Chronobiologie

Aus Familienwortschatz
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Die Chronobiologie (gr. χρόνος chrónos „Zeit“; Biologie = Lehre von der belebten Natur - fälschlicherweise oft synonym für Biorhythmus) befasst sich mit der "inneren Uhr" von Lebewesen: Die Fähigkeit, natürliche Zyklen wie Tag, Mondphase, Jahreszeit zu antizipieren (d. h. sich im Voraus darauf einzustellen).

In der Pflege und Medizin sind vor allem die circadianen (d. h. ungefähr 24stündigen) Rhythmen des Menschen von Bedeutung: Der regelmäßige tägliche Wechsel von Leistungsbereitschaft/Aktivität, Ruhebedürfnis/Schlaf und Körperfunktionen wie Verdauung, Schmerzempfinden oder Körpertemperatur.

endogene Steuerung

Zu beachten ist, dass diese innere Uhr zwar ungefähr synchron zu den wahrgenommenen Umweltphänomenen tickt, jedoch nicht durch sie ausgelöst wird - es handelt sich um eine endogene Steuerung, die auch ohne Wahrnehmung von z.B. Tag-Nacht- oder Ebbe-Flut-Wechsel weiterläuft. Belegt ist dies durch zahlreiche Versuche, bei denen die Probanden (sowohl Menschen und Tiere als auch Pflanzen und Mikroorganismen) z.B. unter Ausschluss von (Tages-)Licht, unter Dauerbeleuchtung und selbst im Weltall ihre Zyklen beibehalten, so etwa das "Bunker-Experiment" von J. Aschoff.

Chronomedizin

Die Chronomedizin befasst sich mit der tageszeitlich verschiedenen Aktivität einzelner Organe/Organsysteme (z.B. Herz-Kreislauf, Verdauungstrakt), unterschiedlicher Schmerzempfindlichkeit etc. und entsprechender Auswirkungen auf Stoffwechsel und Krankheitsabläufe.

In der Chronopharmakologie soll die Berücksichtigung schwankender Aufnahmefähigkeit und Verstoffwechselung von Medikamenten deren Dosierung bzw. Wirkung optimieren (s. a. Pharmakokinetik).

Störungen

Unter Versuchsbedingungen leben manche Probanden z.B. einen 25-Stunden-, andere einen 23,5-Stunden-Tag. Vor Allem Dauer und Intensität des Tageslichts synchronisiert den inneren cirkadianen Rhythmus. Lebt ein Mensch nicht ohne (wie beim "Bunker-Experiment"), sondern gegen diesen äußeren Zeitgeber, wie bei Jetlag und Schichtarbeit, so kommen sämtliche zeitlichen Abläufe das Körpers durcheinander. Zunächst führt dies zu "schlechtem" Schlaf, Müdigkeit, verminderter Aufmerksamkeit und Leistungsfähigkeit; langfristig kommt es bis hin zu schweren psychischen Störungen, z.B. Depressionen, Schlaf- und Essstörungen, Suchterkrankungen, körperlichen Folgeerkrankungen und sozialen Störungen (Vereinsamung, Verwahrlosung).

Quellen und Weblinks

  • "Die biologische Uhr", T. Roenneberg u. M. Merrow in "Forschung und Lehre" 12/99, S. 626 ff (pdf) [1]
  • Wikipedia-Artikel Chronobiologie [2], Jürgen Aschoff [3]
  • Planet Wissen über Schlaf-Wach-Rhythmus [4], innere Uhren [5]