SAFER-R-Modell

Aus Familienwortschatz
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Das SAFER-R-Modell ist ein Konzept zur Krisenintervention, welches von den amerikanischen Psychologen Mitchell und Everly insbesondere für professonielle Helfer entwickelt wurde.

Es beinhaltet Handlungsoptionen, die einem Helfer als Richtschnur zum Umgang mit einer traumatisierten Person dienen. Die Maßnahmen verstehen sich nicht als Therapie.

Die einzelnen Aspekte des SAFER-R-Modells

S

Das "S" steht für den englischen Begriff Stabilize: Stabilisieren der Situation, in dem zunächst lebensbedrohende Umstände beseitigt werden und für körperliche Bedürfnisse gesorgt wird (z.B. Decken und warme Getränke gegen Kälte). Es sollte eine ruhige Umgebung geschaffen oder aufgesucht werden, das Unfall- oder Gewaltopfer vom Ort des Geschehens weggeführt bzw. -gebracht werden oder diesen zumindest nicht mehr im Blickfeld haben.

Professionelles Auftreten des Helfers sowie das Anwenden einer beruhigenden Sprache und Ausstrahlung vermitteln Sicherheit. Dazu gehört, dass sich der Helfer mit seinem Namen und seiner Funktion vorstellt und erläutert, weshalb er anwesend ist.

Das Notfallopfer wird nicht allein gelassen. Sollte der Helfer aus bestimmten Gründen den Betroffenen verlassen müssen, muss die Betreuung an eine andere Person delegiert werden, die dazu vom Helfer instruiert wird.

A

Das "A" steht für Acknowledge: Akzeptanz bzw. Anerkennung der Tatsache, dass sich die Person in einer krisenhaften Situation befindet, diese Krise aber nicht einzigartig ist, auch wenn sie vom Notfallopfer so empfunden wird. Der Betroffene weiß nicht mehr weiter, für ihn ist alles zusammengebrochen. Der Helfer sollte durch aktives Zuhören Empathie vermitteln und erklären, dass die Gefühle und die Verhaltensweisen des Betroffenen normale Reaktionen auf eine nicht normale Situation sind.

F

Facilitate: Fördern des Verstehens, Gelegenheit für Äußerungen des Betroffenen geben. Der Helfer lässt sich die Geschehnisse vom Notfallopfer schildern und kann darüber dessen Sichtweise nachvollziehen. Dabei kann der Helfer erkennen, ob die kognitiven Fähigkeiten des Betroffenen noch vollständig erhalten sind oder ob akut noch medizinische Maßnahmen eingeleitet werden müssen. Eventuell äußert das Notfallopfer Schuldgefühle bis hin zu Suizidgedanken. Schuldäußerungen können nicht durch gutgemeinte Floskeln beschwichtigt werden. Sie sollten ernst genommen, aber nicht verstärkt werden.

Überlegungen werden angestellt, welche weiteren Hilfsmaßnahmen in Frage kommen oder ob weitere Angehörige Unterstützung benötigen oder bieten könnten (Frage: "Sollen wir jemanden verständigen?"). Gegebenenfalls werden hilfreiche Informationen weitergeleitet ("Wir haben Ihren Sohn bei uns, es geht ihm den Umständen entsprechend gut und er wird versorgt. Bitte kommen Sie möglichst in Ruhe her, ohne sich und andere zu gefährden.").

E

Encourage: Ermutigung zur Entwicklung von Bewältigungsstrategien, dabei die unterstützende Beziehung aufrechterhalten und dem Betroffenen Orientierung geben. Wenn notwendig, bringt der Helfer den Betroffenen zu einer Einrichtung, die die weitere Betreuung gewährleisten kann. Die Beweggründe hierfür müssen dem Betroffenen verdeutlicht werden. Er wird zudem vom Helfer aufgefordert und ermutigt, weitere Schritte oder Entscheidungen in die eigenen Hände zu nehmen, um aktiv das Geschehen beeinflussen zu können.

R

Recovery: Rückgewinnung der Eigenständigkeit mit der Gewissheit weiter bestehender Unterstützung. Der Helfer bestätigt die Sinnhaftigkeit der weiteren Behandlung und die eventuelle Einschaltung zusätzlicher Institutionen. Ist die Situation angemessen entspannt, kann die betroffene Person aus der Fürsorge des Helfers entlassen oder an andere Helfer abgegeben werden.

-R

Referral: Rat oder Empfehlung an den Betroffenen und seine Anghörigen, zusätzliche Hilfsmöglichkeiten in Anspruch zu nehmen. Dazu sollte der Helfer Informationen über Angebote vor Ort bereithalten (z.B. Selbsthilfegruppen, Wohlfahrtsverbände, Beratungsstellen) und darauf hinweisen, dass professionelle Hilfe aufgesucht werden muss, wenn diese Ressourcen sich als nicht ausreichend erweisen.

Literatur

  • B. Ekert, Chr. Ekert: Psychologie für Pflegeberufe. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2010 ISBN 978-3-13-138962-6
  • J. T. Mitchell, G. S. Everly: Handbuch Einsatznachsorge. Stumpf & Kossendey, Edewecht 2005 ISBN 3-932750-91-8

Weblinks

siehe auch