Epilepsie

Aus Familienwortschatz
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Als Epilepsie bezeichnet man eine Erkrankung, bei der mehr als einmal Krampfanfälle aufgetreten sind. Die Epilepsie wird auch Fallsucht, Anfallskrankheit, Anfallsleiden oder Krampfleiden genannt. Es besteht eine erhöhte Krampfbereitschaft des Gehirns.

Pathogenese

Auf verschiedenste Veränderungen im Zentralen Nervensystem reagiert das Gehirn mit unkontrollierten, unwillkürlichen elektrischen Entladungen, die als Krampf sichtbar werden. Die Entladungen können in einem Teil des Hirns (fokal) entstehen oder sich auf das komplette Gehirn (generalisiert) ausbreiten.

Fokale Anfälle

Fokale Anfälle gehen von einer bestimmten Stelle des Gehirns aus.

  • Einfache fokale Anfälle:
    • Bewusssein bleibt erhalten, motorische Ausfälle sind möglich
    • Beispiele: Jackson-Anfälle, Adversiv-Anfälle


  • Komplexe fokale Anfälle:
    • Bewusstseinstrübung oder -verlust mit automatisch erscheinenden Bewegungsabläufen (z.B. im Bereich der Gesichtsmuskulatur beim oralen Typ mit Kauen, Schmatzen oder Schlucken).
    • Typischer Verlauf


Generalisierte Anfälle

Der generalisierte große Krampfanfall (Grand-mal) ist die bekannteste Epilepsieform, welche sich mit Vorboten wie Herzklopfen, Druckgefühl im Kopf und Schwindel ankündigt.

    • 50% der Patienten haben vor einem Anfall eine Aura (subjektives Vorempfinden, z.B. Kribbeln oder Druck im Oberbauch, halluzinatorische Wahrnehmungen, abnormes Geruchs- oder Geschmacksempfinden, Farben oder Funken sehen, Töne hören)
    • häufig Initialschrei
    • Bewusstseinsverlust
    • Tonischer Krampf
    • 10 bis 30 Sekunden andauernder Atemstillstand
    • Klonischer Krampf (selten länger als 1 min.)



Ursachen

Bei der Hälfte aller Betroffenen ist die Ursache unbekannt.

Auslösende Faktoren können sein:

  • exogen:
    • Schlafentzug
    • Alkohol
    • Lichtreflexe (Flackerlicht von Fernseher, Computerbildschirm, in Diskotheken, Blitzlicht bei Fotografie)
    • hohes Fieber
    • Hypoglykämie
    • Menstruation
    • Medikamente
    • Stress & Angst
  • endogen:
    • Hirntraumata
    • Hirninfarkt oder -blutungen
    • Hirntumore
    • Entzündungen im Gehirn
    • perinatale Hirnschädigungen
    • Gefäßmissbildungen


Typische Stadien mit Symptomen

  • Aura ("Vorboten", meistens optisch wahrgenommene Anzeichen der Veränderung)
  • best. Gefühl, Geruch, Geschmack
  • Halluzinationen oder Lichtblitze
  • für jeden Pat. individuell und nur für ihn wahrnehmbar
  • Pat. stürzt bewusstlos oft mit Initialschrei zu Boden
  • Amnesie: Pat. erinnert sich nicht an den Anfall

Diagnose

  • Sicherung durch EEG
  • durch Angiographie
  • durch Blutuntersuchungen (Anfälle durch Niereninsuffizienz, Alkohol-Genuss)
  • CT
  • Flackerlichtstimulation (Stroboskoplicht)

Komplikationen

  • Status epilepticus:
  • Serie von Anfällen über mehr als 20 Minuten, ohne zwischenzeitliche Erholung des Patienten; ist mit einer Letalität von 5 - 10% behaftet
  • Dieser Anfall muss immer medikamtentös unterbrochen werden.
  • Mit zunehmender Dauer des Anfalls kann dabei die motorische Aktivität verschwinden
  • Auffällig ist meist nur noch ein Nystagmus.
  • Das Gehirn befindet sich aber weiterhin im generalisierten Anfall.
  • Zungenbiss

Therapie

  • Im Anfall Patient nach Möglichkeit vor Verletzungen schützen
  • Nicht festhalten
  • Nichts essen/trinken lassen
  • Medikamente nach ärztlicher Anordnung verabreichen
  • Bei Bewußtlosigkeit nach dem Anfall: Stabile Seitenlage, bis Pat. wieder bei vollem Bewusstsein ist
  • Für den Fall des Status epilepticus:
    > Spritzentablett mit Venenverweilkanüle,
    > Spritzen,
    > Diazepam/Phenylampullen,
    > Guedel-Tubus,
    > Intubationsbesteck herrichten.
    > Anfallstyp- und Verlauf beobachten
    > Antiepeleptika  z. B. Carbamazepin

Lebensführung eines Epileptikers

  • Anfallsauslösende Faktoren wie Schlafentzug, flackernde Lichtreize (Disko, Bildschirmarbeiten, Fernseher) und Alkohol & Koffein in größeren Mengen vermeiden
  • Beruf mit Rücksicht auswählen. Ungeeignet sind: Dachdecker, Kraftfahrer, Schichtarbeiter
  • Für das Fahrverbot gibt es Richtlinien, die je nach Anfallsart das Führen eines Privatfahrzeuges nach einer Anfallsfreiheit von bestimmter Zeit wieder erlaubt.
  • Sportarten sind fast alle erlaubt, wenn man sie mit Bedacht ausführt. Schwimmen nur mit besonderen Vorsichtsmaßnahmen (--> Selbst/Fremdgefährdung im Falle eines Anfalls)
  • Bei Kinderwunsch mit Arzt sprechen, da manche Antiepileptika Missbildungen begünstigen
  • Anfallstagebuch führen
  • Pat. darf Antiepileptika nie selber absetzen oder Dosis verändern
  • Vor Einnahme anderer Medikamente z. B. Schmerzmittel, Arzt nach möglichen Nebenwirkungen fragen

Literatur

  • Sabine Kempa: Bei „Gewitter im Kopf“ hilft EFA. In: Heilberufe 62:6:54-55, DOI: 10.1007/s00058-010-0679-0

Weblinks



vgl. Wikipedia: "Epilepsie"