Depression

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Definition

Als Depression (lat. depressio-„niederdrücken“) bezeichnet man eine psychische Störung, die als wichtigstes Merkmal eine seelische Niedergeschlagenheit und Freudelosigkeit aufweist, den Menschen aber insgesamt in seiner psychischen und körperlichen Gesamtheit betrifft. Die meisten Formen der Depression bringen ein erhöhtes Suizidrisiko mit sich. Nach dem Grad der Ausprägung und Dauer lässt sich eine Depression deutlich von einer depressiver Verstimmung, einer vorübergehenden affektiven Störung oder allgemeinen Niedergeschlagenheit abgrenzen.

Depression sollte von der umgangssprachlichen Bezeichnung eines vorübergehenden Zustands psychischer Niedergeschlagenheit unterschieden werden. Diese inflationäre Verwendung erschwert die Wahrnehmung der Krankheit als massiver und lebensbedrohlicher Gefährdung der daran Leidenden.

Warum es zu Depressionen kommen kann, ist noch nicht vollständig geklärt. Man kann aber von einer Multikausalität ausgehen, wie etwa genetische Faktoren oder auch Erlebnisse in der Vergangenheit oder Gegenwart. Andere Faktoren, wie Medikamente und Ernährung haben ebenfalls Einfluss auf den Stoffwechsel der Neurotransmitter. Antidepressive Medikamente entfalten ihre Wirkung, indem sie die Spiegel von Serotonin und/oder Noradrenalin im Gehirn erhöhen. Zusammengefasst können Depressionen psychische Ursachen haben (z.B. Stress), physische Ursachen (z.B. als Begleiterscheinung einer anderen Krankheit) oder genetische Ursachen.



Codierung

In der Psychiatrie zählt die Depression zu den affektiven Störungen. Im akutellen international verwendeten Klassifikationssystem (ICD 10) lautet die Krankheitsbezeichnung depressive Episode oder rezidivierende (wiederkehrende) depressive Störung. Die Diagnose wird allein nach Symptomen und Verlauf gestellt.

ICD-10: F32 bis F33 aus der Gruppe der Psychischen und Verhaltensstörungen ( = F00-F99)



Erscheinungsformen der Depression

Agitierte Depression

Bei dieser Form einer Depression ist ein motorischer Unruhezustand (Agitiertheit) zu beobachten, der sich in gesteigertem Bewegungsdrang, ständig wiederholendem Reden oder übertrieben dargestellten Beschwerden äußern kann.

Bipolare affektive Depression

Früher als Manisch-depressive Erkrankung bezeichnet; hierbei wechseln sich Phasen deutlich gesteigerter Aktivität mit Zeiten von Antriebslosigkeit und Rückzug ab.

Autonome Depression

Somatogene Depression

Die Ursachen für somatogene Depressionen sind körperlich (organisch, hormonell) bedingt, beispielsweise durch strukturelle Hirnschädigung (Trauma, Tumor, Apoplex) oder Stoffwechselstörungen (endokrines System, Nebenwirkungen von Drogen oder Medikamenten).Vermutet wird auch ein Anlagefaktor. Vermeintliche Aussichtslosigkeit, Verzweiflung, reduzierter Antrieb mit oder ohne Wahn können zu einer Suizidgefährdung führen. Bekanntes Beispiel ist die Wochenbett-Depression (postpartale Depression).

Larvierte Depression

Hinter körperlichen Beschwerden kann sich eine Depression verbergen (s. a. psychosomatisch).

Saisonabhängige Depression (SAD, Saisonal Affective Disorder)

Auch Winterdepression, da sie durch Lichtmangel vor allem in der dunkleren Jahreszeit vorkommt.

Pharmakogene Depression

Einige Medikamente lösen als unerwünschte Wirkung (Nebenwirkung) eine Depression aus, welche sich meist wieder zurückentwickelt, sobald das entsprechende Arzneimittel abgesetzt ist.

Altersdepression

Wenn eine Depression erstmalig bei Hochbetagten auftritt, handelt es sich um eine Alters- oder Spätdepression (früher als senile Depression bezeichnet). Laut Statistik tritt diese Art der Depression bei den 70 bis 74- Jährigen zu 14% auf, bei den über 80- Jährigen zu 42%- in beiden Altersgruppen sind Frauen doppelt so oft betroffen wie Männer.

Anaklitische Depression

Die anaklitische Depression (Anaklise- abhängig sein von einer anderen Person) ist eine Sonderform und kommt bei Babys und Kindern vor, wenn diese vernachlässigt werden. Diese Erkrankung ist durch Symptome wie häufiges Weinen und Jammern, beziehungsweise Schreien und Klammern gekennzeichnet. Die anaklitische Depression kann zu psychischen Hospitalismus übergehen.

Entstehung

Wie viele andere psychische Störungen werden auch Depressionen vermutlich endogen (aus sich selbst heraus, ohne dass die Ursache wissenschaftlich bekannt wäre) ausgelöst. Es gibt aber auch Formen mit einem exogenen (durch feststellbare äußere Ursachen) Auslöser.

Diskutiert wird, ob es als Folge biochemischer Übertragungsstörungen im Noradrenalin- und Serotoninhaushalt zur Depression kommt. Noradrenalin und Serotonin sind Botenstoffe, die maßgeblich für die Stimmungslage sind - bei Störungen kommt es also zu den Symptomen der Antriebsminderung, Niedergeschlagenheit etc. (s. u.).


Möglicherweise exogene Auslöser

Mit dem Wort Auslöser wird ein Unterschied zum Begriff Ursache betont. Als Auslöser werden immer wieder einschneidende Ereignisse im persönlichen Umfeld betrachtet:

  • soziale Faktoren wie Deprivation (Mangel an Zuwendung und Anerkennung), Stress
  • psychisches Trauma durch Gewalt, Krieg, Unfall, Naturkatastrophe oder eine erlebte schwere Krankheit und deren Folgen für das eigene Leben.
  • begleitend als Komorbidität bei zum Bsp. ADHS oder dem Burnout-Syndrom
  • Verlust von Beziehungen (z.B. Todesfall in der Familie, Verlassenwerden) oder eigenen Fähigkeiten (schwere Krankheit, Behinderung. Dazu kommen neurologische Krankheiten oder Funktionsstörungen, die evtl. sekundär eine Depression auslösen.
  • Nebenwirkung von Medikamenten/Drogen
  • organisch bedingte Funktionsstörungen im Gehirn (z.B. durch Apoplex, Tumor) oder im endokrinen (=hormonbildenden) System (z.B. durch Schilddrüsenunterfunktion, Schwangerschaft)
  • Menschen mit Depressionen haben ein erhöhtes Risiko, an der Zuckerkrankheit Typ-2-Diabetes mellitus zu erkranken. Aber auch eine bestehende Diabetes-Erkrankung erhöht das Risiko, eine Depression zu entwickeln. Kommen beide Erkrankungen zusammen, potenzieren sich die negativen Folgen für Lebensqualität und Lebensdauer der Betroffenen. diabetesDE und die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) fordern deshalb eine bessere psychologische Betreuung von Diabetikern.(Quelle: [1])



Symptome

Im Gegensatz zu alltäglichen Stimmungsschwankungen handelt es sich bei der Depression um eine ernste Erkrankung. Wenn ein Mensch das Gefühl hat, an einer Depression zu leiden, sollte er den Arzt aufsuchen. Anhand eines Kriterienkatalogs lassen sich depressive Erkrankungen in den meisten Fällen sicher von normalen Befindlichkeitsstörungen abgrenzen. Folgende Punkte deuten auf eine Depression hin:


Antriebslosigkeit

Betroffene fühlen sich tagsüber häufig erschöpft und schwunglos, sie klagen über mangelnde Energie, manchen fällt es sogar schwer, alltägliche Verrichtungen wie Anziehen oder Waschen auszuführen. Andere wiederum fühlen sich rastlos, sind innerlich gespannt, nervös und ängstlich. Die Stimmung hellt sich auch durch erfreuliche Ereignisse nicht auf („Affektstarre“). Tätigkeiten, die früher von den Betroffenen gerne und häufig durchgeführt wurden, rufen nur mehr mangelndes Interesse und wenig Freude hervor.

Appetit, Schlaf und Schmerz

Schlafstörungen (Einschlaf- und Durchschlafstörungen) können frühe Zeichen einer Depression sein, besonders wenn sie durch ein Erwachen in den frühen Morgenstunden gekennzeichnet sind, auf das Grübeln folgt („Gedankenkreisen“); ebenso tageszeitliche Stimmungsschwankungen, vor allem wenn sich eine Stimmungsaufhellung am Abend bemerkbar macht. Der Appetit ist bei den Betroffenen häufig vermindert, was zu Gewichtsverlusten führen kann. Auch die sexuelle Energie ist oftmals eingeschränkt. Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen können ebenfalls auf eine Depression hindeuten, vor allem dann, wenn die Störungen nur zeitweise auftreten. Bei manchen Betroffenen stehen körperliche Beschwerden im Vordergrund. Neben den bereits erwähnten Schlafstörungen können Beschwerden des Magen-Darm-Trakts (Obstipation, Völlegefühl), des Herzens (Tachykardie, Arrhythmien), Kopf-, Nacken- und Rückenschmerzen oder ein Engegefühl in der Brust auftreten.

Keine Ruhe vor sich selbst

Depressionen können auch zu ängstlicher Anspannung und Unruhe führen. Die Furcht vor dem „Stehenbleiben“, oder dem Erleben von Leere und Traurigkeit, aber auch Zukunftsängste lösen dann bei den Erkrankten hektische Betriebsamkeit aus, die selten als befriedigend empfunden wird. Die innere Anspannung kann schließlich in Angst- und Panikattacken münden; die Betroffenen erleben eine quälende innere Unruhe und fühlen sich getrieben.

Es ist ganz natürlich, sich in verschiedenen Situationen des Alltags niedergeschlagen zu fühlen. Die Grenze zwischen normaler Niedergeschlagenheit und der eigentlichen Depression ist dabei fließend. Bei einer Depression muss allerdings kein äußerer auslösender Grund vorhanden sein (endogene Ursachen). Die Krankheit ist oft sowohl für den Kranken als auch für Angehörige und Freunde unerklärlich. Sie kann in vielen Fällen nicht als Reaktion auf eine erkennbare Krise gedeutet werden.


Die wichtigsten Symptome zusammengefasst sind

  • gedrückte, niedergeschlagene Stimmung
  • Freudlosigkeit
  • geringer Antrieb fehlendes Interesse und Freude an normalen Aktivitäten und Vergnügungen
  • gestörtes Selbstwertgefühl mit Selbstabwertung und Selbstbestrafung
  • Minderwertigkeitsgefühl und Selbstkritik
  • Hilfs- und Hoffnungslosigkeit
  • Ängstlichkeit
  • Konzentrationsstörungen, verlangsamtes Denken
  • Appetitlosigkeit- kann zur Abmagerung führen, oder erhöhter Appetit mit Gewichtszunahme
  • Ein- und Durchschlafprobleme und dadurch Müdigkeit und fehlende Energie
  • geringerer oder erhöhter Schlafbedarf
  • Probleme Entscheidungen zu treffen, Unentschlossenheit
  • vermindertes Gefühlserleben
  • verringerte Libido
  • übertriebene Schuldgefühle
  • wiederkehrende Gedanken über den Tod, Suizidgedanken, Suizidversuche
  • Schuld-,Versündigungs- oder Verarmungswahn


Verbreitete Werkzeuge zur Diagnose von Depressionen sind die Hamilton-Depressionsskala (HAMD), das Beck-Depressionsinventar (BDI) und das Inventar depressiver Symptome (IDS). Bis jetzt gibt es noch keinen sicheren biologischen Test, der enthüllen kann, ob jemand an einer Depression leidet. In einigen Fällen werden Blutproben untersucht und computertomographische Untersuchungen gemacht, um andere Ursachen für die depressiven Symptome auszuschließen (z.B. Hypoglykämie, Vitamin B12- Mangel, Demenz, endokrine Störungen). Häufig wird auch eine Familienanamnese gemacht- vor allem wenn es sich um Depressionen bei Kindern handelt-, um nach Bindungs-und Beziehungsstörungen zu suchen. Ein spezifisches Testverfahren für Depressionen im Kindes- und Jugendalter sind das Depressions-Inventar für Kinder und Jugendliche (DIKJ) von J. Stiensmeier-Pelster, M. Schürmann und K. Duda und der Depressions-Test für Kinder(DTK) von P. Rossmann.



Verlauf

Der Verlauf ist oft (aber nicht unbedingt) phasenhaft:

  • Verschlechterung häufig im Herbst und Frühjahr (saisonale Depression).
  • Auch ein Tagesrhythmus des Verlaufs ist möglich, dabei sind die Patienten am Morgen müde und depressiv, werden dann gegen Abend munterer und können nicht einschlafen.


Behandlungsmethoden

Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Psychotherapie, um eine Depression zu behandeln.


Psychotherapie

  • Kognitive Verhaltenstherapie: In dieser sehr häufig angewandten Therapieform geht es hauptsächlich darum, das Denkmuster, welches die Depression auslöst, zu erkennen und zu verändern.
  • Psychoanalytische- humanistische Therapie: Mit diesem sehr tiefenpsychologisch orientierten Verfahren wir versucht an psychischen Problemen zu arbeiten, die meist schon in der Kindheit entstanden sind. Auch die aus diesen Erfahrungen hervorkommende Haltung wird behandelt. Es geht darum, dass das unbewusste Verhaltensmuster aus der Kindheit auf bewusste Ebene gebracht wird.
  • Gruppentherapie: Hier wird versucht, sozialen Rückzug zu verhindern, sowie verringerte Interaktionsmöglichkeiten zu verbessern und häufig reduzierte Fähigkeit, Hilfe zu beanspruchen, zu fördern.
  • Rollenspieltechniken: Diese Rollenspiele helfen einigen, ihren oft eingeengten und festgefahrenen Blick zu überwinden. Dazu zählt zum Beispiel das „Psychodrama“. Es gibt auch immer öfter Hinweise darauf, dass auch Selbsttherapien helfen können, um etwa unterdrückte Gefühle zu verarbeiten.

Antidepressiva

  • Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI): Die SSRI werden am häufigsten zur Behandlung von Depressionen eingesetzt. Sie haben meist wenige Nebenwirkungen und wirken ab einer Einnahmedauer von 2 bis 3 Wochen. Es wird eine Erhöhung des Serotonins erzielt, die auf dem Wirkungsmechanismus der selektiven Wiederaufnahmehemmung des Serotonin im Synapsenspalt basiert. Serotonin wird bei Erniedrigung in den Stoffwechselvorgängen im Gehirn verantwortlich gemacht für die Pathonogenese von Depressionen, sowie von Manien und Zwangshandlungen. Typische Nebenwirkungen resultieren sich daraus, dass das Serotonin bei vielen nervalen Prozessen im Körper eine wichtige Rolle spielt, so etwa bei der Gerinnung des Blutes oder der Verdauung.
  • Trizyklische Antidepressiva: Trizyklische Antidepressiva wirken zunächst antriebssteigend und erst später stimmungsaufhellend. Sokommt es dazu, dass das Suizidrisiko in den ersten Wochen nach der Einnahme hoch ist. Nebenwirkungen sind Mundtrockenheit, Obstipation, Müdigkeit, Muskelzittern und Blutdruckabfall.
  • Monoaminoxidase-Hemmer (MAO-Hemmer): Monooxidasehemmer blockieren das Enzym Monoaminooxidase, welches Amine wie Serotonin und Noradrenalin spaltet und dadurch deren Verfügbarkeit zur Signalübertragung im Gehirn verringert . Generell gelten MAOs als gut wirksam. Ein Nachteil ist, dass die Patienten während der Einnahme von irreversiblen Monoaminooxidasehemmern einestrenge Diät einhalten müssen- sie dürfen kaum Tyramin zu sich nehmen, denn bei eventuellem Verzehr von bestimmtern Lebensmitteln, wie zum Beispiel Käse, kann es zu gefährlichen Blutdruckanstieg kommen. Weitere Nebenwirkungen sind Mundtrockenheit, Schlafstörungen, Schwindel, Übelkeit, und Störungen im Verdauungstrakt.
  • Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer(NARI): Wirkstoff Reboxetin
  • Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer(SNRI): Wirkstoffe Venlafaxin und Duloxetin
  • Tetrazyklische Antidepressiva: ähneln strukturell und pharmakologisch den trizyklischen Antidepressiva; Wirkstoff Mianserin
  • Noradrenalin-Serotonin-spezifisches Antidepressivum (NaSSA): Wirkstoff Mirttazapin
  • Lithiumtherapie: in Form von einigen Salzen wird einerseits als Phasenprophylaktikum, andererseits auch zur Steigerung der Wirksamkeit in Verbindung mit Antidepressiva eingesetzt (z.B. Lithiumcarbonat).


Ob zusätzlich zu einer Psychotherapie Antidepressiva zum Einsatz kommen, wird individuell entschieden. Manchmal sprechen Patienten nicht auf ambulante Therapie und Psychopharmaka an, der Leidensdruck wird zu hoch und sie können suizidgefährdet sein. In solchen Fällen ist es notwendig, in einer psychiatrischen Klinik behandeln zu werden. Diese Behandlung erfolgt meist mit Medikamenten und Psychotherapie. Eine vorbeugende Gabe von Medikamenten kann bei einzelnen Fällen notwendig sein.

Weitere Möglichkeiten der Behandlung

  • Psychiatrische Klinik: Manchmal sprechen Patienten nicht auf ambulante Therapie und Psychopharmaka an, der Leidensdruck wird zu hoch. In solchen Fällen ist es notwendig, sich in einer psychiatrischen Klinik behandeln zu lassen. Hier besteht auch die Möglichkeit, sich in speziellen Tageskliniken nur tagsüber, dafür intensiver behandeln zu lassen, und die Nächte zu Hause zu verbringen.
  • Lichttherapie: diese Therapieform kann helfen, damit während der Wintermonate keine depressiven Symptome auftreten.
  • Elektrische- und elektromagnetische Stimulationen: die Elektrokrampftherapie wird unter Narkose durchgeführt und stellt nur eine ernsthafte Alternative dar, wenn Medikamente bei schweren Depressionen nicht wirken.
  • Johanniskraut: wird seit mehreren Jahren bei Patienten mit leichten bis mittelschweren Depressionen angewandt. Viele Studien besagen, dass das Kraut nichts als ein Placebo sei, andere wiederum belegen eine Wirksamkeit des Krauts, zumindest bei leichten und mittelschweren Depressionen.
  • Schlafentzugtherapie: kann antidepressiv wirksam sein und wird gelegentlich zum Durchbrechen schwerer Depressionen eingesetzt (basiert auf der Freisetzung von Serotonin).
  • Selbsthilfegruppen: dienen zur Begleitung von Therapien.
  • Ernährung: Es wird immermehr darauf hingewiesen, dass sich eine ausgewogene Ernährung mit besondersviel Fisch positiv auf leichte Depressionen auswirken kann, da Fische reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren (z.B. Eicosapentaensäure EPA) aus der Klasseder Omega-3-Fettsäuren sind.
  • Sporttherapie: Wiederaufnahme menschlicher Kontakte.
  • Entspannungstechniken: zur Linderung leichter depressiver Verstimmung.



Umgang mit Depressiven

Voraussetzungen

  • Die einschlägige Literatur gibt recht ähnliche Empfehlungen. Die Ausführungen von Dörner/Plog "Irren ist menschlich", die als Ausgangspunkt die Selbstwahrnehmung, die Vervollständigung der Wahrnehmung und die Normalisierung der Beziehung annehmen, haben mittlerweile fast den Charakter einer Richtlinie.
    • Wahrnehmung ist bewusste Aufnahme von Informationen. Selbstwahrnehmung: Unter Selbstwahrnehmung versteht man die Suche nach eigenen Anteilen der Erkrankung in sich selbst (z.B. Trauer, Verluste). So ist es möglich, sich in Erinnerung an selbstgemachte Erfahrungen und deren Bewältigung besser in die Empfindungen und die derzeitige Situation eines Patienten hineinzufühlen. Es ermöglicht mitunter das Nachempfinden seiner Problematik, wenn auch in geringerem Umfang. Die Suchhaltung bei sich selbst erleichtert ein besseres Verständnis und Wahrnehmung der Persönlichkeit des anderen durch Selbstverständnis und Selbstwahrnehmung. Die Selbstwahrnehmung der Bezugsperson reflektiert sich auf den Depressiven in der Form, dass sie als Solidarität und erhöhtes Verständnis aufgefasst wird. Der Kranke wird motiviert, selbst eine Suchhaltung einzunehmen. Die Selbstwahrnehmung ist eine wichtige Voraussetzung für den Aufbau einer Subjekt-Subjekt-Beziehung, die wiederum die dem Depressiven gegenüber einzunehmende Haltung "Nähe durch Abstand" erst ermöglicht. Ein erwünschter Effekt ist, dass der Patient seine Probleme nicht projizieren kann. Die Pflegekraft schützt sich ihrerseits davor, sich nicht mit den negativen Emotionen der betreuten Person zu identifizieren. Die Abgrenzung vom anderen ermöglicht dem Patient, sich selbst zu analysieren.
    • Informationssammlung: dazu gehört das Wissen um die Biographie des Patienten, einschließlich Informationen von Bezugspersonen, Betreuern und Angehörigen und die Erhebung des sozialen Umfeldes.
    • Normalisierung der Beziehung: meint die Planung neuer Handlungs-, Lösungs- und Verarbeitungsvorgänge nach Erforschung der Bedingungen des bisherigen Problemlösungsverhaltens. Ziel: neue Wege der Problemlösung finden. Beziehungsnormalisierung bedeutet die Anwendung der erarbeiteten Ergebnisse aus Selbstwahrnehmung und Informationssammlung. Heilung der Depression ist nur durch Selbstheilung möglich, Therapeuten, Betreuer und Pflegekräfte üben die Rolle des verständnisvollen, nicht mitleidsvollen Begleiters aus.

Richtlinien, Mitwirkung des Pflegepersonals an der Therapie

  • Die oben genannten Voraussetzungen sind zu beachten, sie bilden den Grundpfeiler der Begegnung. Eine weitere Voraussetzung im Umgang mit Depressiven ist Echtheit und Wahrhaftigkeit im verbalen und nonverbalen Kontakt. Gerade depressive Patienten haben hierfür feine Antennen, Echtheit führt dazu, dass der Patient sich ernstgenommen und angenommen fühlt. Stereotypes Eingehen, ohne echte Anteilnahme, kann das Gegenteil bewirken. Gefühle von Angst, Schmerz und Verunsicherung sind für Depressive oft ein Weg zu sich selbst, eine Grundvoraussetzung für Heilung. Negative Gefühle müssen ohne Versuch der Ablenkung und Aufmunterung zugelassen werden, was sicher nicht immer einfach ist. Ratschläge sind zu vermeiden, vielmehr sind die Äußerungen des Betroffenen zu spiegeln und seine Gefühle durch Wiedergabe in eigenen Worten ggf. plastischer und greifbarer zu machen. Grade bei Antriebsminderung kann durch sanfte Steigerungen bei der täglichen Beschäftigung (Verteilung von Aufgaben) und die Gewöhnung an einen regelmäßigen Tagesablauf/Rhythmus, die Fähigkeit gesteigert werden, sich im Alltag wieder zurechtzufinden. In psychiatrischen Einrichtungen nimmt das Pflegepersonal an Gruppengesprächen und an Therapiesitzungen mit einzelnen Patienten teil. Auswertungen und Austausch erfolgen in Teambesprechungen. Supervision ist selbstverständlich. Das Einholen einer weiteren Meinung und einer anderen Sichtweise von außen, ist grade in verfahrenen Situationen hilfreich.



Prognose

Die Chancen, die jeweiligen depressiven Phasen erfolgreich zu behandeln, sind relativ gut. Die Therapie kann vor allem die Dauer und den Ausprägungsgrad der einzelnen Depressionsphasen verringern. Die meisten Patienten erleben im Laufe ihres Lebens nur eine oder sehr wenige depressive Episoden. Bei einigen Depressionsarten sind Rückfälle jedoch relativ häufig – hier kann eine vorbeugende Behandlung erforderlich sein.

Depressionen lassen sich heilen

Viele Depressive quält die Tatsache, dass sich ihre Krankheit im Unterschied etwa zu einem Knochenbruch nicht "beweisen" lässt. Das ist für depressive Patienten schlimm, weil sie dadurch einem viel größeren Leidensdruck ausgesetzt sind als Patienten mit den meisten anderen Erkrankungen. Viele Depressive, vor allem wenn sie an schweren Depressionen leiden, hegen Suizid-Gedanken und sind deshalb gefährdet. Fast immer ist Hilfe möglich, denn Depressionen lassen sich heilen. Betroffene oder Angehörige sollten nicht abwarten, bis der Leidensdruck zu groß wird, sondern schon bei den ersten Anzeichen der Krankheit professionelle Hilfe aufsuchen (Arzt, Psychologe, Psychotherapeut).


Pflege bei Depressionen

Der pflegerische Umgang mit Depressiven erfordert sehr viel Geduld und Einfühlungsvermögen, sie brauchen das Gefühl der Begleitung auf dem Weg zur Besserung, das „zur Verfügung stehen“ im richtigen Moment. Da diese Patienten meist sehr sensibel, verletzlich und konfliktschwach erlebt werden, brauchen sie den goldenen Mittelweg zwischen Aktivierung und Überforderung.


  • Bezugspflege
  • Hinweis, dass Antidepressiva bis zu zehn Tage regelmäßiger Einnahme brauchen, um erste positive Wirkungen spürbar werden zu lassen.
  • Rückzugsmöglichkeiten anbieten
  • Patienten in den Stationsalltag miteinbinden
  • Positive Rückmeldungen
  • Ermuntern zur Teilnahme an den Therapieangeboten, Ergo-, Musik- und Gesprächstherapie
  • Fördern der Selbständigkeit, ohne großen Druck auszuüben und nutzen Sie die typischen Tagesschwankungen (Morgentief und Abendhoch)
  • Beobachtung von Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme, Schlaf, sowie Hautzustand und auch Ausscheidungen.
  • Gespräche mit den Angehörigen.


Glossar zu speziellen Ausdrücken

Die Diagnostik und Behandlung von Depression hat sich gewandelt. Zum Teil werden aber auch heute noch Ausdrücke verwendet, die nicht den aktuellen Wissensstand (auch über die ungeklärten Aspekte der Depression) berücksichtigen. Diese Ausdrücke werden hier knapp erklärt.

  • Psychogene/reaktive Depression: Auslöser ist ein traumatisches Erlebnis. Tiefe Trauer, Rückzug. Suizidgefahr mit Ankündigung u. Appellfunktion
  • Neurotische Depression: Anlagefaktor in Verbindung mit länger anhaltenden ungelösten Konflikten, häufig schon in der Kindheit. Ängstlich, misserfolgsorientiert, Selbstbewusstsein eingeschränkt, reduzierter Antrieb. Ebenfalls Suizidgefahr mit Ankündigung u. Appellfunktion
  • Depressive Grundhaltung: Anlagebedingt, geringer sozialer Einfluss. Pessimismus als Dauerzustand, kein Leidensdruck, keine Einsicht. Keine Suizidalität.
  • Depression als monopolare affektive Psychose mit wahnhafter Affektivitäts- (Dysphorie) und Antriebsstörung (Hypoaktivität). Teilw. hohe Suizidgefahr.


Weblinks


Wikipedia-Logo.png vgl. Wikipedia: "Depression"



http://www.kompetenznetz-depression.de/
http://www.netdoktor.at/krankheiten/fakta/depression.htm
http://www.psychotherapiepraxis.at/artikel/depression/depression-therapie.phtml
http://www.depression.at/?&authenticationid=&iWasAlreadyHere=true http://www.dieonlinepsychologen.de/tag/kognitive-verhaltenstherapie.html

Literatur

  • Dörner, Klaus; Plog, Ursula u. a. (2002): Irren ist menschlich - Lehrbuch der Psychiatrie und Psychotherapie. Bonn, Psychiatrie-Verlag.
  • Niklewski G., Riecke-Niklewski R.: Depressionen. Wege aus dem Tief. Herausgegeben von der Stiftung Warentest in Zusammenarbeit mit dem Verein für Konsumenteninformation, Österreich, 1998.
  • Mentzos S.: Depression und Manie. Psychodynamik und Therapie affektiver Störungen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 1995.
  • Wittchen, H.U.: Hexal-Ratgeber Depression. Wege aus der Krankheit. S. Karger, Basel, 1995.
  • Stiemerling, D.: 10 Wege aus der Depression. Tiefenpsychologische Erklärungsmodelle und Behandlungskonzepte der neurotischen Depression. J. Pfeiffer, München 1995.
  • Freud, S.: Trauer und Melancholie,1917.


Siehe auch


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