Pflegeüberleitung
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Die Pflegeüberleitung (Entlassungsplanung oder das Überleitungsmanagement) will erreichen, dass Patienten, die pflegebedürftig sind/bleiben, nach der Verlegung aus der Klinik weiter gut versorgt sind. Dazu gehört:
- Die Beschaffung von notwendigen oder sinnvollen Hilfsmitteln wie Pflegebett, Rollstuhl, Rollator, geeignetes Telefon/Hausnotruf und Badelifter (auch Klärung, welche Kosten von Krankenkasse oder Pflegeversicherung getragen werden könnnen)
- Hausbesuche mit umfassender Beratung (z. B. durch die Sozialstation, durch den Sozialen Dienst bei finanziellen Fragen) - insbesondere bei hochaltrigen Angehörigen
- Erfassung von Möglichkeiten zur Wohnraumanpassung (Treppen, Lift, Beleuchtung, Küche)
- Antrag auf Pflegeeinstufung bei der Pflegekasse
- Evtl. für Angehörige fachkundige Anleitung zur Pflege (individuelle Schulungen)
- Kontaktaufnahme und Informationsweitergabe mit dem / an den gewählten Pflegedienst, Pflegeheim
- Informationen über Pflegekurse, Angehörigengruppen, Selbsthilfegruppen
In der Schweiz sind die entsprechenden Dienste mit dem Begriff Spitex (für: aus dem Spital heraus) verknüpft.
Effekte der Verweildauer-Verkürzung
Effekte der Verweildauer-Verkürzung der Krankenhäuser für ambulante Dienste / stationäre Pflegeeinrichtungen
- Pflege wird mehr Patienten früher und in behandlungsintensiverem Zustand übernehmen müssen.
- Damit wird die Nachfrage nach häuslicher Krankenpflege (Vermeidungs-und Sicherstellungspflege) bzgl. Fallzahl, Intensität (Frequenz) und Qualität steigen.
- Auch die Nachfrage nach SGB XI-Leistungen wird steigen –insbesondere dort, wo (früh-)rehabilitative Leistungen durchs DRG-Netz fallen (DRGs in der Geriatrie).
- Damit werden die Anforderungen von Patienten /behandelnden Ärzten / Krankenhäusern an Pflegeinstitutionen hinsichtlich Servicegrad, Abnahmebereitschaft und Qualität / Qualifikation deutlich erhöhen.
- Weniger Drehtür-Effekte bei voreiliger Entlassung (vermeidbare Wiederaufnahmen)
Ziele eines interdisziplinären Überleitungsmanagements
- Schließung der Versorgungskette zur Steigerung der Versorgungsqualität und zur Kostensenkung.
- Auf Basis einer Ist-Analyse Konzeption eines poststationären Versorgungsplans
- Die individuellen Lebensumstände des Patienten rechtzeitig in die Pflegeplanung einbeziehen, insbesondere die medizinischen, pflegerischen und sozialen Bedingungen.
Organisatorisch:
- Optimierung des Informationsflusses zwischen niedergelassenen und stationär behandelnden Ärzten.
- Erstellung eines Überleitungsformulars und von Richtlinien zu seiner Benutzung, seines Einsatzes (Organisationsstandard).
- Optimierung des Informationsflusses zwischen stationär und ambulant versorgenden Berufsgruppen (interdisziplinär).
Evtl. Fernziele:
- Sicherung einer angemessenen pflegerischen Weiterversorgung der Patienten durch einen gemeinsamen Wundversorgungs-Standard.
- Gewährleistung einer qualitativ hochwertigen Versorgung mit Verbänden und Hilfsmitteln durch Kooperationsvereinbarungen mit ambulanten und stationären Einrichtungen und den Krankenkassen.
- Heilerfolg der Wundbehandlung durch vorausschauende, interdisziplinär abgestimmte Planung der Versorgung nach dem Krankenhausaufenthalt zu sichern.
Kompetenzen für Überleitung
Sach-und Systemkompetenz:
- Handlungswissen
- Organisationswissen
- Arbeitsfeldspezifisches Wissen wie z.B. Praxis im ambulanten Bereich und in der Organisation von ambulanter Betreuung
- Kenntnis und Sicherheit im Umgang mit den Strukturen im ambulanten Bereich (z. B. Rechtslage, Kenntnisse über Heil-und Pflegehilfsmittel,
- Kenntnisse über das Sozialversicherungssystem).
- Praxis im stationären Bereich -Erfahrungen im Umgang mit der Krankenhaushierarchie und -kultur führen zu Akzeptanz beim Krankenhauspersonal.
Selbstkompetenz:
- Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein
- Reflexionskompetenz
Methoden-und Verfahrenskompetenz:
- ein anerkanntes allgemeines Diplom für Gesundheits- und Krankenpflege vorzugsweise eine Weiterbildung im Bereich Case Management oder andere einschlägige Weiterbildungsnachweise
- Netzwerk
- Evaluationstechniken
- Gesprächsführung und Beratungskompetenz
- EDV-Kenntnisse (Word, Excel)
Soziale Kompetenzen:
- Fähigkeit zur multiprofessionellen und organisationsübergreifenden Zusammenarbeit (Umgang mit unterschiedlichen Organisations-und Berufskulturen)
- Selbstorganisation (selbstständiges Arbeiten, Entscheidungsfähigkeit, Prioritäten setzen können)
- Fähigkeit zur Gestaltung und Durchführung von VerhandlungsprozessenZuhören (Bedürfnisse der Patienten)
- Empathie
- Umgang mit Widerständen und Widersprüchen (Konflikt- und Mediationsfähigkeit)
- Verbindlichkeiten herstellen (Commitment, Vertrauen und Verläßlichkeit)
Siehe auch
- Überleitungsbogen (Formular-Beispiele)
- Brückenpflege (bezieht sich auf die Versorgung onkolog. Patientinnen)
- Case Management
- Entlassungsmanagement - Expertenstandard Entlassungsmanagement (2004)
- Heimaufnahme
- Homecare - integrierte Versorgung
- Pflegestützpunkt
- Sozialdienst (insbesondere in Krankenhäusern)
- Heimsuche: z. B. in der Art des AOK-Pflegeheim-Navigator, zentraler Bettennachweis eines Landkreises/Stadt
- Spitex (in der Schweiz)
Literatur
- Anneliese Böning u. a.: Praxisleitfaden für die stationäre Altenpflege. Checklisten - Formblätter - Textbausteine. Loseblattwerk. AOK-Verlag GmbH, Remagen 2009. Umfang ca. 1000 Seiten, 1 CD-ROM. ISBN 978-3-553-38300-4
- Kimberley Dash, Nancy C. Zarle, Lydia O'Donnell: Entlassungsplanung und Pflegeüberleitung. Urban & Fischer Verlag, 2002. ISBN 3437263307
- Susanne Lusiardi: Überleitungsmanagement : Wege zur Umsetzung in die Praxis. Urban und Vogel, München, 2004. ISBN 3899352076
- Margot Sieger, Wilfried Kunstmann: Versorgungskontinuität durch Pflegeüberleitung. Mabuse, Frankfurt a M. 2003. ISBN 3935964293
Weblinks
- K.Schönlau, W. Kunstmann, C. Plenter, M. Sieger: Versorgungskontinuität - die Perspektive von Pflegeüberleitungskräften, abgerufen am 17. Juni 2011
- Heimaufnahme bei Wikipedia.de
- Rosmarie Reinspach, Rafaela Kraus, Helma Kriegisch: Soforthilfeprogramm "Pflegeüberleitung" in 40 Münchner Altenheimen. Im Auftrag des Sozialreferates der Landeshauptstadt München, 2007
- Zentrale Pflegeüberleitung und Case Management in der Universitätsklinikum Gießen