Gelenk

Aus Familienwortschatz
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Ein Gelenk ist eine Verbindung zwischen Knochen. Abhängig vom Aufbau unterscheidet man echte und unechte Gelenke.

Unechte Gelenke

Unechte Gelenke (Synarthrosen, Fugen oder Haften) sind nicht oder nur gering beweglich, da sie keinen Gelenkspalt aufweisen. Häufig handelt es sich bei den unechten Gelenken um Zuwachszonen.

Man unterscheidet bei den unechten Gelenken:

  • Bandhaft (Syndesmose, Articulatio fibrosa)
Bei der Bandhaft wird die Verbindung zwischen den Knochen durch straffes kollagenes Bindegewebe hergestellt.
Beispiele für Syndesmosen:
  • Knorpelhaft (Synchondrose, Articulatio cartilaginea)
Bei der Knorpelhaft besteht das, die Knochen verbindende Gewebe aus hyalinem Knorpel oder Faserknorpel.
Beispiele für Synchondrosen:
  • Knochenhaft (Synostose)
Bei der Knochenhaft wird das Zwischengewebe durch Knochengewebe ersetzt.
Beispiele für Synostosen:
  • Kreuzbein - besteht bei Kindern noch aus fünf einzelnen Wirbeln, die nach abgeschlossenem Wachstum dann fest zum Kreuzbein verwachsen sind
  • Steißbein

Echte Gelenke

Echte Gelenke (Diarthrosen, Articulationes synoviales) weisen als besonderes Merkmal einen Gelenkspalt auf und sind je nach Konstruktion mehr oder weniger stark beweglich. Gelenke, die nur einen sehr eingeschränkten Bewegungsumfang haben werden als Amphiarthrosen bezeichnet. Der konvexe Teil des Gelenkes wird als Gelenkkopf, der konkave Teil als Gelenkpfanne bezeichnet.

Abhängig von der Anzahl der am Gelenk beteiligten Knochen unterscheidet man:

  • Einfache Gelenke (Articulatio simplex) - bei dem nur zwei Knochen artikulieren
  • Zusammengesetzte Gelenke (Articulatio composita) - an dem mehr als zwei Skelettteile beteiligt sind (z. B. Ellenbogengelenk)

Zudem unterscheidet man:

  • Hauptgelenke - die als wichtigster Funktionsträger einer Bewegung, an der mehrere Gelenke beteiligt sind, dienen
  • Nebengelenke - die lediglich die Beweglichkeit eines Hauptgelenkes unterstützen, es handelt sich häufig um Amphiarthrosen

Bestandteile der echten Gelenke

Am Aufbau eines echten Gelenkes sind alle folgenden Strukturen beteiligt.

  • Gelenkknorpel (Cartilago articularis)
Beim Gelenkknorpel handelt es sich um hyalinen Knorpel oder um Faserknorpel, der spiegelglatt ist. Er überzieht die Gelenkflächen (Fascies articulares) der Knochen und ist fest mit diesen verwachsen. Gelenkknorpel wird in vielen Gelenken durch Druck stark belastet und ist daher abhängig von der Belastungsintensität unterschiedlich dick. Die Fingergelenke besitzen beispielsweise einen etwa 0,5 mm dicken Knorpelbelag, im Kniegelenk ist der Gelenkknorpel bis zu 5 mm stark. Eine wichtige Rolle spielt der Gelenkknorpel bei nicht deckungsgleichen Gelenkflächen. Durch seine Verformbarkeit vergrößert sich hier die Kontaktfläche bei steigendem Druck und es kommt zu einer besseren Druckverteilung.
  • Gelenkkapsel (Capsula articularis)
Bei der Gelenkkapsel handelt es sich um einen straffen Bindegewebsschlauch, der das Gelenk umhüllt. Dieses Bindegewebe überzieht als Knochenhaut (Periost) den größten Teil der Knochenoberfläche und ist fest mit der Knochensubstanz verwachsen. Im Bereich des Gelenkknorpels löst sich das Bindegewebe vom Knochen und zieht als Gelenkkapsel über den Knochenspalt hinweg zum artikulierenden Knochen.
Die Gelenkkapsel besteht aus zwei Schichten:
  • Membrana fibrosa
Die äußere Faserschicht besteht aus Kollagenfasern und ist unterschiedlich dick. Sie setzt sich an den Rändern der Gelenkkapsel in das Periost fort. Durch eingelagerte Bänder verstärkt die Faserschicht das Gelenk.
  • Membrana synovialis
Die Innenschicht enthält weniger Fasern als die Außenschicht und besteht aus lockerem Bindegewebe. Die Membrana synovialis bildet gefäßreiche Falten (Plicae synoviales) und Zotten (Villi synoviales) zur Oberflächenvergrößerung. Zudem enthält sie viele Rezeptoren und Nervenfasern und ist daher sehr schmerzempfindlich. Die Membrana synovialis ist an der Bildung der Gelenkschmiere (Synovia) beteiligt.
  • Gelenkhöhle (Cavitas articularis)
Bei der Gelenkhöhle handelt es sich eher um einen kleinen Spaltraum (daher auch als Gelenkspalt bezeichnet) zwischen den Gelenkflächen der artikulierenden Knochen. Der Gelenkspalt enthält die so genannte Gelenkschmiere (Synovia), eine schleimartige Flüssigkeit, die als Gleitmittel dient und gleichzeitig die Ernährung des gefäßlosen Gelenkknorpels sichert.
  • Gelenkbänder (Ligamenta articularis)
Gelenkbänder bestehen aus straffen Kollagenfasern und sind meist in die Außenschicht der Gelenkkapsel eingebunden. Sie können allerdings auch ohne direkten Bezug zur Gelenkkapsel einfach die artikulierenden Knochen verbinden. Die Gelenkbänder dienen zum einen der Führung der Gelenke bei Bewegung und somit der Verhinderung abnormer Bewegungen. Zum anderen begrenzen sie die Gelenksbewegungungen.

Sonderstrukturen

Manche echten Gelenke weisen noch weitere Strukturen auf, die der Optimierung der Gelenkfunktion dienen.

  • Zwischenscheibe (Discus articularis)
Gelenkzwischenscheiben sind aus Faserknorpel und straffem Bindegewebe aufgebaut und werden, da sie selbst nicht vaskularisiert sind, durch die Gelenkschmiere ernährt. Die Disci articulares teilen normalerweise die Gelenkhöhle in zwei Kammern und gleichen Unregelmäßigkeiten der Gelenkflächen aus, um den auf dem Gelenk lastenden Druck besser zu verteilen.
  • Meniscus articularis
Bei den Menisci articulares handelt es sich um eine Sonderform der Zwischenscheiben, die nur im Kniegelenk vorkommen und aufgrund ihrer Form das Gelenk nur unvollständig unterteilen.
  • Pfannenlippen (Labra glenoidalia)
Pfannenlippen sind verformbare Wülste aus Faserknorpel, die der Vergrößerung der Gelenkspfanne dienen. Sie kommen am Schultergelenk und am Hüftgelenk vor.

Gelenkformen

Zur Einteilung der Gelenke wurde der Begriff Freiheitsgrade aus der Physik übernommen, der die Stellung zweier Körper zueinander beschreibt. Bezüglich der Gelenke entsprechen die Freiheitsgrade den Hauptbewegungsrichtungen. Dabei darf nicht vergessen werden, dass zu jeder Bewegung auch eine Gegenbewegung gehört.

Neben der Gelenkform werden die Bewegungsmöglichkeiten der Gelenke auch von Muskeln, Bändern oder Weichteilen geführt und gehemmt.

echte Gelenke:
1-Kugelgelenk; 2-Eigelenk; 3-Sattelgelenk; 4-Scharniergelenk; 5-Zapfengelenk;

Dreiachsige Gelenke

Dreiachsige Gelenke besitzen drei Freiheitsgrade und sind somit die beweglichsten Gelenke. Sie ermöglichen Innen- und Außenrotation, Flexion und Extension, sowie Abduktion und Adduktion. Zudem ist durch Kombination der Bewegungen um zwei Hauptachsen eine Zirkumduktion möglich (z. B. Kreisen des Armes).

  • Kugelgelenk (Articulatio spheroidea)
Kugelgelenke besitzen einen nahezu kugelförmigen Gelenkkopf, ihre Bewegung wird lediglich durch die Gelenkkapsel und durch Gelenkbänder limitiert. Um Kugelgelenke handelt es sich beispielsweise beim Schultergelenk.
  • Nussgelenk (Enarthrosis sphaeroidea)
Beim Nussgelenk handelt es sich um eine Sonderform des Kugelgelenks, bei dem die Gelenkspfanne den Gelenkkopf über die Mittelachse hinaus umschließt. Dadurch wird das Bewegungsausmaß früher eingeschränkt als bei einem "freien" Kugelgelenk. Beim Hüftgelenk handelt es sich z. B. um ein Nussgelenk.

Zweiachsige Gelenke

Zweiachsige Gelenke besitzen zwei Freiheitsgrade, d. h. zwei Hauptbewegungsrichtungen.

  • Eigelenk (Articulatio ellipsoidea, Ellipsoidgelenk)
Das Eigelenk besitz einen ovalen Querschnitt mit einer konkaven und einer konvexen Gelenkfläche. Die Gelenkpfanne ist beim Eigelenk größer als der Gelenkkopf. Im Eigelenk ist die Flexion und Extension, sowie die Adduktion und Abduktion möglich. Eventuell ist auch eine minimale Rotation möglich. Ein typisches Eigelenk stellt das proximale Handgelenk dar.
  • Sattelgelenk (Articulatio sellaris)
Beim Sattelgelenk sind die beteiligten Gelenkflächen wie ein Reitsattel geformt, so dass die Bewegung um die Längsachse fehlt. Das Sattelgelenk erlaubt die Flexion und Extension, sowie die Abduktion und die Adduktion. Auch eine Zirkumduktion ist möglich. Beispiele für das Sattelgelenk sind das Karpometakarpalgelenk des Daumens (Articulatio carpometacarpalis pollicis) oder das Sternoclaviculargelenk (Articulatio sternoclavicularis).

Einachsige Gelenke

Einachsige Gelenke besitzen nur einen Freiheitsgrad, so dass lediglich die Bewegung um eine Achse möglich ist.

  • Scharniergelenk (Articulatio cylindroidea)
Scharniergelenke sind die häufigsten Gelenke des menschlichen Körpers. Die Bewegung erfolgt bei ihnen um eine querliegende Achse, es sind Flexion und Extension möglich. Der Gelenkkopf der Scharniergelenke ist walzenförmig und ruht in einer Gelenkpfanne, die einem Hohlzylinder gleicht. Zusätzlich sichern Kollateralbänder (Seitenbänder) die Gelenkbewegungen. Zu den Scharniergelenken zählt das Humeroulnargelenk (Teilgelenk des Ellenbogens) oder die Mittel- und Endgelenke der Finger.
  • Zapfengelenk (Articulatio trochoidea, Radgelenk)
Beim Zapfengelenk besteht der Gelenkkopf aus einem Zapfen, die Gelenkpfanne aus einer kurzen Rinne. Zapfengelenke werden durch zirkuläre Bänder stabilisiert und ermöglichen Drehbewegungen (Rotation). Zu den Zapfen- oder Radgelenken zählen zum Beispiel das proximale Radioulnargelenk oder das Atlantoaxialgelenk.

Ebene Gelenke

Ebene Gelenke (Articulatio plana) besitzt plane Gelenkflächen, die ein seitliches Verschieben ermöglichen. Zusätzliche straffe Bänder engen die Bewegungen i. d. R. deutlich ein. Als ebene Gelenke gelten die Wirbelbogengelenke der Wirbelsäule.


Pathologische Veränderungen

Siehe auch

Literatur

  • Schiebler, Schmidt, Zilles (als Hrsg.) und Arnold G. u. a. (Autoren): Anatomie. 7. korr. Aufl., Berlin: Springer Verlag, 1997. ISBN 3540618562


Bewegungsmöglichkeiten in Gelenken:
Plantarflexion
Palmarflexion


Außenrotation
Innenrotation