Nachrichten:Fünfzehn Jahre Intensivpflege an der Zentralklinik Bad Berka GmbH

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W E N D E E R F A H R U N G E N

Die Zentralklinik Bad Berka war der erste große Klinikneubau der ehemaligen DDR. Träger war damals das Ministerium für Gesundheitswesen. Nach der Wende ging die Klinik in das Eigentum des Landes Thüringen über. Die Landesregierung verkaufte die Klinik an die Rhön Klinikum Aktiengesellschaft. Heute ist sie ein expandierendes Unternehmen im Verbund der Rhön Klinikum AG. Dieser Artikel beschreibt den Weg einer ehemaligen "DDR-Klinik" in die Marktwirtschaft.


Im Dezember 1990 kündigte das Thüringer Ministerium für Gesundheit und Soziales allen Mitarbeitern der damaligen Zentralklinik für Herz- und Lungenkrankheiten Bad Berka flächendeckend zum 01.01.1991. Auf Initiative des damaligen Ärztlichen Direktors Herrn Professor Dr. Ursinus wurden Verhandlungen mit der Rhön Klinikum Aktiengesellschaft aufgenommen. Diese führten am 16.05.1991 zur Gründung der „Zentralklinik Bad Berka GmbH“ und endlich wieder zur Sicherung der bestehenden Arbeitsplätze.

Es expandierte die „Abteilung für Anästhesie und Intensivtherapie“ zur „Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin“. Die Pflegenden (einschließlich der Stationsleitungen) wurden ohne eine "Pflegedienstleitung" direkt dem Chefarzt unterstellt.

Dieses Lean–Management bedeutet auch in der Intensivpflege eine Konzentration auf Kernkompetenzen. Es bedarf einer hohen Teamfähigkeit aller Mitarbeiter und beinhaltet die Delegation als Leitungsprinzip. Der Nutzen des effektiven Lean–Managements findet sich in einer hohen Kundenorientierung wieder. Denn: Das Warten auf „Weisungen von Oben“ löst keine Probleme –im Gegenteil. Leider sind im Lean–Management die Informationsverluste sprichwörtlich. Trotzdem: In keiner Klinik des Hauses konnte die Pflege so unreglementiert arbeiten wie in der Intensivmedizin, solange man auf seiner Ebene blieb.

Auf der Intensivstation und in den Intermediate–Care Bereichen haben wir unser neues Schicksal in die eigenen Hände genommen: Beispielsweise wurde die Qualitätssicherung dorthin verlagert wo sie benötigt wird und begriffen werden muss: An das Patientenbett! Somit wurde diese Managementaufgabe zum Teamwork, aber eben auch mit den Schwächen einer Teamverantwortung. Das führte zur Entscheidung, dass wieder eine „Pflegeleitung Intensivmedizin“ mit Unterstellung beim Chefarzt etabliert wurde, zumal ein neues Intensivmedizinisches Zentrum mit 88 Betten zwischenzeitlich entstanden war.

Somit war die Gelegenheit gegeben, wieder die gemeinsame Verantwortung für die Patienten zu betonen. In der Intensivmedizin sind Arzt und Schwester auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen. Dieses zeigte sich auch, als der Umzug in das neue Intensivmedizinische Zentrum erfolgte: An diesem Sonntag waren alle Pflegekräfte und Ärzte unaufgefordert gekommen. Der Umzug innerhalb des Hauses war innerhalb von wenigen Stunden erfolgt. Im neuen Haus wurde die Arbeit, als wäre nichts geschehen, weitergeführt. Das machte uns alle stolz auf uns und unseren neuen Arbeitsplatz.

Als Bestandteil der Qualitätssicherung in der Intensivpflege legen wir großen Wert auf die Aus-Fort- und Weiterbildung. Bildung ist für uns kein Besitzstand, sondern ein Wachstumsprozess der nie endet (Henkel).

Die Zentralklinik Bad Berka GmbH wurde als Weiterbildungsstätte für Intensivpflege und Anästhesie durch die Deutsche Krankenhaus Gesellschaft anerkannt. Die Funktion „Pflegerischer Leiter der Weiterbildung Intensivpflege“ wurde in die Arbeitsaufgabe „Pflegerischer Leiter Intensivmedizin “ integriert. Diese Zusammenlegung hat sich in der Praxis besonders im Sinne der Koordination der praktischen Einsätze, der Lehrveranstaltungen und in der Gesamtverantwortung für die Intensivpflege sehr bewährt.

Mit der demographisch bedingten Zunahme des Pflegebedarfs unserer Patienten war es jedoch nötig, die Weiterbildungsaufgaben zu separieren. Dafür steht jetzt eine Fachkrankenschwester für Intensivpflege und Anästhesie, die sich zum Lehrer für Pflegeberufe qualifizierte, zur Verfügung. Ihr stehen Fachpflegekräfte als Praxisanleiter zur Seite, die auch in den praktischen Unterricht integriert sind.

Als Dozenten und Referenten sind Fachpflegekräfte und Ärzte verschiedener Fachrichtungen mit eingebunden. Die Weiterbildung erfolgt auf der Grundlage der Festlegungen der Deutschen Krankenhaus Gesellschaft und ist somit bundesweit anerkannt. Die Fachweiterbildung Intensivpflege rekrutiert die künftigen Leitungspersönlichkeiten in der Intensivpflege an unserem Haus.

Die Fortbildungsaufgaben werden vorwiegend durch die Pflegeleitung, die Stations- und Schichtleitungen realisiert. Somit ist dieser Personenkreis auch aufgerufen, sich selbst um einen aktuellen Wissensstand zu kümmern. Wir sind der Meinung, dass dieses Fachpflegekräfte mit insgesamt einer fünfjährigen Ausbildung (drei Jahre Ausbildung, zwei Jahre Fachweiterbildung Intensivpflege und Anästhesie) und einer zusätzlichen Qualifizierung zur Stationsleitung, dies auch leisten können. Weitere interessierte Fachpflegekräfte werden mit einbezogen.

Auf Initiative des Pflegerischen Leiters Intensivmedizin wird an der Zentralklinik ein jährlicher Intensivpflegetag ausgerichtet. Die Referenten kamen bisher aus dem Team der Fachpflegekräfte der Intensivstation, vereinzelt beteiligten sich auch Ärzte. Inzwischen wird diese Veranstaltung bundesweit besucht und das nicht nur von den Konzernkliniken. Die Teilnehmerzahlen stiegen von anfangs 100 bis auf 300 Teilnehmer pro Veranstaltung in den letzten Jahren. Das große Interesse veranlasste uns den Intensivpflegetag auf zwei Tage zu erweitern. Diese Veranstaltung ist eine bewusste Demonstration der Leistung der Intensivpflege an einer Konzernklinik und wird von uns allen als Marketingaufgabe begriffen.

Das Pflegekonzept unseres Hauses entspricht dem Flusssystem, also der Progressivpflege. Unser Pflegeverständnis ist, auf der Grundlage des Pflegeleitbildes, modifiziert pragmatisch und patientenorientiert/kundenorientiert. Intensivpflege ist innovativ und wird allgemein als eine Leistung anerkannt, auf die der Patient einen Anspruch hat.

Es ist nicht verwunderlich, dass zur Kundenorientierung auch die Mitarbeiterorientierung gehört, denn frustrierte Mitarbeiter sind immer schlecht für den Kunden / Patienten. So wurde in diesem Sinne, vorwiegend auf der Intensivstation, eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten unter der Prämisse der Anpassung an den aktuellen Pflegebedarf der Patienten erreicht. Die Schichtleitungen sind autorisiert, diesen Anpassungsprozess in gegenseitigem Einvernehmen mit ihrem Team (pflegeriche Mitarbeiter) zu realisieren und haben diese Aufgabe in hervorragender Weise eigenverantwortlich gelöst.

Im Jahr 2004 ging der bisherige Pflegerische Leiter der Intensivmedizin in den Ruhestand. Diese Stelle wurde mit einer Mitarbeiterin besetzt, die neben der fachlichen Qualifikation für die Leitung der Intensivpflege als Diplom-Pflegewirtin (Absolventin der FH Jena) qualifiziert ist. Die Unterstellung blieb beim Chefarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin. Seit 2006 umfasst diese Tätigkeit neben dem gesamten intensivmedizinischen und anästhesiologischen Bereich des OP-Gebäudes, einen zusätzlichen Intermediate–Care Bereich im Bettenhaus.

Diese Konzentration innerhalb der Zuständigkeit ermöglicht eine sinnvolle personelle Koordination der Pflegearbeit der intensivmedizinischen Bereiche untereinander, auch im Sinne der Fort- und Weiterbildung. Leider war diese Verfahrensweise nicht praktikabel. Übrigens: Probleme werden immer besser gelöst, je praxisnäher dieses geschieht!

Zur Frage der Wirtschaftlichkeit eines Arbeitsbereiches oder einer gesamten Klinik gibt es unterschiedliche Sichtweisen bei Administration und Ausführenden, das „liegt in der Natur der Sache“. Charakteristisch ist ein gemeinsamer Geist des Anpackens.

Die Schwestern und Pfleger in der Anästhesie, auf der Intensivstation und den Intermediate-Care (Intermediate Care) Stationen werden auch in der Zukunft die ständig wachsenden Aufgaben eines hoch-modernen, expandierenden Gesundheitsunternehmens im Verbund der Rhön Klinikum AG gerecht zu werden.


Für diese Arbeit liegt die Genehmigung zur Publikation durch Pressestelle des Konzerns und durch den zuständigen Vorstand vor.

Autor: Kurt Wanka, Pflegerischer Leiter Intensivmedizin i.R.

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