Transnasale Magensonde

Aus Familienwortschatz
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Die transnasale Magensonde wird...


Vorbereitung und Platzierung

  • Sondenauswahlkriterien
  • Materialvorbereitung
  • Patientenvorbereitung
  • Durchführung der Platzierung

Gründe für die Sondierung des Magens

  1. Diagnostik
    • Magensaftdiagnostik wie z.B. Magennüchternsekret auf Tbc, pH-Metrie
  2. Therapie
    • Ableitung von Magensaft als Vorbereitung auf OP, prophylaktisch oder postoperativ
    • Magenspülung z.B. bei Intoxikationen
  3. Ernährung
    • enterale Ernährung mittels flüssiger Nahrung unter Umgehung des oro-oesophagealen Bereiches

Indikationen für eine Ernährungssonde

  • Darf nicht essen: OP im Mund-, Oesophagusbereich, traumatische Veränderungen im oro-oesophagealen Bereich
  • Kann nicht essen: Störungen im ZNS, bewußtlose Patienten, gelähmte Patienten (Apoplex,Schädel-Hirntrauma, Behinderungen), Kau- und Schluckstörungen
  • Will nicht essen: Eßstörungen wie z.B. Anorexia nervosa, psychische Störungen wie z.B. Depressionen,Demenz, Schmerzen aufgrund entzündlicher Prozesse

Kontraindikationen

  • Ulkusleiden
  • Erkrankungen des Ösophagus
  • Ernährung länger als 30 Tage
  • Tumore im Mund / Rachenraum
  • Gastrointestinale Blutungen

Kontraindikationen für die enterale Ernährung

Intubation und Beatmung sind keine Kontraindikationen für eine enterale Ernährung

Vorteile der enteralen Ernährung

  • Verhinderung der Dünndarmatrophie
  • stellt eine nartürlichere Form der Ernährung dar
  • kann alleine oder in Kombination mit der parenteralen Ernährung dürchgeführt werden
  • Verminderung der Infektionsgefahr durch ZVK


Ernährungssonden

Magensonden (nasogastrische Verweilsonden)

  • 75 cm lang, Ch 8-18, aus Polyurethan oder Silikonkautschuk
  • Entfernung Naseneingang -Kardia ca. 45 cm
  • Keine PVC-Sonden verwenden wegen Verletzungs- und Perforationsgefahr durch Aushärten, Druckulzerationen!
  • Korrekte Lage durch Röntgenaufnahme überprüfen
  • Vorteil: einfache Sondenanlage
  • Nachteil: Aspirationsgefahr bei Magenentleerungsstörung

Dünndarmsonden (Jejunalsonde)

  • endoskopische Plazierung der Sonde oder unter dem Bildwandler
  • Kontinuierliche Applikation der Nahrung über eine Ernährungspumpe

Material

  • Geeignete Sonde
  • Gleitmittel, Schleimhautanästhetikum
  • Glas mit Wasser
  • Nierenschale mit Zellstoff
  • Schutztuch
  • Einmalhandschuhe
  • 20 ml Spritze
  • Material zur Sondenfixierung
  • Indikatorpapier
  • Stethoskop
  • Fettstift


Patientenvorbereitung

  • Information des Patienten (Sinn und Ablauf der Maßnahme, evtl. Nüchternbleiben bei Diagnostik),Türen und Fenster schließen,
  • evtl. Sichtschutz (Patienten vor Blicken von Mitpatienten schützen)
  • Vorbereiten und Bereitlegen der Materialien : sterile Ernährungssonde mit evtl. Führungsmandrin, Gleitmittel (z.B. Cathejell® Kathetergleitgel, Instillagel), Schleimhautanästhetikum, Glas mit Wasser, Nierenschale mit Zellstoff, Schutztuch, Einmalhandschuhe, Spritze 20ml, Material zur Sondenfixierung(Pflaster, Schere), Indikatorpapier, Stethoskop, Abwurfbehälter
  • Patienten positionieren oder halbaufrechte Position 45° (Oberkörperhochlagerung)
  • Nase reinigen mit Schleimhautdesinfektionsmittel

Durchführung

  • Patient entspannen lassen
  • Handschuhe anziehen
  • Abmessen der Sonde (Nasenspitze-Ohrläppchen-Magengrube, ca. 45 cm bei Erwachsenen, Nasenspitze-Bauchnabel beim Kind, Ohr-Nasenspitze-Ohr bei Säuglingen/ Neugeborenen)
  • Nase reinigen
  • Nasenschleimhaut mit Anästhetikum betäuben
  • Sonde mit Gel oder Wasser gleitfähig machen(z.B. Cathejell® Kathetergleitgel, Instillagel od. MCT-Öl)
  • Patient auffordern gleichmäßig durch den Mund zu atmen, um das Legen der Sonde zu erleichtern
  • Patient auffordern den Kopf nach vorn zu neigen und zu schlucken, damit das Einführen der Sonde erleichtert wird
  • Sonde durch den unteren Naseneingang, bis kurz oberhalb der Epiglottis einführen
  • Patienten auffordern zu schlucken, während jeden Schluckaktes die Sonde stückweise vorschieben (ggf. Schlucken durch Trinken von Wasser provozieren) Vorsicht: nicht bei Magensaftdiagnostik
  • Bei Anzeichen von Zyanose oder starken Husten, die Sonde bis oberhalb der Epiglottis zurückziehen und erneut sondieren (ggf. Pause einlegen) --> Gefahr, dass die Sonde in der Luftröhre liegt
  • Sonde bis zur Markierung 50-60cm einführen
  • Lage der Sonde kontrollieren
  • Aspiration von Sekret
  • Säurenachweis mit Indikatorpapier (für die korrekte Lage der Sonde wird mit einer Spritze Magensaft abgezogen, um den pH-Wert zu testen (siehe Herstellerhinweise))
  • Luft durch die Sonde insufflieren und das Geräusch mit dem Stethoskop im Magenbereich lokalisieren
  • richtige Lage der Sonde, kann mittels Röntgendiagnostik kontrolliert werden
  • tritt Sekretfluss ein, bestätigt das Sekret die korrekte Lage
  • bei Sonden mit Führungsmandrin, wird der Führungsdraht aus der Sonde entfernt
  • die Verweilsonde an Nasenrücken oder Wange mit Pflaster fixieren
  • Wichtig! beim Legen der Sonde Patientenbeobachtung nicht vergessen (Bewusstsein, Vitalzeichen)!!!

Patientennachsorge

  • Patient den Mund ausspülen lassen (Vorsicht!! Schleimhautanästhetikum: Aspirationsgefahr)
  • Patient über Umgang mit liegender Sonde informieren (z.B. Körperpflege, Kleiden, Pflege)
  • Patient entspannt positionieren
  • Patient nach Wohlbefinden und Wünschen fragen
  • Materialien sachgerecht entsorgen
  • Gemäß der Anordnung die „Arbeit“ der Sonde aufnehmen

Psyche des Patienten

Essen und Trinken sind nicht nur Grundbedürfnisse und ordnende Faktoren im Tagesablauf, sondern haben einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft. Neben dem Ernähren und Versorgen durch Zuführen von Nährstoffen sind Essen und Trinken auch Zeichen von Lebensqualität, Genuss, Freude und können zudem überaus kommunikativ sein. Patienten, die enteral ernährt werden, können diesem Grundbedürfniss nicht nachkommen und an diesem Ritual nicht teilnehmen. Es wird als überaus belastend empfunden, nicht mehr selbst essen zu können/zu dürfen. Der Geschmacks- und Geruchssinn wird vernachlässigt und somit auch eine Freude wie auch ein Kommunikationsmittel im Leben genommen.

Um der Verarmung des Geschmacks- und Geruchssinnes entgegen zu wirken, bietet sich die orale Stimulation an, die auch die Aspekte wie Geschmack, Geruch, Temperatur, Menge und Konsistenz beinhaltet. Durch die Stimulation werden die Geschmacks- und Geruchsnerven angeregt, intensiviert und zum Differenzieren gereizt.

Da Geruchs- und Geschmackssinn eng beieinander liegen, ist es von Vorteil, die Reizung der Sinne mit verschiedenen Düften anzuregen. Dazu eignen sich Riechfläschchen, Aromaöl sowie auch Bilder, die Assoziationen von Riech- und Geschmackerlebnissen hervorrufen. Der Mundraum kann mit einer weichen Zahnbürste stimuliert werden, welche vorher in einer von dem Patienten bevorzugten Flüssigkeit getränkt wurde. Außerdem leisten verschieden gefüllte Kompressen, getränkte Mulltupfer verschiedener Flüssigkeiten wie Saft, Cola, Tee etc. sowie das direkte Aufbringen von Honig, Nutella oder Marmelade einen hervorragenden Dienst, die Zellen anzuregen. Bei der oralen Stimulation geht es darum, den Patienten an Sinnesempfindungen teilhaben zu lassen und somit etwas "Geschmack" in den Krankenhausaufenthalt zu bringen.

Sondenpflege

Die Sondenpflege beinhaltet die Nasenpflege, den Verbandswechsel und die Reinigung der Sonde an sich.

Nasenpflege:

Material:

  • Schutzkittel
  • unsterile Handschuhe
  • Händedesinfektionsmittel
  • Wattestäbchen
  • Wasser
  • Nasensalbe zur Nasenpflege
  • ggf. Pflaster
  • Abwurf

Die Nasenlöcher sowie die Sonde werden auf mögliche Borken untersucht. Mit einem befeuchteten Wattestäbchen werden Unreinheiten entfernt, indem die Nasenwand entlang gefahren und drehend herausgezogen wird. Die Borken der Sonde, werden von oben nach unten heraus gewischt. Festere Borken gut mit Vaseline oder Öl einweichen und dann entfernen. Es ist darauf zu achten, dass die Sonde platziert bleibt. Um eine Austrocknung der Nasenschleimhaut zu verhindern, kann etwas Nasensalbe auf die Nasenwand eingetragen werden.

Soor- und Parotitisgefahr:

Patienten, die durch Sonden ernährt werden, haben ein erhöhtes Risiko an Soor- und/ oder Parotitis zu erkranken, a.G. mangelnder Speichelproduktion. Die Mundschleimhaut droht auszutrocknen und ist anfällig für Infektionen. Daher ist eine regelmäßige Mundpflege von hoher Bedeutung. Diese beinhaltet die Reinigung der Zähne durch Zahnbürste und Zahnpasta, sowie gewünschte oder verordnete Mundspülungen, wenn dieses soweit möglich ist. Anderweitig kann man den Mund bei moribunden, spirationsgefährdeten Patienten mit einem, auf eine Pean-Klemme befestigten Mulltupfer auswischen und somit für eine gereinigte, gesunde und befeuchtete Mundschleimhaut sorgen. Die mehrmals durchgeführte Mundhygiene gibt außerdem die Möglichkeit, die Mundhöhle auf Rötungen, Blutungen und Veränderungen zu inspizieren. Eine Taschenlampe und ein Spatel werden evtuell benötigt. Bei Auffälligkeiten sollte man den behandelten Arzt informieren.

Aspirationsgefahr:

Aspiration bedeutet Verschlucken und beschreibt den Vorgang, dass Nahrung in die Atemwege gelangt. Dies kann zu einer Aspirationspneumonie (Lungenentzündung) führen. Bei der Gabe von enteraler Ernährung ist es daher von großer Bedeutung, den Patienten entsprechend zu positionieren und die Speiseröhre über das Niveau des Magens zu bringen, so dass die Nahrung nicht vom Magen in die Speiseröhre zurückfließen kann. Es bietet sich an, den Oberkörper hoch zu lagern, welches ab einem Winkel von 30 Grad Wirkung zeigt. Diese Position sollte auch 30 Minuten nach der Nahrungsverabreichung eingehalten werden, um einen Rückfluss zu verhindern.

Dekubitusgefahr

Dekubitus bedeutet Wundliegen. Es kann dazu kommen, wenn die Sonde auf die Nasenwand drückt. Dies kann sehr schmerzhaft sein. Der tägliche Verbandswechsel gibt die Möglichkeit, Druckstellen frühzeitig zu erkennen und diesen entgegen zu wirken. Daher sollte das Pflaster versetzt aufgeklebt werden und die Sonde nicht unter Zug sein und vorsichtig leicht hin und her gedreht werden.

Verbandswechsel:

Zur Pflege der transnasalen Sonde gehört der tägliche Pflasterwechsel. Das Pflaster sorgt dafür, dass die Sonde nicht verrutscht und wird auf dem Nasenrücken befestigt. Das Pflaster an der Wange des Patienten sorgt dafür, dass die Sonde nicht unter Zug steht!

Material:

  • Schutzkittel
  • unsterile Handschuhe
  • Händesdesinfektionsmittel
  • Tupfer
  • Pflaster zur Fixierung
  • Abwurf


Der Verbandswechsel sowie auch die Nasenpflege ermöglichen es, die Sondenlage zu überprüfen. Die Sonde darf weder geknickt sein noch scheuern, da es zu Hautläsionen kommen kann. Diese erweisen sich als sehr schmerzhaft und bergen ein Infektionsrisiko. Das Pflaster, welches zur Fixierung dient, wird ebenfalls täglich gewechselt, um eine Hautirritation zu vermeiden. Dazu wird das alte Pflaster vorsichtig entfernt, um den Sitz der Sonde nicht zu gefährden. Eventuell kann die Lage der Sonde markiert werden. Die Haut wird von eventuellen Pflasterresten gereinigt (dazu eignet sich ein Tupfer, der mit Cutasept besprüht wurde). Während der Pflegemaßnahme sollte die Sonde mit den Fingern oder mit dünnen Pflasterstreifen in Position gehalten werden. Diese sind nach der Maßnahme wieder zu entfernen. Das neue Pflaster sollte nicht auf der alten Stelle platziert werden sondern leicht versetzt, um Rötungen oder allergische Reaktionen zu vermeiden. Zu berücksichtigen ist, dass die Sonde nicht unter Zug ist, um das Wohlbefinden des Patienten nicht zu gefährden. Nach der Pflegemaßnahme wird sich nach dem Wohlbefinden des Patienten erkundigt, die Materialen sachgerecht entsorgt und die Hände werden desinfiziert.

Pflege der Sonde:

  • Hände desinfizieren vor Maßnahme
  • regelmäßig Sonde spülen, dadurch wird ein Verstopfen verhindert
  • dünnlumige Sonden verstopfen eher, da sich durch den engen Durchmesser Partikel rascher festsetzen können
  • es wird vor jeder Nahrungsverabreichung gespült, bei jeder Unterbrechung, bei Medikametengabe
  • bei Nahrungsverabreichungspause wird 1mal täglich gespült
  • für die Spülung 50ml Wasser oder ungesüßten Tee (Kamille, Fenchel) verwenden
  • keine Säfte oder Früchtetee verwenden (Fruchtsäure führt zu Ausflockungen der Eiweiße in der Sondenkost, welches die Sonde verstopfen kann)
  • leichte Verstopfung kann mit einer Spülung mit kohlensäurehaltigen Wasser gelöst werden.

Sondenentfernung

  • Patienten über Vorgang aufklären
  • Sonde nochmal absaugen mit Absaugsystem und mit einer Klemme verschließen
  • das Abklemmen der Sonde soll beim Entfernen eine Aspiration von Magensaft verhindern
  • Oberkörper des Patienten hoch lagern
  • Fixierungspflaster lösen
  • Patienten zu ruhiger und tiefer Atmung anleiten
  • Handschuhe anziehen
  • Sonde in einem Zug entfernen
  • Mundspülung anbieten
  • Kleberreste auf der Haut vom Fixierungspflaster entfernen

Komplikationen

  • Atemstillstand bzw. Bradykardie durch Vagusreizung
  • Oesophagus-, Magenperforation
  • Druckulzerationen im Magen, Oesophagus oder an der Nase
  • Nasenbluten
  • Einführen der Sonde in die Trachea
  • Sonde rollt sich unbemerkt im Rachenraum auf

siehe auch

Magensonde

Literatur

Weblinks