Soziales Netz

Aus Familienwortschatz
Version vom 30. Januar 2014, 19:44 Uhr von Admin (Diskussion | Beiträge) (1 Version: Domainwechsel)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Soziales Netz, Soziales Netzwerk sind neben der alltäglichen Bedeutung auch Fachbegriffe der Psychologie für bestimmte Beziehungen einer Person. Es können bestehende, auch latente (nicht sofort erkennbare) Beziehungen einer Person sein.

Kennzeichen ist dabei die Erbringung (irgend-)einer Form von Unterstützung. Unterstützung findet tendenziell als Austausch in beide Richtungen statt: finanziell, direkte Leistungen, Informationen und Austausch über Bewertung von Vorgängen. Der Tausch muss nicht "gleichwertig" sein. Er kann zeitverzögert erfolgen oder erwartet werden.

Die Unterstützung trägt zum Wohlbefinden bei und vermindert Streßbelastung (Stress).

Das soziale Netzwerk eines Individuums erlaubt Rückschlüsse über Form und Intensität von Kontakten und der Bedeutung dieser Kontakte bei der Bewältigung von Situationen des Alltags und bei der Konfrontation mit belastenden Lebenssituationen.

Möglichkeiten der Beschreibung

graphisch

  • Aufgemalt auf einem Blatt Papier stellt es sich wie ein Fischnetz dar, bei dem die Knoten die zusammenlaufenden Beziehungen der einzelnen Personen sind. Um einen Knoten zunächst nur vier weitere. Indirekt aber viele andere.
  • Als Kreise: In immer entfernteren Kreisen wird die Person von Partner, Kindern, Freundinnen, Nachbarinnen und Bekannten umgeben.

als Verhaltensbeobachtung

Wer besucht wie oft diese Person? Gegenbesuche?
(Auch über Befragung beschreibbar)

Anzahl der Personen / Größe

Die Anzahl der Personen im individuellen Netzgeflecht ist im Lauf des Lebens relativ gleichbleibend. Die durchschnittliche Netzwerkgröße 5 bis 1O Personen. Größe nicht von Lebensalter, sondern mehr vom Geschlecht abhängig und den sozial¬ökonomischen Bedingungen.

Die soziale Gruppen- oder Schichtzugehörigkeit

Personen mit geringem Status, geringer Bildung und geringem Einkommen haben kleinere Netzwerke, die primär aus Familienangehörigen bestehen.

Bei Mittelklassefamilien werden Geschenke und Geld ausgetauscht, bei armen Familien eher instrumentelle Unterstützung.

Ältere Personen mit geringer Bildung und geringem Einkommen äußerten signifikant mehr Gefühle von Einsamkeit als besser gestellte Ältere. Auch bei hilfsbedürftigen älteren Menschen besteht das soziale Netz im Durchschnitt noch aus 9 Personen.

In einer großen Untersuchung (Mugsla, ca. 1995) in der BRD erhielten diese SeniorInnen von durchschnittlich 1,8 Personen Instrumentelle Hilfe. Über die Lebensspanne werden convoys of social support (deutsch: Konvoi; Gruppe von Personen, die sich gegenseitig unterstützen) beschrieben. Also weitgehend stabile Gruppierungen mit differenzierten Aufgaben. Der Begriff bezeichnet den dynamischen Aspekt des sozialen Netzwerks über den Lebenszyklus (soziale Interaktion).

Erst im hohen Alter sterben immer mehr weg und besonders gravierend ist der Verlust der jeweiligen Vertrauensperson (engl. significant other), mit der sie/er sich aussprechen kann.

Oft wird vorher die Bedeutung dieser Unterstützungsform gar nicht als solche wahrgenommen. Diese Vertrauensperson ist für Männer fast immer die Ehefrau; aber für die Frauen häufig jemand aus der Töchtergeneration (auch bereits zu Lebzeiten des Ehemanns).


Langfristige Folgen

Manche sagen Einsamkeit sei ein Risikofaktoren wie Übergewicht oder Bewegungsmangel. Dies haben die Psychologen Julianne Holt-Lunstad und Timothy Smith von der Brigham Young University in Utah, USA, gemeinsam mit einem Kollegen 148 Studien mit insgesamt über 308.000 Menschen darauf analysiert, ob sich ein Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein von sozialen Netzwerken und dem Sterberisiko (Lebenserwartung) nachweisen lässt. Die Studienteilnehmer wurden im Schnitt über 7,5 Jahre hinweg beobachtet und hatten ein Durchschnittsalter von 64 Jahren. Dabei ging es nicht nur um eine Partnerschaft sondern vielmehr um die allgemeine soziale Integration der Menschen. Demnach haben Menschen mit einem guten Freundes- und Bekanntenkreis gegenüber Menschen mit einem geringen sozialen Umfeld im Schnitt eine um 50 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit alt zu werden! Isolation ist demnach genau so gefährlich, wie wenn man täglich 15 Zigaretten rauchen würde.

Siehe auch:

Literatur

  • Julianne Holt-Lunstad, Timothy B. Smith, J. Bradley Layton: Social Relationships and Mortality Risk: A Meta-analytic Review. in PLoS Medicine (engl. July 2010-Ausgabe; Hrsg. u.a: Patrick O. Brown, Stanford University School of Medicine; Michael B. Eisen, Assistant Professor of Genetics, Genomics and Development, Department of Molecular and Cell Biology der University of California, Berkeley.
  • Sabine Kühnert (1991): Das Verhältnis zwischen Angehörigen von HB und Mitarbeitern im Altenpflegeheim. Begegnungsformen , Konflikte, Kooperation. Lang, Frankfurt a / M.
  • Ursula Lehr (1991, 7.A): Psychologie des Alterns. Quelle und Meyer, Heidelberg.
  • Christian Karls: Eine Gesellschaft ohne Einsamkeit? Wie Handlungsmöglichkeiten für Quartiersentwicklung und soziale Arbeit aussehen. In: ProAlter - Heft 4, 22. Dezember 2008, Seite 33-39

Siehe auch:

Weblinks


vgl. Wikipedia: "Soziales Netzwerk (Soziologie)"




vgl. Wikipedia: "Soziale Isolation"