Glycerin

Aus Familienwortschatz
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Glycerin auch als Glyzerin oder Glycerol bekannt, ist ein dreiwertiger Alkohol. Der IUPAC-Name von Glycerin ist Propan-1,2,3-triol. Die Summenformel ist CH2OH-CHOH-CH2OH.


Historisches

Der Stoff wurde im Jahre 1779 von SCHEELE bei der Verseifung von Olivenöl und Bleioxid gefunden.

Früher stammte Glycerin ausschließlich aus natürlichen Quellen wie Glycerinwässer, die bei der Fetthydrolyse anfallen, während in der Folgezeit die Gewinnung durch chemische Synthese an Bedeutung gewann. Man geht dabei vom Propylen (Propen) aus, wobei zuerst bei hoher Temperatur mit Chlor umgesetzt und später unterchlorige Säure angelagert wird.

Eigenschaften

Das Glycerin ist bei Raumtemperatur eine dicklich-sirupartige (viskose), stark wasseranziehende und süß schmeckende Flüssigkeit. Seine Viskosität und der süße Geschmack führten auch zu seinem Namen, der von gr. glykýs = süß und lat. cera = Wachs herrührt. Die Süßkraft des Stoffes ist beachtlich, sie erreicht immerhin 60% der Süße von Rohrzucker! Kühlt man Glycerin längere Zeit unter eine Temperatur von 0 °C ab, so erstarrt es zu farblosen, rhombischen Kristallen.

Der Schmelzpunkt beträgt 17,9 °C; das Glycerin siedet bei 290 °C unter Zersetzung. Erhitzt man es in einem Porzellantiegel mit dem Bunsenbrenner, so brennt es nahezu rückstandsfrei ab. Beim Zerreiben einiger Tropfen zwischen den Fingern fühlt sich die Substanz "fettig" an. Mit Wasser ist die Flüssigkeit in jedem Verhältnis mischbar, dagegen ist sie in Diethylether und Chloroform praktisch unlöslich. In Aceton ist Glycerol schwer löslich.


Anwendung

Glycerin wird in unterschiedlichsten Reinheitsgraden angeboten. In der Nahrungsmittelindustrie und in der pharmzeutischen Industrie werden Reinheitsgrade von 86,5% bis 99,5% wasserfrei nach DAB verwendet.


Chemische Industrie
Glycerin ist eine sehr vielseitig verwendbare Substanz. Unter anderem ist es in Hautcremes enthalten, kann als Frostschutzmittel, Schmierstoff und Weichmacher verwendet werden und wird bei der Herstellung von Kunststoffen, Farbstoffen sowie Zahnpasta benötigt. Bei der Reaktion mit konzentrierter Salpetersäure und konzentrierter Schwefelsäure entsteht Nitroglycerin, ein hochexplosiver Sprengstoff, der zu Dynamit weiterverarbeitet werden kann.


Medizin
Glycerin wird in der Medizin als Medikament zur Behandlung des Hirnödems als Tablette oder als Infusion (z.B. Glycerosteril ®) eingesetzt. In Form glycerinhaltiger Zäpfchen dient es als osmotisches Abführmittel im Enddarm, zusätzlich weicht es den Stuhl auf.


Nahrungsmittelindustrie
Als Lebensmittelzusatzstoff trägt es die Bezeichnung E 422. Glycerin steckt als Grundgerüst in allen Fetten (Triglyceride). In diesem Fall ist das Glycerin dreifach mit Fettsäuren verestert.


Warnhinweis

Bei der Verbrennung von Glycerin entstehen reizende und toxische Dämpfe (Acrolein). Mit starken Oxidationsmitteln kommt es zur Reaktion. Mit Acetanhydrid reagiert der Stoff nur in Anwesenheit von Katalysatoren. Tropft man Glycerin auf Kaliumpermanganat wird es unter starker Rauch- und Wärmeentwicklung zu Kohlenstoffdioxid, Kaliumcarbonat und Wasser oxidiert.


Siehe auch:



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