Wird der Stuhl verzögert, erschwert, mengenmäßig gering, hart und trocken abgesetzt, spricht man von einer Obstipation (Verstopfung). Jede Obstipation muß sorgfältig diagnostisch abgeklärt werden. Die Aufgabe des Pflegepersonals besteht präventiv vor allem in der gesundheitserzieherischen Einflußnahme und in der Durchführung geeigneter Maßnahmen zur Therapie der Obstipation.

Historisches

Bereits im Mittelalter und im alten Ägypten waren Verdauungsstörungen nicht unbekannt. In medizinischen Schriften aus jener Zeit sowie in Literatur und Kunst finden sich zahlreiche Hinweise auf Obstipation. Heute leiden in Deutschland ca. 30-60% der Bevölkerung mehr oder weniger an einer Obstipation, dabei sind Frauen etwa doppelt so oft betroffen wie Männer. Die Obstipation kann Menschen jeden Alters betreffen.

Definition

Eine alte Weisheit besagt: "Was oben reinkommt, muss unten wieder rauskommen ...". Aber die Nahrung muss einen ziemlich weiten Weg hinter sich bringen, bis ihr die verwertbaren Bestandteile entzogen worden sind und die Reste zur Ausscheidung bereit sind. Immerhin ist unser Verdauungskanal mit seinen Bestandteilen Mund, Rachen, Speiseröhre, Magen, Dünndarm, Dickdarm, Mastdarm und After beim Erwachsenen bis zu neun Metern lang. Je nachdem, was und wieviel gegessen und getrunken wurde, kann eine vollständige Darmpassage bis 30 Stunden und länger dauern. Dadurch kann der Stuhlgang zeitlich starken Schwankungen unterliegen. Man muss nicht jeden Tag "müssen", manchmal braucht die Nahrung einfach etwas länger. Erst, wenn über mehr als drei Monate der Stuhlgang länger als drei bis vier Tage ausbleibt, wenn auch bei längeren Toilettenbesuchen starkes Pressen erforderlich ist und wenn dennoch ein Gefühl der unvollständigen Darmentleerung bestehen bleibt, dann spricht man aus medizinischer Sicht von einer chronischen Verstopfung.

Was nun "normal" ist, wird immer noch diskutiert. Man geht aber heute davon aus, dass sowohl eine Darmentleerung dreimal am Tag genauso normal einzustufen ist, wie täglich einmal oder nur alle 2 bis 3 Tage. Bei gesunder ballaststoffreicher Kost und ausreichender Flüssigkeitszufuhr ist allerdings die tägliche Stuhlentleerung der Normalfall.


Akute Obstipation

Eine akut einsetzende Verstopfung kommt relativ selten vor und muss unbedingt medizinisch diagnostiziert werden. In den meisten Fällen sind die Ursachen einer akuten Verstopfung in den persönlichen Lebensumständen der Betroffenen zu suchen. Die Beschwerden gleichen denen der chronischen Verstopfung. Treten aber zusätzlich zu den Verstopfungsbeschwerden weitere Beschwerden auf, wie z.B.

  • heftige Schmerzen
  • angeschwollener Bauch
  • Erbrechen von Kot
  • Schock

dann können diese Beschwerden auf einen Darmverschluss zurückzuführen sein. Diese Patienten müssen dann sofort medizinisch betreut werden, u.U. ist eine sofortige operative Behandlung notwendig. Eine akute Verstopfung kann auch die Folge eines Schlaganfalls oder eines Bandscheibenvorfalls sein.

Reiseobstipation

Die Reiseobstipation ist häufig eine kologene Obstipation, da sie aber zeitlich begrenzt zumeist zu Beginn der Reise auftritt, ist sie nicht zu den chronischen Verstopfungen zu zählen. Eine plötzlich auftretende Verstopfung kann Folge einer Umstellung der Ernährung und der Umgebung bei einer Reise sein. Der Körper ist mit der neuen Situation nicht vertraut und reagiert dann u.U. mit einem trägen Darm, der eine Verstopfung zur Folge haben kann. Eine Reiseobstipation kann bedingt sein durch:

Datei:Toiletten.JPG
Unzureichende sanitäre Einrichtungen können eine akute Obstipation auslösen
  • ungewohnete Nahrungsmittel und Gewürze
  • Flüssigkeitsmangel bedingt durch hohe Temperaturen und trockene Luft
  • Zeitumstellung bei Fernreisen
  • ungewohnter Alltagsablauf
  • ungewohnt unzureichende sanitäre Verhältnisse (keine oder verschmutzte Toiletten)

Chronische Obstipation

Entsprechend ihrer Ursachen wird die chronische Verstopfung in drei Gruppen eingeteilt, der kologenen Obstipation, der anorektalen Obstipation und der idiopatischen Obstipation, bei der keine eindeutige körperliche Ursache gefunden wird.

Kologene Obstipation

Die kologene Obstipation ist eine Form der chronischen Verstopfung, die auch unter dem Begriff "Slow-Transit-Obstipation" bekannt ist. Diese Form der Obstipation beschreibt eine zu langsame Passage der Nahrung durch den Darm. Der Grund für die zu langsame Darmpassage ist eine mangelnde Beweglichkeit des Darms, der Darminhalt wird dadurch nur langsam vorwärts bewegt bei gleichzeitigem Wasserentzug. Das Ergebnis ist ein harter Stuhl, was sich als Verstopfung zeigt. Folgende Ursachen können dafür verantwortlich sein:

  • Nervenstörungen z.B. im Nervengeflecht des Darms, in der zentralen Nervensteuerung, oder durch neurologische Erkrankungen
  • Diabetes mellitus
  • Multiple Sklerose
  • Parkinson
  • Sklerodermie (Erkrankung des Gefäß- und Bindegewebes)
  • Muskuläre Störungen und Bindegewebserkrankungen
  • hormonelle Einflüsse, z.B. bei Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), Pubertät, Schwangerschaft
  • Dolichokolon (angeborenes Kolon mit einer Länge über 1,5m)
  • krankhaft erweitertes Kolon (Megacolon)
  • Divertikel
  • Auch ballaststoffarme Ernährung oder die Umstellung der Ernährung kann eine Ursache sein.
  • Mangelnde Bewegung, Immobilität oder Bettlägerigkeit nach Operationen, bei schwerer Krankheit oder Lähmungen.
Nebenwirkungen von Medikamenten

Anorektale Obstipation

Die anorektale Obstipation ist eine Form der chronischen Verstopfung, die auf Veränderungen oder Störungen im Bereich des Enddarms und des Afters zurückgeführt wird. Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten bzw. Erkrankungen, die zu einer anorektalen Verstopfung führen können, dazu zählen:

  • Analstenosen (Verengungen)
  • Rektumprolaps (Herausrutschen eines Teils des Mastdarmgewebes aus den After)
  • Rektozele (Aussackung des Enddarms)
  • angeborene Verdickung des inneren Schließmuskels
  • gestörte Motorik von Enddarm und After
  • verminderte Rektumsensibilität
  • gestörte Koordination der inneren und äußeren Schließmuskeln

Bei Hämorrhoiden ist es weniger die mechanische Beeinträchtigung, sondern eher der Stuhlverhalt (bedingt durch zu erwartenden Schmerz bei Stuhlgang), der zu einer Obstipation führt.

Idiopatische Obstipation

Bei der idiopatischen Obstipation kann keinerlei krankhafte Veränderungen der Darmfunktion oder der Darmanatomie durch den Arzt festgestellt werden. Idiopatisch bedeutet oft auch "aus nicht ersichtlichem Grund". Die idiopatische Verstopfung ist sehr häufig zu finden. Da keine organischen Ursachen gefunden werden können, wird diese Verstopfungsform anhand der Beschwerden des Patienten und mit Hilfe einer Transitzeitmessung festgestellt. Transitzeit ist die Zeitspanne von der Aufnahme bis zur Ausscheidung der Nahrung. Auch eine Rektoskopie und eine Sphinktermanometrie (Druckmessung des Schließmuskels) sollte durchgeführt werden, um die Diagnose abzusichern. Häufige Ursachen sind:

  • willkürlich unterdrückter bzw. überspielter Stuhldrang
  • Stressfaktoren

Pseudo-Obstipation

Unter bestimmten Umständen hat man einige Tage lang keinen Stuhlgang, ohne jedoch unter einer Verstopfung zu leiden. Wenn der Darm leer ist, dann braucht er Zeit, um sich zu füllen, denn von der Nahrungsaufnahme bis zur Ausscheidung der Endprodukte vergehen im Durchschnitt etwa 30 Stunden. Die Ursachen für eine vermeintliche Verstopfung können z.B. eine Ernährungsumstellung im Rahmen einer Diät, ein leerer Darm nach einer Fastenkur, nach heftigem Durchfall oder einer Darmuntersuchung sein. Wenn der Patient aber vorher darüber aufgeklärt wurde, dass es u.U. zwei oder drei Tage dauern kann, bis wieder Stuhlgang auftritt, dann kann die unnötige Einnahme eines Abführmittels vermieden werden. Hier noch einmal die Gründe für eine vermeintliche Verstopfung:

Gesundheitliche Folgen

Eine chronische Verstopfung kann verschiedene gesundheitliche Folgen haben, wenn sie nicht rechtzeitig ärztlich behandelt wird. Zu den häufigsten Komplikationen einer chronischen Verstopfung zählen:

Risikopatienten

Eine Obstipation kann unter bestimmten Vorraussetzungen bei einigen Patienten bevorzugt auftreten. Zu den Risikogruppen gehören vor allem kranke und ältere Patienten sowie Patienten, die bestimmte Medikamente regelmäßig einnehmen müssen.

Personen, die ihre Bewegungsgewohnheiten ändern:
  • Bettlägerigkeit
  • Operation
  • Alter
Personen die Ihre Eß- und Trinkgewohnheiten ändern:
  • durch Krankheit nicht Kauen können
  • ungewohntes Essen (Krankenhausaufenthalt)
  • anders gewürztes Essen (Urlaub)
  • zellulosearme Ernährung
  • Flüssigkeitsmangel (zu wenig Zufuhr oder ein zu großer Verlust)
  • unregelmäßige Mahlzeiten
Personen, die Medikamente einnehmen
  • darmlähmende Medikamente
  • entwässernde Medikamente
  • Dauergebrauch von Laxantien (Abusus)
mangelnde Compliance:
  • Nichteinnehmen eines Laxans (z.B. nach Erfahrungen mit einem Abusus oder wegen allgemeiner Ablehnung von Medikamenten)


Diagnostik

Die Diagnostik beginnt mit einer ausführlichen Anamnese und hängt auch von der Grunderkrankung ab, die diese Obstipation verursacht hat. Etwas schwierig gestaltet sich häufig die Diagnostik, wenn die Ursache der Verstopfung in der Psyche zu suchen ist bzw. wenn keine offensichtliche Ursache zu finden ist (ideopathische Obstipation). Folgende Fragen sollten bei der Anamnes gestellt werden:

  • Wie oft hat der Patient Stuhlgang?
  • Ist die Stuhlentleerung mit Schmerzen verbunden?
  • Seit wann tritt die Verstopfung auf?
  • Tritt Verstopfung nach bestimmten Mahlzeiten auf?
  • Ist mit der Verstopfung ein Völlegefühl verbunden?
  • Fühlt sich der Bauch gebläht an?
  • Ist der Stuhl hart oder normal weich?
  • Welche Medikamente (Menge und Dosierung) werden genommen?
  • Ist in früherer Zeit auch schon häufiger eine Verstopfung aufgetreten?
  • Wurde der Lebensrhythmus verändert z.B. durch berufliche Veränderung, Ernährungsumstellung etc.?
  • Welche weiteren Erkrankungen liegen vor?


Körperliche Untersuchungen

Im Anschluss an die Anamnese erfolgt die körperliche Untersuchung des Patienten. Sie beginnt mit dem Stethoskop durch Abhorchen des Bauches nach auffälligen Geräuschen (Auskultation), danach betastet und beklopft (Palpation) der Arzt mit beiden Händen den ganzen Bauchbereich mit den Fingern (Perkussion). Danach folgen weitere Untersuchungen zum Ausschluss organischer Ursachen.

Untersuchung von Blut und Urin
Die Laboruntersuchung von Blut- und Urinproben sind erforderlich, um Mineralstoff- und Elektrolytstatus des Patienten zu bekommen. Diese Werte geben darüber Aufschluß, ob z.B. eine Stoffwechselerkrankung oder ein Laxantienabusus vorliegen kann. Die Ergebnisse geben dann die Richtung für weitere Untersuchungen vor und können einen ersten Hinweis auf den Grund der Obstipation liefern.
Untersuchung auf Blut im Stuhl
In der Regel wird eine Stuhluntersuchung veranlasst, um beispielsweise Blut im Stuhl nachzuweisen. Mit diesen Untersuchungen versucht man herauszufinden, ob die Verstopfung Symptom einer zugrunde liegenden Krankheit ist. Findet sich tatsächlich Blut im Stuhl, spricht das beispielsweise für eine Darmentzündung oder für einen Tumor im Darm.
Ultraschall-Untersuchung
Die Ultraschall-Untersuchung des Bauches findet ohne Strahlenbelastung und ohne Beeinträchtigung des Patienten statt und stellt das Bauchinnere mit Ultraschallwellen dar. Dabei gelingt es unter guten Bedingungen häufig, die inneren Organe des Bauchraums auf einem Bildschirm darzustellen. Krankhafte Veränderungen wie beispielsweise Darmverengung aufgrund einer Entzündung oder ungewöhnliche Luftansammlungen im Darm können auf diese Weise auffallen, wobei durch zuviel Gas im Darm die Ultraschallbilder für den Arzt nur noch bedingt auswertbar sind.
Darmspiegelung
Die Darmspiegelung oder auch Koloskopie genannt, gibt die Möglichkeit, sich den Darm von innen her direkt anzusehen und zu beurteilen. Um Veränderungen wie Darmpolypen, Verengungen oder Krebsgeschwüre genau zu erkennen, ist die Darmspiegelung normalerweise die beste Möglichkeit. In einigen Fällen genügt auch die genannte Rektoskopie, dabei wird lediglich der Mastdarm untersucht, wogegen mit einer Koloskopie auch die höheren Abschnitte des Dickdarms untersucht werden können. Vor dieser Untersuchung muss der komplette Darm entleert werden, für die Rektoskopie genügt in der Regel ein einfaches Klistier, selten ist hier ein Reinigungseinlauf nötig. Für die Koloskopie trinkt der Patient zu diesem Zweck etwa zwei Stunden vor der Untersuchung mehrere Liter einer PEG-Spüllösung, bis nur noch klare Flüssigkeit ausgeschieden wird.
Röntgenuntersuchung
Durch den Colon-Kontrasteinlauf kann die Lage des Dickdarms im Bauchraum sowie seine Arbeitsweise untersucht werden. Da der gesamte Dickdarm dargestellt werden soll, muss vor dieser Untersuchung der Darm möglichst vollständig entleert sein. Als Kontrastmittel kommt meistens ein so genannter Barium-Brei zum Einsatz. Unter Röntgendurchleuchtung kann man auch eine Gefässuntersuchung durchführen, wenn Gefässprobleme wie Blutungen, Verletzungen, Gerinnsel oder Tumoren vermutet werden. Um die Arbeitsweise des Dickdarmes röntgenologisch darstellen zu können, wird der ganze Dickdarm (Irrigoskopie) mit einem speziellen Kontrastmittel gefüllt, in dem ein starkes Abführmittel gelöst ist. Die Darmbewegungen lassen sich dann als Film auf dem Röntgenschirm gut erkennen. Diese Untersuchung wird nur durchgeführt, wenn es unbedingt notwendig ist, da sie starke koligartige Bauchkrämpfe auslösen kann, die durch das Abführmittel hervorgerufen werden.
Kolontransit-Test
Diese Untersuchung wird eher selten durchgeführt und nur, wenn z.B. der Verdacht auf ein Dolichokolon (überlanger Dickdarm) besteht. Man kann damit die Dickdarmtätigkeit und den Ausscheidungsrhythmus sehr genau bestimmen. Der Patient muss bei diesem Test an sechs aufeinander folgenden Tagen täglich morgens zur gleichen Zeit so genannte Marker schlucken. Die Marker sind kleine Kapseln, die mit Bariumsulfat gefüllt und auf den Röntgenbild gut sichtbar sind. Am siebten Tag wird zur gleichen Zeit eine Röntgenaufnahme des Bauches gemacht. Auf diese Weise kann man feststellen, wie viele Kapseln sich in den verschiedenen Dickdarmabschnitten befinden. Dadurch kann man die Passagezeit wie lange der Stuhl für seine Wanderung durch den Darm braucht, berechnen. Als obere tolerierbare Grenze gelten 64 Stunden für die gesamte Darmpassage, bei einer Verstopfung kann Passagezeit bis zu 120 Stunden betragen.
Zusätzliche Spezialuntersuchungen
In besonderen Fällen kann zur Klärung der Ursache eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT/MRI) sinnvoll sein, damit lässt sich gut der ganze Dickdarm und der Schließmuskelapparat darstellen. Manchmal ist es empfehlenswert, die Diagnostik durch eine gynäkologische, urologische oder neurologische Untersuchung zu vervollständigen. Bei Verdacht auf eine neurologische Störung kann z.B. eine Elektromyographie (EMG) sinnvoll sein. Bei einer anorektalen Obstipation kann die sogenannte anorektale Manometrie auch Aufschluss über die Funktion des Enddarmes und des Schließmuskels geben.

Psychische Untersuchungen

Nicht nur die körperliche Untersuchung spielt eine Rolle bei der Diagnostik einer Obstipation, auch der psychische Zustand des Patienten sollte dabei erfasst werden. Besonders bei jüngeren Frauen können hier häufig die Ursachen für eine Obstipation ausgemacht werden. Bei der Befragung des Patienten wird nach den Lebensumständen, Ernährungsgewohnheiten sowie nach der familiären und beruflichen bzw. schulischen Situation gefragt. Die Antworten können deutliche Hinweise z.B. auf stressbedingte Obstipation oder auf eine Stuhlverhaltung (vor allem bei Kindern) geben.

[...]

Behandlung

Das wichtigste bei der Behandlung einer Verstopfung ist die Umstellung der Ernährung auf faserstoffreiche Kost, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und die Lebensgewohnheiten. Abführmittel sollten nur in Ausnahmefällen (z.B. wenn ballaststoffreiche Ernährung aufgrund von Unverträglichkeitsreaktionen nicht in Frage kommt) angewendet werden, hierbei sind bevorzugt Füll- und Quellstoffe ratsam. Eine ausreichende Bewegung und Toiletten-Konditionierung unterstützen die Darmtätigkeit.

Ernährungsumstellung

Bei der Umstellung der Ernährung sollte eine Ernährungsberatung durch eine Fachkraft erfolgen, da so besser auf die Probleme des Patienten eingegangen werden kann. Die meisten Kliniken, Krankenkassen und verschiedene andere Einrichtungen bieten solche Beratungen, gelegentlich sogar spezielle Ernährungs- und Kochkurse an.

Normalkost

  • ausreichende Flüssigkeitszufuhr (2 bis 3 Liter pro Tag bei gesunder Nierenfunktion)
  • Vollkornbrote (Braunbrot hat unwesentlich mehr Ballaststoffe als Weißbrot)
  • Kleiebrote (es gibt spezielle Kleiebrote, welche nicht so hart sind wie gewisse Vollkornbrote)
  • Vollkornteigwaren, Vollreis, Hirse, Hafer, Vollkornmüsli
  • Knollengemüse, Kartoffeln, Hülsenfrüchte
  • Früchte: Birnen, Pfirsiche, Kirschen, Dörrobst, Feigen etc..
  • rohe Salate

Ballaststoffreiche Kost

Zur Verhinderung (Prophylaxe) und Behebung einer chronischen Verstopfung kann ballaststoffreiche Kost angeboten werden. Dabei ist auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten (s.o.), da sonst die Obstpation verstärkt wird.

  • Vollkornbrote oder spezielles Kleiebrot mit weicher Rinde (Braunbrot hat unwesentlich mehr Ballaststoffe als Weißbrot)
  • Vollkornteigwaren, Vollreis, Hirse, Hafer, Vollkornmüsli (über Nacht in Wasser einlegen, am Morgen Zugabe von Rahm)
  • alle Knollengemüse roh und gekocht, und Kartoffeln
  • Obst: Erdbeeren, Birnen, Pfirsiche, Dörrpflaumen, Dörrbirnen und Feigen als Kompott, evtl. auch püriertes Kompott
  • Hülsenfrüchte (mit viel frisch gehackter Petersilie und in wenig Butter angeröstetem Kümmel blähen sie viel weniger)
  • Sauerkraut und Sauerrüben (mit Wacholderbeeren und viel Kümmel)
  • Salate, fein geschnitten, an milden Salatsaucen, Salate können auch aus gekochtem, fein geschnittenem Knollengemüse gemacht werden

Weiche Kost

  • gekochte Früchte, auch pürierte Feigen, Dörrpflaumen und Dörrbirnen
  • gekochte Gemüse und Kartoffeln
  • Salate aus gekochtem Knollengemüse

Abführende Ernährung

  • Eingelegte Pflaumen und Feigen (sind für Diabetiker nicht möglich)
  • Kleie (mit viel Flüssigkeit)
  • Leinsamen (mit viel Flüssigkeit)
  • Gemüse wie z.B. Rhabarber


Umstellung der Lebensgewohnheiten

Die Beseitigung einer Verstopfung sollte auch mit einer Umstellung der Lebensgewohnheiten einher gehen. Es gibt unterschiedliche Methoden, zum Ziel zu kommen, die auch vom Ursprung der Verstopfung abhängen.

Verhaltenstherapie

Eine wichtige Säule bei der Behandlung einer Verstopfung liegt auch im Umgestalten der alltäglichen Abläufe. Man muss sich vom Zwang der täglichen Stuhlentleerung befreien, denn zweimal pro Woche kann normal sein. Eine Normalisierung der Lebensrhythmen wie etwa ein geregelter Tag-Nacht-Rhythmus mit Aktivitäts- und Ruhephasen zu möglichst gleichen Tageszeiten, Einnahme der Mahlzeiten zu den gleichen Zeiten, kann regelmäßigen Stuhlgang fördern, auch das "Erziehen"" der Darmtätigkeit zu einer gewissen Regelmäßigkeit, z.B. jeden Morgen zur gleichen Zeit nach dem Frühstück die Toilette aufsuchen, eine Stuhlentleerung versuchen, bei vergeblichem Versuch nicht länger als maximal 5 Minuten verweilen. Der Stuhlentleerungsdrang, auch wenn er spontan auftritt, sollte nicht unterdrückt werden, weil man etwas "Wichtigeres" zu tun hat. Auch evt. vorhandene Konflikte sollten gelöst, mit anderen und mit sich selbst ins Reine gekommen werden. Die täglichen Stressbelastungen sind soweit wie möglich zu vermeiden und Gegenpole zum Stress z.B. durch Entspannungsübungen, Meditation, Yoga oder Autogenes Training zu schaffen.

Bewegungstherapie

Da jegliche Form der körperlichen Bewegung auch die Darmtätigkeit begünstigt, insbesondere Wandern, Laufen, Spielsportarten, Gymnastik und hier besonders Übungen zur Stärkung der Bauchmuskulatur, sollte der Patient seine sportlichen Aktivitäten dahingehend ausbauen. Eine isometrische Bauchpresse zur Stärkung der Bauchmuskulatur z.B. Bauch 10 Sekunden lang kräftig einziehen und langsam entspannen, das Ganze fünfmal wiederholen. Diese Übung soll 3 x täglich durchgeführt werden. Eine Darmmassage, im rechten Unterbauch beginnend, feste, kreisende, massierende Bewegungen im Uhrzeigersinn über den gesamten Bauch morgens vor dem Aufstehen 5 Minuten lang ausgeführt, begünstigt den Erfolg und regt zusätzlich den Darm an. Auch eine Bindegewebsmassage, von erfahrenen Therapeuten 2 bis 3 mal wöchentlich etwa für 2 bis 3 Wochen durchgeführt, hat eine günstige Wirkung.

Physikalische Therapie

Bei einer "schlaffen" Verstopfung können Kniegüsse zur Darmanregung nützlich sein, auch kalte Fuß- und Halbbäder, kalte Reibe-Sitzbäder (16-20 °C, 2-3 Min.), 3x täglich kalte Bauchwaschungen, 3 Minuten lang bringen eine Besserung der Symptome. Bei "krampfartiger" Verstopfung können zur Krampflösung intensive Wärmeanwendungen wie Ansteigende Sitzbäder, 1-2x täglich, 20-30 Minuten lang, heiße Auflagen, z.B. Wärmflasche mit feuchtem Tuch umwickelt auf den linken Unterbauch, hilfreich sein.

Zusätzliche Therapien

Wer ständig unter einer Obstipation zu leiden hat, dem könnte auch mit der sogenannten Irrigation geholfen werden. Die Irrigation wird eigentlich in der Stomaversorgung und bei einer Stuhlinkontinenz eingesetzt, aber auch bei chronischer Verstopfung wurden gute Ergebnisse erzielt. Bei der Irrigation wird der Enddarm mehrmals hintereinander mit warmem Wasser gespült, das so zugleich eine peristaltikanregende Wirkung besitzt. Hilfreich kann u.U. auch eine Colon-Hydro-Therapie sein, die aber nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt wird. Dabei wird wie bei der Irrigation der Darm mehrmals mit Wasser gefüllt und wieder entleert, was auch zu einer guten Darmreinigung führt.

Wenn die Koordination der inneren und äußeren Schließmuskeln gestört ist, dann bietet sich auch der Versuch an, mit Hilfe einer Biofeedback- oder Elektrostimmulationstherapie eine Besserung zu erzielen. Diese Methode kommt vorallem bei neurologischen Störungen zum Einsatz, kann aber auch unter bestimmten Umständen bei der Erlernung der richtigen Stuhlentleerung im Rahmen einer Verhaltenstherapie sinnvoll sein.

Medikamentöse Behandlung

Trotz aller Anstrengungen kann es durchaus nötig werden, eine Obstipation mit Medikamenten zu behandeln. Hier werden nicht nur die Ursachen behandelt, die eine Obstipation verursachen, sondern es muss auch die Obstipation beseitigt werden. Unter der Vielzahl an unterschiedlichen Abführmitteln ist es nicht immer ganz einfach, das Abführmittel mit dem passenden Wirkstoff zu verwenden. Welches Abführmittel nun zum Einsatz kommt, das hängt von der Ursache und Stärke der Obstipation ab.

Bei der kologenen Obstipation ist die Ursache ein träger Darm, der mit osmotischen, z.B. Lactulose, oder motilitäts- und sekretionsbeeinflussenden Abführmitteln, z.B. Bisacodyl oder Sennoside, am besten in Schwung zu bringen ist. Ist die Ursache der Obstipation dagegen ernährungsbedingt durch Ballaststoffmangel verursacht, dann eignen sich auch Füll- und Quellstoffe wie etwa der indische Flohsamen bestens dazu.

Eine anorektale Obstipation lässt sich am besten mit rektal verabreichten Mitteln beseitigen. Dazu eignen sich Zäpfchen mit den Wirkstoffen Glyzerin oder Bisacodyl und Klistiere mit Natriumdioctylsulfosuccinat. Auch mit einem Einlauf lassen sich schnell gute Erfolge erzielen.

Bei einer schon lange bestehenden Obstipation dagegen ist ein etwas aufwendigeres Verfahren notwendig, um den Darm wieder in Schwung zu bekommen. Meistens sind hier schon länger motilitäts- und sekretionsbeeinflussende Abführmittel wie z.B. Bisacodyl oder Sennoside in manchmal höheren Dosen verwendet worden. Hier muss zuerst wie beim Laxantienabusus von stimulierenden Abführmitteln auf osmotisch wirkende Abführmittel umgestiegen werden. Dazu wird mit Magnesiumsulfat (Bittersalz) in einer hohen Dosis von 2 EL auf 1/2 Wasser begonnen, bei normalem oder dünnem Stuhl wird die Dosis reduziert bzw. bei nicht ausreichendem Erfolg ggf. zusätzlich Lactulose-Sirup 1-3 EL tägl. nach dem Frühstück gegeben. Die individuelle Dosis ist so zu wählen, dass täglich einmal weicher Stuhlgang stattfindet. Wenn sich der Stuhl normalisiert, dann beginnt man langsam mit dem Ausschleichen der Abführmittel, was über mehrere Monate dauern kann.

Sind Abführmittel aufgrund einer Darmlähmung notwendig und müssen über einen langen Zeitraum gegeben werden, dann sind mit Lactulose, Macrogol oder Bisacodyl die besten Ergebnisse erzielt worden. Hier gilt das Prinzip, dass nur soviel gegeben wird, um einen regelmäßigen, weichen, aber geformten Stuhl zu erzielen.

In einigen Fällen, bei denen sich eine gestörte Koordination des inneren und des äußeren Schließmuskels in Form einer Spastik zeigt, kann u.U. durch Einspritzung von Botox in den äußeren Schließmuskel eine Besserung der Symptomatik erzielt werden. Das Botox bewirkt für etwa 3-9 Monate ein Schwächung der Verschlußkraft um ca. 20-40 Prozent und erleichtert damit die Stuhlentleerung.

Bei einer Reiseobstipation sind Abführmittel mit Bisacodyl die beste Wahl, da sie schnell (Dragees über Nacht und Zäpfchen innerhalh von 30-60 Minuten) und zuverlässig wirken. Noch schneller wirkt ein Einlauf der auch unterwegs mithilfe eines Reiseirrigators gemacht werden kann. Patienten, die schon vor Reiseantritt unter einen chronischen Verstopfung litten, sollten ihre bisher benützten Abführmittel auch weiterhin in der gewohnten Dosierung verwenden.

Operative Behandlung

Eine operative Behandlung kann in bestimmten Fällen besonders bei anorektaler Obstipation erforderlich werden. Diese Behandlungsmethode sollte nur in Ausnahmefällen zum tragen kommen wenn alle anderen Behandlungsversuche fehlgeschlagen sind. Häufig kann durch die operative Behandlung die Verstopfung beseitigt, zumindestens aber deutlich verbessert werden. Indikationen dafür können sein:

Tipps & Tricks

Schokolade als Abführmittel?

Was dagegen kaum bekannt ist, Schokolade kann auch als Abführmittel (als Zäpfchenersatz, nicht durch Verzehr!) verwendet werden. Diese Information dürfte gerade bei einer Verstopfung im Urlaub hilfreich sein, denn nicht in jedem kleineren Ort findet sich eine Apotheke, dagegen meist ein Geschäft, in dem Schokolade erhältlich ist. Der Grund, aus dem Schokolade als Abführmittel verwendet werden kann, ist die anregende Wirkung auf die Darmschleimhaut, die Kakaobutter besitzt. Entdeckt wurde dieser Umstand schon zu der Zeit, als für Zäpfchen Kakaobutter als Trägerstoff verwendet wurde. Besonders, wenn mehrere dieser Zäpfchen täglich verabreicht wurden, bekamen die Patienten häufiger Durchfall. Die Wirkung ist in etwa mit der von Glyzerinzäpfchen vergleichbar und führt in den allermeisten Fällen nach etwa 30-60 Minuten zum Erfolg.

Der Einlauf unterwegs

Patienten, die häufiger an einer Obstipation leiden, können für ihre Reise auch einen sogenannten Reiseirrigator mitnehmen und am Reiseziel ggf. einen Einlauf vornehmen. Sicher ist es nicht jedermanns Sache, aber wer nicht so gerne gleich zu Abführmittel greifen will, der kann damit die Obstipation schnell beseitigen.

Vollständige Darmentleerung ist wichtig

Besonders bei Umstellung der Ernährung ist es sinnvoll, zu Beginn den gesamten Darm gründlich zu entleeren. Hier eignen sich besonders PEG-Lösungen, wie sie auch vor Darmspiegelungen gegeben werden und von denen man 3-5 Liter trinken muss. Wer aber die verhältnismäßig große Flüssigkeitsmenge nicht trinken kann oder will, der kann auch mit normalen Abführmitteln in hoher Dosierung (z.B. 4 Dragees Dulcolax®) und einem zusätzlichen Reinigungseinlauf die gleiche Wirkung erzielen.

Siehe auch: