Gehirntumor

Aus Familienwortschatz
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Ein Hirntumor (Tumor im Gehirn) ist zunächst jede Schwellung oder eine Geschwulst im Gehirn. Er kann gutartig oder bösartig sein. Das bezieht sich als Ausdruck nur auf die Art des Wachstums (vergleiche Karzinom-Klassifikation). Auch ein gutartiger Tumor kann Funktionseinschränkungen oder -ausfälle verursachen, z.B. ähnlich einer Apoplexie. Diese Ausfälle oder Beeinträchtigungen sind manchmal reversibel oder gehen auch spontan (d.h. ohne Intervention) zurück.

Einteilung

Hirntumore werden eingeteilt in

  • primäre intrakranielle Tumore (z.B. Astrozytom),
  • intrakranielle Metastasen (z. B. Hirnmetastasen beim malignen Melanom) und
  • so genannte "Pseudotumore" (z.B. ein Lipom).

Primäre intrakranielle Hirntumore können zunächst benigne sein und nach langsamem unbemerkten Wachstum in eine maligne Form umschlagen, in der das Wachstum stark beschleunigt ist.

Beispiel: Das Astrozytom Grad I und Grad II wächst langsam und hat nach Operation eine gute Prognose; erreicht es aber Grad III und Grad IV (wird dann auch als Glioblastom multiforme bezeichnet), ist es durch das infiltrierende Wachstum nicht mehr operabel, der Verlauf ist schnell fortschreitend und die Prognose infaust.

Symptome

  • Sehstörungen (z.B. Doppelbilder)
  • Sprachstörungen
  • Bewusstseins-Störungen
  • dumpfer (oder auch migräneartiger) Kopfschmerz(-attacken)
  • Erbrechen (Nüchternerbrechen)
  • motorische Störungen (Paresen, Gleichgewichts-, Schreibstörungen)
  • sensitive Störungen (Berührungsempfindlichkeit)
  • starke psychische Veränderungen

Therapiemöglichkeiten

Eine operative Entfernung von Hirntumoren ist abhängig von der Art und Lokalisation des Tumors bzw. der Metastase(n) und vom Allgemeinzustand des Erkrankten. Häufig wird eine Chemotherapie und/oder eine Radiatio eingesetzt, bei malignen Tumoren meistens in palliativer Intention. Auch für diese Behandlungen ist ein relativ stabiler Allgemeinzustand des Patienten erforderlich, damit er die Folgeerscheinungen übersteht.

Im Vordergrund steht im Terminalstadium meist die symptomatische Behandlung neurologischer Ausfälle und der Hirndrucksteigerung:

Ein maligner Tumor, z.B. ein Glioblastom, ist meist von einem Ödem umgeben. Der je nach Ausprägung des Ödems verursachte erhöhte Hirndruck läßt sich eine Zeitlang mit Dexamethason lindern. Dieses Medikament führt aber u. a. durch seine appetitsteigernde Nebenwirkung sehr oft zu einer erheblichen Gewichtszunahme, die das äussere Erscheinungsbild sehr verändert (s.a. Cushing Syndrom). Auch ein schon vorhandener Diabetes mellitus kann unter der Therapie mit Dexamethason entgleisen.

Pflege

Allgemeine Pflege / Palliative Pflege

Je nach Stadium kommt es auf die OP-Vorbereitung, die Rehabilitations-Phase oder die terminale Begleitung an. Dabei kann die Vermeidung von Dekubiti und Kontrakturen eine große Rolle spielen. In der letzten Lebensphase ist mit immer mehr Defiziten in der Selbstversorgung zu rechnen, wobei Schwankungen aufgrund der sich ständig verändernden Hirndruckverhältnisse auftreten können: Was der Patient eben noch selbst ausführen konnte, kann ihm im nächsten Moment unmöglich sein. Das Erkennen und Miteinbeziehen von Ressourcen spielt eine große Rolle.


Die psychische Führung und die Betreuung der Angehörigen ist auch pflegerische Aufgabe:

Oft geht eine Erkrankung zusätzlich mit einer Wesensveränderung einher, die ähnlich wie eine Demenz die Kommunikation erschweren und Angehörige verstören kann, so daß die Erkrankten bei zunehmender Eingeschränktheit auch noch in die soziale Isolation geraten. Gelegentliche Äusserungen von Angehörigen lauten dann etwa: "Der/die ... bekommt sowieso nichts mehr mit / merkt gar nicht, dass ich da bin / erkennt mich nicht mehr". Diesen Meinungen ist deutlich zu widersprechen, denn niemand kann sich diesbezüglich sicher sein. Selbst manche Pflegende neigen dazu, diese Kranken nicht mehr als Person in ihrer eigenen Würde wahrzunehmen.
Um die soziale Isolation zu vermeiden, sollten die Angehörigen immer mit einbezogen werden; die Pflegenden erklären den jeweiligen Zustand des Kranken, begleiten die Angehörigen in der Kontaktaufnahme und stützen sie. Der Kranke nimmt durchaus an allem teil und spürt, ob man sich auf ihn einläßt oder übergeht, auch wenn er sich selbst evtl. nicht mehr mitteilen kann. Eine angespannte hektische Stimmung kann sich auf den sensiblen Kranken übertragen, der womöglich mit vermehrter Unruhe darauf reagiert, was zu noch mehr Hektik und Aktionismus führt.

Intensivpflege

Falls eine Intensivpflichtigkeit bestehen sollte:

  • Vorsichtsmaßnahmen gegen Hirndruckerhöhung (Oberkörperhochlagerung und Lagerung des Kopfes in Mittelstellung)
  • Genaueste Beobachtung ist erforderlich in Bezug auf Hirnschwellung, Hirnödem, Hirnblutung, Bewusstseinseintrübung, Paresen, Sprachstörungen, Krampfanfälle usw.
  • Schmerzbekämpfung und Sedierung nach ärztlicher Anordnung.
  • früher oraler Kostaufbau
  • Medikamenteneinnahme nach Arztanordnung
  • Durchführung aller notwendigen Prophylaxen
  • für eine ruhige, entspannende Atmosphäre sorgen
  • Sozialarbeiter einschalten, um ggf. einen Platz in einer Reha, Heim o.ä. zu organisieren


  • Bewusstseinslage nach Glasgow-Koma-Skala einschätzen
  • Pupillenweitenkontrolle durchführen sowie die Lichtreaktion der Pupille überprüfen
  • Funktionsprüfung der Motorik und Sensibilität
  • Monitoring, einschließlich EKG, arteriellem RR, Temperaturanzeige und ZVD
  • Zugänge überprüfen:
    • Magensonde
    • arterieller oder venöser Zugang
    • Blasendauerkatheter
    • ggf. Tubus
    • Laborkontrollen nach Arztanordnung, z.B. Blutgasanalyse (BGA), Blutbild, Blutzucker (BZ), Gerinnungsfaktoren.

Weblinks

Bei Wikipedia:

Literatur

  • Thomas Brandt, Johannes Dichgans, Hans Christoph Diener (Hrsg.): Therapie und Verlauf neurologischer Erkrankungen. Kohlhammer, Stuttgart, 2007, 5. Auflage. ISBN 978-3-17-019074-0
  • Klaus Poeck, Werner Hacke: Neurologie. Springer, Berlin, 2001. 11. Auflage oder neuer. ISBN 3-540-41345-6