Vier-Stufen-Methode der Anleitung

Aus Familienwortschatz
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Die Vier-Stufen-Methode der Praxisanleitung / Praktischen Ausbildung besteht aus:

  1. Stufe - Vorbereiten
  2. Stufe - Vormachen
  3. Stufe - Eigenes Ausführen
  4. Stufe - Abschließen und Anerkennen


In diesen vier Stufen werden ähnliche Abläufe von der Übenden unter Anleitung durch Mentoren, erfahren Kolleginnen oder speziell dazu beauftragten Praxisanleiterinnen mehrmals nach einander trainiert. Die nächste Stufe wird dabei von den beiden Beteiligten nur beschritten, wenn die grundlegendere Stufe sicher beherrscht wird.

Vorbereiten

Die 1. Stufe besteht aus:

  • Sich selbst vorbereiten
  • Klare Ziele, Lernziele erarbeiten, Feinziele (affektive, kognitive, sensomotorische)
  • Arbeitsvorgang zergliedern in
    • Lernabschnitte ("WAS?")
    • Kernpunkte("WIE?")
    • Begründung ("WARUM?")
  • Umfeld
    • Genügend Zeit reservieren
    • Beteiligten Patient/Kundin, etc. einbeziehen, Einverständnis
    • Arbeitsplatz vorbereiten
    • Hilfsmittel bereitstellen
    • Störungen ausschalten (auch das Team informieren)
  • Auszubildende (Ein- oder Mehrzahl)
    • Befangenheit nehmen
    • Arbeit genau bezeichnen
    • Vorkenntnisse feststellen
    • Interesse wecken
    • geeigneter Zeitpunkt
    • Selbstvertrauen stärken
    • Richtig aufstellen (Im Schweizerdeutsch etwa für: Motivation verbessern)

Erklären und vormachen

Die 2. Stufe besteht aus:

  • Erklären, in welchem Zusammenhang die Aufgabe steht
  • die Arbeit dreimal vormachen:
    1. im Zusammenhang ohne Unterbrechung (um ein Wissen vom richtigen Ablauf und Tempo zu vermitteln)
    2. In Schritten und erklären
    3. Im Zusammenhang und nur noch Wesentliches erklären (Merkhilfen verstärken)
  • dabei oder danach auch
    • auf Unfallgefahren und Fehlermöglichkeiten hinweisen
    • begründen, nicht dressieren


  • Wenn nötig, mehr als 3 mal wiederholt vormachen
  • Evtl. weitere Gelegenheit zum Beobachten geben - ohne dabei "im Rücken zu stehen" (Ohne Druck)


  • Diese Stufe mit Verständnisfragen abschließen. Allerdings ist es meist noch nicht notwendig, dass der Auszubildende zu diesem Zeitpunkt bereits alles theoretisch beherrscht!


(Lernform: Diese Stufe ermöglicht insbesondere des Lernen am Modell oder Nachahmen. Sie sollte aber auch das kognitive Lernen anregen.)

Ausführen lassen

Gleich anschließend und unter Aufsicht die Übung/Tätigkeit ausführen lassen

Die 3. Stufe besteht aus dem Handeln des Auszubildenden. Dies sollte aber noch unter der Kontrolle der AnleiterIn bleiben - Sie kann jederzeit einspringen und bei Mißlingen es selbst zu Ende führen:

  1. Erste Ausführung
    • Anforderungen an das Arbeitsergebnis beschreiben lassen
    • Geduld haben, wiederholen
    • Übungsmaterial oder Probeauftrag geben
    • evtl. werden in dieser Phase verschiedene Teilschritte separat geübt
  2. Zweite Ausführung
    • als Hilfe Gedächtnisstützen geben
    • Ausführung beobachten und gröbere Fehler sofort korrigieren
    • Arbeit ausführen und erst danach erläutern lassen
    • Verständnislücken finden und schließen
  3. Dritte Ausführung (der ganze Ablauf soll nun zügig bewältigt werden)
    • Arbeit ausführen lassen, dabei
    • nur nötigenfalls korrigieren (im Nachhinein auf Verbesserungsmöglichkeiten hinweisen)
    • alle Lernabschnitte, Kernpunkte und Begründungen sich danach nennen lassen
    • Gezielte Kontrollfragen (auch nach den nicht eingetretenen Komplikationen)


(Lernform: Diese Stufe ermöglicht insbesondere des Instrumentelle Lernen oder Praktisches Üben. Sie sollte aber durchaus auch zum kognitiven Lernen anregen.)

Abschließen

In dieser 4. Stufe soll der Auszubildende/ die Schülerin* selbständig üben und in der Arbeit sicher werden.

  • Arbeit versuchen lassen, ohne sie erklären zu müssen
    • Nur bei ganz entscheidenden Fehlern eingreifen
    • Selbständig üben lassen
    • Nur noch Stichproben; anfangs öfter
    • Fragen und fragen lassen ohne "schulischen" Druck aufzubauen (eher kollegiales Beobachten)

Wenn nötig oder gewünscht, zurück zur Stufe 3 - evtl. wiederholen lassen

  • Übungsfortschritte beobachten
  • Anerkennen
  • Mitteilen, wer später helfen kann
  • Fortsetzen, bis keine Fehler mehr vorkommen.
  • Das Ende dieser Phase ankündigen und evtl. durch eine Beurteilung abschließen. Evtl. geht das Resultat mit in den Beurteilungsbogen über die praktische Ausbildung direkt ein.
    • Das "Abschließen" kann auch in der mündlichen Mitteilung oder gegenseitigen Versicherung bestehen, dass die Aufgabe ab sofort selbständig bewältigt werden kann.
    • Sollte dieses Ziel nicht in einer für diese Aufgabe vertretbaren Zeit erreicht worden sein, muss zur Stufe 3 zurück gegangen werden
    • Lernform: Diese Stufe ermöglicht insbesondere das Lernen am Erfolg oder operantes Lernen.


(* Auszubildende/-erAuszubildende (Ein- oder Mehrzahl) bzw. die Schülerin / -er in ....... bitte ergänzen durch das Zutreffende: in der Gesundheits- und Krankenpflege oder in der Altenpflege )

Literatur

  • Quelle: REFA: Methodenlehre der Betriebsorganisation, Arbeitspädagogik, 3. Auflage, 1991
  • Siegfried Ahrend, Petra Berger, NRW Arbeitsgruppe Bundesgesetz Altenpflege, u. a.(Hrsg.): Standard zur berufspädagogischen Weiterbildung zur Praxisanleitung in der Altenpflege in Nordrhein-Westfalen. 2006
  • AltPflAPrv (2002) Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für den Beruf der Altenpflegerin
  • Bundesarbeitsgemeinschaft der Lehrer und Lehrerinnen für Pflegeberufe e.V., Positionspapier Praxisanleitung, Wuppertal, 1999
  • Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen. Ausbildung in der Altenpflege. Praktischer Rahmenlehrplan (2003).
  • Mensdorf, B.: Schüleranleitung in der Pflegepraxis. Stuttgart 1999
  • Ministerium für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie des Landes Nordrhein-Westfalen. Standard zur berufspädagogischen Weiterbildung zur Praxisanleitung in der Altenpflege. Düsseldorf (2003)
  • Weidlich U.: Mitarbeiterbeurteilung in der Pflege. München 2000
  • Weinert, Franz E. (1998) Vermittlung von Schlüsselqualifikationen. In: Matalik S., Schade D. (Hrsg.) Entwicklung in Aus- und Weiterbildung, Anforderungen, Ziele, Konzepte. Baden-Baden. S. 23-43.
  • Weinert F.E. (2001) Vergleichende Leistungsmessung in Schulen. Juventa Weinheim.

Weblinks


vgl. Wikipedia: "Praxisanleitung"



Siehe auch