Sexualität im Alltagsleben: Unterschied zwischen den Versionen

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verliebt bis ins hohe Alter

Wunschvorstellungen und Realität

Wir Erwachsenen wissen über Sex viel weniger, als wir zu wissen vorgeben. Und das, obwohl Sex so präsent ist, dass man geradezu von Deutschland als einer "durchsexualisierten" Gesellschaft sprechen kann. Neue Untersuchungen zeigen aber, dass der medial-aufdringlichen, allgegenwärtigen Sexualisierung des öffentlichen Raumes zum Trotz, Sex in den Ehe- und Singlebetten zunehmend weniger eine Rolle spielt. Sex ist möglicherweise in einer Weise überschätzt, die zwar Auskunft gibt über hohe Erwartungen an Libido und Lust, nicht aber über die realen Verhältnisse.

Romantik pur, Potenz, lebenslange Treue durch seelische Verbundenheit

Bei Vögeln fördert Sex die Kunst. Jedes Jahr komponiert der brünstige männliche Kanarienvogel ein neues Lied, um damit das Weibchen zu locken. Dabei wächst die Sangesregion in seinem Gehirn auf das Doppelte an. Nach der Paarungszeit schrumpft dieser Teil des Gehirns. Er degeneriert, der Vogel vergisst sein Lied - und komponiert beim nächsten Mal alles neu.

Und bei Hominiden? Die Angst vor der Degeneration des Gehirns sitzt anscheinend tief. Jahrhundertelang galt Selbstbefriedigung als Garant für Gehirnschrumpfung und andere böse Krankheiten. Dann 1963 der Schock: Laut Kinsey-Report masturbieren fast alle Männer und bis zu 80 Prozent der Frauen. Klar, denn Sex ohne Orgasmus macht weniger Spaß. Und laut GEWIS-Studie 2005 erlebt ein Drittel aller Frauen mit ihrem Partner nie einen Orgasmus, während die Hälfte aller Frauen den Höhepunkt sicher durch Masturbation erreicht.

Und dennoch überlebt die Gattung. Warum? Weil das Problem in den Pflegeplanungen erkannt wird und Maßnahmen dazu regelmäßig evaluiert werden. Pflegekräfte verleugnen dieses Daseinsthema (ATL) fast nie. Sie sind in der Lage sicher, eindeutig und voller E-Intelligenz Förderpläne, Nationale Expertenstandards oder Tipps bei der morgendlichen Grundreinigung zu formulieren.


Lustkiller Stress

Angeblich ist weltweit jeder und jede zwei bis drei mal pro Woche sexuell aktiv - wenn auch nicht in jedem Land. Im Westen sind immerhin zehn Prozent der Männer und 17,2 Prozent der Frauen täglich sexuell aktiv. Für alle anderen gilt: Lustkiller Nummer eins ist laut Forsa-Umfrage Stress. Frauen sind zudem besonders von ungepflegten Männerfüßen abgetörnt und über die Hälfte der Männer von betrunkenen Frauen, gefolgt von schlabbriger Unterwäsche. Für 85 Prozent aller Männer und Frauen ist übereinstimmend der Faktor Zeit am wichtigsten für guten Sex.


Kalorienverbrauch

2 x Sex = 1 großer Hamburger Einmal Sex mit Orgasmus entspricht im Kalorienverbrauch einem 20minütigen Spaziergang mit Treppensteigen. Zwei mal Sex verbrennt soviele Kalorien wie ein großer Hamburger, also etwa 550 Kalorien, sollte dann allerdings nicht weniger als 26 Minuten dauern. In Thailand dauert Sex bis zum Orgasmus nur zehn Minuten, in Deutschland durchschnittlich 22 Minuten. Weltdurchschnitt 19,7 Minuten.

Hierzu der Lexikon-Verweis auf den Artikel Sexualpraktiken in der Wikipedia.

Biologie der Sexualität

Ein weibliches Säugetier, so Kinseys Lieblingswort, bereitet sich auf den Eisprung vor. Menschen handeln meist aufgrund sexueller Interessen, auch, wenn es ihnen nicht immer bewusst ist. Tatsächlich sind wir durch und durch sexuell bestimmt und sexuell aktiver als viele andere Lebewesen.

Gehört Liebe eher zu den Trieben als zu den Gefühlen – eine Frage die auf den Zusammenhang menschlicher Evolution und selbstbestimmtem Denken und Verhalten hinweist. Also Biologie oder Psychologie? Mal sehen, ob die Forschung dazu in den nächsten Jahren eindeutige Antworten liefert. Bis dahin vielleicht mal beide Möglichkeiten in Betracht ziehen. Zum Beispiel auf einem Rundum-Klick durch die Wikipedia-Kategorien die mit Liebe zusammenhängen - Gefühle, Sexualität. Zu diesen Kategorien gehören etwa 80 Artikel. Nach deren Durchsicht sollte der Überblick über Normales und Abnormes ausreichend geschärft sein.

Jeder Zweite ist unzufrieden

Die Hälfte aller Frauen träumt gerne von spontanem Sex mit einem Unbekannten, während Dreiviertel der Männer von Sex mit mehreren Frauen träumen. Geht es in die Realität, dann sind Frauen allerdings sehr viel vorsichtiger als Männer.

Die Hälfte der Deutschen glaubt fest daran, dass ein Sex-Erlebnis mit einem neuem Partner das ganze Leben aus den Angeln heben kann. Die Chancen stehen nicht gut. Laut Psychologie-Heute Umfrage heißt Sex in der Realität, dass 48 Prozent der Deutschen mit ihrem Sexualleben unzufrieden sind.


Literatur allgemein

  • Otto F. Kernberg: Liebesbeziehungen. Normalität und Pathologie, Klett-Cotta, Stuttgart 1998, 299 Seiten.
  • Robert F Schmidt , Gerhard Thews. 1995, 26. A: Physiologie des Menschen. Lehrbuch. Springer, Berlin u. a. O. s: S. 173ff u. Endokrinologie 370 ff
  • Zenner, Zenner (Hrsg.) 1994: Physiologie der Sinne. Verlag Spektrum, Heidelberg. ISBN 3-86025-251-8

Psychische Komponenten von Sinnlichkeit, Sinnesempfindungen

  • I. Barta-Fliedl u. a hrsg. 1999: Rhetorik der Leidenschaft. Zur Bildsprache der Kunst im Abendland. Dölling und Galitz, Hamburg 1999; 256 S.
  • Rost W. 1987: Die Gefühle. Birkhäuser, Basel, Boston
  • Sudhir Kakar:Kamasutra. Die Kunst des Begehrens Roman; a. d. Engl. von N. Lemmens; C. H. Beck , München 1999; 358 S.

Sexualität der Frau

  • Doress Paula Brown. 1987: Unser Körper - unser Leben. Über das Älterwerden. Ein Handbuch für Frauen. Rowohlt Sachbuch 8841, 782 S.
  • Betty Friedan. 1995: Vom Feminismus zur Alterskultur. In: Baltes Margret M.; MONTADA, Leo (Hrsg.): Produktives Leben im Alter. Frankfurt a. M.: Campus, (Erstausgabe: The fountain of age. New York: Simon & Schuster)


Begegnung im Heim

Nach dem ersten gemeinsamen Mahl im Speisesaal an einem Tisch kommt das erste Mal - und dieser Blick ins Doppelzimmer … der kann mehr verraten, als „Oma Duck“* lieb ist. Besonders bitter: Kuschelhasen auf der Tagesdecke oder Urenkel-Bildchen am Spiegel.

"Hast du Lust, heute Nachmittag zur Tagesschau bei mir vorbeizukommen?" Ho! Auf diesen Satz hat er seit zwei Monaten gewartet. Dieser Satz leitet Phase drei der Mission "Dagobert wird vielleicht ihr neuer Freund" ein. Phase eins ("zwanglose Nachmittagstreffen auf Friedhofsbänken, Wartehäuschen") und Phase zwei ("nachmittägliche Verabredungen im Cafe Sonnenschein (Dachgeschoss unserer Residenz) mit anschließendem Vor-der-Stationstür-Knutschen") sind damit erfolgreich abgeschlossen.

Heute Nachmittag soll also die alles entscheidende Begegnung folgen: "Zu zweit allein in einem nichtöffentlichen Raum, in dem man alle Kleider und Hemmungen ablegen könnte." Dieser Teil ist der schwierigste der ganzen Mission, aber er liefert auch die wichtigsten Erkenntnisse - schließlich wird Dagobert zum ersten Mal Oma Ducks Wohnung – äh meinen Doppelzimmerplatz betreten. Die Nachbarin wurde von ihren beiden Töchtern zur Feier des 95. schon am Vormittag abgeholt. Einmalige Gelegenheit.

Dagobert und Oma Duck, als erfahrene Profis, haben sich (jeder/-er für sich) geschworen, sich nie wieder ernsthaft in einen Typen zu verlieben, ohne vorher gesehen zu haben, wie er/sie haust. . . * Alle Namen von der Redaktion geändert

Letztes Jahr zum Beispiel dachte Oma Duck, den perfekten Mann getroffen zu haben - bis sie sein Zimmer im Wohnbereich 3 betrat. Was sie dort sah, stimmte weder mit ihrer Vorstellung von einem tollen neuen Freund überein noch mit dem Bild, das sie vorher von dem Kerl hatte. Er hatte ihr nämlich sein Hobby verschwiegen: Pokerspiele mit seinen beiden, mit inhaftierten Schulfreunden aus Frankfurt-Oberrad, inspiriert von einer exzessiven Begeisterung für Bier und Korn. ………… ………… ………… Uff.

Aber das war letztes Jahr (Donaldo* hieß er). Heute ist heute.

Na ja, und dann kam Schwester Annemarie reingeplatzt: „ ….. was soll das Oma Duck, in 5 Minuten kommt das Abendessen . “ Den Punkt hat sie mitgesprochen. Kein Fragezeichen. Mein Appetit auf Dagobert war passe.

Literaturhinweise zu Liebe u. Sexualität im höheren Lebensalter

Wissenschaftl. Beiträge

  • Butler Robert N, Lewis Myrna I. ca 1995: Alte Liebe rostet nicht. Über den Umgang mit Sexualität im Alter. Huber Verlag, Bern; 239 Seiten; 39,80 DEM.
  • Andrea Caspers; Barbara Fülgraff. 1993: Frauen um 60. Handreichungen für die Planung und Durchführung von Kursen zur Orientierung und Motivierung. Informationen zur wissenschaftlichen Weiterbildung, Band 53. Oldenburg: BIS-Verlag.
  • Ebberfeld Ingelore. 1992: "Es wäre schon schön, nicht so allein zu sein…" Sexualität von Frauen im Alter. 240 Seiten. Campus 38.-
  • Fooken, Insa . 1980: Frauen im Alter. Frankfurt/M, C. Lang.
  • Fooken, Insa . 1986: Männer im Alter—psychologische und soziale Aspekte, in: Zeitschrift für Gerontologie, 1986: 4, S. 249—255
  • Fooken, Insa . 1991: Sexualität und Altern: die "nacheheliche Perspektive": Erleben und Verhalten geschiedener und verwitweter Frauen. In F. Karl; l. Friedrich (Hrsg.: Partnerschaft und Sexualität im Alter (S. 115—132). Darmstadt: Steinkopff
  • Fooken, Insa . 1992: Freundschaft und Sexualität. In Niedersächsisches Frauenministerium (Hrsg.) Alter neu entdecken. Hannover
  • Fred Karl; L. Friedrich (Hrsg.): Partnerschaft und Sexualität im Alter. Darmstadt, Steinkopff. ISBN
  • Masters W., Johnson U: Sex and the aging process. In: J Am Geriatr Soc, 29 (1981), 385-390.
  • Parsons, W.: Assessment of older client's sexual health. In: Bernita M. Steff (ed.): Handbook of Gerontological Nursing. van Nostrand Peinhold Company: New York (1984, engl.).
  • Kirsten von Sydow. 2., verbesserte Auflage 1994: Die Lust auf Liebe bei älteren Menschen. Reinhardts Gerontologische Reihe, Band 5. München

Sonstige

  • Richter Monika. 1998: Sexualität und Demenz. Aspekte zur Sexualität im höheren Erwachsenenalter mit Fokus auf dementielle Prozesse. In: Altenpflege Forum Beilage der Zeitschrift Altenpflege 6:3:16-28 erschienen 9/98.
  • Rost W, Schulz A. 1993: Zärtlichkeit und Sexualität. Über Partnerschaft in der 2. Lebenshälfte. Südwest-Verlag. ISBN 93 S.

Belletristik

  • Max von der Grün: Späte Liebe; Erzählung; DTV München 1999, 161 Seiten im Großdruck

Weblinks

Siehe auch