Borderline

Aus Familienwortschatz
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Probleme bei der Pflege von Erkrankten am Borderline-Syndrom

Beurteilung: Dieser Artikel bedarf dringend einer Überarbeitung. Falls Du etwas zu diesem Thema weißt, dann sei mutig, und beteilige dich daran!


Definition der Erkrankung

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (abgekürzt BPS), auch emotional instabile Persönlichkeitsstörung genannt, ist die im psychologischen und psychiatrischen Umfeld am häufigsten diagnostizierte Persönlichkeitsstörung[1]. Ca. 1,5-2% der Gesamtbevölkerung leiden an dieser Persönlickeitstörung, welche mit Suizidversuchen, Selbstverletzungen und einem schlechten Selbstwertgefühl einhergeht[2]. Am häufigsten tritt die Borderline-Persönlichkeitsstörung bei Frauen im Alter zwischen 15 und 45 Jahren auf[3]. Gefühle können oft nicht differenziert wahrgenommen werden und treten infolge dessen als Spannungszustände auf. Diese können nur durch äußere Reize wie z.B. selbstverletzendem Verhalten, aber auch wie in der DB-Therapie (Dialektisch-Behaviorale Therapie) durch sogenannt Skills (z.B. Salz auf die Zunge streuen) gelöst werden. Die Störung kann sich auch in negativem oder paradoxem Verhalten bei zwischenmenschlichen Beziehungen auswirken. Die Selbstwahrnehmung ist getrübt, woraus eine innere Leere und diffuse Ängste folgen, verbunden mit launenhaften Stimmungen[4]. Die Patienten weisen eine besondere Beziehungsstörung auf, was eine zwischenmenschliche Beziehung erschwert. Es ist zu beachten, dass Patienten mit der Borderlinestörung durch ihr sehr paradoxes Verhalten z.B. Pflegeteams spalten können[5].

Therapiemöglichkeiten

Eine Art der Behandlung ist die Gabe von Psychopharmaka oder Antidepressiva. Der Nachteil hierbei ist jedoch, dass bisher noch keine Langzeitergebnisse, bei dauerhafter Einnahme vorliegen. Eine Alternative, oder auch zusätzliche Möglichkeit bei der Behandlung, ist eine Psychotherapie auf der Basis der Verhaltenstherapie oder eine Psychoanalyse[6]. Eines der wichtigsten Ziele der Therapie ist es, einen Abbruch der Therapie zu verhindern.

Die Dialektisch-Behaviorale Therapie

Das ist die Therapie, die nach Linehan (1996) am meisten bei Borderline-Erkrankten als Therapie angewandt wird. Sie zählt zum Bereich der kognitiven Verhaltenstherapie. Ziel ist es, den Patienten in verschiedenen Bereichen zu stärken. Dabei sollen die Vorteile von bestimmten Verhaltensstrategien herausgearbeitet werden, ohne die bisherigen Lösungsversuche für ungültig zu erklären. Dialektik im Sinne der DBT zielt darauf ab, scheinbare Gegensätze in der Welt des Patienten aufzulösen und sie schrittweise zu integrieren. Für die DBT konnten gute Erfolge bei der Borderline-Therapie nachgewiesen werden (Dammann, Clarkin, Kächele 2001)[7]. Des Weiteren kann durch die Anwendung dieser Therapieform ein parasuizidales Verhalten wirksam behandelt werden[8].

Probleme der Pflegenden mit den Erkrankten

Bei den verschiedenen Persönlichkeitsstörungen ist meistens ein bestimmter Charakterzug der Person ganz besonders stark ausgeprägt. Diese Patienten sind in der Leistungsfähigkeit und ihrer sozialen Gemeinschaft sehr eingeschränkt. Patienten mit Persönlichkeitsstörungen kommen nicht unbedingt als Notfall in die Klinik. Oft ist es der nicht mehr zu ertragende Druck, der auf dem Patienten lastet, oder Fremdmotivation durch Freunde oder Verwandte[9]. In der Behandlung von Borderline-Persönlichkeitsstörungen soll eine klare Strukturierung des Settings gegeben sein, wobei es aber gleichzeitig notwendig sein kann, das Setting flexibel der u.U. rasch wechselnden aktuellen Befindlichkeit des Patienten anzupassen. Die klare Strukturierung unterstützt den Borderlinepatienten, dessen Innenwelt chaotisch ist, dabei, das Behandlungsbündnis aufrechtzuerhalten. Die Strukturierung soll klare Vereinbarungen, z. B. über Sitzungszeiten und die Beendigung von Sitzungen umfassen. Respekt und Akzeptanz der Eigenständigkeit des Patienten sind dabei von großer Bedeutung [10]. Da es häufig bei dieser Persönlichkeitsstörung vermehrt zu einem Drogen- oder Alkoholkonsum kommt, muss eine pflegende Person darauf ein besonderes Augenmerk haben. Der Pflegende sollte möglichst viel über die Störung wissen und sein eigenes Verhalten dem anpassen, was eine Pflegeplanung deutlich erschwert. Patienten sind leicht in der Lage, Teams zu spalten! Unterschiedliche Wahrnehmungen der Teammitglieder, sowie Antipathien und Sympathien dürfen nicht zu Streitereien im Team führen! Regelmäßige Teambesprechungen und Supervisionen sind geboten, um so genannte Übertragungsvorgänge zu erkennen und zu vermeiden[11]. Erschwerend kommt hinzu, dass oft ein Kommunikationsdefizit zwischen behandelnden Ärzten oder Therapeuten und dem Pflegepersonal besteht, obwohl sich der Behandlungsplan nach der eigentlichen Störung richten sollte und mit behandelnden Arzt bzw. Theapeut abgesprochen werden solle. Wenn zudem noch ein Todesfall oder der Kontakt mit einer psychisch instabilen Person hinzukommt, wird es oft von dem jüngeren Pflegepersonal als starke Belastung angesehen[12].

Schlussfolgerungen

Viele Ärzte und auch Psychotherapeuten, die keine Zusatzausbildung erfahren haben, fühlen sich überfordert und schwanken zwischen übermäßiger Sorge und schroffer Ablehnung. Selbst unter Studienbedingungen wird etwa die Hälfte aller unspezifischen Psychotherapien vorzeitig abgebrochen. Es besteht aber auch die Möglichkeit, als Therapeut eine störungsspezifische Zusatzausbildung zu machen. Borderline-Patienten stellen Psychotherapeuten vor ganz besondere Herausforderungen. Einerseits sind die Betroffenen oft für lange Zeit keinen psychoanalytischen Deutungen zugänglich, andererseits leben sie ständig in einer gespaltenen inneren Welt: Während sie mit einem Teil ihrer Persönlichkeit die Realität, in der sie leben, akzeptiert haben und nach außen hin scheinbar reibungslos „funktionieren“, wehrt sich ein anderer Teil von ihnen mit aller Kraft gegen die damit verbundenen Einschränkungen. Unter Stressbedingungen ziehen sich die Betroffenen dann regelmäßig in ihre innere Welt zurück, die ihnen als Refugium vor unerträglichen Konflikten dient. In dieser inneren Welt ist – anders als in der Realität – alles möglich. Sie stellt ein narzisstisches Universum dar, wo auch Trennung und Tod keine Rolle spielen. Der abgespaltene Anteil der Persönlichkeit, der in diesem Universum herrscht, orientiert sich an Omnipotenzfantasien, die unbewusst auch in zwischenmenschlichen Beziehungen inszeniert werden. Dies gilt auch für die Beziehung zwischen Patient und Psychoanalytiker[13].

Die gegenwärtige Versorgungssituation für Borderline-Patienten in Deutschland insbesondere im ambulanten Bereich ist völlig unzureichend. Der Großteil der hohen stationären Kosten könnte durch den Aufbau von Integrierter Versorgung sicherlich drastisch reduziert werden. (Bleibt noch auf eine Hochrisikogruppe hinzuweisen: Borderline-Patienten mit komorbider Alkohol- oder Drogenabhängigkeit haben das höchste Suizid- und Chronifizierungsrisiko – gerade für diese Patientengruppe ist das Behandlungsangebot in Deutschland noch am wenigsten entwickelt.)[14]

Siehe auch

Quellennachweis