Singultus bedeutet Schluckauf.


Das typische Geräusch entsteht durch ein plötzliches unwillkürliches Zusammenziehen (= Kontraktion) des Zwechfells (= Diaphragma) bei gleichzeitigem Verschluss der Stimmritze (= Rima glottidis).


Ursachen

  • Ausgelöst wird der Singultus vermutlich durch eine Reizung des Zwerchfells wie es z.B. beim Schlucken kalter Getränke der Fall ist.
  • Auch das Narkotikum Thiopental kann einen Singultus auslösen der aber beim Vertiefen der Narkose verschwindet.


Bei der Mehrzahl der Patienten klingt ein Schluckauf, der mit übermäßigem Essen oder Trinken zusammenhängt, in der Regel spontan ab. Ein Arzt wird deswegen gewöhnlich nicht konsultiert, denn der Schluckauf läßt sich mit diversen traditionellen Hausmitteln beseitigen. In seltenen Fällen kommt es jedoch vor, daß der Arzt mit Patienten konfrontiert wird, deren Schluckauf Stunden, Tage, Wochen oder sogar Jahre hinweg persistiert. Solche Patienten stellen den Arzt vor eine schwierige diagnostische und therapeutische Aufgabe.


Schluckauf entsteht durch intermittierende krampfhafte Kontraktionen des Zwerchfells und der akzessorischen Atemmuskulatur, die durch Stimmritzenverschluß abrupt abgebrochen werden. Anfangs besteht die Therapie aus einer Anzahl von Manövern, die auf eine Zunahme der afferenten Impulse im Reflexbogen abzielen, von dem man annimmt, daß er den Schluckauf in Gang hält. Man erreicht dies durch Schlucken von einem Teelöffel grobkörnigen Zucker, durch Irritation des Nasopharynx mit einer nasogastralen Sonde nach Dekompression des Magens oder durch Instillation einiger Tropfen Salmiakgeist in den hinteren Pharynx.


Therapie

Eine Vielzahl zentral und peripher wirkender Pharmaka wurde für die Behandlung bei hartnäckigem Schluckauf empfohlen, wobei sich diese Empfehlungen gewöhnlich auf den erfolgreichen Einsatz bei wenigen Patienten und kurzzeitiger Verlaufskontrolle stützen. Wir schlagen 3 Medikamente vor, die klinisch am umfassendsten erprobt wurden: Chlorpromazin, Metoclopramid und Chinidin. Jedes dieser Medikamente besitzt eindeutige Nebenwirkungen, die vor Einleitung der Therapie abzuschätzen sind. Erweist sich eine anfangs intravenös durchgeführte Behandlung als wirksam, so verabreicht man das Präparat in der Regel peroral noch weitere 7 bis 10 Tage.


Bleiben Pharynxstimulation sowie anschließende medikamentöse Maßnahmen ohne Erfolg, so sollte man unter Umständen eine Effektorblockade des Reflexbogens, der den Schluckauf in Gang hält, durch Ruhigstellung des Zwerchfells erwägen. Dieser Schritt darf jedoch erst nach einer Beurteilung der Zwerchfellbeweglichkeit mittels Röntgendurchleuchtung und einer vollständigen Überprüfung der Lungenfunktion in Betracht gezogen werden. Eine permanente Blockade darf nur ins Auge gefaßt werden, wenn zuvor eine temporäre Blockade des linken N. phrenicus den Schluckauf erfolgreich zum Stillstand gebracht hatte, ohne daß dabei die Lungenfunktion gefährdet worden war. Selten ist eine beidseitige Blockade des N. phrenicus erforderlich.


Hartnäckiger (oder rezidivierender) Singultus ist die seltene Manifestation einer Vielfalt von neurologischen, thorakalen und gastrointestinalen Erkrankungen. Durch eine sorgfältige Anamnese und die körperliche Untersuchung läßt sich der Großteil dieser Leiden ausschließen. Mit einfachen Röntgenuntersuchungen und Labortests können die noch verbleibenden Störungen abgeklärt werden. Besonders wichtig ist die sorgfältige Untersuchung zum Ausschluß von Tumoren des distalen Ösophagus und proximalen Magenanteils. Es wurde auch bei einer kleinen Patientenzahl berichtet, daß der Schluckauf durch Entfernung eines Haares aus dem inneren Gehörgang zum Stillstand gebracht werden könnte, was darauf hinweist, daß auch eine otolaryngologische Untersuchung erfolgen sollte.