Noninvasive Ventilation

Aus Familienwortschatz
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Als nicht-invasive Beatmung (Abk. NIV von Noninvasive Ventilation) werden alle Beatmungsformen zusammengefasst, die keine Intubation (endotracheal, Tracheotomie) erfordern.


Unterscheidung

  • NINPV noninvasive negative pressure verntilation (nicht-invasive Beatmung mittels Unterdrucks):

NINPV wird heute mit Ausnahme weniger Einzelfälle weltweit nicht mehr verwendet[1]. Bei dieser Form der künstlichen Beatmung liegt der Patient vom Hals abwärts in einem Stahlzylinder, der Eisernen Lunge. Für die Einatmung wird in dem Zylinder ein Unterdruck erzeugt. Dadurch drückt der Umgebungsdruck Außenluft durch den Mund des Patienten in die Lungen. Die Ausatmung wird entsprechend durch den Aufbau eines Überdrucks in dem Zylinder hervorgerufen. Diese Beatmungsform hat den Nachteil, dass die Beweglichkeit des Patienten extrem einschränkt ist und der Körper von einem luftdicht abgeschlossenen Zylinder umhüllt sein muss und dadurch schlecht erreichbar ist.

  • NIPPV noninvasive positiv pressure ventilation (nicht-invasive Beamtmung mittels Überdrucks):

Bei dieser heute gebräuchlichen Form der Beatmung wird die Luft mittels Überdruck in die Lunge des Patienten befördert.

Interfaces

Zur nicht-invasiven Beatmung kommen verschieden Masken oder Helme zum Einsatz:


Die Masken und Helme müssen an die jeweilige Kopf- und Gesichtsgröße angepasst sein, um eine genügende Dichtigkeit zu erzielen.

Indikation und Kontraindikation

Indikation

  • Oxygenierungsstörungen
  • Weaning: Um einen Patienten schneller von der invasiven Beatmung zu trennen, kann man nach der Extubation eine NIV-Phase anschließen, die auch intermittierend (unterbrochen) verlaufen kann, um zu verhindern, dass er sich zu stark durch die Atemarbeit erschöpft.
  • milde respiratorische Azidose (pH 7,3 - 7,35) [2]
  • sich erschöpfender Patient mit hoher Atemfrequenz

Kontraindikationen

Absolute Kontraindikation

Relative Kontraindikation

  • Schwergradige Hypoxämie
  • Bewusstseinsstörungen z.B Somnolenz
  • Fehlendes Verständnis vom Patienten /Agitiertheit
  • Starke Azidose (pH<7,1)
  • Bronchoskopisch nicht korrigierbare Sekretretention
  • Anatomische Schwierigkeiten hinsichtlich der Maske
  • Hämodynamische Instabilität
  • Z.n. gastrointestinaler Operation

Vorteile der NIV

Der primäre Vorteil ist, dass der Patient zur Beatmung weder intubiert noch tracheotomiert sowie nicht bzw. weniger stark sediert werden muss. Diese Form der Beatmung wird im Gegensatz zur invasiven Beatmung deutlich besser toleriert, da z.B. kein störender Tubus im Mund platziert werden muss. Auserdem kann man die Beamtung jederzeit kurzzeitig unterbrechen, so das der Patient in der Lage ist, zu essen und zu trinken sowie mit Angehörigen und dem Pflegepersonal/Ärzten etc. verbal zu kommunizieren.

  • Eine Klimatisierung der Atemgase ist nicht oder nur sehr selten notwendig, da der Nasenrachenraum nicht durch einen Tubus umgangen wird.
  • Die Mobilisierung ist deutlich einfacher als bei einem invasiv beatmeten Patienten.


Komplikationen unter NIV

  • Aspirationsgefahr und Magenblähung (Aerophagie), die aber kann mittels Magensonde und Unterstützungsdrücken <25mBar weitgehend vermieden werden
  • Konjunktivitis, verursacht durch ausströmende Luft bei Leckage im Bereich der Nasenwurzel
  • Dekubitalulcera durch fest sitzende Gesichtsmasken.

Die NIV benötigt viel Überwachung durch Pflegepersonal, da häufig eine Undichtigkeit der Masken entsteht, die manuell korrigiert werden muss. Da die Masken häufig im Bereich der Nasenwurzel undicht werden, können Reizungen der Bindehaut durch Zugluft entstehen.

  • allgemeine Komplikationen der IPPV, wie z.B. erhöhter intrathorakaler Druck.

Abbruch

Ein Abbruch der nicht-invasiven Beatmungstherapie sollte erwogen werden, wenn trotz einem FiO2 von >=0,5 nur eine Sauerstoffsättigung von <=85% erreicht wird oder die pCO2 im arteriellen Blutgas weiter ansteigt und/oder der Patient zusehends eintrübt. In diesen Fällen sollte eine zügige Intubation erfolgen.

Ein weiteres Kriterium sind Probleme, die durch eine zu hohe Leckage enstehen[3] sowie die fehlende Besserung des klinischen Status (wie anhaltende Tachypnoe, abfallende Tidalvolumina). Ein Abbruch sollte ebenfalls erwogen werden, wenn der Patient deutliche Zeichen der Gegenwehr zeigt (RAS => +2), wobei hier zuerst ein Interfacewechsel vorzuschlagen ist. Häufig können agitierte Patienten nichtinvasiv beatmet werden, wenn man ihnen anstelle einer Maske einen Beatmungshelm anbietet.

Siehe auch

Literatur

Fachpflege Beatmung ISBN 978-3-437-25183-2


Notes

  1. http://www.krone.at/krone/S28/object_id__102457/hxcms/
  2. Fachpflege Beatmung 5. Auflage, Urban & Fischer Seite 150
  3. Navalesi P, Fanfulla F,Friegerio P et al. Physiologic evalution of noninvasive mechanical ventilation deliverd with three typs of masks in patients with chronic hypercapnic respiratory failure. CritCare Med 2000; 28: 1785-1790