Theorieanalyse

Aus Familienwortschatz
Version vom 30. Januar 2014, 19:46 Uhr von Admin (Diskussion | Beiträge) (1 Version: Domainwechsel)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Theorieanalyse ist laut Walker und Avant die systematische Untersuchung einer Theorie auf

  • ihre Bedeutung,
  • ihre logische Stimmigkeit
  • ihren Nutzen
  • ihre Allgemeingültigkeit
  • Einfachheit und
  • Überprüfbarkeit


Strategie

Die Theorie wird in Elemente aufgeteilt. Diese werden sowohl einzeln untersucht als auch in ihren Beziehungen zueinander:

  • Prüfung auf Validität und Annäherung auf „wirkliche Welt“
  • Die Theorieanalyse ist eine Methode um zu bestimmen, „was“ getestet werden sollte, wobei sie oft auch angibt „wie“ dies geschehen sollte
  • Theorieanalyse macht es möglich, den Inhalt und die Struktur einer Theorie zu prüfen, ohne die Struktur oder den Inhalt selbst beurteilen zu müssen
  • Das Hauptziel der Analyse ist Beurteilen nach Kritierien empirischer Wissenschaft; um etwas wissenschaftlich beurteilen zu können, muss man die eigenen Wertvorstellungen außer Acht lassen und den Gegenstand der Analyse objektiv nach Maßgabe der in der eigenen Wissenschaft üblichen Kriterien für Wissenschaftlichkeit betrachten.
  • Evaluation einer Theorie erst nach gründlicher Analyse


Zweck der Theorieanalyse

  • Bestimmung der Stärken eine Theorie -> um Praxis anzuleiten
  • Bestimmung der Schwächen der Theorie -> für Forschung (um die Durchführung einer Studie zu rechtfertigen)
  • Erkennen von Notwendigkeit eines Ausbaus oder einer Verdeutlichung der Theorie


Nutzen der Theorieanalyse

  • stellt ein objektives und systematisches Verfahren für die Überprüfung einer Theorie dar und kann zu neuartigen Einsichten und Formulierungen führen
  • Erweiterung der Wissensbasis einer Disziplin


Vorgehensweise der Theorieanalyse

  1. Ursprung der Theorie bestimmen
  2. Bedeutung der Theorie prüfen
  3. logische Stimmigkeit der Theorie analysieren
  4. Nützlichkeit der Theorie ermitteln
  5. Grad der Allgemeingültigkeit und Einfachheit der Theorie feststellen
  6. Überprüfbarkeit der Theorie bestimmen (Popper, 1961)


Ursprung

  • Die Ursprünge einer Theorie beziehen sich auf die ursprüngliche Formulierung dieser Theorie
  • induktiver oder deduktiver Gestalt
  • empirische Belege vorhanden, um die Theorie zu widerlegen/stützen
  • Theorie sorgfältig studieren -> Hauptideen oder –begriffe erkennen -> relationale Thesen herausarbeiten
  • Beschäftigung mit der gesamten aus der Theorie hervorgegangenen Forschung
  • Bestimmung, inwieweit die Thesen der Theorie durch die Forschung bestätigt oder widerlegt werden können
  • Blickpunkt „Null-Hypothese“: kann sie verworfen werden, bestätigt das die Theorie, bzw. Anerkennung der Hypothese
  • um eine Theorie zu verstehen, ist Zweck und Ursprung sehr wichtig für Analyse


Entstehung

  • deduktiv (von einem allgemeineren Gesetz aus); Die Theorie wurde von einer anderen Theorie entwickelt
  • induktiv (von empirischen Daten aus); Die Theorie wurde aus der Beobachtung von Beziehungen zwischen Daten oder in der Feldforschung entwickelt


Bedeutung

Die Bedeutung einer Theorie ergibt sich aus den Begriffen einer Theorie und daraus, wie diese aufeinander bezogen sind

  • Reflektiert die Sprache der Theorie; Untersuchung der Sprache als Ziel
  1. Identifizierung der Begriffe: man sucht nach dem Hauptgedanken der Theorie
  2. Art der Begriffe festlegen
    • elementar: Bedeutung aus der allgemeinen Erfahrung der Disziplin; kann nur mit Hilfe von Beispielen definiert werden
    • abstrakt: räumlich und zeitlich nicht begrenzt und nicht direkt messbar
    • konkret: sind räumlich und zeitlich begrenzt und direkt messbar
    • Wichtig ist, dass der Theoretiker die Begriffe der Theorie durchgängig konsequent, so wie sie definiert sind, verwendet oder nicht!!!
    • Definition und Verwendung prüfen:
      • theoretische Definition
        • verwendet andere theoretische Termini, um einen Begriff zu definieren
        • ist ziemlich abstrakt
        • benutzt untergeordnete Begriffe, um übergeordnete zu definieren
      • operationale Definitionen
        • sind nützlich zur Forschung
        • engen Begriff künstlich ein
        • enthalten ein Verfahren, um zu bestimmen, ob ein Phänomen ein Beispiel für einen Begriff ist oder nicht
        • sollten den theoretischen Definitionen genau entsprechen
      • deskriptive Definition
        • zählt die Attribute einfach nur auf
        • sagt nichts über den Kontext aus, in dem der Begriff verwendet wird
        • benennt keine Testoperationen
      • keine Definition
        • meist sehr frühes Stadium der Theoriebildung
        • gar nicht gut für Analyse
  3. Identifizierung der Thesen
    • Relationale Thesen sind Thesen, die zum Ausdruck bringen, auf welche Weise sich die Begriffe aufeinander beziehen; meist in der „Darstellung der Ergebnisse“ (bei Forschungsberichten) oder „Hypothesen“ zu finden
    • zuerst nach den expliziten Thesen suchen, dann die impliziten oder angedeuteten Thesen suchen
    • Suche nach Verbindung zwischen den Begriffen!!!
    • Untersuchung der Beziehungen:
      • Die Beziehungen zwischen den Begriffen zu untersuchen, so wie sie in den Thesen zum Ausdruck kommen, bedeutet, zu bestimmen:
      • um welche Typen von Beziehungen es sich handelt
      • innerhalb welcher Grenzen sie gelten
      • ob die Thesen konsistent verwendet werden und
      • ob jede These die entsprechende empirische Validität hat
    • Ist die Art der Beziehung
      • kausal: ein Begriff ist unmittelbares Resultat eines anderen Begriffs
      • assoziativ: beinhalten eine positive, eine negative oder eine nicht-bekannte Beziehung zwischen zwei Begriffen
      • linear: einfachste zu bestimmende und testende Beziehung (Formen: nicht-linear, kurvenlinear, exponentielle Kurven)
  4. Bestimmung der Grenzen
    • innerhalb dieser bewegt sich die Theorie
    • Grenzen bestimmen sich durch den aktuellen Inhalt der Theorie
    • Formen: Theorien mittlerer Reichweite, usw
    • Geltungsbereich hochabstrakt ‡ inhaltlich weit gefasst ‡ auf eine große Anzahl von Fällen anwendbar
    • Geltungsbereich genau festgelegt ‡ nur auf eine ganz spezielle Art von Fällen anwendbar
  5. Prüfung, ob der Gebrauch der Thesen konsistent ist
    • betrifft Thesen und Definitionen
    • Thesen sollte immer gleich verwendet werden von Theoretikerin
  6. Bewertung der empirischen Belege für die Thesen:
    • Validität für Forschungsergebnisse:
      • entsprechen die Forschungshypothesen genau den theoretischen Begriffen?
      • sind die Auswahlkriterien und die Größe der Stichprobe angemessen?
      • ist die Methodologie stimmig und für die vorgeschlagene Hypothese geeignet?
      • ist die Datenanalyse genau und angemessen?
      • werden die Forschungsergebnisse genau wiedergegeben?
      • sind die Schlussfolgerungen gerechtfertigt?
      • lassen sich die Ergebnisse der Studie reproduzieren?

logische Stimmigkeit

  • bestimmt sich durch die logische Struktur der Begriffe und Thesen unabhängig von ihren Bedeutungen
  • Genauigkeit der Prognosen, die anhand der Theorie aufgestellt werden können, werden untersucht
  • oft ist es hilfreich, eine Art Matrix zu erstellen die alle spezifizierten und unspezifizierten Beziehungen der Theorie zusammenstellt


Bedeutsamkeit: Eine Theorie kann für einen Wissenschaftler große Bedeutung haben, allerdings für ein Praxismitglied nur sehr wenig Bedeutung haben

  • damit eine Theorie Sinn macht, muss sie zu neuen Einsichten oder zu einem besseren Verständnis eines Phänomens führen


logische Fehlschlüsse:

  • nach logischen Fehlern suchen
  • hier wird der induktive bzw. deduktive Ursprung der Theorie wichtig
    • bei deduktiver Theorie gilt: wenn alle Prämissen wahr sind, sind auch die Schlüsse oder Schlussfolgerungen aus diesen Prämissen wahr
    • Dazu: Literaturprüfung und Auswertung aller unterstützenden Belege
    • Wahrheit stützt sich daher in diesem Fall auf die Validität der Forschungsergebnisse, auf der die ursprünglichen Prämissen basieren
    • eine induktive Theorie ist nie logisch zwingend; hier ist Schlussfolgerung nicht so einfach


Nützlichkeit

  • es geht darum, ob die Theorie in ihrer Disziplin auf praktikable Weise zu einem besseren Verstehen und zu vorhersehbaren Ergebnissen beiträgt
  • wie hilfreich ist die Theorie für einen Wissenschafter, ein Verständnis für ein in Frage stehendes Phänomen zu entwickeln
  • eröffnet eine Theorie neue Einsichten, ermöglicht sie dem Wissenschaftler einen neuen Zugang zum Untersuchungsgegenstand


Bestimmung der Nützlichkeit einer Theorie:

  • wie viele Forschungsarbeiten hat die Theorie hervorgebracht?
  • für welches spezielle pflegepraktische Problem ist die Theorie relevant?
  • besitzt die Theorie das Potential, die Pflegepraxis, die Ausbildung und das Management oder die Forschung zu beeinflussen?


Generalisierbarkeit/Übertragbarkeit

  • bezieht sich auf den Umfang an Verallgemeinerungen, die mittels der Theorie möglich werden
  • bezieht sich darauf, in welchem Ausmaß eine Theorie verwendet werden kann, um Phänomene zu erklären oder vorherzusagen
    • Theorie auf ihre Grenzen untersuchen
    • Kontrolle der Unterstützung durch Forschungsarbeiten
    • je weiter der Horizont einer Theorie, um so generalisierbarer ist sie
    • je umfassender sie angewendet werden kann, desto generalisierbarer ist sie


Einfachheit

  • es geht darum, ob eine Theorie möglichst einfach und kurz formuliert werden kann und dabei trotzdem vollständig ist, um ein in Frage stehendes Phänomen zu erklären
  • wie einfach oder komplex erklärt eine Theorie ein Phänomen
  • ein komplexes Phänomen einfach und kurz erklären, ohne dabei den Inhalt, die Struktur oder die Vollständigkeit zu opfern
  • gehen Thesen nicht klar hervor, auch aus Diagrammen, ist die Theorie nicht einfach

Überprüfbarkeit

  • es geht um die Frage, ob eine Theorie durch empirische Daten verifiziert werden kann
  • eine Theorie, die starke empirische Beweise hat, die sie stützen, ist eine stärkere Theorie, als eine, die es nicht tut
  • eine Theorie, die keine Hypothesen hervorbringen kann, ist für Wissenschafter nicht nützlich und erweitert auch nicht unsere Wissensbasis


Vorteile von Theorieanalyse

  • Einblick in die Beziehungen zwischen den Begriffen und in die Verknüpfung der Beziehungen untereinander bekommen
  • ermöglichen die Stärken und Schwächen einer Theorie herauszubringen
  • werden noch nicht getestete Verknüpfungen entdeckt, ist dies ein Anstoß, sie zu testen ‡ Festigen der Theorie und Wissensbasis
  • brauchbare Strategie, um Felder aufzuzeigen, wo noch weiter gearbeitet werden muss

Nachteile von Theorieanalyse

  • es werden nur Teile der Theorie und deren Beziehung zum Ganzen untersucht
  • kann nur aufzeigen, was fehlt, aber keine neuen Informationen hervorbringen
  • erfordert eine kritische Bewertung der unterstützenden Belege


Verwendung der Ergebnisse aus der Theorieanalyse

  • Lehrveranstaltungen
  • Praxis von Pflegenden um Kompetenz zu erwerben bei Pflegeinterventionen
  • Forschung
  • Theoriebildung



siehe auch

Literatur

Weblinks