Probleme und Ressourcen

Aus Familienwortschatz
Version vom 10. Dezember 2020, 17:23 Uhr von Thomas Kujawa (Diskussion | Beiträge)
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"Pflegeprobleme und Ressourcen" (französisch Ressource = Quelle, Mittel, vom lateinischen resurgere = hervorquellen) sind Begriffe der Pflegeplanung. Anstelle von Ressource findet sich auch der Begriff Fähigkeit/-en. Innerhalb der Pflegeplanung folgt aus ihrer Formulierung die Benennung der zu verfolgenden Pflegeziele und Maßnahmen.

Generelle Fragen in diesem Themenbereich

  • Was kann der Patient noch selbständig?
  • Wobei braucht er Anleitung?
  • Wobei braucht er Unterstützung?
  • Soll die Formulierung generell aus der Sicht der gepflegten Person vorgenommen werden? (Was ist zu dokumentieren, wenn nicht ? )
  • Was muss vollständig vom Personal übernommen werden?
  • Gibt es weitere potentielle Risikofaktoren?
  • Werden Probleme allein durch ihre Formulierung in der Pflegeplanung bereits verändert, weil die subjektive Wahrnehmung durch beide Seiten nun anders ist?

Was sind Pflegeprobleme?

  • Definition nach M.Krohwinkel: Ein Pflegeproblem ist eine Einschränkung in einer oder mehreren AEDLs, die der Betroffene nicht eigenständig, jedoch durch pflegerisches Handeln kompensieren kann.
  • Ein Pflegeproblem besteht, wenn Beeinträchtigungen die Selbständigkeit des Pflegebedürftigen einschränken und diese nicht eigenständig kompensiert werden können.
  • Das Pflegepersonal kompensiert die so festgestellten Defizite durch Beratung, Anleitung, Unterstützung oder (teilweiser) Übernahme, bzw. einer Mischung aus den verschiedenen Maßnahmen, die täglich neu zusammengestellt werden muß. Vorraussetzung ist dabei, dass die Übernahme (Kompensation) durch Aussenstehende vom Pflegebedürftigen gewünscht oder zumindest akzeptiert wird.
  • In der Pflegeplanung werden nur pflegerische und keine medizinischen Probleme berücksichtigt.
  • In der Pflegeplanung werden nur pflegerische und keine allgemeinmenschlichen Probleme der Lebensführung berücksichtigt.

Aktuelle Pflegeprobleme

=> erfordern sofortiges Handeln

  • geäußerte Probleme, z.B.:
    • Der Patient klagt über Schmerzen in den Beinen.
    • - berichtet von Schlafstörungen
  • messbare Pflegeprobleme, z.B.:
    • Der Patient trinkt nicht ausreichend (weniger als ... ml am Tag).
  • beobachtbare Pflegeprobleme, z.B.:
    • Der Patient geht unsicher und sucht häufig Halt.

Verdeckte Pflegeprobleme

  • äußern sich durch das Verhalten des Patienten

Beispiel: Der Patient schaut ängstlich und bekommt Schweißausbrüche, wenn es um die bevorstehende Operation geht. Das vermutete Problem muss abgeklärt ggf. differenziert betrachtet werden, z.B. "Der Patient hat Angst vor der OP, vor Komplikationen oder den Folgen.“

Potentielle Pflegeprobleme

  • liegen vor, wenn es Risikofaktoren gibt, die nach pflegerischem Wissen ohne bestimmte Interventionen möglicherweise zu Problemen werden
  • können durch vorbeugende Maßnahmen (Prophylaxen) verhindert werden.
Beispiele:
  • Der Patient ist aufgrund seiner Immobilität dekubitusgefährdet.
  • Der Patient ist aufgrund einer Schonatmung pneumoniegefährdet.

Generelle Pflegeprobleme

Unter generellen Pflegeproblemen werden allgemeingültige Probleme aufgeführt, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zutreffen.

  • Sie sind bei allen Patienten unter gleichen Bedingungen gleich und somit vorhersehbar
  • - können durch Pflegewissen eingeschätzt und kompensiert werden.
  • - können mittels Pflegestandards angegangen werden.
Beispiele:
  • Aufgrund von hohem Fieber leiden Patienten an Flüssigkeitsverlust, Appetitlosigkeit, Kreislaufschwäche etc.
  • Bei allen immobilen Patienten besteht Dekubitusgefährdung.

Individuelle Pflegeprobleme

  • - resultieren aus dem persönlichen Erleben der Lebenssituation und der Erkrankung(en).
  • - sind somit individuell unterschiedlich
Beispiele:
  • Der sehbehinderte Bewohner findet sich im Haus nicht zurecht.
  • Der Patient ist traurig und weint, wenn er Urin verliert.

Formulierung von Pflegeproblemen

  • aus der Sicht des Patienten
  • kurz und knapp (das Wesentliche!)
  • genau und detailliert (Art und Weise des Problems!)
  • objektiv (möglichst kein Werturteil!)
  • Beispiele:
    1. ungeeignete Formulierung: "Pat. hat Schmerzen", denn diese Aussage wirft weitere Fragen auf:
      • Hat der Patient dieses geäußert?
      • Oder vermutet es die Pflegekraft?
      • Wo hat der Patient Schmerzen und wann?
      • etc.
    2. besser: "Herr/Frau X äußert um 19.00 Uhr ziehende Schmerzen im rechten Oberschenkel beim Aufstehen"
      • Es geht aus dieser Formulierung genau hervor, wer welche Schmerzen festgestellt hat sowie wann, wo und wobei sie auftraten.

Formulierung von Pflegeproblemen (Ausblick)

Was sind Ressourcen?

Ressourcen sind ganz unterschiedliche Hilfsquellen des Patienten, aus denen er schöpfen kann und Teil seiner eigenen Bewältigungsstrategie (Coping) sind. Dazu gehören persönliche Fähigkeit/-en und Erfahrungen sowie eigene Motivation und Interessen. Zusätzlich kann die Gestaltung der Umgebung hifreich sein und die Unterstützung durch Dritte (siehe Ressourcengruppen). Deshalb deckt das deutsche Wort Fähigkeiten nicht alle Bedeutungen von Ressourcen ab.

  • Ressourcen sind individuell verschieden
  • - dienen der Erhaltung der Selbständigkeit
  • - fördern den Genesungsprozess
  • - steigern das Selbstwertgefühl

Ressourcen in Pflegeprozess und -planung

Im Pflegeprozess werden Ressourcen zunächst eruiert (eruieren = herausfinden, entdecken, ermitteln) und fortlaufend überprüft und aktualisiert. Auf der Suche nach den Ressourcen eines Patienten ist die Frage nach früheren belastenden Situationen hilfreich, denn dann kann der Patient selbst erzählen, wie er bisher mit Problemen umgegangen ist.

Ressourcengruppen

Als grundlegend wird die Motivation eines Patienten empfunden, selbst an der Bewältigung seiner Situation mitzuwirken. Dazu zählen u.a. Kooperationsbereitschaft, die Bereitschaft zum Lernen bzw. Üben und die Akzeptanz von Einschränkungen. Zuträglich dabei sind persönliche Eigenschaften wie ausgeprägtes Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl, eine positive Grundhaltung und ein gewisses Maß an sozialer Kompetenz.

Beispiele für die Formulierung von Fähigkeiten und Erfahrungen des Patienten:

  • kann die Extremitäten bewegen
  • kann sich verbal äußern
  • findet Ausgleich in der Natur
  • interessiert sich für Technik
  • findet Halt im Glauben
  • weiß um Risikofaktoren
  • weiß um Ursachen für seine Einschränkungen,


Auch das persönliche Umfeld des Patienten kann eine Ressource für ihn bedeuten - Angehörige, die ihre Unterstützung einbringen, Begleitung durch eine Selbsthilfegruppe; ein Haustier, das ggf. zumindest zu Besuch kmmen darf.

Beispiele für die Formulierung:

  • Ehefrau kommt jeden Mittag zum Essen anreichen
  • Tochter kommt jeden Abend zur Abendpflege
  • Sohn übt beruhigenden Einfluss auf die Patientin aus
  • Dem Patienten ist die Meinung seiner Ehefrau sehr wichtig


  • Fähigkeit, mit Hilfsmitteln umzugehen, z.B.:
    • Der Patient kann von einem Teller mit hohem Rand selbständig essen,
    • - kann mit einem Schnabelbecher selbstständig trinken,
    • - kann mit einem Rollator selbstständig laufen,


Schwierigkeiten beim Erkennen und der Formulierung von Fähigkeiten

Grundlage für das Erkennen und Formulieren von Ressourcen ist die Informationssammlung. Schwierigkeiten entstehen, wenn nicht ausreichend Informationen vorliegen oder nicht erlangt werden können.

  • fehlende eigene Beobachtung (z.B.: Wie war die Situation vor dem Krankenhausaufenthalt?)
  • lückenhafte oder fehlende Überleitung bei Verlegung
  • mangelnde oder fehlende Kooperationsfähigkeit bzw. -bereitschaft, auch von Angehörigen
  • Der Patient selbst kann sich in keiner Weise äußern (z.B. durch Koma bedingt).
  • Es gibt keine Angehörigen, die Auskünfte geben könnten.
  • widersprüchliche Informationen

siehe auch