Flüssigkeitsbilanz

Aus Familienwortschatz
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Eine Flüssigkeitsbilanz ist die Zusammenfassung der Menge an zugeführter Flüssigkeit im Vergleich zur Gesamtmenge der ausgeschiedenen Flüssigkeit innerhalb eines bestimmten Zeitraumes.

Vorgang der Bilanzierung

Zur Bilanzierung wird innerhalb des bestimmten Zeitraums (z.B. 24 Stunden) die orale, enterale und parenterale Flüssigkeitszufuhr erfasst (anhand von Trinkprotokoll, Sondenernährungs- oder Infusionsplan, auch Injektionen). Sie beginnt und endet mit entleerter Blase. Bei oraler Nahrungsaufnahme müssen stark wasserhaltige Nahrungsmittel wie Obst, Pudding, Reis, Nudeln, Saucen oder Suppen berücksichtigt werden.

Die ausgeschiedene Flüssigkeit wird gemessen oder eingeschätzt, wenn eine Messung nicht möglich ist (z.B. Erbrochenes in der Wäsche, Urin in der Schutzhose, Schwitzen bei Fieber, Blut oder Wundsekret im Verband).

Ergebnis

Die Differenz zwischen Ein- und Ausfuhr ergibt die Bilanz:

  • Bei einer ausgeglichenen Bilanz ist die Menge der Einfuhr etwa gleich hoch wie die Ausfuhrmenge.
  • Fällt die Einfuhr höher aus als die Ausfuhr, handelt es sich um eine positive Bilanz.
  • Ist dagegen die Ausfuhrmenge höher als die Einfuhr, ist es eine negative Bilanz.

Die registrierbare Bilanz berücksichtigt nur die einfach messbare Flüssigkeitszufuhr und die Ausfuhr von Urin- und Stuhlgangmengen (Bilanz messbarer Größen). Dagegen bezieht die effektive Bilanz das Oxidationswasser und die Perspiratio insensibilis, die unmerkliche Verdunstung mit ein (ergibt die tatsächliche Bilanz).


Dieser Vorgang sollte nicht verwechselt werden mit der Kontrolle der Flüssigkeitszufuhr als Trinkmenge - das allein ist noch keine Bilanz.

Bilanzierung bei parenteraler Ernährung

Bei parenteraler Ernährung muss bilanziert werden, um Störungen im Wasserhaushalt rechtzeitig zu erkennen. Eine positive Bilanz zeigt ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Ödemen, eine Minusbilanz deutet auf Dehydratation, z.B. bei der Gabe von Diuretika oder bei Diabetes mellitus.

Anhand der Bilanz gewinnt man ein Bild über die Volumenverhältnisse, über die Nierenfunktion und über die Verwertung der infundierten Stoffe. Weitere Parameter, die mit einbezogen werden müssen, sind: das Gewicht des Patienten, Fieber, Hautturgor, sonstige Flüssigkeitsverluste und der Urin, bezüglich der Farbe, Menge und des spezifischen Gewichtes.

Beispiele

Flüssigkeitseinfuhr Flüssigkeitsausfuhr
Oxidationswasser: 0,3 Liter mit Stuhlgang: 0,2 Liter
mit der Nahrung: 0,7 Liter über die Haut: 0,8 Liter
über Getränke: 2,5 Liter als Urin: 2,5 Liter
3,5 Liter 3,5 Liter

Ein weiteres Beispiel:

Patient B. bekommt über die Magensonde 450 ml Sondenkost, täglich eine 250ml Infusion. Er hat 950ml Wasser getrunken. Die Drainagen fördern 50ml Sekret, Stuhlgang (100ml) und 800ml Urinausscheidung


registrierbare Bilanz effektive Bilanz
Einfuhr Ausfuhr Einfuhr Ausfuhr
Sondenkost: 450 ml
Infusion: 250 ml
Getränk: 950 ml
1650 ml
Sekret: 50 ml
Stuhlgang: 100 ml
Urin: 800 ml
950 ml
Sondenkost: 450 ml
Infusion: 250 ml
Getränk: 950 ml
Oxidation: 300 ml
1950 ml
Sekret: 50 ml
Stuhlgang: 100 ml
Urin: 800 ml
Perspiratio insensibilis: 1000 ml
1950 ml
700 ml Plusbilanz ausgeglichene Bilanz


Quellen

  • S. Schewior-Popp, F. Sitzmann, L. Ullrich (Hrsg.): Thiemes Pflege, 11. Auflage 2009, Georg Thieme Verlag Stuttgart. ISBN 978-3-13-500011-4
  • Pschyrembel Pflege, 2. Auflage, Walter de Gruyter Berlin 2007. ISBN 978-3-11-019021-2


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