Hospiz

Aus Familienwortschatz
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Hospiz (lat. hospitium = Herberge, metaphorisch Ruheplatz) ist ein Konzept für die Begleitung Sterbender und ihrer Angehörigen. In erster Linie umfasst es die Betreuung final erkrankter Menschen in ihrer häuslichen Umgebung, aber auch im stationären Bereich (Palliativstation, Stationäres Hospiz). Hervorgegangen ist es aus einer bürgerlichen Bewegung (Hospizbewegung), die das Tabuthema Tod und Sterben wieder in der Gesellschaft verankern und den Sterbenden einen Platz im Leben bieten will.

Unter Sterbenden versteht man Menschen, bei denen medizinisch keine Chance auf Heilung (curative Therapie) mehr besteht und der Tod absehbar ist. Es tritt die Linderung der Symptome mit dem Ziel größtmöglicher Lebensqualität in den Vordergrund (palliative Therapie).

In der Hospizarbeit stehen die persönlichen Wünsche der Sterbenden an erster Stelle (z.B. Tagesablauf, Nachtaktivität, Ruhe oder Gesellschaft, therapeutische Maßnahmen, etc.). Die Aufgaben des Hospiz enden nicht mit dem Tod der Sterbenden. Die Angehörigen sollen auch bei der Trauer nach dem Tod begleitet werden. Das Angebot der Hospizbewegung ist in der BRD nicht gleichmäßig verteilt. Grundsätzlich besteht aber überall Bedarf nach "mehr".

In Deutschland gibt es 162 Stationäre Hospize, darunter acht stationäre Kinderhospize und ein Jugendhospiz, 1500 Hospizdienste und über 80.000 Hospizhelfer (Stand 2009)

Geschichte

1967 wurde das St. Christopher's Hospice in Sydenham (bei London) gegründet. Von dort nahm die heutige Hospizbewegung ihren Anfang.

Palliativmedizin und Hospizbewegung sind ganz wesentlich dem lebenslangen Einsatz von Cicely Saunders (1918-2005) zu danken. Die Hospizarbeit wurde nachhaltig durch die Arbeit von Elisabeth Kübler-Ross beeinflusst. In Deutschland hat Christoph Student viel zur Entwicklung der Hospizbewegung beigetragen.

Die Geschichte des Hospiz reicht allerdings weiter zurück. Schon 1842 gründete Madame Jeanne Garnier in Lyon (Frankreich) ein Hospiz, das sich speziell der Pflege Sterbender widmete. 1879 öffneten die irischen Schwestern der Nächstenliebe das "Our Lady's Hospice for the Care of the Dying" in Dublin. Es gab weitere Hospize, die als Vorläufer zu der Gründung in Sydenham gelten können.

In Deutschland waren es vor allem Bürgerinitiativen, die die Situation Sterbender verbessern und wieder vermehrt ein Sterben zu Hause ermöglichen wollten. Ist das Sterben in einer Institution (Klinik, Pflegeheim) aus bestimmten Gründen unumgänglich, sollte die Einrichtung zumindest eine häusliche Umgebung schaffen und die verbleibende Lebensqualität als oberste Priorität bei den Pflegezielen anführen. Da diese Einrichtungen allerdings auf diesbezügliche Forderungen nur schwerfällig oder gar nicht reagierten (mit Hinweis auf einzuhaltende gesetzliche Bestimmungen), wurden Hospiz-Vereine gegründet, die z.T. eigene Stationäre Hospize aufbauten; die finanziellen Mittel dazu wurden und werden größtenteils aus Spenden aufgebracht. Der erste deutsche Hospizverein entstand 1985 in München und wurde nach dem englischen Vorbild Christophorus Hospiz Verein genannt. Das erste stationäre Hospiz in Deutschland befindet sich in Aachen und wurde 1986 gegründet (Haus Hörn).

1992 gründete sich die Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz (heute Deutscher Hospiz- und PalliativVerband e.V.), die dafür sorgte, dass die Hospizarbeit auch durch die Kranken- und Pflegekassen mitfinanziert wird.

Die 5 Qualitätskriterien eines Hospizes

Hospiz in seiner heutigen Bedeutung enthält nach J.C.Student (2004) bestimmte Kennzeichen, die allen Hospizangeboten (ambulant, teilstationär oder stationär) weltweit gemeinsam sind:

  • Der sterbende Mensch und seine Angehörigen stehen im Zentrum des Dienstes
  • Bedeutung und Beiträge eines interdisziplinären Teams
  • Die Einbeziehung freiwilliger Helferinnen und Helfer
  • Gute Kenntnisse in der Symptomkontrolle von Schmerz, Übelkeit, Erbrechen, Atemnot, etc.
  • Kontinuität der Fürsorge für die betroffene Gruppe

Der sterbende Mensch und seine Angehörigen stehen im Zentrum des Dienstes

Das erste Kennzeichen (Der sterbende Mensch und seine Angehörigen stehen im Zentrum des Dienstes) bedeutet, dass die Kontrolle über die Situation ganz bei den Betroffenen liegt. Dies ist ein entscheidender Unterschied zu herkömmlichen Institutionen des Gesundheitswesens, die viel eher das Handeln nach abstrakten Therapiekonzepten oder Krankheitsvorstellungen oder organisatorischen Bedingungen ausrichten. Nicht weniger wichtig ist jedoch (und auch dies ist ungewöhnlich für unser Gesundheitswesen), dass die Angehörigen in gleicher Weise mit bedacht werden; in dem Wissen, dass sie oftmals mehr leiden als die sterbenden Menschen selbst; sie spielen in der Pflege oft eine aktive Rolle. Das übrige Team achtet mit darauf, dass sie ihre Handlungsfähigkeit behalten.

Multiprofessionelles und interdisziplinäres Team

Den Sterbenden und ihren Angehörigen steht ein multiprofessionelles und interdisziplinäres Team zur Verfügung. Dieses besteht aus

(Diese Reihenfolge stellt keine Rangfolge dar.)

Sterben ist keine Krankheit, sondern eine kritische Lebensphase, die oftmals mit Krankheit verbunden ist. Hieraus entstehen vielfältige Lebensbedürfnisse (nicht nur des Sterbenden), denen durch ein spezialisiertes Team besser begegnet werden kann als durch neben einander handelnden Einzelpersonen. Die Teammitglieder haben aber nicht nur Aufgaben gegenüber dem betroffenen Kranken, sondern auch untereinander. Sie sollen sich gegenseitig so unterstützen, dass sie inneres Wachstum aller Teammitglieder fördern und auf diese Weise auch dem Burn out oder der Überforderung entgegenwirken.

AltenpflegerInnen und Gesundheits- und KrankenpflegerInnen verfügen in der Regel über die Fortbildung Palliative Care, die unter anderem Kenntnisse in der Symptomkontrolle (zur frühzeitigen Erkennung und Behandlung von Schmerzen sowie anderen belastenden Beschwerden körperlicher, psychosozialer und spiritueller Art) vermittelt.

Die Einbeziehung freiwilliger Helferinnen und Helfer

Die Gründung von Hospizgruppen basiert in der Regel auf ehrenamtlichem Engagement. Auch in der alltäglichen Arbeit werden Freiwillige gebraucht. Diese „Ehren­amtlichen“ werden im Hospiz nicht als Lückenbüßer missbraucht. Die freiwilligen Helferinnen und Helfer haben ganz eigenständige Aufgaben in der Betreuung der Gäste und ihrer Angehörigen, bei der Organisation des Alltags (z.B. in der Hauswirtschaft und der Finanzverwaltung), bei der Außenvertretung und der Spendenwerbung. Ihr Ziel ist es, Sterbebegleitung zu einem Teil alltäglicher mitmenschlicher Begegnungen zu machen und damit der Integration des Sterbens in den Alltag zu dienen, Sterbenden und Trauernden die Teilhabe an der Gesellschaft (wieder) zu ermöglichen. Zur Vorbereitung auf diese Tätigkeiten werden auch spezielle Seminare angeboten (z. B. Fachkraft für Gesundheits- und Sozialdienstleistungen). Die Anbieter sind häufig Wohlfahrtsverbände, wie beispielsweise der Malteser Hilfsdienst.

Gute Kenntnisse in der Symptomkontrolle

Bei der Symptomkontrolle geht es um die Linderung der Beschwerden, die den Kranken belasten, insbesondere um die Schmerztherapie. Auf dem Gebiet der Schmerztherapie hat die Hospizbewegung in den Jahrzehnten ihres Bestehens bemerkenswertes geleistet und erhebliche Verbesserungen herbeigeführt. Sie hat damit der Tatsache Rechnung getragen, dass es zu den größten Ängsten sterbender Menschen gehört, unter Schmerzen leiden zu müssen. Tatsächlich ist es so, dass bis zu 80% aller krebskranken Menschen in der allerletzten Lebensphase mehr oder minder stark ausgeprägte Schmerzen empfinden. Hierbei handelt es sich meist um besonders gut behandelbare Schmerzen. In etwa 95% aller Fälle können die Schmerzen sterbender Menschen mit den Methoden der modernen Schmerztherapie erfolgreich behandelt werden. Nach wie vor das wichtigste Medikament auf diesem Gebiet ist das Morphin. Der Morphinverbrauch eines Landes ist damit zugleich ein Indikator für die Qualität der Schmerztherapie in dem betreffenden Land. Vergleicht man den Morphinverbrauch der europäischen Staaten, dann zeigt sich, dass die Bundesrepublik hier eine deutliche Schlusslichtposition einnimmt. Dies verweist auf besonders schwerwiegende Defizite der Schmerzbehandlung in der Bundesrepublik. Vermutlich werden noch immer etwa 70 bis 80% aller schmerzkranken Patienten hierzulande nach wie vor unzureichend behandelt. Dies ist ein bedeutsames Feld der Palliativmedizin.

Schmerz betrifft stets den ganzen Menschen und deshalb zielt eine umfassende Schmerztherapie auch auf alle vier Dimensionen unserer menschlichen Existenz. Berücksichtigung der körperlichen Dimension des Schmerzes heißt insbesondere: Sorgsamer Umgang mit dem Körper des Kranken, weshalb der Pflege im Umgang mit sterbenden Menschen eine große Bedeutung zukommt - Pflege, die auch gleichzeitig liebevolle Berührung sein kann. Die soziale Dimension des Schmerzes wird berücksichtigt, wenn Hospize die schmerzsteigernde Isolation, die Sterbende oft betrifft, aufzulösen trachten. Auch Ängste können Schmerzen verstärken. Deshalb muss gute Schmerztherapie auch diesen seelischen Sektor einbeziehen, indem sie die Ängste Betroffener lindert. Aber auch die ungelöste Beziehung zu letzten Dingen, zu religiösen Fragen kann Schmerzen verstärken und hier zeigt sich, dass auch Seelsorge und das Ausleben spiritueller Bedürfnisse einen schmerzlindernden Effekt erzielen kann.

Kontinuität der Fürsorge für die betroffene Gruppe

Dies bedeutet vor allem, dass ein Hospizdienst rund um die Uhr erreichbar sein muss. Leider geschieht es heute immer wieder, dass Menschen kurz vor ihrem Tode noch in die Klinik eingewiesen werden, weil Hilfe nicht zu dem Zeitpunkt zur Verfügung steht, zu dem sie gebraucht wird. Krisen im körperlichen und seelischen Bereich sind nicht an Dienstzeiten gebunden. Nicht selten fühlen sich Familien gerade in den frühen Morgenstunden oder nachts mit ihren Problemen derart allein gelassen, dass sie keinen anderen Ausweg mehr wissen, als einer Einweisung des Patienten in die Klinik zuzustimmen. Dem kann ein Hospizdienst, der rund um die Uhr erreichbar ist, oftmals schon mit geringem Aufwand per Telefon entgegenwirken.

Kontinuität der Fürsorge hat aber noch einen weiteren Aspekt: Sie bedeutet, dass die Begleitung einer Familie nicht mit dem Tod eines Angehörigen beendet wird. Gerade diejenige Person des Teams, die besonders enge Kontakte zur Familie hatte, sollte den Hinterbliebenen auch in der Zeit der Trauer weiterhin zur Verfügung stehen. Unbewältigte Trauer kann zu einer höheren Krankheitsanfälligkeit führen, u.a. zu Depressionen, oder auch Abhängigkeit von Alkohol, Medikamenten o.ä. fördern. Gute Trauerbegleitung kann diese gesundheitlichen Risiken mindern und dazu beitragen, dass die Hinterbliebenen ohne zusätzliche körperliche und seelische Schäden die Zeit nach dem Tod eines Menschen überstehen.

(der ursprüngliche Text [nach: Student, J.-C. (Hrsg.): Das Hospiz-Buch. 4. erweiterte Auflage, Lambertus Verlag, Freiburg 1999; mit freundlicher Genehmigung des Autors], wurde von Pflegewiki AutorInnen bearbeitet.)

Formen der Hospizarbeit

Die meisten Hospize sind aus Bürgerinitiativen hervorgegangen und arbeiten heute als Vereine oder Stiftungen. Zumeist haben stationäre Hospize als ambulante Einrichtung begonnen, so dass sich beide oft "unter einem Dach" befinden. Organisatorisch und abrechnungstechnisch wird aber zwischen ambulant und stationär unterschieden (z.B. SAPV).

Ambulantes Hospiz

Hier werden die Sterbenden in ihrer eigenen oder der Wohnung von Angehörigen betreut. Nach Bedarf kommen täglich für ein paar Stunden haupt- oder ehrenamtliche MitarbeiterInnen ins Haus. Dadurch wird die Arbeit eines evtl. mit eingeschaltetem ambulanten Pflegedienstes ergänzt. Es steht nicht die Pflege, sondern die Betreuung - auch der Angehörigen - im Vordergrund.

Ebenso wie ambulante Erwachsenenhospize bietet ein ambulantes Kinderhospiz Begleitung und Beratung der gesamten Familie ab der Diagnose bis zum Versterben des Familienmitgliedes und darüber hinaus.

In den letzten Jahren wurde die Ausgestaltung des Konzepts "ambulanter Palliativdienst" entwickelt, das sich in wesentlichen Teilen mit einem "ambulanten Hospiz" deckt.Das Hospiz Stuttgart hat seit 2003 dazu zusätzlich einen Dienst "Ambulante Hospizschwester" aufgebaut. Er wird durch die Landeshauptstadt Stuttgart und die Evang. Gesamtkirchengemeinde Stuttgart finanziert. Er ist für alle Betroffenen kostenfrei. Dort sind ausgebildete und berufserfahren Pflegekräfte für die Betreuungs- und Pflegeplanung, die Koordination der verschiedenen Beteiligten wie Angehörige, Palliativdienst, Brückenschwestern, Ambulantes Hospiz und professioneller Dienste wie den Sozialstationen tätig. Der Dienst "Ambulante Hospizschwester" ergänzt oder verzahnt also die Arbeit des ambulanten Bereichs.

Stationäres Hospiz

Das Stationäre Hospiz ist eine Alternative für Patienten am Lebensende, die aus verschiedenen Gründen nicht mehr zu Hause versorgt werden können oder wollen und die spezielle medizinische und pflegerische Betreuung benötigen, die ein Pflegeheim nicht vorhalten kann. Die Patienten werden Bewohner oder Gäste genannt, sie und ihre Angehörigen sollen dort zur Ruhe kommen und ein Stück "Normalität" leben können. Die Krankheit soll nicht immer im Mittelpunkt stehen, aber für den Fall von Notfallsituationen wie Schmerz- oder Atemnotattacken können Sofortmaßnahmen ergriffen werden, damit eine Krankenhaus-Einweisung unterbleiben kann. Meistens bleiben die Schwerkranken bis zum Tod (und darüber hinaus noch bis zu 2 Tagen) im Haus.

Die Gäste werden rund um die Uhr von Fachpersonal und Ehrenamtlichen betreut und bestimmen weitestgehend selbst, wann und wie sie versorgt werden wollen. Sie können persönliche Dinge und teilweise auch eigene Möbel mit ins Hospiz nehmen. Die Mahlzeiten werden den Wünschen der Gäste angeglichen (Wunschkost). Angehörige sind willkommen, sie können an den Mahlzeiten teilnehmen und im Hospiz übernachten. Gesprächsangebote sollen ihnen helfen, mit belastenden Situationen besser umgehen zu können.

- Welche Menschen in ein stationäres Hospiz aufgenommen werden können, richtet sich nach § 39a des V. Sozialgesetzbuches (Hinweise zu den Aufnahmegründen finden sich unten bei den Weblinks)

Stationäres Kinderhospiz

Das Stationäre Hospiz für Kinder und Jugendliche ist eher eine Einrichtung zur Kurzzeitpflege, die wenigsten der betreuten Kinder und Jugendlichen versterben dort während des Aufenthaltes. Ebenso wie in Hospizen für Erwachsene beginnt die Betreuung in Kinderhospizen bereits ab der Diagnose der tödlichen Erkrankung des Kindes und umfasst immer die ganze Familie. Für mehrere Wochen im Jahr kann die Familie in das Kinderhospiz kommen, wo erfahrenes Pflegepersonal rund um die Uhr die Versorgung des kranken Kindes übernimmt. Die Eltern werden entlastet und können neue Kraft schöpfen. Es bleibt Zeit für sich selbst, für einander, für die gesunden Geschwisterkinder und auch für schöne Momente mit dem erkrankten Kind außerhalb von Pflege und Betreuung. Es dient in erster Linie der Entlastung der pflegenden Angehörigen, meist der Eltern, die sich entweder eine "Auszeit" nehmen oder sich verstärkt um eventuelle Geschwisterkinder kümmern können, die häufig hinter dem kranken Familienmitglied zurückstehen müssen. So können z.B. gemeinsame Ausflüge unternommen werden, die sonst nur schwer zu organisieren oder ganz unmöglich wären.

Der Tagesablauf im stationären Kinderhospiz wird individuell mit den Familien abgestimmt. Besondere Angebote für die erkrankten Kinder, wie z.B. Klinik-Clowns und Musiktherapie, sowie der Aufenthalt und die Betreuung der Eltern und Geschwister werden zum überwiegenden Teil über Spenden finanziert.

Das Kinderhospiz ist in Art der Gestaltung und Ausstattung kindgerecht und an die Bedürfnisse junger Familien angepasst, ansonsten steht auch hier allen Betroffenen wie im "Erwachsenen"-Hospiz qualifizierte Betreuung zur Verfügung.

In der letzten Lebensphase des Kindes kann die Familie sofort aufgenommen werden. In einem persönlich gestaltbaren Abeschiedsbereich können Eltern und Geschwister von dem versorbenen Kind Abschied nehmen.

Das erste stationäre Kinderhospiz in Deutschland war das Kinderhospiz Balthasar, das 1998 in Olpe/Sauerland eröffnet wurde. Inzwischen sind zehn Kinderhospize im gesamten Bundesgebiet entstanden, was im Vergleich zur Anzahl der stationären Hospizen für Erwachsene viel ist: Schätzungen zufolge sterben "nur" etwa 1800 Kinder und Jugendliche jährlich in Deutschland[1], während die Gesamtzahl der Verstorbenen rund 844 000 beträgt (bezogen auf das Jahr 2008)[2].

Stationäres Jugendhospiz

Unheilbar kranke Jugendliche und junge Erwachsene haben besondere Bedürfnisse und Anforderungen hinsichtlich räumlicher Ausstattung, Tagesablauf, Angeboten und psychosozialer Betreuung. Das Kinderhospiz ist ihnen zu kindlich und sie finden oft keinen Zugang zu einem Erwachsenenhospiz. Diese Lücke in der Hospizarbeit schließt das Jugendhospiz. Deutschlands erstes und einziges Jugendhospiz eröffnete im Januar 2009 in Olpe (Balthasar Jugendhospiz in Trägerschaft der Gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe mbH).

Im Jugendhospiz wird möglichst viel Eigenart und Individualität zugelassen, denn eine unheilbare Erkrankung führt bei vielen Jugendlichen zu einer Identitätskrise. Sie müssen Gewohntes oder bereits Begonnenes aufgeben, soziale Kontakte werden weniger oder brechen ab und der Verlust körperlicher oder geistiger Fähigkeiten nimmt zu. Das Besondere im Jugendhospiz ist eine spezielle Technik in den Zimmern, die den Jugendlichen trotz ihrer eingeschränkten Beweglichkeit ein hohes Maß an Freiheit ermöglicht. Licht, Rollos oder die Lautstärke der Musik können von ihnen selbst und ohne fremde Hilfe gesteuert werden. Gleichzeitig helfen die Mitarbeiter den Jugendlichen, mit der eigenen Trauer umzugehen und die verbleibende Zeit intensiv zu erleben.


teilstationäres Hospiz

Ein Angebot, dass das Leben zu Hause mit der professionellen Versorgung verbindet, ist das teilstationäre Hospiz. Die schwerkranken Gäste werden morgens abgeholt oder von Angehörigen gebracht und verbringen den Tag im Hospiz, wo pflegerische und medizinische Versorgung gewährleistet ist. Abends geht es wieder nach Hause. Es ist möglich, die Zeiten und die Häufigkeit der Betreuung an den Bedarf anzupassen.

Pflegenden Angehörigen wird so eine "Auszeit" ermöglicht oder Berufstätigkeit erleichtert und die Kranken kommen immer wieder zurück in die gewohnte häusliche Umgebung.

Ausbildung zur Trauerbegleitung

Ausbildung zur Kindertrauerbegleiterin/ zum Kindertrauerbegleiter

Bei der Ausbildung zur Kindertrauerbegleiterin/ zum Kindertrauerbegleiter werden professionell in der Kinderkrankenpflege, Pädagogik, Seelsorge oder Kinderhospizarbeit tätige Menschen befähigt, Kinder und Eltern in ihrem Trauerprozess zu begleiten, Kindertrauergruppen zu leiten und mit Symbolen und Symbolsprache umzugehen. Die Ausbildung findet berufsbegleitend statt und umfasst 125 Unterrichtsstunden. In Deutschland wird sie vom Kinder- und Jugendhospiz Balthasar in Olpe angeboten (zertifiziert nach den Standards des Bundesverbandes Trauerbegleitung).


Literatur

  • Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz e.V. (Hrsg.): Palliativstationen und Hospize in Deutschland. Belastungserleben, Bewältigungspotenzial und Religiosität der Pflegenden. Hospiz Verlag, Wuppertal 2004, ISBN 3-9808351-2-X
  • Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz e.V. (Hrsg.): Stationäre Hospizarbeit. Grundlagentexte und Forschungsergebnisse zur Hospiz- und Palliativarbeit, Teil 2. Hospiz Verlag, Wuppertal 2004, ISBN 3-9808351-8-9
  • Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz e.V. (Hrsg.): Ambulante Hospizarbeit. Grundlagentexte und Forschungsergebnisse zur Hospiz- und Palliativarbeit, Teil 1. Der Hospiz Verlag, Wuppertal 2004, ISBN 3-9808351-9-7
  • Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz e.V. (Hrsg.): Hospiz schafft Wissen. Hospiz Verlag, Wuppertal 2004, ISBN 3-9808351-6-2
  • Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz e.V. (Hrsg.): Helfen am Ende des Lebens. Hospizarbeit und Palliativ Care in Europa = Schriftenreihe der Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz, Bd. VII. Hospiz Verlag, Wuppertal 2004, ISBN 3-9810020-0-8
  • Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz e.V./ Deutscher Caritasverband e.V./ Diakonisches Werk der EKD e.V. (Hrsg.): SORGSAM. Qualitätshandbuch für stationäre Hospize. Hospiz Verlag, Wuppertal 2004, ISBN 3-9808351-5-4
  • Rochus, Allert/ u.a.: Erfolgsfaktoren für Hospize. Forschungsergebnisse zu Qualität und Kosten. (Hg. von: Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz e.V.) = Schriftenreihe der Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz e.V., Bd. VIII. Hospiz Verlag, Wuppertal 2005, ISBN 3-9810020-2-4
  • Tausch-Flammer, D. und Bickel, L.: Die letzten Wochen und Tage – Eine Hilfe zur Begleitung
  • Tausch-Flammer, D. und Bickel, L.: Die Zeit der Trauer – Eine Hilfe für Trauernde und Bgleitende
  • Klaschik, E. u. Nauck, F.: Medikamentöse Schmerzbehandlung bei Tumorpatienten
  • Napiwotzky, A., Student, J.-C.(Hrsg.): Was braucht der Mensch am Lebensende? Ethisches Handeln und medizinische Machbarkeit. Kreuz Verlag, Stuttgart 2007
  • Student, J.-C. (Hrsg.): Das Hospiz-Buch. 4. erweiterte Auflage, Lambertus Verlag, Freiburg 1999
  • Student, J.-C., Mühlum, A., Student, U.: Soziale Arbeit in Hospiz und Palliative Care. Ernst Reinhardt UTB, München 2004
  • Student, J.-C. (Hrsg.): Sterben, Tod und Trauer – Handbuch für Begleitende. Herder, 2. Auflage, Freiburg 2006
  • Student, J.-C. & Napiwotzky, A.: Palliative Care. Thieme (Pflegepraxis), Stuttgart 2007 ISBN 9783131429414
  • Schipper, Dörte - Den Tagen mehr Leben geben (Leitspruch von Dame Cicely Saunders), Köln 2010 - ISBN 978-3-7857-2385-2

Einzelnachweise

Hinweise


vgl. Wikipedia: "Hospiz"



Weblinks

http://www.malteser.de/1.09.dienstleistungen/1.09.04.patienten/1.09.04.10.palliativmedizin/kampagne.htm Malteser Hilfsdienst]

einzelne Hospize

Ambulante Hospizdienste

Literaturhinweise