European nursing care Pathway

Aus Familienwortschatz
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ENP steht für European Nursing care Pathways und stellt als Pflegefachsprache den Pflegenden Pflegewissen in einem Klassifikationssystem bereit. In der praktischen Anwendung ist dieses Pflegewissen über eine Softwareapplikation aufrufbar und anwendbar.

ENP ermöglicht die standardisierte Nutzung und Dokumentation von Pflegewissen, was ungeahnte Möglichkeiten für die Pflegeforschung bereithält (Bartholomeyczik 2004).

„Auf der anderen Seite unterstützen differenzierte ‚Dokumentationshilfen‘, zu denen auch ENP zu rechnen ist, die Wahrnehmungsfähigkeit Pflegender. Sie lenken den Blick auf Schwerpunkte und erweitern sie je nach Art des Systems" (ebd., S. 15).


Möglichkeiten

Mit der Pflegefachsprache ENP® ist es möglich, die Schritte des Pflegeprozesses, d. h.

1. Pflegediagnosen stellen,

2. Kennzeichen, Ursachen und Ressourcen feststellen,

3. Pflegeziele formulieren und

4. Pflegeinterventionen planen

abbilden zu können. Der Anwender stellt zur Abbildung des Pflegeprozesses in ENP® nicht einfach einzelne Begriffe in Klassen zusammen, sondern ENP® schlägt einen pflegerischen Behandlungspfad mit inhaltlich und pflegefachlich begründeten Verbindungen zwischen Pflegediagnosen, Kennzeichen, Ursachen, Pflegezielen und Interventionen vor.

Zudem ist die Pflegefachsprache nicht auf eine spezielle Pflegeeinrichtung zugeschnitten, sondern in allen Bereichen, in denen Pflege stattfindet, einsetzbar. So arbeiten mittlerweile Einrichtungen aus den Bereichen der vollstationären Krankenhausversorgung, Rehabilitation, Psychiatrie, Kurzzeitpflege, Heimeinrichtungen und ambulante Pflegedienste mit ENP. Da nicht sämtliche pflegediagnosenbezogenen Behandlungspfade in ENP® für alle Einrichtungen mit den verschiedenen Versorgungstypen relevant sind, können in der jeweiligen Softwareapplikation

Die pflegefachlichen Inhalte wurden auf der einen Seite in horizontale Klassen strukturiert und nach fachlich begründeten Prinzipien verbunden. Auf der anderen Seite wurden die Begriffe in vertikale Klassen geordnet. Unter dieser Perspektive kann man auch von einem Klassifikationssystem ENP sprechen.

ENP ist also einerseits eine standardisierte Pflegefachsprache, in der aktuelles Pflegewissen in der Struktur des Pflegeprozesses mit den Bausteinen Pflegediagnosen, Kennzeichen, Ursachen, Pflegeziele und Interventionen angeboten werden und andererseits ein Klassifikationssystem, das die Begriffe der Pflege in Klassen ordnet.

Datei:ENP Klassifikation de.png
Das ENP®-Klassifikationssystem

Ziele von ENP

Verbesserung der intra- und interprofessionellen Kommunikation

Durch den Einsatz einer Pflegefachsprache werden „Sprachinseln" in Fachabteilungen und Stationen vermieden, Fachwissen wird gegenüber anderen Berufsgruppen einheitlich kommuniziert. Insbesondere in der Pflegepraxis ist eine heterogene Dokumentation und Kommunikation von Pflegehandlungen zu beobachten, was zur Folge hat, dass neue Mitarbeiter oder der Pflegenachwuchs Abkürzungen, institutionsabhängigen Pflegejargon und Dokumentationen nicht oder falsch interpretieren können. Eine klare Pflegefachsprache kann diesem Problem durch einheitliche, institutionsübergreifend geltende Formulierungen entgegenwirken.


Strukturierung von Pflegewissen

In der Pflege wie auch im Gesundheitswesen allgemein haben wir es mit einer zunehmenden Menge an Informationen zu tun, die Pflegehandlungen und deren Ergebnisse beeinflussen. Oft ist es schwierig zu analysieren und zu entscheiden, welche Informationen in der konkreten Pflegesituation benötigt werden. Die Pflegefachsprache ENP®, die das Pflegewissen in Form eines Klassifikationssystems dem Pflegenden kontextabhängig zur Verfügung stellt, unterstützt die Pflegenden in ihrer Entscheidungsfindung bei der Pflegeprozessdokumentation und sorgt gleichzeitig für ihre Transparenz.


Unterstützung des diagnostischen Prozesses und der Pflegeprozessdokumentation

Die Vorgabe, den Pflegeprozess strukturiert zu dokumentieren, konnte bis heute in weiten Teilen nicht umgesetzt werden. Dies liegt sowohl am mangelnden Pflegeprozessverständnis (Höhmann, Weinrich, Gätschenberger 1996) als auch an den fehlenden pflegediagnostischen Inhalten. Eine einheitliche Pflegefachsprache/Klassifikation bietet die Möglichkeit, strukturiertes Pflegewissen im diagnostischen Prozess zur Anwendung und Dokumentation zu bringen (Carpenito 1993; van Maanen 2002; Schrems 2003).

Leistungstransparenz in der Pflege

Pflege hat derzeit im Gesundheitswesen kaum Möglichkeiten, auf gesundheits- und sozialpolitische Entscheidungen Einfluss zu nehmen (Kollak und Georg, 1999; McCloskey und Bulechek, 2000; Friesacher 2001). So sind Fragen nach Erfolg, Wirkung und Kosten von Pflegehandlungen nach wie vor unbeantwortet. Eine einheitliche Pflegefachsprache kann Antworten zur Leistungstransparenz und Bedarfsfeststellung liefern, da sie den Pflegeprozess mit den einzelnen Pflegehandlungen präzise dokumentiert. Eine zusätzliche Erhebung oder Leistungserfassung ist somit beim Einsatz von ENP® nicht erforderlich.


Qualitätsentwicklung – Outcome Messung

Ein zentrales Problem der Qualitätsentwicklung ist die geringe Vergleichbarkeit der dokumentierten Patientendaten (vgl. Klapper et al. 2001). Vollständigkeit und Kontinuität der Pflegedokumentation sind wichtige Voraussetzungen für die Kommunikation mit den Patienten und den beteiligten Berufsgruppen (ebd.). Durch die Dokumentation des Pflegeprozesses werden die Zusammenhänge zwischen den Entscheidungsgründen der Pflegepersonen und ihrem Handeln deutlich. Erst diese Transparenz ermöglicht eine qualitative als auch quantitative Messung (Anderegg-Tschudin, 1999).



Verbesserung der Überleitungspflege

Im nationalen Expertenstandard für das Entlassungsmanagement in der Pflege „[…] wird der Pflege eine besondere Verantwortung für die Sicherstellung von Maßnahmen zugeschrieben, die für eine am individuellen Unterstützungsbedarf des Patienten ausgerichtete Überleitung erforderlich sind". Der Pflegeprozess mit der bekannten Handlungskette „Pflegeassessment, Ermitteln des Unterstützungs- und Handlungsbedarfes, Festlegen von Zielen, Planen von Maßnahmen sowie Evaluation des Handlungserfolgs" wird von zahlreichen Autoren als zentrales Instrument des Entlassungsmanagements genannt (DNQP 2002, S. 27f.). Mit einer Pflegefachsprache, die diesen Pflegeprozess EDV-gestützt dokumentiert und der nachsorgenden Organisation bereitstellt, kann die Qualität in der Überleitungspflege maßgeblich gesteigert werden.


Literatur