Konzeptionelle Pflegemodelle

Aus Familienwortschatz
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Das Metaparadigma der Pflege

Anhand der folgenden vier Komponenten versuchen die meisten Pflegeautoren das Metaparadigma der Pflege in ihrem jeweiligen Pflegemodell zu beschreiben (M… = die Vorstellung davon, was Pflege ist). Gemäß Jacqueline Fawcett (1992)ist ein Metaparadigma der globalste Blickwinkel auf eine Disziplin. Es identifiziert verschiedene Phänomene, die für eine Disziplin von Interesse sind und erklärt, wie die Pflege als Wissenschafts-Disziplin mit diesen Phänomenen umgeht.

  1. Mensch
  2. Umgebung
  3. Gesundheit und Krankheit
  4. Pflege


Es folgt eine Auflistung konzeptioneller Pflegemodelle 
anhand dieser vier Komponenten

Florence Nightingale

1860

Mensch

Menschen sind verantwortlich für ihr Leben. Ihr streben nach einem gesunden Dasein ist kreativ.

Umgebung

Die Umgebung ist ein externer Faktor, der gesunde und kranke Menschen beeinflusst. Sie wird als ein wichtiger Verursacher von Infektionen betrachtet. Wichtige Komponenten einer guten Umgebung sind unter anderen:

  • Sauberkeit
  • reine Luft
  • frisches Wasser
  • Licht


Gesundheit und Krankheit

  • Gesundheit wird beschrieben als ein Zustand, in dem man sich gut fühlt und seine Kräfte optimal nutzen kann.
  • Krankheit dagegen ist die Reaktion der Natur auf einen Gesamtzustand, in den der Mensch sich (durch Fehlverhalten) selbst gebracht hat. Zugleich kann Krankheit als ein natürlich verlaufender Wiederherstellungsprozess betrachtet werden.

Pflege

Das Ziel des Pflegens ist die Förderung des Wiederherstellungsprozesses durch die Gestaltung der Umgebung (Natur). Die Aufgabe der Pflegenden besteht darum in der Sorge für eine optimale Umgebung. Sie sorgt für Luft, Wasser, Licht, Reinheit, Ernährung, Wärme und Ruhe. Pflege hat weiterhin die Aufgabe, Schmerzen und Leiden der Patienten zu lindern.

Hildegard Peplau

1952

Mensch

Der Mensch lebt in einem instabilen physiologischen, psychologischen und sozialen Gleichgewicht. Aber während seines gesamten Lebens strebt der Mensch danach, ein stabiles Gleichgewicht zu erlangen. Nach Meinung von Peplau geschieht das Gleichgewicht erst beim Tod.

Umgebung

Die wichtigsten Faktoren in der Umgebung bilden die interpersonalen Prozesse mit anderen Menschen.

Gesundheit und Krankheit

  • Gesundheit ist das Symbol für das weitere Wachstum und die weitere Entwicklung einer Person, die sich an einem kreativen, konstruktiven, produktiven, persönlichen und gemeinschaftlichen Leben orientiert.
  • Krankheit kann als Symptom von Stress sowohl psychologischer als auch physiologischer Art aufgefasst werden.

Pflege

Pflege ist ein signifikanter, therapeutischer, interpersonaler Prozess. Die Pflege wendet Kunst, Fähigkeit und Fertigkeit an, um ein weiteres Wachstum und die Entwicklung der Persönlichkeit zu fördern.

Virginia Henderson

1966 (vgl. in BRD und CH Liliane Juchli)

Mensch

Das Individuum besteht aus einer unteilbaren Einheit: aus Körper und Geist.

Außerdem muß das Individuum und dessen Familie als ein Ganzes betrachtet werden. Jeder Mensch muss versuchen, ein physiologisches und emotionales Gleichgewicht anzustreben und zu halten.

Umgebung

Alle externen Faktoren und Konditionen, die das Leben und die Entwicklung des Menschen beeinflussen.


Gesundheit und Krankheit

  • Gesundheit ist eine bestimmte Lebensqualität, die mit Unabhängigkeit assoziiert wird.
  • Krankheit zeichnet sich demnach insbesondere durch Abhängigkeit aus.

Pflege

Pflege ist die eigenständige Funktion des Pflegenden, dem Individuum (krank oder gesund) ergänzend sowie unterstützend beizustehen. Das Ziel des Pflegens ist es, dem Individuum zu helfen, auf dem schnellsten Weg wieder unabhängig zu werden.

Peplau hat die Pflege in vier Phasen eingeteilt. In den vier Phasen geht es um die Annährung zweier unbekannter Personen. ( Pflegekraft-Patient)

Die vier Phasen: - Orientierung

                - Identifikation
                - Nutzung oder Ausbeutung 
                - Ablösung

Imogene King

Interaktionsmodell nach King

1971

Mensch

Der Mensch wird als offenes System betrachtet, das ständig mit seiner Umgebung interagiert. Der Mensch ist zudem ein bewusstes, soziales, rationales wahrnehmendes, kontrollierendes, zielgerichtetes, aktives und an dem Zeitgeschehen orientiertes Wesen.

Umgebung

Der Mensch interagiert mit seiner Umgebung. Diese Umgebung verändert sich fortwährend. In der Umgebung finden Transaktionen zwischen Menschen statt, damit sie optimal in der angenommenen und gewünschten Rolle funktionieren.

Gesundheit und Krankheit

  • Gesundheit ist die Möglichkeit des Individuums, im täglichen Leben maximale Kapazitäten nutzen und adäquat in sozialen Rollen funktionieren zu können.
  • Krankheit ist eine Gleichgewichtsstörung der biologischen, psychologischen oder sozialen Funktionen.

Pflege

Pflege ist ein durch Wahrnehmung beeinflusster, zwischenmenschlicher Prozess von Aktion, Reaktion und Interaktion, wobei die Pflegeperson und der Patient über die gemeinsame Zielsetzung, die notwendigen Maßnahmen, gewünschte Mittel und die Zielrealisation kommunizieren.

Das Ziel des Pflegens ist die Unterstützung des Menschen darin, seine Gesundheit zu erhalten, wiederherzustellen oder zu fördern, so daß er adäquat in den sozialen Rollen funktionieren kann.


Callista Roy

Datei:Anpassungsprozess Roy 01.jpg
Anpassungsprozess nach Roy

1974

Mensch

Der Mensch muss sich stets an die sich verändernde Umgebung erfolgreich anpassen, und ist also auf der Suche nach einem bio-psycho-sozialen Gleichgewicht.

Umgebung

Die Umgebung betrifft alle Bedingungen, Gegebenheiten und Einflüsse die die Entwicklung und das Verhalten der Individuen und Gruppen bewirken.

Die Umgebung ist ein dynamischer Faktor und fortwährenden Veränderungen unterlegen.

In der Umgebung unterscheidet Roy unterschiedliche Reiztypen. Diese Reize sind als Input für adaptives Verhalten des Individuums verantwortlich.


Gesundheit und Krankheit

  • Gesundheit wird als Prozess und Zustand angesehen. Anpassung fördert die Integrität und ist darum als förderlich für Wohlbefinden und Gesundheit zu betrachten.
  • Krankheit entsteht insbesondere dann, wenn das Bewältigungsverhalten ineffektiv ist.

Pflege

Pflege ist ein äußerer regulierender Mechanismus, in dem die Pflegenden die Reize derart manipulieren, daß die Anpassung des Patienten so adäquat wie möglich verläuft.

Das Ziel des Pflegens ist somit auch die Förderung der Anpassung des Patienten, weil Anpassung die Gesundheit im positiven Sinne beeinflusst.

Pflegerisches Handeln verläuft zielstrebig und systematisch.


Nancy Roper, Winifred Logan-Gordon, Alison J. Tierney

Lebensmodell nach Roper

1976

Mensch

Menschen werden in ihrer Lebensspanne durch körperliche, soziokulturelle, umgebungsabhängige, psychologische und wirtschaftspolitische Faktoren zu Individuen.

Die Lebensspanne beginnt mit der Zeugung und bezieht die Praenatalmedizin ein.

Zwölf Lebensaktivitäten charakterisieren menschliches Verhalten.

Individualität entsteht durch die Form und die Intensität der Lebensaktivitäten.

Das Leben des Menschen ist mit seinen Lebensgewohnheiten eng verflochten.

Der Mensch legt seine Abhängigkeits- und Unabhängigkeitskriterien selbst fest.

Niemand kann vollständige Unabhängigkeit in allen Lebensaktivitäten erreichen.

Die Persönlichkeit des Menschen darf nicht in die Rolle des Patienten (Krankenrolle) gedrängt werden.

Menschen gelten erst dann als krank, wenn die „Krankheit“ als Kranksein empfunden wird.

Der zu Pflegende wird benannt als: • der zu Betreuende • der zu Beratende • der zu korrigierende • der Klient

Umgebung

Umgebung bzw. Umwelt wird bei Roper als der Ort, an dem Pflege stattfindet. definiert. Sie formuliert Umwelt als • soziokulturell (Beziehungen, Schichtzugehörigkeit, Religion, Rolle, Status) • wirtschaftspolitisch (Staatsform, Gesundheitspolitik, gesellschaftliche Normen) und • ökologisch (Schadstoffe, Licht, Schall, Temperatur)

Diese Umwelt beeinflußt maßgeblich die Pflege: Jeder Mensch ist in irgendwelchen Beziehungen eingebunden. Er besetzt eine Rolle, lebt einen Status, hat eine bestimmte Lebenseinstellung und erwartet deshalb eine bestimmte Pflege.

Die Gesundheitspolitik gibt bestimmte Rahmen vor, in denen Pflege stattfinden soll und darf.

In ökologisch belasteten Gebieten werden andere Krankheiten bzw. deren Auswirkungen zu Aufgaben der Pflege, als in „natürlicher“ Umgebung.

Gesundheit und Krankheit

Gesundheit ist ein facettenreicher, dynamischer Prozeß, der dem subjektiven Urteil des Einzelnen unterliegt. Es gibt deshalb keine klare Grenze zur Krankheit.

Gesundheit ist abhängig von der Fähigkeit des Einzelnen, sich den Herausforderungen der Umwelt anzupassen und sie zu bewältigen.

Wer sich wohlfühlt, kann als gesund angesehen werden.

Nicht jeder will gesund sein.

Bestimmte Ursachen bewirken, daß ein Mensch aus relativer Unabhängigkeit in eine relative Abhängigkeit geraten kann und erfordern deshalb pflegerisches Eingreifen:

• durch den biologischen Lebenslauf bedingte Hilfsbedürftigkeit • körperliche oder geistige Behinderung • gestörte oder ausgefallene biologische Funktionen • krankhafte oder degenerative Gewebeveränderungen • Unfälle • Infektionen

Zu gesundheitlichen Problemen können auch soziale, kulturelle, umgebungsabhängige und psychologische Faktoren führen.

Pflege

Der Patient, der in seiner Lebensspanne oder durch Krankheit in Abhängigkeit steht und in seinen Lebensaktivitäten beeinflußt ist, wird durch unterstützende Maßnahmen unter Einbeziehung seiner Ressourcen zur möglichen Unabhängigkeit geführt.

Individualisierte Krankenpflege wird nötig, wenn der Mensch Probleme im Zusammenhang mit den Lebensaktivitäten lösen, lindern oder bewältigen muß.

Die Pflegeperson hat die Rolle der „Sorgenden“ und „Unterstützenden“, innerhalb derer sie frei und unabhängig entscheidet. Daneben kann die Pflegeperson aber auch eine abhängige Rolle übernehmen, indem sie dem Arzt assistiert und weisungsgebundene Handlungen ausführt.

Der Patient ist Individuum und wird in seiner ständigen Interaktion mit seiner Umwelt berücksichtigt.

Die Pflegeperson plant aus eigener Initiative individuelle Pflegemaßnahmen.

Der Patient nimmt, wenn immer möglich, an der Pflegeplanung teil.

Pflegemaßnahmen sollten sich an den Gewohnheiten des Patienten orientieren, um Ängste zu reduzieren.

Eine strenge Routine bei der Pflege mißachtet die Vielfalt der Individualität.

Der Patient entscheidet über die Weiterführung einer bestimmten Lebensaktivität oder die Umstellung der Lebensaktivität zugunsten der Gesundheit und Genesung.

Eine exakt ausgeführte Pflege muß auf beobachtbaren und meßbaren Phänomenen beruhen und nicht auf Intuition oder glücklichen Umständen. Dies gilt für die Planung ebenso wie für die Ausführung der Pflege.

Marie-Luise Friedemann

1989

Theorie des systemischen Gleichgewichts


Mensch

Der Mensch definiert seine Identität über seine Beziehungen zu seiner Umwelt ( zu Mitmenschen, Gegenständen etc.). Menschliche Realität wird über die Funktionen seines Körpers bestimmt und ist deshalb eingeschränkt. Die Abhängigkeit von den Kräften der Natur macht ihn sensibel für systemische Störungen. Mensch können systemübergreifend handeln, um Kongruenz wiederherzustellen. Die Zivilisation mit ihren Systemen sichert den Menschen ab. Der Mensch ist bestrebt, ein sinnvolles und angstfreies Leben zu führen. Der wichtigste Prozess in der Theorie des systemischen Gleichgewichts ist es, Ängste abzubauen, da ein angstfreier Zustand essentiell für die Gesundheit ist. Der Mensch ist angstfrei, wenn sein System mit den Systemen seiner Umwelt harmonisiert (Kongruenz).


Umwelt

Die Umwelt umschließt alle Systeme, die den Menschen und seine Familie umgeben. Dazu zählen z. b. politische und soziale Systeme, aber auch Gegenstände, Gebäude, Städte, Biosysteme bis hin zum Universum. Dieses ist allen anderen Systemen übergeordnet. Alles Lebende ist also eine Vernetzung von offenen Systemen, die untereinander durch Anpassung und Wiederanpassung nach Kongruenz bzw. Übereinstimmung streben.

Gesundheit

Die Gesundheit des Menschen entsteht durch eine weitgehende Übereinstimmung aller Systeme, bzw. Kongruenz der Subsysteme und Kongruenz mit den Kontaktsystemen. Ein allgemeines Wohlbefinden kennzeichnet gute Gesundheit. Eine körperliche Krankheit wird durch eine Systemstörung des organischen Subsystem hervorgerufen. Gesundheit kann auch in einem Zustand von körperlicher Krankheit gefunden werden. Durch Systeminkongruenz entsteht Angst, die wiederum ein Symbol für fehlende Gesundheit ist.


Pflege

Die Pflege nach der Theorie des systemischen Gleichgewichts ist gleich zu setzen mit der Pflege der systemischen Einheit Mensch, Familie und Umwelt. Pflege wird als Dienstleistung auf allen Systemebenen verstanden (Individuum, Familie, Interaktionssysteme, Gemeinden). Die Pflege des Individuums schließt die Familie und die Umweltsysteme mit ein; die Pflege der Familie schließt die Individuen und ihre Subsysteme mit ein. Das Ziel der Pflege ist es, Prozesse aufzuzeigen, die dem System das Streben nach Kongruenz erleichtern (ressourcenorientierte Pflege). Pflege wird nicht verabreicht, sondern ausgehandelt und besprochen. Die Pflege der Familie betrifft ein soziales System als Pflegeempfänger. Durch eine bessere Familienkongruenz werden auch die einzelnen Familienmitglieder Gesundheit finden. Nach der Theorie des systemischen Gleichgewichts liegt der Grund in der Vernetzung der Einzelnen untereinander.

siehe auch


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