Psychiatrie

Aus Familienwortschatz
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Psychiatrie ist die Lehre von den psychischen Erkrankungen und ihre ärztliche Behandlung. Seelenheilkunde / Medizin der Psyche


Teilgebiete der Psychiatrie sind:


Fachbereiche

Fachbereiche der Psychiatrie sind Allgemeinpsychiatrie, Akutpsychiatrie (Aufnahmestation), Alterspsychiatrie oder Gerontopsychiatrie, Forensische Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie. Diese Fachbereiche können sich schwerpunktmässig noch aufteilen nach Krankheitsbilder oder Verfahren, zum Beispiel:

  • Psychotherapiestation
  • Suchtabteilung (geschlossen oder auch offen)
  • Borderlinestation
  • Essstörungen
  • Depression
  • Psychosomatische Abteilung
  • Sozialpsychiatrische Station
  • Langzeitentwöhnung
  • Aussenwohngruppe
  • Langzeitwohnheim

Auch die Tageskliniken (teilstationär) in der Psychiatrie können sich so in Fachbereiche und Verfahren aufteilen.


Häufigkeit psychischer Erkrankungen im Alter

Die Häufigkeit psychischer Erkrankungen in der Altersbevölkerung wird nicht nur durch die Zunahme der Bevölkerung selbst, sondern auch durch das bei gestiegener Lebenserwartung erhöhte Erkrankungsrisiko und die verlängerte Krankheitsdauer bestimmt.


Über die Häufigkeit psychischer Störungen im Alter liegen zum Teil allerdings sehr widersprechende Äußerungen vor, deren Unstimmigkeiten durch unterschiedliche Klassifikationssysteme (aktuell ist ICD-10 ) und diagnostische Methoden bedingt sind. Der Gesamtanteil psychischer Krankheiten bei den über 65jährigen lag bei etwa 25 v. H. —die Mehrzahl davon lag bei den Depressionen und psychischen Affektionen— und stimmte mit internationalen Studien weitgehend überein. Andere psychische Erkrankungen/Störungen im Alter: außer den rund 3 v. H. Demenzen und den 5 v. H. endoqenen Depressionen findet sich in der Alterspsychiatrie eine Grauzone eines variablen, sehr unterschiedlichen Spektrums von anderen Diagnosen: Nicht selten liegen Neurosen, Angstzustände und vor allem endogene Psychosen (wie Paraphrenien und Schizophrenien) vor. Nach den vorliegenden Daten von Bergmann beträgt die Prävalenz von Neurosen und Persönlichkeitsstörungen jenseits des 60. bzw. 65. Lebensjahres zwischen 11 bis 12,5 v. H. Fünf Prozent der über 65jährigen entwickeln erst im Alter ihre erste neurotische Erkrankung. Paraphrenien sind weniger gut dokumentiert als viele andere psychiatrische Störungen, obwohl ihr Gesamtanteil nicht gering ist und mit etwa 4 v. H. angegeben wird. Typisch in diesem Zusammenhang sind Wahnerkrankungen im Sinne eines Kontaktmangel-Paranoids, das sich, wie die meisten Wahnentwicklungen, aus konkreten lebensgeschichtlichen Erfahrungen abspalten läßt. Der Gesamtanteil von Schizophrenie im Alter liegt bei etwa 1 v.H. Bezüglich der Häufigkeit dieser psychischen Erkrankungen im Alter ist eher eine Rückläufigkeit festzustellen


Differenzierung: Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik und Psychologie

Die Neurologie untersucht und behandelt Nerven-, Rückenmarks-, Gehirn- und Muskelerkrankungen nicht operativ im Unterschied zur Neurochirurgie. Der Neurologe oder "Facharzt für Neurologie" hat eine insgesamt mindestens vierjährige Ausbildung in einer neurologischen Klinik und eine einjährige Ausbildung in einer psychiatrischen Klinik hinter sich. Das auch mit der inneren Medizin verwandte Fachgebiet befasst sich mit Störungen der nichtpsychischen Funktionen des Nervensystems, also z.B. des Bewusstseins, der Orientierung, des Sprechens, der Sehverarbeitung, des Körpergefühls und der Bewegung. Typischerweise zuständig ist der Neurologe somit für die Alzheimer'sche und Parkinson'sche Erkrankung, Epilepsie, Schlaganfall, Multiple Sklerose, alle Gefühlsstörungen und Lähmungen aber auch z.B. für Kopfschmerz und Schwindel.


Die Neurologie (oder Neurowissenschaft) fasste man früher traditionell mit dem ihr angrenzenden Fach Psychiatrie unter dem Begriff Nervenheilkunde zusammen. Ihr Vorgehen zur Klärung einer Krankheitsursache ist zunächst weitgehend identisch, da das gleiche Organ - Gehirn, ZNS und peripheres Nevensystem - abzuklären ist. Der Nervenarzt oder "Arzt für Neurologie und Psychiatrie" war schon mal ein Auslaufmodell. Die kombinierte Berufsbezeichnung wurde vor Jahren wegen der komplexen Weiterentwicklung beider Einzel-Fächer abgeschafft, jedoch nach der Wiedervereinigung mit Rücksicht auf die Kollegen der neuen Bundesländer wiederbelebt. Der "Nervenarzt" stammt aus Zeiten, als beide Gebiete noch gemeinsam überschaubar waren und nicht klar voneinander abgegrenzt wurden. Die Berufsordnung schreibt heute eine Ausbildung in beiden Fächern vor, wobei die meisten der noch praktizierenden Nervenärzte eine mehrjährige Ausbildung in Psychiatrie, häufig jedoch eine deutlich kürzere Ausbildung in Neurologie absolviert haben.


Der Psychiater oder "Facharzt für Psychiatrie" hat eine insgesamt mindestens vierjährige Ausbildung in Psychiatrie und ein Jahr in einer neurologischen Klinik absolviert. Sein Fachgebiet sind psychische Erkrankungen mit Störungen des Denkens, Fühlens und Wollens, deren Ursache man überwiegend im organischen Funktionsablauf des Gehirns vermutet und die daher meist medikamentös behandelt werden können. Klassischerweise ist der Psychiater zuständig für die Depression und die Schizophrenie, aber auch Sucht- und Angsterkrankungen, Persönlichkeits- und Sexualstörungen gehören zu diesem Fachgebiet.


Um als Facharzt für Psychosomatische Medizin tätig zu werden, bedarf es einer fünfjährigen Weiterbildungszeit: 3 Jahre Psychosomatische Medizin, wovon 2 Jahre im Stationsdienst abgeleistet werden müssen. 1 Jahr Psychiatrie und Psychotherapie, hierauf anrechenbar sind 1/2 Jahr Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie oder Medizinische Psychologie oder Medizinische Soziologie. 1 Jahr Innere Medizin, hierauf anrechenbar sind 1/2 Jahr Dermatologie oder Gynäkologie oder Neurologie oder Orthopädie oder Pädiatrie. Zwei Jahre dürfen zudem bei einem niedergelassenen Arzt abgeleistet werden. Die psychosomatische Medizin ist das medizinische Pendant zur psychologischen Psychotherapie, somit steht die Kommunikation hier noch einmal zentraler als in der Psychiatrie. In ihr steht die Diagnostik und Behandlung von Patienten mit psychosomatischen Beschwerden, neurotischen Störungen oder Persönlichkeitsstörungen im Mittelpunkt.


Der Psychologe hat Psychologie studiert, ist also kein Arzt und auch nicht unbedingt in der Medizin tätig. Je nach Ausbildung bringen Psychologen ihr Wissen über die menschlichen Reaktionsweisen auch in so unterschiedlichen Gebieten wie Werbung, Marktforschung oder Eignungsprüfungen zum Einsatz. Nur ein kleinerer Teil der Psychologen ist im medizinischen Umfeld tätig, hier meist als Psychotherapeut. Hierzu ist jedoch eine umfangreiche Zusatzausbildung zum psychologischen Psychotherapeuten in einer anerkannten Ausbildungsstätte erforderlich.


Der Psychotherapeut ist am wenigsten scharf definiert. Ärzte jeder Fachrichtung können die Zusatzbezeichnung "Psychotherapie" durch eine Zusatzausbildung ganz unterschiedlichen Umfangs erhalten. Zum Beispiel: Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Die Ausbildung der Psychologen ist im Regelfall erheblich umfangreicher, bevor sie für die Krankenkassen tätig werden dürfen (Psychologischer Psychotherapeut). Die Psychotherapie unterteilt sich in verschiedene Behandlungsrichtungen: z.B. die Verhaltenstherapie, die Gesprächspsychotherapie, die Psychoanalyse. Ein Therapeut sollte im Idealfall mehrere Behandlungsformen beherrschen, um das jeweils geeignete Verfahren auswählen und anwenden zu können.


Der Psychoanalytiker ist ein Psychotherapeut mit einer Vorgehensweise, die sich am Konzept des Begründers der Psychoanalyse und Arzt S. Freud orientiert. Das zeitlich meist recht aufwändige Behandlungsverfahren versucht die Ursachen von Störungen anhand früher (Biographie) psychischer Fehlentwicklungen zu ergründen und durch deren Verstehen und einer nachträglich geeigneten Verarbeitung durch den Patienten eine grundlegende Besserung zu erzielen. Die hier erforderliche umfangreiche Ausbildung geht regelmäßig über Jahre und setzt voraus, dass der Therapeut selbst eine Psychoanalyse, die sogenannte Lehranalyse durchlaufen hat.

Weblinks



vgl. Wikipedia: "Psychiatrie"