Transfusionstherapie

Aus Familienwortschatz
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Bei einer Transfusion wird Eigen- oder Spender-Blut infundiert.

Das Verabreichen einer Bluttransfusion ist eine unbedingt nicht delegierbare ärztliche(!) Tätigkeit (Müller-Eckhardt, Transfusionsmedizin, Springerverlag, 3. Auflage[1])

Ziele der Transfusionstherapie

Innerhalb der Infusionstherapie stellen die Transfusionen eine ergänzende Therapie hierzu dar, z.B. bei:

  • der Volumensubstitution
  • der Anforderung, die Sauerstofftransportkapazität zu erhöhen
  • der Substitution von Gerinnungsfaktoren

Trotz großer Fortschritte auf dem Gebiet der Transfusionsmedizin kommt es bei ca. 2% aller durchgeführten Transfusionen zu Zwischenfällen. Die häufigsten Risiken sind:


  • Immunologisches Risiko:
pyretische Reaktionen
anaphylaktische Reaktionen
hämolytische Reaktionen
  • Metabolisches Risiko:
Hyperthermie
Gerinnungsstörungen
Mikroaggregation
Azidose
Hämolyse
Zitratüberschuß
Luftembolie
  • Infektionsrisiko:
Kontamination
Hepatitis
Lues
Malaria
AIDS
Erythrozytenkonzentrat

Bestellung

Blutkonserven werden durch einen speziellen Anforderungsschein, welcher vom Arzt unterschrieben werden muß, im Blutlabor, in der Blutzentrale oder in der Blutbank angefordert. Wichtigste Voraussetzung hierfür ist, daß vorab die Blutgruppe bekannt ist oder aber bestimmt wurde. Gleichzeitig wird zusammen mit der Bestellung Empfängerblut zur Verträglichkeitsprobe (Kreuzprobe) in das Labor gegeben.

Lagerung

Grundsätzlich gilt, daß Blutkonserven und andere zellhaltige Präparate einer ständigen Kühlung bedürfen. Die Kühlkette, also der Transport der Konserve von den Kühlräumen der Blutbank zum Blutlabor und zur (Funktions-) Abteilung, darf nie unterbrochen werden. Für den Transport zwischen diesen Abteilungen müssen eigens dafür vorgesehene isolierende Transportbehälter verwendet werden. Wird die entsprechende Sorgfalt einmal nicht eingehalten, so darf eine davon betroffene Konserve nicht mehr verwendet werden und es muß an die entsprechende Stelle eine Meldung erfolgen.


Vorbereitung

Zu den Vorbereitungen zählt, daß die entsprechenden Präparate transfusionsfähig gemacht werden. Alle Präparate für Transfusionszwecke müssen erwärmt werden, d.h. entweder durch vorherige Entnahme aus dem Kühlschrank (2 Stunden vor Applikation) oder in bestimmten Fällen ( bei Neugeborenen, unterkühlten Patienten oder bei Massentransfusion) im Blutwärmegerät auf 37°. Das Erwärmen im Wärmebad ist unzulässig!

Bestimmte Derivate müssen je nach Anordnung verdünnt werden, z.B. Erythrozytenkonzentrate mit 0,9%iger [[NaCl]-Lösung oder aber mit Blutplasma, z.B. Humanalbumin 5%. Gefriergetrocknete Derivate müssen entsprechend der Herstellerangaben aufgelöst werden, z.B. in Aqua dest. Es ist jedoch nicht ratsam, den Vorgang des Auflösens durch Schütteln zu beschleunigen, da es zur Schaumbildung oder zu einer Schädigung der Zellen kommen kann (mechanische Hämolyse). Empfehlenswert ist eher, das Auflösen durch langsame Drehbewegungen zu unterstützen.

Durchführung

  • Die Konserve mindestens 2 Stunden vor Transfusionsbeginn dem Kühlschrank entnehmen, um sie auf Zimmertemperatur zu bringen. -> ist nicht notwendig ! Außer: bei Unterkühlung, bei mehr als 50ml/min Infusionsgeschwindigkeit, bei Säuglingen und bei Kälteantikörpern -> löst Gefäßspasmus aus.
  • Material für die Transfusion richten, spezielles Transfusionsbesteck und Filter.
  • Konserve und Begleitpapiere kontrollieren auf:
    1. Name, Vorname,
    2. Geburtsdatum,
    3. Blutgruppe,
    4. Rh-Faktor,
    5. Konservennummer,
    6. Entnahme- und Verfallsdatum.


  • Transfusion vorbereiten
    • Bei Plastikbeuteln muß die Abreißlasche aufgezogen und der Dorn des Transfusionsbesteckes vorsichtig, ohne Gewalt und Außenberührung, eingestochen werden.
    • Der Blutspiegel muß sich in der Tropfenkammer über der Filterhöhe befinden.
    • Es ist unbedingt darauf zu achten, daß das gesamte System frei ist von Luftblasen.
  • Nach neuesten Bestimmungen muß auch ein zusätzlicher Filter zwischen Beutel und Besteck geschaltet werden.

Ärztliche Tätigkeit

  • Bedside-Test durchführen und nach einwandfreier Übereinstimmung die Verbindung zwischen dem Transfusionsbesteck und dem venösen Zugang herstellen. Dabei auf sichere Fixierung achten!
  • Biologische Verträglichkeitsprobe durchführen. Wenn keine Reaktionen auftreten, die Transfusion mit einer Tropfgeschwindigkeit von 40 bis 60 Tropfen/Minuten oder je nach Anforderung fortsetzen.
  • Regelmäßige engmaschige Vitalzeichenkontrollen durchführen, die Ergebnisse und mögliche objektive und subjektive Symptome dokumentieren.

Reaktionen des Patienten

  • Unruhe
  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Rötung des Gesichts
  • Temperaturanstieg
  • Fieber und Schüttelfrost
  • Blutdruckabfall, Tachykardie und Tachypnoe
  • Schmerzen: retrosternal und in der Lendenregion
  • Hautrötung und Urticaria können bei wiederholter Transfusion auf eine allergische Reaktion hinweisen

Merke:

In allen Fällen die Infusion sofort abbrechen und den Arzt benachrichtigen!
Venösen Zugang unbedingt belassen, um Notfallmedikamente injizieren zu könnnen!

Entfernung der Transfusion

Den Schlauch des Transfusionsbesteckes abklemmen, dabei Kontamination vermeiden. Die Verbindung zum venösen Zugang lösen, den Zugang mit z.B. isotoner Kochsalzlösung spülen und mit Mandrin abstöpseln bzw. mit einer Infusion offenhalten.

Der Transfusionsbeutel muss dann zusammen mit dem verbleibenden Rest für 24 Stunden aufbewahrt werden. Dies dient dem Zweck, bei eventuell auftretenden Spätreaktionen, Nachuntersuchungen anstellen zu können, diese werden nicht aus dem eigentlichen Transfusionsbeutel entnommen, sondern aus den luftdicht verschweißten Schläuchen, die mit am Transfusionsbeutel hängen und eine ausreichende Menge des Blutproduktes enthalten.

Transfusionsbericht ausfüllen:

  • Beginn,
  • Verlauf,
  • Ende und
  • evtl. Reaktionen auf die Bluttransfusion

... eintragen und anschließend vom Arzt bzw. Ärztin unterschreiben lassen und an die Blutzentrale zurücksenden. Ein Exemplar wird jeweils in das Krankenblatt eingeheftet.