Familienhelferin für Altersverwirrte

Aus Familienwortschatz
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Familienhelferin für Altersverwirrte, bzw. Familienhelfer, Abkürzung: FfA, ist eine 1999 eingeführte neue Berufsbezeichnung.

Bei demenziell Erkrankten sind die Angehörigen diejenigen, die den größten Teil der häuslichen Betreuung und Pflege erbringen. Sehr oft könnte die Unterstützung länger beibehalten werden, wenn es für die ehrenamtlich familiären Pflegenden gelegentlich eine Unterstützung gibt, auf die sie sich verlassen können. Dann könnten die Pflegenden (sehr oft die selbst gesundheitliche angeschlagene EhepartnerIn) zum Bspl. ruhige Nächte verbringen oder tagsüber für ein paar Stunden wenigstens etwas durchatmen, etwas erledigen.

Im Neckar-Odenwald-Kreis (Nördl. Baden-Württemberg) gibt es seit dem Jahr 2000 die Anstellung von Familienhelferinnen in privaten Haushalten oder in Sozialstationen. Die „Familienhelferin für Altersverwirrte“ arbeitet für ca. 13,50 €/Stunde und kombiniert hauswirtschaftliche Aufgaben mit der Betreuung und Beschäftigung von Pflegebedürftigen tagsüber. Im Bedarfsfall kann sie auch kleinere Pflegetätigkeiten übernehmen. Der Umfang der Tätigkeit ist flexibel vereinbar, stundenweise oder langfristig in Regelmäßigkeit bis hin zu einer Vollzeitbeschäftigung. Damit wird zugleich ein Beitrag gegen die sozialpolitisch problematische illegale Beschäftigung von ausländischen Helferinnen geleistet.

Die Ausbildung dauert 8 Monate und beinhaltet einen praktischen und theoretischen Teil. Diese Ausbildung hat der Caritasverband im Neckar-Odenwald-Kreis entwickelt und bereits mehrfach erfolgreich durchgeführt. Die Bezeichnung ist für den Caritasverband im NOK geschützt. Die Qualitätssicherung erfolgt durch die Sozialstation dieses Verbands. Der Lehrgang ist nach AZWV und von der Staatlichen Zentralstelle für Fernunterricht zertifiziert und wird über den Bildungsgutschein der Arbeitsagentur gefördert.

Aufgaben

- Speisen- und Wäscheversorgung sowie die dazu erforderliche Ver- und Entsorgung

- Mitwirkung bei der Gestaltung des Tagesablaufs, dabei stets ein Wertschätzung vermittelnder Umgang (Prinzip der Validation)

- Regelmäßige Begehung aller Bereiche der Wohnung zur Vermeidung von Unfällen. Im Ausnahmefall auch nachts

- Durchführung der Körperpflege bzw. geduldige Anleitung bei der Körperpflege, Bekleidung und dem Wäschewechsel

- Umgang mit Pflegehilfen für die Urin- und anderen Ausscheidungen

- Im Rahmen der ärztl. Verordnung - Geben der Medikamente und Beobachten von deren Wirkung

- Weitere Arbeitsabläufe im Haushalt in Absprache mit Angehörigen

Nicht zur den Aufgaben zählt die Krankenpflege im eigenen Haushalt als Leistung der Krankenversicherung bzw. von dieser zu leistende Aufgabe.

Vermittlungsstelle und Qualität

Ein lokales Netzwerk als Vermittlungsstelle und als Garant der Qualität benötigt einen organisatorischen Knoten (um im Bild vom Netz zu bleiben). Dieses Netzwerk kann angesiedelt sein z.B. bei einem regionalem Wohlfahrtsverband, Landkreis, einer Sozialstation, usw.

Aufgaben des Netzwerks

- zeitl. Koordination des Einsatzes der HelferInnen, Abstimmung mit ambulanten Diensten

- Sicherung der Versorg.-Qualität

- Beratung der pflegenden Familienangehörigen

- Kontakte zum MDK, zu Versicherungen u. ä.

Wohngruppen - Familien - Betreuungseinrichtungen

Als Arbeitgeber kommen in Betracht: ortsnahe kleine Wohngruppen mit Trägerverein z.B. von Familien als Arbeitgeber (mietet zugleich die gemeinsame Whg.); einzelne Familien; Sozialstation, Betreuungseinrichtungen, Tagespflegen, Pflegekasse (um das Angebot als Sachleistung anzubieten).

Im Neckar-Odenwald-Kreis gibt es bereits drei kleine Tagesgruppen mit familiärer Atmosphäre - Betreuungseinrichtung für demenziell erkrankte Menschen (Caritasverband NOK e.V.) und eine Wohngruppe. Über weitere wird derzeit verhandelt. Im angrenzenden Nachbarkreis Bad Friedrichshall wurde (März 2006) nach der Modelleinrichtung im NOK eine weitere Tagesgruppe - Betreuungseinrichtung Memory - eröffnet.

Ausbildung

8 Monate in Teilzeitform. Träger dieser Ausbildung ist nicht der spätere Arbeitgeber.

  • 400 Stdn. Theorieanteil u.a.:

- Psychiatr. Grundlagen - Pflege - Hauswirtsch. Unterstützg. - Rechtsfragen

  • mindestens 250 Stdn. Praktikumsanteil mit Aufgaben:

- versch. Ausprägungen der Demenz kennenlernen - Kenntnisse erproben - versch. Arbeitsgebiete kennenlernen


2005 wurde der Kurs erstmals erfolgreich auch als Fernlehrgang durchgeführt. Lehrbriefe mit Lernkontrollen, 2-mal Präsenzzeiten für je 2 Tage und einer Prüfung. Der Fernlehrgang ist zertifiziert (AZWV).

Erste Erfahrungen

Das Angebot wurde seit 2003 gut angenommen. Die Helferinnen (tätig wurden bisher Frauen die meist nach der Familienphase eine Veränderung in ihrem beruflichen und sozialen Kontext suchten, ein Familienhelfer für Altersverwirrte wird zur Zeit ausgebildet) sind meist durch familieninterne Erfahrungen hoch motiviert. Es kam zu ganz unterschiedlichen Arbeitsverhältnissen.

Im Vergleich zu illegal beschäftigten Ausländerinnen ist der Stundensatz zwar hoch, aber bei gelegentlicher Inanspruchnahme wesentlich günstiger als 3-jährig examinierte Kr.Sr/Pfl, AP. Viele der Kundinnen legen auch Wert auf die Qualitätskontrolle durch den oben genannten Träger.

Im Rahmen der Pflegeversicherung erfolgt eine finanzielle Unterstützung der Familie dabei als "niederschwelliges Angebot"

Siehe auch

Weiter zu verschiedenen Versorgungsformen: Tageszentren für Demenzerkrankte, Pflegeheime für Demenzerkrankte, Pflegeversicherung - niederschwellige Angebote; Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige.

Weblinks