Intermittierender Katheterismus

Aus Familienwortschatz
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Der intermittierende Katheterismus beschreibt das Legen eines Katheters zur einmaligen Blasenentleerung. Die Anleitung zum Legen eines Dauerkatheters finden Sie hier.


Indikationen

Die Indikationen zum intermittierenden Katheterismus sind vielfältig, vorallem zu diagnostischen Maßnahmen, bei Harnverhaltung und neurogener Blasenentleerungsstörung kommt der intermittierende Katheterismus mittels Einmalkatheter zum Einsatz. Die wichtigsten Indikationen sind:


Kontraindikationen

Unter bestimmten Vorraussetzungen darf kein intermittierender Katheterismus durchgeführt werden, da es sonst zu Komplikationen kommen könnte, die weitere medizinische Eingriffe erfordern würden. Folgende Kontraindikationen sind bekannt:

Anwendung

Um die subjektive Belästigung für den Patienten so gering wie möglich zu halten, ist eine gute Vorbereitung der Maßnahme unerlässlich. Zunächst werden alle erforderlichen Utensilien bereitgestellt und evt. der Patient schon eine gewisse Zeit vorher über die geplante Maßnahme informiert. Sollte sich dabei herausstellen, dass der Patient besonders ängstlich ist, kann nach Absprache mit dem Arzt dem Patienten ein leichtes Beruhigungsmittel gegeben werden.


Materialien

Die Zusammenstellung des Materials richtet sich nach der Durchführungstechnik und dem Inhalt des evtl. vorliegenden Kathetersets. Zur Sicherheit sollte zusätzliches steriles Material vorrätig sein, falls etwas unsteril wird.

Unsteril:
  • Händedesinfektionsmittel für die Pflegekraft
  • Schleimhautdesinfektionsmittel z.B. Ocentisept® oder Braunol®
  • Wasserundurchlässige Schutzunterlage
  • Abwurf
Steril:
  • steriler Einmalkatheter nach Anordnung
  • Gleitmittel z.B. Instillagel®
  • Einschlagtuch ca. 50 x 60 cm als sterile Ablagefläche
  • steriles Schlitz– bzw. Lochtoch
  • sterile Handschuhe
  • evt. anatomische Pinzette
  • Mulltupfer
  • Kompressen
  • Auffangschale mit min. 750 ml Volumen und großer und kleiner Kammer


Vorbereitung des Patienten

Ein Aufklärungsgespräch über den Sinn und Zweck dieser Maßnahme soll dem Patienten die Angst vor dem Katheter nehmen. Auch Kindern soll diese Maßnahme erklärt werden, sofern sie es ihrem Entwicklungsstand entsprechend verstehen können. Die Durchführung des intermittierenden Katheterismus darf nur mit Zustimmung des Patienten (evt. Einverständniserklärung) gemacht werden, außer es ist aus medizinischer Sicht notwendig, um dem Patienten vor Schaden zu bewahren. Auf alle Fälle ist die Intimsphäre des Patienten zu wahren, daher sollte die Katheterisierung nicht im Krankenzimmer erfolgen, wenn andere Patienten oder Unbeteiligte zusehen könnten.

  • Schutzschürze oder Kittel zum Eigenschutz anziehen, Hände waschen und desinfizieren
  • Einverständnis des Patienten
  • Schutz der Intimsphäre
  • Unterkörper abdecken und entkleiden, aber Oberkörper zugedeckt lassen
  • Intimpflege durchführen
  • evt. Gesäß leicht erhöht lagern
  • Einmalunterlage als Nässeschutz unter das Gesäß legen
  • nochmalige Händedesinfektion
  • Katheterset öffnen und eingeschlagenen Inhalt entnehmen bzw. alle sterilen Teile bereitlegen
  • Auffangschale mit dem Tupfer zwischen die aufgestellten Beine des Patienten an den Rand des sterilen Tuches stellen
  • Inneneinschlag zur sterilen Arbeitsfläche entfalten
  • Katheter auf sterile Arbeitsfläche ablegen
  • Schleimhautdesinfektionsmittel über die Tupfer gießen


Durchführung beim männlichen Patienten

  • sterile Handschuhe anziehen
  • Genitalbereich mit nach unten geöffnetem Schlitztuch abdecken, daß es nur noch den Penis freiläßt
  • Mit einer Hand Penisschaft fassen, Vorhaut zurückschieben
  • Tupfer mit Pinzette entnehmen und die Eichel von der Harnröhrenmündung zum Kranz von oben nach unten desinfizieren
  • Für jede Wischbewegung einen neuen Tupfer nehmen
  • mit einem weiteren Tupfer Harnröhre desinfizieren
  • Desinfektionszeit beachten
  • Gleitmittel (Instillagel®) in die Harnröhre einspritzen und Penisschaft unterhalb der Eichel zudrücken oder Penisklemme ansetzen (Einwirkzeit beachten)
  • Harnröhrenmündung spreizen
  • Penis strecken und hochhalten, Katheter (evtl. mit 2. Pinzette oder mit Hilfe der Katheterhülle) einlegen
  • Bei geringem Widerstand nach ca. 10 cm Penis senken und Katheter weiterschieben (bei weiterem Widerstand oder verstärkten Schmerzen Vorgang abbrechen)
  • Penis wieder strecken, weiteres Vorschieben des Katheters bis Urin fließt
  • Bei Ablaufmengen über 500 ml Katheter zur Vermeidung eines Blasenkollaps zwischendurch abklemmen, Abklemmung nach 5 – 10 Minuten wieder lösen
  • evt. Urin für die Untersuchung steril aufgefangen und der Katheter wieder entfernen
  • Genitalbereich reinigen und abtrocknen und Handschuhe ausziehen


Durchführung beim weiblichen Patienten

  • sterile Handschuhe anziehen
  • Genitalbereich mit nach unten geöffnetem Schlitztuch abdecken
  • mit einer Hand Labien (äußere und innere Schamlippen) spreizen und Spreizhaltung beibehalten bis der Katheter eingeführt ist
  • mit der Pinzette und je einem Tupfer erst äußere und dann innere Labien von der Symphyse (Schamfuge) in Richtung Anus desinfizieren
  • mit einem weiteren Tupfer Harnröhre desinfizieren
  • einen Tupfer auf den Vagina- Eingang legen und während des Katheterisierens dort belassen
  • Pinzette abwerfen
  • Desinfektionszeit beachten
  • evt. Gleitgel (Instillagel®) in die Harnröhre instillieren (Einwirkzeit beachten)
  • Katheter (evtl. mit 2. Pinzette oder mit Hilfe der Katheterhülle) in die Harnröhre einführen, bis Urin fließt (bei Widerstand oder verstärkten Schmerzen Vorgang abbrechen)
  • Bei Ablaufmengen über 500 ml Katheter zur Vermeidung eines Blasenkollaps zwischendurch abklemmen, Abklemmung nach 5 – 10 Minuten wieder lösen
  • evt. Urin für die Untersuchung steril auffangen und den Katheter wieder entfernen
  • Genitalbereich reinigen und abtrocknen und Handschuhe ausziehen

Nachbereitung

  • bei inkontinenten Patienten ggf. Inkontinenzslip (Windel) anlegen
  • Patienten wieder ankleiden bzw. ankleiden lassen
  • Patienten bequem lagern
  • Arbeitsplatz aufräumen und gebrauchtes Arbeitsmaterial entsorgen
  • Dokumentation von Größe des Katheters, Menge und Aussehen des abgelaufenen Urins, Datum und Unterschrift der Pflegekraft


Tipps & Tricks

  • Patienten, bei denen der intermittierenden Katheterismus über einen langen Zeitraum regelmäßig durchgeführt werden muss, haben sich Katheter mit einer weichen und flexiblen Spitze (Stöhrer-Katheter) und einer hydrophilen Beschichtung wie z.B. SpeediCath® oder Libero® bewährt.


Siehe auch:


Weblinks


  • Produktlinks:




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