Caritas

Aus Familienwortschatz
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Caritas (lat. Nächstenliebe - für eine christliche Tugend/Pflicht; auch Hochschätzung) ist eine in vielen Ländern tätige soziale Hilfsorganisation der katholischen Kirche, in Deutschland organisiert als Deutscher Caritasverband e.V.

Geschichte

Der katholische Priester Vinzenz von Paul (1581—1660) gilt als Begründer der neuzeitlichen Caritas. Er wird in dieser Kirche als Heiliger verehrt. 1617 gründete er mit Louise de Marillac (verw. Louise Le Gras, 1591—1660) in Chatillon les Dombes die „Confrérie des Dames de la Charité", die „Schwesternschaft der Damen der christlichen Nächstenliebe“ als wohltätige christliche Frauenvereinigung; heute heißt der aus ihnen entstandene Orden „Genossenschaft der Töchter der christlichen Liebe vom Hl. Vinzenz von Paul“, deutsch umgangssprachlich Barmherzige Schwestern, Vinzentinerinnen. 1668 folgte schließlich deren päpstliche Anerkennung als Orden.

Die Mitglieder waren zunächst vornehme Damen, die sich bald durch ihre filles, die Dienstmädchen, bei den guten Taten ersetzen ließen. Dies veranlasste Louise de Marillac, ab 1633 in ihrem Haus in der Rue de Versailles (heute Rue Monge 21) vier arme Landmädchen aufzunehmen und als Helferinnen auszubilden. Die Zahl dieser sogenannten filles de la charité, auch soeurs grises, deutsch "graue Schwestern" genannt, stieg so rasch, dass sie im Jahr 1636 in das Dorf La Chapelle (heute ein Vorort von Paris) und dann 1641 in die Rue du Faubourg Saint-Denis (die heutigen Nummern 94 bis 114) umzogen.

Im Jahr 1797 gelang es Schwester Deleau einige ihrer Genossinnen wieder zu vereinen und gemeinsam fanden sie im Quartier Latin in Paris eine Unterkunft in der Rue des Maçons-Sorbonne (heute Rue Champollion), das sie im Jahr 1801 verließen, um schließlich 1815 in das ehemalige Hôtel de la Vallière in der Rue du Bac N° 136 zu ziehen, wo das Mutterhaus noch heute ansässig ist.


Der deutsche Caritasverband wurde 1897 von Prälat L. Werthmann (1858–1921) als "Charitasverband für das katholische Deutschland" in Freiburg im Breisgau gegründet. 1916 erkannte die Deutsche Bischofskonferenz den Caritasverband als Zusammenfassung der Diözesan-Caritasverbände zu einer einheitlichen Organisation an. Im Jahre 1922 hatten alle deutschen Diözesen einen eigenen Diözesan-Caritasverband. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Arbeit des Caritasverbandes politisch und rechtlich stark eingeengt, obwohl sie formal durch das Reichskonkordat von 1933 abgesichert war.

In der Nachkriegszeit betätigte sich der Caritasverband überwiegend in der Verteilung ausländischer Spenden an die deutsche Bevölkerung, in der Sorge für Flüchtlinge sowie in der Zusammenführung versprengter Familien. Seine Tätigkeit als "Stiller Helfer" für Nazi-Größen, um sie aus Europa zu bringen, wird in der Geschichte jedoch als Rattenlinie kritisch bewertet. In den sechziger Jahren kam zu der Arbeit mit benachteiligten Menschen in Deutschland der Aufbau der internationalen Hilfe, etwa bei Naturkatastrophen oder Kriegen, hinzu.

Nach der deutschen Wiedervereinigung erfolgte bei den ehemaligen DDR-Caritasverbänden 1990 die Neu- bzw. Wiedergründung als Vereine nach bundesdeutschem Recht, die sich zu den Zielen des (West-)Deutschen Caritasverbandes bekannten. 1993 beschloss der Zentralrat der Diözesancaritasverbände erstmals ein "Leitbild des Deutschen Caritasverbandes".

Österreich

Die Anfänge der Caritasbewegung in Österreich lassen sich zurückverfolgen bis zu den ersten österreichischen Caritaskongressen, kurz nach der Jahrhundertwende. Der organisatorische Aufbau orientierte sich dann am deutschen Vorbild. Bereits kurz nach dem ersten Weltkrieg waren neun Landesverbände aufgebaut. Die ersten Tätigkeitsschwerpunkte lagen bei Ausspeisungen und Kindererholungsaktionen am Land. Auch die Caritas-Sterbevorsorge kümmerte sich um ein christliches Begräbnis vor allem ärmerer Bevölkerungsschichten.

Deutscher Caritasverband

Leitbild

Im Leitbild von 1997 bekennt sich der Deutsche Caritasverband zu den theologischen Grundsätzen mit dem christlichen Gott als Quelle, Jesus Christus als Auftrag und Ermutigung und dem Heiligen Geist]] als Lebenskraft für die Caritasarbeit. Fundstelle s. u.

Als Ziele für die Arbeit werden der Schutz der Menschenwürde, die Solidarität in einer pluralen Welt sowie die Verpflichtung hierzu über Grenzen hinweg festgelegt. Hinsichtlich seiner Aufgaben sieht sich der Caritasverband zur Hilfe für Menschen in Not sowie als Anwalt und Partner Benachteiligter verpflichtet. Er möchte Sozial- und Gesellschaftspolitik mitgestalten und zur Qualifizierung sozialer Arbeit beitragen.

Strukturen in Deutschland

Leitungsorgane

Der Deutsche Caritasverband mit Sitz in Freiburg ist Dachverband der 27 Diözesan-Caritasverbände und der anerkannten zentralen Fachverbände. Er wird nach aussen vertreten vom Präsidenten -z. Zt. Dr. Neher, der von der Delegiertenversammlung auf sechs Jahre gewählt wird. Ein Generalsekretär -z. Zt. Prof. Dr. Georg Cremer- wird vom Caritasrat auf sechs Jahre gewählt. Er ist stimmberechtigtes Mitglied der Organe und vertritt den Präsidenten in der Leitung des Vorstandes sozusagen nach innen.

Die Geschäftsführung wird von einem 3-5 köpfigen hauptamtlichen Vorstand unter Vorsitz des Präsidenten wahrgenommen. Die Organisation der Diözesan-Caritasverbände ist dezentral, d.h. sie sind rechtlich eigenständig und unterliegen innerkirchlich der diözesanen Struktur - sprich: der Leitung des Ortsbischoffs. Hierzu gehören 636 Orts-, Kreis- und Bezirks-Caritasverbände sowie 262 caritative Ordensgemeinschaften. Es existiert ein umfassendes Leitbild vom 6. Mai 1997.

Dem Caritasverband sind 18 Fachverbände angeschlossen, so zum Beispiel Kreuzbund e.V., Malteser Hilfsdienst, IN VIA Katholische Mädchensozialarbeit und andere.

Jeweilige landesweite Gliederung, Struktur

Die kirchliche Gliederung nach Diözesen entspricht historischen Gegebenheiten. Die heutigen Bundesländer haben andere Grenzen. Hier als ein Beispiel die Gliederung in Baden (Teil von Baden-Württemberg)

Im Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg sind viele unterschiedliche soziale Aktivitäten der katholischen Kirche in Baden und Teilen von Württemberg - von Tauberbischofsheim bis Lörrach, von Freiburg bis zum Bodensee und Hohenzollern - zusammengefasst. Im Auftrag des Freiburger Erzbischofs Dr. Robert Zollitsch setzt sich die Caritas für Menschen in Not, für gesellschaftlich Schwache durch fachgerechte soziale Hilfen und die Mitgestaltung von notwendigen Rahmenbedingungen ein.

Zu den wichtigsten Aufgaben des Diözesan-Caritasverbandes Freiburg gehört die Beratung der ihm angeschlossenen über 2000 Verbände, Dienste und Einrichtungen.

  • Er vertritt diese gegenüber Kirche, Gesellschaft und Politik,
  • sorgt für finanzielle und organisatorische Mittel und bietet
  • deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Begleitung und Fortbildung an.

Als Gliederungen sind die 28 rechtlich selbständigen Ortscaritasverbände für die direkte soziale Betreuung von Menschen in Not verantwortlich. Sie unterhalten Beratungsstellen und stationäre Einrichtungen.

Für Spezialaufgaben wie Mädchensozialarbeit, Suchtkrankenhilfe, Rettungsdienst oder ehrenamtlichen Arbeit in Pfarrgemeinden haben sich Fachverbände als eigenständige Träger gegründet.

Einrichtungen

Dem Caritasverband zugehörig sind Einrichtungen des Gesundheitswesens, der Kinder- und Jugendhilfe, Altenhilfe, der Behindertenhilfe sowie sonstige soziale Einrichtungen. Mit bundesweit über 25000 Einrichtungen und über 1.1 Millionen Plätzen / Betten nimmt er unter den Wohlfahrtsverbänden in Deutschland hinsichtlich der Größenordnung einen führenden Platz ein.

Anschriften und weitere Informationen sind über die www-Sites der Diözesen zu finden.

Die Caritas als Arbeitgeber

Mit bundesweit fast 500.000 hauptamtlichen Mitarbeitern gehören die Caritasverbände in vielen Regionen und Bundesländern zu den größten Arbeitgebern. Hinzu kommen zahlreiche ehrenamtliche Mitarbeiter und Helfer. Die Mitarbeiter werden nach einem eigenen Tarifwerk, den Richtlinien für Arbeitsverträge in den Einrichtungen des Deutschen Caritasverbandes (AVR) eingestellt und entlohnt, das an das Tarifwerk des Öffentlichen Dienstes BAT weitgehend (aber nicht in allen Punkten) angelehnt ist.

Statt Betriebsräten nach dem Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) gibt es fast flächendeckend Mitarbeitervertretungen (MAV), deren Mitbestimmungsrechte weniger stark ausgestaltet sind. Die Betriebe des Caritasverbandes sind arbeitsrechtlich "Tendenzbetriebe", was für die Mitarbeiter -sie werden zur kirchlichen Dienstgemeinschaft gezählt- einige Besonderheiten im Arbeitsrecht, wie die Nichtanwendbarkeit des BetrVG (§ 118 BetrVG), mit sich bringt.

In der Regel ist die Zugehörigkeit des Mitarbeiters zur katholischen Kirche und ein jedenfalls den kirchlichen Grundsätzen nicht offen widersprechender Lebenswandel Voraussetzung für die Begründung und den Fortbestand des Arbeitsverhältnisses. Zum Beispiel kann eine Wiederheirat nach Scheidung oder ein offenes Ausleben von Homosexualität zu einer Kündigung des Arbeitsverhältnises durch den Dienstgeber führen. Diese Anforderungen an einen im katholischen Sinne christlichen Lebenswandel, werden vielfach krisiert, von den Arbeitsgerichten aber gebilligt.

Die Caritas - wie auch die Diakonie - lehnt es unter Berufung auf das verfassungsrechtliche Selbstbestimmungsrecht der Kirchen (Art. 140 Grundgesetz in Verbindung mit Art. 137 Abs. 3 der Weimarer Reichsverfassung) ab, Tarifverträge mit einer Gewerkschaft zu schließen. Statt dessen werden die Arbeitsbedingungen von einer paritätisch besetzten arbeitsrechtlichen Kommission verhandelt (so genannter Dritter Weg). Dennoch ist jeder Mitarbeiter berechtigt, Mitgliedschaft einer Gewerkschaft (z.B. ver.di) zu sein oder zu werden und sich im Betrieb gewerkschaftlich zu betätigen. Umstritten ist, ob kirchliche Mitarbeiter ein Streikrecht zur Erzwingung eines Tarifvertrages haben.

Adresse

  • Karlstraße 40
  • 79104 Freiburg
  • Tel.: 0761/2000

Siehe auch

  • Heimträgerverband: VKAD
  • Vgl. für die Evangel. Kirchen in der BRD - Diakonie

Literatur

  • Birgit Fix, Elisabeth Fix: Kirche und Wohlfahrtsstaat. Soziale Arbeit kirchlicher Wohlfahrtsorganisationen im westeuropäischen Vergleich. Lambertus Verlag, Freiburg. 2005. 208 Seiten. ISBN 3-7841-1575-6 - socialnet-Rezension hier von Josef Schmid.
  • Horst Herrmann. 1993: Die Caritas-Legende. Wie die Kirchen die Nächstenliebe vermarkten. Rasch+Röhring. 364 S.
  • Friedhelm Schwarz: Wirtschaftsimperium Kirche - der mächtigste Konzern Deutschlands. 2005. Rezension in der WELT v. 18.8.05.

Weblinks


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