Tonsillektomie durch Coblation

Aus Familienwortschatz
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Ein Patient berichtet

Der Patient(ich) ist 24 Jahre alt, Nichtraucher und lebt vital. Seit dem 18. Lebensjahr hat er rezidivierende Mandelentzündungen,die aber nur teilweise mit Antibiotika behandelt wurden.

Operation: Die Ärzte schieben mich in den OP-Saal, der HNO- Facharzt ist ganz stolz auf seinen Coblator 2 von ArthoCare (wohl die neue Generation, teuer meint er). Der Anästhesist (Narkosearzt) verpasst mir eine Ladung: nach einer Minute fühlt es sich an wie ein starkes High.

Als ich aufwache habe ich keine Schmerzen, der Doktor erklärt mir das meine Mandeln sehr groß sowie stark vernarbt waren, da ich wohl einige Mandelentzündungen hatte, die nicht ausreichend mit Antibiotika (Homöopathie eben) behandelt wurden. Ich bin noch etwas benommen und fasel vor mich hin und die Belegschaft amüsiert sich köstlich. Dann erzähle ich von meinem Traum während der OP, der Arzt kommt damit nicht klar.

  • Tag 0: Ich wache auf, 6 Uhr, die Schwester spritzt mir Schmerzmittel in meine Infusion, nur beim Schlucken & Reden habe ich leichte Beschwerden. Der Schmerz ist erträglich, eigentlich dachte ich es wird schlimmer. Der Arzt kommt vorbei und meint es entwickelt sich gut, da bei der Coblation das Gewebe sehr sanft abgetrennt wird. Mein Gaumen, Zäpfchen sowie die Zunge sind stark angeschwollen, nach einem Blick in den Spiegel sieht das ganze schon besser aus. Ich habe schon eine kleine Kruste an der Stelle der Mandeln. Hin und wieder Spucke ich Blut sowie kleine Gewebeteilchen aus, der Arzt meint das geht klar. Ich leg mich wieder schlafen. Zum Mittag und Abendessen gibts ein Geleezeug, Tee, Früchte und Eis. Viel Eis. Die Schwester legt immer schön nach. Der Doc meint, das hilft beim Verkrusten der Schleimhäute und ich sollte das am besten den ganzen Tag essen. Abends drückt mir der Arzt wie verlangt das Glas mit meinen Mandeln in die Hand. Sehen riesig aus, würde schätzen so ca 2x2x3 cm. Sex ist heute nur beschränkt möglich, ich würde ihn als passiv bezeichnen.
  • Tag 1: Nach dem Aufwachen ist der Schmerz jedes mal stärker, man sollte auch vermeiden ruckartig nachts die Position zu verändern, das tut weh. Die Schwester kommt und es gibt zum letzten mal Schmerzmittel in der Infusion. Heute werde ich schon entlassen. Der Arzt verschreibt mir eine antibakterielle Mundspühlung sowie Tramacet, ein Paracetamol-Derivat und rät mir davon ab andere schmerzstillende Medikamente zu schlucken, einige (z.b. Aspirin) enthalten Säure und Verdünnen das Blut, das erhöht das Risiko einer Nachblutung. Ich nehm mir seinen Rat ausnahmsweise zu Herzen, fahr zur Apotheke und besorg' mir die Tabletten. Der Arzt meinte die Schmerzen werden ca 3-5 Tage nach der Operation sehr viel stärker, dann legt sich das ganze und ich solle in einer Woche schmerzfrei sein. Bis jetzt sind die Schmerzen noch erträglich, nur Schlucken tut weh. Leise reden ist kein Problem, der Speichelfluss nervt etwas, deshalb hab ich mir einen kleinen Spucknapf neben das Bett gestellt. "Meine" Putzfrau findet das garnicht lecker. Aber die hatte ja auch keine Mandel-OP. Zusätzlich habe ich mir noch eine Eiskrawatte selbstgemacht. Zerkleinerte Eiswürfel in Gefrierbeutel und dann ab an den Hals damit. Ein Schal hilft bei der Befestigung. Vor dem Schlafengehen habe ich noch ein flaues Gefühl im Magen, fühlt sich an als Muss ich brechen. Deshalb esse ich noch ein bisschen Toast und leg mich schlafen. Sex ist heute wieder aktiv möglich, aber immer schön langsam machen, wegen dem Blutdruck.
  • Tag 2: 2.25 Uhr, ich wache mit Schmerzen auf, nehme eine Tablette und schlafe exakt 3 Stunden bis zum nächsten schmerzausgelösten Weckruf. Diesmal nehme ich nicht schonwieder eine Tablette und schlafe nach einiger Zeit wieder ein. Nebenbei erwähnt schnarche ich jetzt nicht mehr, vor der OP soll mein Schnarchen ziemlich laut gewesen sein (wie man mir sagte). Heute geht es mir schon etwas besser. Ich nehme alle 5 Stunden eine Tablette, der Speichelfluss ist nach wie vor erhöht, durchaus lästig. Normales reden fällt mir schon sehr viel leichter und die Kruste in meinem Hals färbt sich stellenweise dunkelbraun, es sind aber auch noch weiße Punkte zu sehen. Die Gaumenmandel ist ebenfalls abgeschwollen, so habe ich beim Husten jetzt keinen Brechreiz mehr. Leider strahlen die Schmerzen nachts etwas auf das Ohr aus, ist lästig. Am besten schlafe ich mit geöffnetem Mund in Seitenlage. Eine erhöhte Kopfposition ist auch von Vorteil und lindert teilweise den Schmerz. Zum Mittagessen gibts Kartoffelbrei, soll laut Pflegewiki sehr gut sein. Fortlaufend nehme ich viel Eis zu mir, die Eiswürfelmaschine in meinem Kühlschrank kommt mit der Produktion garnicht hinterher. Zwischendurch esse ich in Gemüsebrühe aufgelösten Toast, das geht flüssig den Hals runter. Die Gefahr einer postoperativen Nachblutung ist jetzt wohl vorbei, auch in Nase und Mund finde ich keine Spuren von Blut. Das Risiko soll laut Hersteller sowie Studien aufgrund des Coblationsverfahrens sehr gering sein. Bisher habe ich mir noch nicht die Zähne geputzt, spüre aber wie sich die Bakterien rasch ausbreiten, deshalb spühle ich mir den Mund vorsichtig etwas mit verdünntem Mundwasser aus. Danach am besten den Mund noch mehrmals auswaschen, da sonst später Menthol in euren Rachen gelangen könnte.
  • Tag 3: Ich schlafe ziemlich lange, nach dem Aufwachen habe ich wie immer schmerzen. 2 Tabletten helfen. Mittlerweile ist die Schicht auf meiner Wunde durchgehend gelb/weißlich, das dürfte die Fibrinschicht sein. Tagsüber kann ich schonwieder normal reden, der schmerz beim Schlucken kalter Getränke tendiert (bei ausreichender Medikation) gegen Null. Essen kann ich jetzt auch schonwieder ein paar härtere Sachen, allerdings habe ich noch knapp 3 Kilo Kartoffelbrei im Kühlschrank. Nutze 3x täglich die antibakterielle Mundspühlung die mir der Doc verschrieben hat und putze mir auch fleissig die Zähne. In den Tagen nach der OP haben sich in meinem Mund fleissig die Bakterien vermehrt. Das letzte was ich jetzt gebrauchen kann, ist eine Infektion. Am Abend treten schlagartig gegen 23.30 Uhr heftige punktuelle Kopfschmerzen ein. Ich nehme meine Tabletten und Sie werden schwächer.
  • Tag 4: Der Fibrinauswurf hat begonnen. Meine Schmerzen sind wie vom Arzt prophezeit stark gestiegen. Der Schmerz straht jetzt auch wieder auf die Ohren aus, fühlt sich wie eine Mittelohrentzündung an. Bei einem Blick in den Hals sehe ich sofort das an manchen Teilen die Fibrinschicht schon abetragen ist, immerwieder spucke ich gelben Schleim und vereinzelt kleine Gewebeteilchen aus. Da in dieser Zeit die Nachblutungsgefahr wieder steigt, mache ich mir sofort eine Eiskrawatte und schone mich. In den letzten 2 Tagen bin ich etwas schläfrig, 12-14 Stunden nachts, und tagsüber nochmal 2-3. Im laufe des Tages gings mir schonwieder etwas besser, dachte ich lass die Tabletten für heute abend mal weg, aber gegen 18 Uhr ist die Sache klar, klassischer Fall von selbstüberschätzung. Also direkt wieder nachgelegt. Man sollte auch nicht direkt nach dem Aufwachen aus dem Bett springen, das verursacht schmerzen. Am besten den Kreislauf locker in Schwung kommen lassen, die Tabletten nehmen und noch eine halbe Stunde den Körper langsam anlaufen lassen.
  • Tag 5: Ich wache nachts 3 mal auf. Jedes mal mit Schmerzen. Die stärksten bisher. Ich hoffe das es mir morgen oder übermorgen schon besser geht. Hier und da werfe ich Fibrinschleim aus, manchmal sind auch kleine Gewebeteilchen sowie Blut dabei. Der Schmerz ist zur Zeit sehr auf eine Stelle konzentriert, ich denke dort ist die neue Mundschleimhaut schon fertig ausgebildet. Schmerztabletten nehme ich heute mehr als verschrieben, sollte aber kein Problem sein. Nachts habe ich sehr heftig geschwitzt.
  • Tag 6: Heute schlafe ich durch, ohne Unterbrechnung. Nach dem Aufwachen die stärksten Schmerzen, morgen müsste es besser werden. Der Schmerz konzentriert sich stark auf eine Stelle, schlucken fällt schon sehr viel leichter. Der Fibrinausstoß erreicht seinen Höhepunkt, ich speihe das Zeug wie ein Feuerdrache.
  • Tag 7: Der Tag beginnt wie immer mit einer Tablette, nach ner Halben stunde gehts dann los. Heute gehts mir schon besser, Toast, Kekse, alles kein Problem mehr. Schmerz ist mittlerweile schwächer, exakt wie vom Arzt vorausgesagt. Im Laufe des Tages nehm ich noch 4 Stück, ansonsten fühl ich mich jetzt auch schon wieder vital, und fahr mal zum Baumarkt für ein kleines D-I-Y Projekt. Vorsichtshalber kauf ich mir noch ne Maske, für die Farbdämpfe und Sägespäne.
  • Tag 8: Wow, nach dem aufstehen direkt nurnoch sehr geringe Schmerzen, aber da ich keine Schmerzen mag, direkt ne Tablette. Tagsüber kehrt der Alltag zurück, ich traue mich sogar schon wieder an einen längeren Spaziergang, aber danach erstmal den Mund gut ausgespüglt mit der antibakteriellen Spühlung, will ja keine Entzündung. Essen und Trinken geht jetzt wieder wie früher, auch Kohlensäure und Saure Sachen sind fast kein Problem mehr. Bei einem Blick mit der Taschenlampe in meinen Rachen sehe ich jetzt schon überall meine neue Mundschleimhaut. Fibrinbeläge sind nichtmehr zu sehen und ich huste auch nurnoch selten.