Rezension:Nancy Burns, Susan K. Grove - Pflegeforschung verstehen und anwenden: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 30. Januar 2014, 20:54 Uhr

Buchezension
Titel "Pflegeforschung verstehen und anwenden"
Autor(en) Nancy Burns, Susan K. Grove
Datum 2005, 1.Auflage
Verlag Elsevier, Urban & Fischer
ISBN ISBN 3-437-25996-2


Dies ist eine offizielle Rezension des PflegeWiki-Benutzers Andre Fringer.

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Das vorliegende Buch ist in der ersten Auflage 2005 in deutscher Sprache erschienen. Es wurde von Cathrine Hornung unter Begutachtung von Monika Linhart aus dem amerikanischen übersetzt. Laut Autoren orientiert sich der inhaltliche Aufbau des Buches am Forschungsprozess und umfasst folgende Kapitel:

  1. Pflegeforschung entdecken
  2. Einführung in den quantitativen Forschungsprozess
  3. Forschungsprobleme, Forschungszweck und Forschungshypothesen
  4. Der Literaturüberblick
  5. Theorie und theoretischer Bezugsrahmen in der Forschung
  6. Ethik in der Pflegeforschung
  7. Forschungsdesigns verdeutlichen
  8. Population und Stichprobe
  9. Messungen und Datensammlungen in der Forschung
  10. Statistik in der Forschung verstehen
  11. Einführung in die qualitative Forschung
  12. Pflegestudien kritisch beurteilen
  13. Anwendung von Forschung in die Pflegepraxis mit dem Ziel einer Evidence-Based Practice

Die primäre Zielgruppe dieses Buches sind US-amerikanische Bachelorstudenten. Die Studenten sollen mit diesem Buch Forschungsstudien kritisch bewerten lernen. Erkenntnisse beim Studium dieser Lektüre sollen in der Praxis Anwendung finden und die Entwicklung um eine „Evidence-Based Practice“ fördern. Für die deutschsprachige Zielgruppe werden forschungsinteressierte Pflegefachkräfte, Auszubildende in der Pflege, Studenten in Pflegestudiengängen und Lehrpersonal in der Fort- und Weiterbildung der Pflege angegeben. Der didaktische Aufbau ist dem anderer Lehrbüchern ähnlich: Zu Beginn eines jeden Kapitels werden die Ziele des folgenden Kapitels knapp dargestellt. Unter den Zielen befindet sich jeweils ein Feld mit den relevanten Begriffen, die in dem folgenden Kapitel vorkommen. Die Inhalte werden mittels Tabellen und Abbildung verdeutlicht. Überschriften und Unterpunkte sind in verschiedenen Schriftgrößen, Schriftfarben und vorangestellten Ziffern übersichtlich dargestellt. Am Ende eines jeden Kapitels wird dem Leser eine präzise Zusammenfassung des zuvor behandelten Inhalts angeboten. Abgeschlossen wird jedes Kapitel mit einem eigenen Literaturverzeichnis.

Bei Beantwortung der Frage „was ist Pflegeforschung?“ weisen die Autoren darauf hin, dass das oberste Ziel der Pflegeforschung darin besteht, eine evidence-basierte Pflege zur Verfügung zu stellen. Das vorliegende Buch orientiert sich verständlicherweise an der amerikanischen Diskussion um Evidence Based Practice bzw. Nursing (EBN). Es gilt dabei zu beachten, dass die deutsche Diskussion um Evidence Based Nursing einen eigenen Diskurs hat und noch in der Entwicklungsphase steckt. Die Problematiken, die sich um diesen Begriff des EBN ranken, kann dem Leser in dem vorliegenden Buch verständlicherweise nicht deutlich gemacht werden, was aber zu Verständnisproblemen führen kann. Dem Leser wird die Entwicklung der Pflege bzw. Pflegeforschung während der letzten 150 Jahre vermittelt. Diese Geschichte basiert auf den Entwicklungen des angloamerikanischen Kontextes, aus diesem Grund kann ein Bezug zur deutschen Entwicklung nicht hergestellt werden, da es verständlicherweise für einen anderen Kontext verfasst wurde. Es zeigt jedoch die Notwendigkeit eines deutschen Methodenbuchs für Pflegeforschung. Woher kommt das Wissen der Pflege, welche Wege und Mittel der Wissensaneignung kennt die Pflege? Der Leser erfährt, warum systematisch generiertes Wissen notwendig ist und welche Forschungsmethoden zur Verfügung stehen, um entsprechende Fragestellungen beantworten zu können. Der Forschungsprozess wird anhand des Problemlösungs- und Pflegeprozesses verdeutlicht. Die Autoren erläutern dem Leser hier die Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser Prozesse, was eine Basis für das Verstehen des Forschungsprozesses schafft. Die Darstellung des Forschungsprozesses selbst fällt in diesem Buch jedoch etwas zu kurz aus. Im Kapitel „Literaturüberblick“ gehen die Autoren unter anderem auf die Funktion des Literaturüberblicks in der qualitativen und der quantitativen Forschung ein, wobei die Funktion für die qualitativen Forschungstypen sinnvoll und explizit für Forschungsdesigns Phänomenologie, Grounded Theory, Ethnografie und für die Historische Forschung spezifiziert werden. Das Thema „Auswahl der Datenbanken für die Literaturrecherche“ fällt meines Erachtens zu knapp aus. Die Autoren verweisen zwar darauf, dass die wichtigste Pflege-Datenbank CINAHL ist, leider erfährt der Leser nicht, welche Bedeutung und Möglichkeiten die einzelnen Fachdatenbanken für die Forschung haben und welche es darüber hinaus noch gibt. Die besondere Bedeutung von Ethik in der Pflegeforschung wird mittels der Geschichte medizinischer Experimente während des Nationalsozialismus sowie anhand dreier unethischer Studien besprochen, welche die Menschenrechte massiv verletzt haben. Im Kontext dieser historischen Ereignisse und der drei Beispiele wird aufgezeigt, welche Bedeutung der Ethik in der Pflegeforschung zukommen muss. Explizit gehen die Autoren auf den Schutz der Menschenrechte ein. Im Unterkapitel „Informierte Zustimmung verstehen“ erhält der Leser alle wichtigen Kernpunkte geboten, die für die Durchführung von Studien und Ethikanträge notwendig sind. Der Schutz der Menschenrechte und die informierte Zustimmung bilden die Kernpunkte dieses Kapitels und werden sinnvoll durch das Untersuchen des Nutzen-Risiko-Verhältnisses von Studien ergänzt. Die Ausführungen zu quantitativen Forschungsdesigns werden von den Autoren in vier übergeordnete Kategorien vorgenommen: Deskriptives Design, Korrelationales Design, Quasi-experimentelle Studie und Experimentelle Studie. Für jedes Design gibt es einen Algorithmus zur Bestimmung der näheren Art des Designs. Für die qualitative Forschung werden die Ansätze Phänomenologie, Grounded Theory, Ethnografie und Historische Pflegeforschung thematisiert. Insgesamt betrachtet werden die quantitativen Forschungsmethoden ausführlich dargestellt, im Verhältnis hierzu fällt die Darstellung qualitativer Designs gering aus. Die letzten beiden Abschnitte sind der Forschungsanwendung bzw. der Übertragung von Forschungsergebnissen in die Praxis gewidmet. Es werden Projekte zur Forschungsanwendung in der Pflege erläutert und Hindernisse für die Forschungsanwendung diskutiert. Zentraler Bestandteil dieses Kapitels ist der von Rogers entwickelte Prozess zur „Theorie der Forschungsanwendung“. Alle fünf Stadien dieses Prozesses werden umfassend erläutert. Leider baut auch dieses Kapitel wieder auf dem Begriff von Evidence-Based auf. Das Buch eignet sich, um einen Überblick über quantitative Forschungsgrundlagen zu erhalten. Es eignet sich auch, um einen groben Überblick über das Feld der qualitativen Forschung zu erhalten, aber meines Erachtens weniger, um Forschung anwenden zu können. Der Umfang zu Themen der qualitativen Forschung wie Phänomenologie, Grounded Theory und Ethnografie fallen, wie schon erwähnt, etwas spärlich aus. Als grundständige Methoden der qualitativen Forschung werden die Phänomenologie, Grounded Theory und die historische Pflegeforschung aufgeführt. Zwar wird in den verschiedenen Kapiteln immer wieder auf die Unterschiede in der qualitativen und quantitativen Forschung hingewiesen (wie z.B. im Kapitel 8 zu Populationen und Stichgrößen), aber insgesamt betrachtet ist das Verstehen von qualitativer Forschung nicht unbedingt nach dem Studium dieser Lektüre garantiert.

Abschließend ist zu konstatieren, dass dieses Buch eine weitere sinnvolle und wertvolle Ergänzung auf dem Büchermarkt für Pflegforschung ist. Es reiht sich somit nahtlos in die Liste der bestehenden Grundlagenbücher für Pflegeforschung ein. Einige Aspekte werden präzise thematisiert (z.B. Ethik oder Forschungsdesigns u.a.), die in dieser Art und Weise in anderen Büchern weniger ausgeprägt sind. Insofern ergänzt dieses Buch das bestehende Angebot. Abgesehen von der etwas zu kurzen Darstellung qualitativer Pflegeforschungsmethoden und des Hintergrunds von Evidence-Based Practice ist dieses Buch jedoch zu empfehlen und erhält 4 Amelies.

André Fringer vergibt 4 von 5 Amelies