Körpersprache und Einstellungsgespräch

Aus Familienwortschatz
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Wenn von Körpersprache die Rede ist, dann sprechen wir von Gestik, Mimik und Stimme. Jemand aufmerksam zuhören und ihn anschauen heißt, auf seine Körpersprache achten, sie deuten, um zu verstehen, was jemand sagt, was er fühlt, was er denkt und was ihn bewegt.

Körpersignale deuten

Körpersprache ist nicht immer eindeutig. Man kann sie oft nur im Kontext deuten. Man kann bekanntlich auch aus Freude weinen. Andererseits gibt es Körpersignale, die jeder ohne Mühe deuten kann: Einen Finger auf die geschlossenen Lippen legen, bedeutet bekanntlich, dass man leise sein soll. Wenn wir mit den Axeln zucken, die Nase rümpfen oder jemand einen Vogel zeigen, bestehen keine Zweifel über die Bedeutung dieser Signale.

Menschen, die sich gern haben, schauen sich öfter und länger in die Augen als andere Leute. Frauen schminken sehr sorgfältig ihre Augen. Wenn der Personalchef bei einer Bewerbung das Foto einer schönen Frau sieht, werden seine Pupillen größer.

Mimik

Aus den Bewegungen der Gesichtsmuskeln konstruiert das Gehirn eine Empfindung. Wenn sich die Augenwinkel und der Mund zu einem echten Lächeln verziehen, steigt die Stimmung. In Experimenten stellte sich nun heraus, dass Menschen, die unbewusst den Ausdruck eines anderen Gesichts stärker übernehmen, zugleich mitfühlender sind.

Jede Emotion sendet ihre eigenen Signale. Am stärksten bemerkbar machen sich diese über unsere Stimme und unsere Gesichtszüge.

Wie der Bewerber beim Einstellungsgespräch wahrgenommen wird und was wir aus dem Gesicht lesen, sind Informationen, die bei der Entscheidung, wer eingestellt wird, durchaus eine Rolle spielen.

Der amerikanische Psychologe Paul Ekman hat den Ruf, Gefühle im Gesicht der Menschen lesen zu können. Er behauptet, die Feinde Amerikas erkennen zu können: Terroristen, in deren Gesichter die bösen Absichten geschrieben stehen und die Sicherheitskontrollen auf den Flughäfen passieren wollen. Ekman hat die Sicherheitsbeamten geschult. Inzwischen stehen uniformierte Lügen-Detektoren an vierzehn US-Flughäfen.

Sind die Erkenntnisse Ekmans auch bei der Bewerberauswahl von Nutzen? Das Gesicht, so Ekman, verrät ständig den Gemütszustand. Man bemerkt, wenn der Gesichtsausdruck nicht mit dem übereinstimmt, was jemand sagt. Warum jemand sein Innerstes nicht verbergen kann, liegt an der besonderen Verdrahtung im Gehirn eines jeden Menschen. Während die Worte von bewussten Arealen gesteuert werden, gehorcht die Gesichtsmotorik einem unbewussten Areal und zeigt den Bruchteil einer Sekunde lang ihre wahren Gefühle.

Ekman studierte vor dem Spiegel seinen Gesichtsausdruck. Dabei fiel ihm auf, dass seine Stimmung genau dem Gefühl entsprach, das er gerade trainierte. Machte er ein trauriges Gesicht, verfiel er in eine düstere Stimmung. Machte er eine lustige Mine, wurde seine Laune wieder besser. Ekman kommentiert das so: „Für mich war das der Hinweis darauf, dass die Gesichtsmotorik unmittelbar mit den emotionalen Zentren im Gehirn verbunden sein muss.“

Aus den Bewegungen der Gesichtsmuskeln konstruiert das Gehirn eine Empfindung. Wenn sich die Augenwinkel und der Mund zu einem echten Lächeln verziehen, steigt die Stimmung. In Experimenten stellte sich nun heraus, dass Menschen, die unbewusst den Ausdruck eines anderen Gesichts stärker übernehmen, zugleich mitfühlender sind. Der „Musculus risorius“ heißt nicht umsonst so (Lächelmuskel). Wir können ihn willkürlich steuern. Beim Muskulus orbicularis (Augenmuskel) gelingt es ihnen deshalb nicht, weil dieser sich unwillkürlich bewegt.

Jede Emotion sendet ihre eigenen Signale. Am stärksten bemerkbar machen sich diese über unsere Stimme und unsere Gesichtszüge. Setzt ein Gefühl ein, werden im selben Augenblick auch Emotionssignale sichtbar. Falls das Gefühl anhält, färbt es die Stimme, der Gesichtsausdruck müsse sich nicht zwangsläufig verändern.

Stimme

Die Stimme verrät unsere Gefühle. Sie zeigt meinem Gesprächspartner, wie ich mich wirklich fühle. Menschen mit tiefer Stimme werden als reifer, kompetenter und sympathischer eingestuft als Menschen mit hoher Stimme. Eine kräftige, aber nicht zu laute Stimme wird mit Vitalität und Extravertiertheit in Verbindung gebracht; eine hohe und leise Stimme dagegen mit Schüchternheit und mangelnder Durchsetzungsfähigkeit.

Eine Bewerberin mit einer Kleinmädchen-Stimme, die sich um eine Führungsposition bewirbt, wird kaum eine Chance haben. Sie signalisiert mit ihrer Stimme: Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Sie vermittelt dem Gegenüber, dass er sich überlegen fühlen darf.

Ein Bewerber, der dauernd leise und monoton spricht, wirkt ermüdend. Die Stimme sollte der Situation angemessen sein. Es wird ein ständiger Wechsel sein: Lautstärke, Dehnung, Stimmhöhe, Sprechgeschwindigkeit.

Forscher der Harvard University haben bei Versuchspersonen festgestellt, dass dem Tonfall eine Schlüsselfunktion zukommt. Mag es einem Bewerber noch gelingen, seinen Zorn mit einem Lächeln zu verbergen, wird er es kaum schaffen, seinen Zorn in seiner Stimme zu unterdrücken.

Setzt ein Gefühl ein, werden im selben Augenblick auch Emotionssignale sichtbar. Falls das Gefühl anhält, färbt es die Stimme, der Gesichtsausdruck muss sich nicht zwangsläufig verändern. Ein Gefühl, das wir nicht haben, können wir auch nicht glaubwürdig mit unserer Stimme simulieren. Einen Gesichtsausdruck vorzutäuschen ist dagegen längst nicht so schwierig. Die Stimme vermittelt nur selten falsche emotionale Botschaften.

Einstellungsentscheidung

Wie der Bewerber beim Einstellungs-Interview wahrgenommen wird und was aus dem Gesicht gelesen wird, sind Informationen, die bei der Entscheidung, wer eingestellt wird, durchaus eine Rolle spielen.

Literatur

  • Ekman, Paul: Gefühle lesen. Wie Sie Emotionen erkennen und richtig interpretieren. Deutsch: Spektrum, Heidelberg, 2007. ISBN 3827414946