Dialogzentrum Demenz

Aus Familienwortschatz
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Dialogzentrum Demenz (DZD): Transfer - Wissenschaft - Praxis

„Die Landesinitiative Demenz-Service Nordrhein-Westfalen ([1]) ist als gemeinsame Plattform entstanden, in deren Zentrum die Verbesserung der häuslichen Versorgung demenziell Erkrankter und die Unterstützung der sie pflegenden Angehörigen steht. Mit der "Landesinitiative Demenz-Service NRW" soll der Erfahrungsaustausch und die Vernetzung von Initiativen, Modellprojekten und Angeboten für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen in Nordrhein-Westfalen gefördert werden und ein Beitrag zur Enttabuisierung von Demenz in der Bevölkerung geleistet werden. Die Landesinitiative wird finanziell getragen vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, der Stiftung Wohlfahrtspflege und den Pflegekassen ([2] am 06.03.2008)“


Dialogzentrum Demenz an der Universität Witten Herdecke

Das Dialogzentrum Demenz (Transfer - Wissenschaft - Praxis) - angesiedelt am pflegewissenschaftlichen Institut der Universität Witten/Herdecke - nahm am 15 Juli 2005 zunächst befristet auf drei Jahre als weitere Säule der Landesinitiative Demenz Service NRW die Arbeit auf und wird seitdem vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW finanziert. Die Projekt- und Modellphase des Dialogzentrums endet am 31.12.2008.

Nach einer Förderpause ist das Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) am 01. Juni 2009 in eine weitere dreijährige Förderphase eingetreten.

Dialogzentrum Demenz - ein eigener Weg der Verzahnung von Forschung in Praxis in NRW

Vorbild für die im Zentrum der Landesinitiative Demenz befindlichen 11 (!) Demenzservicezentren waren die ursprünglich aus Großbritannien stammenden „Dementia Service Development Centers“. Diese Beratungs-, Schulungs- und Wissenszentren allerdings waren in Großbritannien von vornherein an Universitäten mit Gesundheitsfakultäten angebunden. Trotzdem sich die Landesinitiative Demenz NRW explizit auf das britische Modell beruft, wurde hier von Beginn an - zwar vom britischen Vorbild ausgehend - ein eigener, stärker praxisbezogener Weg eingeschlagen. Die Demenzservicezentren wurden bewusst nicht an Universitäten installiert sondern an bereits bestehende kommunale Versorgungs- und Beratungseinrichtungen angebundenen und machten somit die direkte und praktische Versorgung von Menschen mit Demenz zum Zentrum der in Deutschland einzigartigen Initiative. Nach der Installierung der ersten Demenzservicezentren wurde allerdings schnell deutlich, dass es eine bidirektionale Verzahnung zwischen Praxis und Forschung braucht, um dem Auftrag der Landesinitiative nachzukommen. Die notwendige und im Zentrum der Landesinitiative stehende Nähe zum Menschen kann zum einen zu einer großen Entfernung zur Wissenschaft und zu notwendigen wissenschaftlichen Erkenntnissen führen. Zum Anderen bestand durch die anfängliche Nicht-Anbindung der Initiative an die Universitäten die Gefahr einer großen Entfremdung der Forschung von der Praxis. Beides führte in der Landesinitiative Demenzservice NRW allerdings nicht zu einer Verlegung der Demenzservicezentren an die Universitäten sondern zur Schaffung des Dialogzentrums Demenz - eines in Deutschland einzigartigen Bindegliedes zwischen Forschung und Praxis.

Dialogzentrum Demenz - zwischen Forschung und Praxis

Das Dialogzentrum Demenz an der Privaten Universität Witten/Herdecke gGmbH ist inneruniversitär verankert am renommierten Institut für Pflegewissenschaft als Teil der medizinischen Fakultät. Gerade die durch diese Konstellation erreichte Nähe zur Pflegewissenschaft und dem dort angesiedelten Lehrstuhl für Epidemiologie-Pflegewissenschaft auf der einen Seite und dem Lehrstuhl für Allgemeinmedizin mit einem weiteren Schwerpunkt „demenzielle Erkrankungen“ auf der anderen Seite ermöglicht den Mitarbeitern des DZD einen permanenten Abgleich neuester Erkenntnisse im Bereich der medizinischen und pflegerischen Versorgung von Personen mit Demenz.


Ziele des Dialogzentrums Demenz

Ziel der Arbeit des DZD war und ist es, den Boden für einen „Dialog auf Augenhöhe“ zwischen Forschung und Praxis im Arbeitsfeld Demenz zu bereiten. In diesem Zusammenhang hat sich das Dialogzentrum bislang in erster Linie bemüht, in den Dialog mit Forschenden und professionell Pflegenden zu treten. Des Weiteren ist es notwendig, auf der Seite der „Praktiker“ ebenso pflegende Angehörige, andere Betreuende und die bislang in der Beratung am stärksten vernachlässigte Gruppe der Ratsuchenden einzubeziehen: die Gruppe der Personen mit einer Demenzerkrankung selbst! Der bidirektionale Dialog ist aus folgenden Gründen unbedingt notwendig.

Von der Wissenschaft zur Praxis - das Nutzbarmachen wissenschaftlicher Erkenntnisse für die Praxis

Ein Problem bei der Versorgung Demenzerkrankter ist, dass Forschungsergebnisse nicht in der Praxis „ankommen“. Dies hat verschiedene Gründe: Zum einen sind sol¬che Ergebnisse häufig in einer für Praktiker unverständlichen Sprache verfasst, zum an¬deren sind die Ergeb¬nisse oft nicht eindeutig, widersprechen einander und werfen mehr Fragen als Ant¬worten auf. Diese Ergebnisse zusammenzutragen, aus Praxis¬sicht zu bewerten und durch eine ver¬ständliche Sprache für die Praxis nutzbar zu machen, ist eine der Kernaufgaben des Dialog¬zentrums Demenz. In der Praxis bedeutet dies, dass das DZD alle drei Monate ein frei zugängliches „Forschungsmonitoring“ im Feld der Versorgungsforschung Demenzerkrankter veröffentlicht. In diesem werden etwa 10-20 aktuell international veröffentlichte Forschungen aus diesem Bereich in nicht-wissenschaftliche Sprache übersetzt und für Pflegepraktiker nutzbar gemacht. Ziel dieser Veröffentlichung ist der Transfer wissenschaftlicher Ergebnisse in die professionelle Pflegepraxis. Das Monitoring steht auf der Homepage des Dialogzentrums Demenz als Newsletter abonnierbar für jede Person zum Download bereit. Des Weiteren bündeln die Mitarbeiterinnen des DZD Wissen und Forschungen zu Themenschwerpunkte. Initiator solcher Bündelungen sind die Mitarbeiterinnen selbst oder Anfragen von extern. Solche Anfragen kommen von Beratungsinstitutionen, Anbietern von Leistungen im Gesundheitssystem oder aus Politik und Verbandsebene.

Das Dialogzentrum führt darüber hinaus Tagungen durch, auf denen zu bestimmten Themen rund um die Versorgung Demenzerkrankter praxisrelevante Fachreferate gehalten werden.

Von der Praxis in die Wissenschaft - Bedarfe erfassen verhilft der Forschung zu mehr Praxisrelevanz

Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit des DZD ergibt sich aus einer weiteren Beo¬bachtung: For¬schenden fehlt häufig der Blick dafür, was Praktiker in der täglichen Versorgung demenzerkrankter Menschen benötigen und was – um fachlich fundiert zu pflegen – beforscht wer¬den müsste. Dies wäre notwendig, um bestehendes Praxiswissen zu bestätigen, zu verwerfen, oder neu zu entwickeln. Dieser Umstand ist unter anderem einer kaum praktizierten Kom¬munikation zwischen Forschenden und praktisch Pflegenden geschuldet, wodurch die Praxis lediglich marginal Einfluss auf die Frage hat, was beforscht wird. Aus diesem Grunde befragt das Dialogzentrum Praktiker aus den verschiedensten Bereichen der Versorgung Demenzerkrankter (Beratung, (teil)stationären, ambulanten und Akutpflege; Physio-, Ergotherapie u.s.w.) zu Ihren Wissensbedarfen mit Hilfe quantitativer und qualitativer Forschungsmethoden. Beantwortbare Fragen recherchieren die Mitarbeiterinnen des DZD als Dienstleister der Praxis und stellen die Ergebnisse/Antworten den Fragenden und der Allgemeinheit zur Verfügung. Auf diese Weise wird wiederum gezielt - nicht wahllos - Wissen aus der Forschung in die Versorgungspraxis transferiert. Derzeit aus der Forschung nicht-beantwortbare Fragen werden in Workshops mit Praktikern präzisiert und als mögliche praxisrelevante Forschungsfragen in Forscherworkshops in die Forschungslandschaft transferiert. Auf diese Weise vermittelt das Dialogzentrum Demenz Bedarfe, Wissen und Fragen in verschiedenste Richtungen und versteht sich als Mittler und Drehscheibe eines wissenschaftlichen, aber praxisverständlichen Dialoges der Beteiligten Disziplinen und vor allem Menschen..

Forschung und Praxis sind ebenbürtige Partner im Ringen um eine adäquate fachliche Versorgung von Menschen mit Demenz. Nur durch einen fachlichen Austausch zwischen diesen Partnern kann das Ziel erreicht werden, für die spezifischen Anliegen der Praxis wissenschaftlich fundierte Antworten zu erhalten. Es ist wichtig, dass die Praxis die Ergebnisse der Forschung kennt und umsetzt; ebenso wichtig aber ist es, dass Forschung die Anliegen der Praxis aufnimmt und sicheres Wissen für pra¬xisrelevante Fragen entwickelt.


Hilfe bei der Suche nach Antworten, guten Fragen und Kooperationspartnern

Die Ausweitung der Dialogbestrebungen des DZD ist in mehrfacher Hinsicht denkbar. Zum einen könnten die Adressaten erweitert werden. Bislang beförderte das DZD im Besonderen den Dialog zwischen professionell Bertreuenden und Wissenschaftlern. Denkbar und vor allem notwendig sind sowohl die Übersetzungsleistungen als aber auch die Abfrage der Wissensbedarfe mit dem Transfer in die Forschung in den Gruppen der pflegenden Angehörigen/Bettreuenden und der - bislang fast vollständig ignorierten - Personen mit Demenz selbst. Sämtliche geschilderten Dialog- und Transferwege sind in Bezug auf diese Gruppen unabdingbar.

Des Weiteren ist das Dialogzentrum jederzeit in der Lage, zu bestimmten Themen in der Versorgung Demenzerkrankter wissenschaftlich fundiert Stellung zu beziehen und/oder den „state of the art“ zu eruieren. Derzeit arbeite das DZD an Recherchen zu alternativen Wohnformen und dem Thema Migration und Demenz für die Landesinitiative Demenz Service NRW. Wichtig aber auch hier ist die spätere Veröffentlichung der Recherchen in verständlicher Sprache ohne inhaltlich wissenschaftliche Relevanz zu verlieren.

Publikationen

  • Rüsing, D. (2008): Forschung und Praxis – Schaffung eines Dialoges auf Augenhöhe. Public Health Forum 16 S. 13-14
  • Rüsing, D.; Herder, K.; Müller-Hergl, C.; Riesner, C. (2008): Der Umgang mit Menschen mit Demenz in der (teil)stationären, ambulanten und Akutversorgung. Problematische Situationen, Wissensbedarfe und Selbsteinschätzungen. Eine deskriptive Studie. Pflege und Gesellschaft 13 (4), S. 306-321
  • Arbeitspapiere des Dialogzentrums zum Download

Kontakt

Dialogzentrum Demenz
Priv. Universität Witten/Herdecke gGmbH
Stockumer Str. 10
58453 Witten
Tel: +49 (0) 2302 / 926-306
Fax: +49 (0) 2302 / 926-310
E-Mail: [email protected]
Homepage: http://www.dialogzentrum-demenz.de
  • Leitung: Detlef Rüsing
  • Wissensch. Mitarbeiter: Gergana Ivanova, Stefan Juchems, Christian Müller-Hergl, Nicole Ruppert


Podcast verfügbar

Podcast verfügbar!
Zu diesem Thema können Sie sich die Podcast-Sendung "Detlef Rüsing über das Dialogzentrum Demenz" (mp3) anhören.


Weblinks