Hygiene

Aus Familienwortschatz
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Hygiene ist die Lehre von der Verhütung der Krankheiten und der Erhaltung und Festigung der Gesundheit. Das Wort Hygiene leitet sich aus hygieia, dem griechischen Wort für Gesundheit ab. Fälschlicherweise wird der Wortursprung der griechischen Göttin der Gesundheit, Hygieia, zugewiesen, richtig ist jedoch, dass auch ihr Name auf hygieia zurück zuführen ist.

Die Hygiene arbeitet eng mit verschiedenen anderen Gebieten zusammen, z.B. der Mikrobiologie, der Infektiologie oder auch dem Umweltschutz.

An dem ärztlichen und pflegerischen sehr oft verwendeten Werkzeug, den Händen, läßt sich die Bedeutung der Hygiene eigentlich gut erkennen:

Händewaschen rettet Leben

Das war der Beitrag von Semmelweis zur Medizin(-geschichte; s.u.) und zeigt sich an der heutigen Debatte um nosokomiale Infektionen.

  • Welthändehygienetag ist jeweils der 5. Mai


Pflege und Hygiene

Im pflegerischen Bereich kann man verschiedene Arten der Hygiene unterscheiden: Allgemeine (früher auch Krankenhaus-) Hygiene (Maßnahmen zur Vorbeugung von Infektionskrankheiten, insbesondere die Reinigung und Desinfektion) , Umwelthygiene, Arbeitshygiene. Weitere Formen der Hygiene sind z. B. die Schlafhygiene, wobei der Patient lernt, richtig zu schlafen und einen geregelten Schlaf-Wach-Rhythmus einzuhalten. Psychohygiene bedeutet das liebevolle Umsorgen, das verständnisvolle Gespräch mit emotionaler Wärme und das Vermitteln von Nestwärme bei der Betreuung von Kranken, Behinderten, Kindern, Alten oder Benachteiligten. Dazu zählt auch der Besuch von Angehörigen sowie das Rooming in und das Bonding. Besonders in Krankenhäusern, Kinderheimen und Pflegeheimen wird dadurch den Deprivations-Erscheinungen und dem psychischen Hospitalismus vorgebeugt.

Geschichte

Bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Sauberkeit und Desinfektion in der Medizin nicht als notwendig angesehen. So wurden die Operationsschürzen der Chirurgen praktisch nie gewaschen und waren deshalb schwarz, damit die eingetrockneten Blutflecken nicht so auffielen. Medizinische Instrumente wurden vor dem Gebrauch nicht gereinigt. So wurden in einem Pariser Krankenhaus die Wunden von verschiedenen Patienten nacheinander mit dem selben Schwamm gereinigt.

Ignaz Semmelweis gelang in den 1840er (1847) Jahren erstmals der Nachweis, dass Desinfektion die Übertragung von Krankheiten eindämmen kann. Als Assistenzarzt in der Klinik für Geburtshilfe in Wien untersuchte er, warum in der einen Abteilung, in der Medizinstudenten arbeiteten, die Sterblichkeitsrate durch Kindbettfieber wesentlich höher war als in der zweiten Abteilung, in der Hebammenschülerinnen ausgebildet wurden. Er fand die Lösung, als ein Kollege von ihm während einer Leichensektion von einem Studenten mit dem Skalpell verletzt wurde und wenige Tage später an Blutvergiftung verstarb, eine Krankheit mit ähnlichem Krankheitsverlauf wie das Kindbettfieber. Semmelweis stellte fest, dass die an Leichensektionen Beteiligten bei der anschließenden Geburtshilfe die Mütter zu infizieren in der Lage waren. Da Hebammenschülerinnen keine Sektionen durchführen, kam diese Art der Infektion in der zweiten Krankenhausabteilung nicht vor. Das erklärte die niedrigere Sterblichkeit. Semmelweis wies seine Studenten daher an, sich vor der Untersuchung der Mütter die Hände mit Chlorkalk zu desinfizieren. Diese wirksame Maßnahme senkte die Sterblichkeitsrate von 12,3 % auf 1,3 %. Das Vorgehen stieß aber bei Ärzten wie Studenten auf Widerstand. Sie wollten nicht wahrhaben, dass sie selbst die Infektionen übertrugen, anstatt sie zu heilen.

Sir Joseph Lister, ein schottischer Chirurg verwendete (1867) erfolgreich Karbol zur Desinfektion von Wunden vor der Operation. Er war zunächst der Meinung, dass Infektionen durch Erreger in der Luft verursacht würden. Eine Zeitlang wurde deshalb während der Operation ein feiner Karbolnebel über dem Patienten versprüht, was wieder aufgegeben wurde, als man erkannte, dass Infektionen hauptsächlich von Händen und Gegenständen ausgingen, die in Kontakt mit den Wunden kamen.

Max von Pettenkofer hatte ab 1865 den ersten Lehrstuhl für Hygiene in Deutschland inne und gilt als Vater der Hygiene.

ökonomisch-soziologische Zusammenhänge

McKeown hat 1979 den Rückgang der Infektionskrankheiten der letzten 200 Jahre auf Hygiene, bessere Ernährung, Immunität und andere unspezifische Maßnahmen zurückgeführt. Abseits der Industriestaaten hat sich das Muster der Erkrankungen nicht wesentlich verändert, trotz teilweiser Einführung von medikamentösem Behandlungsmethoden. So kann angenommen werden, dass ohne finanzielle und materielle Unterstützung der "dritten Welt", und ohne bessere Lebensbedingungen für den Großteil der Menschheit der Gefahr von Seuchen Vorschub geleistet wird.

Hygienemaßnahmen

Weitere hygienische Maßnahmen betreffen Dis- und Expositionen.

Dispositionsprophylaxe

bedeutet: wir verändern uns selber so, dass die Umwelt/Umgebung uns nicht mehr krank machen kann (z.B. Impfungen).

Expositionsprophylaxen

bedeutet: Bekämpfung aller Faktoren und Einflüsse aus der Umwelt/Umgebung, die uns krank machen können (z.B. Desinfektion)

Hygienemaßnahmen im OP-Bereich

  • Für OP-Saal, Operation und das OP-Team müssen vielfältige Hygienemaßnahmen geplant werden.

Personalschleusen

Zugang in den Bereich nur über die Umkleideschleusen.

Nach dem Entkleiden Hygienische Händedesinfektion. Keimarme Bereichskleidung und Kopfschutz.

Eine eindeutige Regelung zum Verhalten nach Toilettengang ist erforderlich.

Kontaminierter Mundschutz darf nach dem Abnehmen zwischen OP´s nicht wiederverwendet werden.

Patienteneinschleusung

Waschen und Abdecken des P.

Keimfreiheit im Hand- und Unterarmbereich

Das wichtigste Mittel ist zunächst das sinnvoll eingesetzte

  • Regelungen für die Art der erneuten Desinfektion nach einer OP-Dauer unter bzw. über 60 Minunten.

Perforationsraten der OP-Handschuhe

  • Wechsel immer bei OP-Dauer über xx Min,
    • nach dem sept. OP-Teil,
    • nach mutmaßlicher Perforation

Bewegungsvermeidung, Disziplin

  • Keine "Beobachter" im Saal
  • Zusammenhang von Geräuschbelastung und Konzentration des Teams
  • OP-Saal-Türen während dem Eingriff geschlossen

OP-Dauer und Infektionsraten

Je länger die einzelne OP dauert, um so größer ist das Infektionsrisiko für den Patienten.

Instrumente

Beim Umgang mit den Instrumenten beachten:

  • Siegel-Kontrolle der Sterilgut-Container, etc.
  • Entsorgung von in der OP unsteril gewordenen Instrumenten
  • Ablegen in Abwurfsiebe, Scheren und Klemmen geöffnet
  • Skalpelle etc. in geschlossene Abwurfbehältern
  • Meldung von infektiös kontaminierten Instrumenten an die ZSVA

Luftumwälzung

Hygienefachkräfte im OP-Bereich

Anforderungen an die H. im OP werden …

Aus- und Weiterbildung

Lehrgänge zum Hygienebeauftragten werden bundesweit in Vollzeit sowie berufsbegleitend zwischen fünf Wochen und zwölf Monaten angeboten.

Als einer der wenigen Bildungseinrichtungen bietet die HWBR Pflegeschule Rostock den Lehrgang auch in fünf Wochen als Kompaktkurs[1] an. Zudem bietet die HWBR Pflegeschule Rostock optional eine Prüfung vor der Berufsakademie Mecklenburg-Vorpommern[2] mit Abschluss und Titel zum/zur Geprüften Hygienebeauftragten (BA)[3] an, die neben der vollumfänglichen inhaltlichen Anerkennung durch die Kassen für die Absolventen den besonderen Wettbewerbsvorteil bietet, nicht nur eine Teilnahmebestätigung sondern einen echten Prüfungs- und Kenntnisnachweis in den Händen halten zu können.


Für die Hygienelehre wichtige Personen

Diese Ärzte und ihre Entdeckungen gelten als für die Hygienelehre wichtige Personen:

Für die Hygiene in Deutschland wichtige Gesetze

(Weblinks)

Siehe auch

Literatur

  • Beckmann, Gudrun & Mielke, Angelika: Hygiene in ambulanten Pflegediensten Raabe-Verlag, Stuttgart
  • McKeown, T.: The role of medicine: Dream, mirage or nemesis? 1979 Blackwell, Oxford
  • Rainer Klischies, Ursula Panther, Vera Singbeil-Grischkat: Hygiene und medizinische Mikrobiologie Lehrbuch für Pflegeberufe. Verlag Schattauer; 5. Auflage 2008. 456 Seiten. ISBN 978-3794525423 (s.a: Pflegelehrbuch)
  • Hannelore Möllenhoff (Hrsg.): Hygiene für Pflegeberufe. 3. Auflage. Urban und Fischer, München und Jena 2001, ISBN 3-437-2509-2 (eine Rezension)
  • Gudrun Beckmann, Angelika Mielka: Hygiene in ambulanten Pflegediensten, Raabe Verlag, Stuttgart.
  • Siegfried Niklas: Maßnahmen zur Verhütung von postoperativen Wundinfektionen und Hygienemaßnahmen in der Operationsabteilung. In Sr.Pfl. 4/2002 (auch online; Hygieneplanung)
  • Walter Steuer, 11 andere Autoren: Hygiene und Technik im Krankenhaus (Kontakt & Studium Band 207), Expert-Verlag, Stuttgart, 1996. ISBN 3-8169-1370-9

Weblinks

Einzelnachweise