Sigmoidoskopie

Aus Familienwortschatz
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Sigmoidoskopie

Obwohl die Sigmoidoskopie wegen ihrer relativ geringen Belastung für den Patienten weit verbreitet ist, hat sie die starre Rektosigmoidoskopie nicht völlig ersetzt. Es gibt verschiedene Indikationen für die starre Rektosigmoidoskopie; in vielen Fällen sind beide Methoden geeignet.

Ein wesentlicher Nachteil des flexiblen Sigmoidoskops besteht darin, daß das Instrument schwierig zu sterilisieren ist (im Gegensatz zu einem starren Kunststoff-Sigmoidoskop), nachdem beispielsweise ein Patient mit einer ansteckenden Form der Colitis untersucht wurde. Die Sterilisation des flexiblen Instruments sollte mit Gas erfolgen, vor allem dann, wenn das Gerät zuvor zur Untersuchung von Patienten mit einer pseudomembranösen Colitis eingesetzt wurde. Die Gassterilisation ist teuer, verkürzt möglicherweise die Lebensdauer des Endoskops und dauert beinahe 24 Stunden. Als akzeptable Alternative bietet sich nach der Verwendung bei den meisten infektiösen Diarrhoe-Formen das Einlegen des Instruments in Cidex® an.

Für die Diagnose bestimmter Erkrankungen (Amyloidose, Vaskulitis, Morbus Crohn, Hirschsprung-Krankheit, Tay-Sachs-Syndrom u.a.), bei denen pathologische Befunde hauptsächlich bis weit in die Mukosa hinein zu finden sind, müssen tiefreichende rektale Biopsien entnommen werden. Man gewinnt die Biopsien mit einer Alligator-Zange. Das Risiko einer Blutung nach Entnahme einer tiefen Biopsie aus dem Rektum (1:200) ist mindestens 100mal größer als bei oberflächlicher Biopsie. Nach tiefen Biopsien sollte eine Röntgenkontrastmitteluntersuchung mit Barium um bis zu 7 Tage verschoben werden, um eine Perforation zu vermeiden; nach oberflächlicher Biopsieentnahme kann die Kontrastmitteluntersuchung sofort durchgeführt werden.

Für das Screening zur Früherkennung von Colonkarzinomen besitzt das flexible Sigmoidoskop gegenüber dem starren Endoskop einen deutlichen Vorteil, weil es durchschnittlich doppelt so tief eingeführt werden kann wie das starre Instrument und die Ausbeute an pathologischen (neoplastischen) Befunden 2- bis 4mal so groß ist. Diese erhöhte Ausbeute erzielt man, obwohl das Untersuchungsverfahren für den Patienten gleich gut oder sogar noch besser verträglich ist als die starre Rektosigmoidoskopie. Unklar ist noch, welches der Fiber-Sigmoidoskope - das 30 cm lange oder das 60 cm lange - vorzuziehen ist. Das kürzere Instrument ist leichter zu handhaben, der Colonabschnitt, der damit untersucht werden kann, ist jedoch bedeutend kleiner. Insbesondere bei der Tumordiagnostik ist die endgültige Abklärung meistens nur durch totale Koloskopie möglich. Der größte Nachteil der flexiblen Sigmoidoskopie ist derzeit der Kostenaufwand; er übersteigt den bei starrer Rektosigmoidoskopie um mehr als das 2fache.