Verweildauer kann zu Druckstellen im Darm führen.

Um das Einführen des Darmrohres für den Patienten so wenig belastend wie möglich zu machen, wird es mit einem Gleitmittel bestrichen. Wasserloesliche Gels erleichtern die Desinfektion des Darmrohres und erhoehen seine Haltbarkeit. Als Gleitmittel bei Haemorrhoiden oder Analfissur kann normale Vaseline oder auch ein Gleitgel mit einem lokalanästhetischen Zusatz wie Lidocain oder Instillagel oder Endosgel verwendet werden. Sind nach dem Einlauf noch endoskopische Untersuchungen geplant, so sollte keine Vaseline verwendet werden, da sonst die Optik der Instrumente beeinträchtigt werden könnte.

Der Gebrauch des Darmrohres bei Einlaeufen soll den Zufluss moeglichst direkt in das weitere und leichter dehnbare Colon leiten, und er soll die oft schmerzhafte Dehnung des Rectalbereiches moeglichst gering halten. Diese Ziele werden durch die Einfuehrtiefe und die Flexibilitaet bestimmt. Um bei tiefem Einfuehren (durch den distalen Sigmoid-Knick hindurch) die Gefahr der Perforation zu vermeiden, darf das Darmrohr nicht zu steif sein, aber zu hohe Flexibilitaet kann zur Verknaeuelung oder zur Abknickung fuehren. Die Flexibilitaet wird bei gleichem Material nur vom Durchmesser des Darmrohres bestimmt.

Einfuehren des Darmrohres: Schwierigkeiten

Beim Einfuehren des Darmrohres kommt es bisweilen zu einem unangenehmen oder leicht schmerzhaften Halt in der Sigmoidalflexur, der durch geringes Zurueckziehen des Darmrohres und durch Beginn des Einlaufes beantwortet werden sollte. Patienten sagen aus, dass nach einer Weile das Darmrohr sich spuerbar und ruckartig bewegt, dass aber die helfende Person davon nichts bemerkt. Vermutlich zeigt die ploetzliche Lageveraenderung des Darmrohres an, dass das Darmrohr innerhalb des Rectums elastisch gebogen war und sich in den sich ausdehnenden Dickdarm hinein ausglaettet. Offenbar wurde das Darmrohr mit unerwuenscht oder gefaehrlich hohem Druck eingefuehrt.

Unterschiede im Durchmesser der Darmrohre werden vom Patienten kaum wahrgenommen, und es gibt keine festen Regeln ueber Einfuehrtiefe und Durchmesser. Ausgedrueckt als spezifisches Ziel, soll das Darmrohr den Sigmoid-Knick durch Flexur und nicht durch Knickung passieren, und auch ohne in der Falte oder Klappe haengen zu bleiben. Ausgedrueckt als Erfahrungswerte, koennen Weichgummi-Darmrohre von 10-11 mm Durchmesser (CH-30-34) gewoehnlich 20-25 cm tief eingefuehrt werden, und zwar vorzueglich bei Knie-Ellenbogen-Lage des Patienten. Das vorsichtige und tiefe Einfuehren erfordert die Geduld des Patienten und das Geschick der helfenden Person, aber es vermindert erheblich die schmerzhafte Dehnung des Rektalbereiches, die fuer viele Patienten einen gefuerchteten Aspekt der ganzen Einlauf-Prozedur darstellt.

Siehe auch: