Flüssigkeitsgabe in der Terminalphase

Aus Familienwortschatz
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Eine Flüssigkeitszufuhr auf künstlichem Wege sollte bei Menschen am Ende ihres Lebens nicht unreflektiert als Routinemaßnahme durchgeführt werden. Die Frage, ob in der Terminalphase eine Flüssigkeitssubstitution erfolgen sollte, kann aber nicht mit einer grundsätzlichen Aussage beantwortet werden, sondern muss auf den Einzelfall hin betrachtet werden.

Die folgenden Aspekte können nur eine Hilfestellung zur Entscheidungsfindung darstellen.

5 W´s nach Brown und Cherkyn

Anhand der von Brown und Cherkyn 1989 aufgestellten "Fünf Fragen" kann die Sinnhaftigkeit einer Flüssigkeitsgabe erörtert werden. Diese sind:

  1. WER will die intravenöse Behandlung? - Patient, Familie, Pflegeteam, Ärzte?
  2. WARUM wird diese Intervention gewünscht? - Um die Symptome zu kontrollieren? - Um die Austrocknung zu verhindern? - Als Nahrung ? - Um etwas zu tun, was "normalerweise getan" würde? - Um das Leben zu verlängern?
  3. WAS sind die Risiken und die Vorteile dieser Behandlung für den speziellen Patienten?
  4. WO wird der Patient gepflegt, wo möchte er sein? - Müsste er zur Flüssigkeitsgabe verlegt werden?
  5. WANN im Verlauf der Krankheit wird eine intravenöse Behandlung in Betracht gezogen? - Zum Zeitpunkt der Diagnose, während einer Krise oder in der Endphase?

Weitere Fragen

  • Welche Beschwerden werden durch die künstliche Flüssigkeitszufuhr eventuell verschlimmert? (Beispiele: Aszites, Dyspnoe)
  • Wer soll die Entscheidung treffen - das gesamte Team gemeinsam mit Patient und Angehörigen oder der Patient/Arzt/Angehörige allein? Wer kennt den Patienten am besten, wer den Krankheitsverlauf?

Zu bedenken ist in jedem Falle

- dass jede Infusionsgabe auch kreislaufbelastend ist( Infusionsflüssigkeit muss vom Körper erst auf die eigene Temperatur gebracht werden, von ca. 20° C auf 37°C )
- dass sie aber sinnvoll sein kann bei Müdigkeit, Muskelkrämpfen nach Schwitzen, Erbrechen, Durchfall, Blutung


Ein - auch palliativmedizinischer - Grundsatz ist:

Therapieversuch geht vor Therapieverzicht!

Literatur

  • E. Aulbert, F. Nauck, L.Radbruch: Lehrbuch der Palliativmedizin, 2. Auflage 2007, Schattauer-Verlag Stuttgart ISBN 3-7945-2361-X

siehe auch