Ziele in der Kindererziehung

Aus Familienwortschatz
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Bevor ich mein Kind erziehe, kann ich mich fragen, welche Werte mir wichtig sind:

  • Achtung Aktivität Altruismus Anerkennung Ausgeglichenheit
  • Bildung
  • Charisma
  • Demokratie Distanz Disziplin
  • Ehre Ehrlichkeit Einfluss Erfolg
  • Familie Fleiß Freiheit Freunde Freundschaft Frieden
  • Gastlichkeit Gehorsam Gerechtigkeit Geschmack Geselligkeit Gesundheit Glaube Gleichheit Glück gehobener Lebensstil gute Laune
  • Harmonie Heiterkeit Herkunft Höflichkeit
  • Identität Individualismus
  • Kameradschaft Klugheit Kompetenz Kreativität
  • Lässigkeit Liebe
  • Jungfraulichkeit
  • Macht Menschlichkeit Mitgefühl Mut
  • Nachkommen Nachsicht Nähe Natur
  • Objektivität Offenheit Ordnung
  • Persönlichkeit Pflichtbewusstsein Phantasie Pracht Pragmatismus Pünktlichkeit
  • Rechtmäßigkeit Redegewandtheit Reichtum Ruhe Ruhm
  • Sauberkeit Selbständigkeit Selbstverwirklichung Sexualität Sicherheit Sparsamkeit Stärke
  • Tapferkeit Tatkraft Toleranz Treue
  • Überlegenheit Überzeugung Umweltschutz Unabhängigkeit Unparteilichkeit
  • Verantwortung Vergnügen Vernunft Verständnis Vertrauen
  • Wahrheit Wechsel Weisheit Weitblick
  • Zärtlichkeit Zeitlosigkeit Zugehörigkeit

Erziehungsziele

Das Deutsche Jugendinstitut hat herausgefunden, dass deutsche Eltern der 90-er Jahre für ihre Kinder wichtig halten:

  • Selbstvertrauen 92%
  • Selbständigkeit 85%
  • Verantwortungsbewusstsein 85%
  • Verständnis für andere 84%
  • Höflichkeit 78%
  • gute Bildung 78%
  • Pflichtbewusstsein 74%
  • Fleiß 66%
  • Gehorsam 55%.

Umsetzung

  • Das Selbstvertrauen fördere ich, indem ich Vertrauen in mein Kind setze und es ermutige (loben, belohnen, in den Arm nehmen). Ich zerstöre das Selbstvertrauen wenn ich es mit anderen vergleiche, es beleidige (auf dich ist kein Verlass).
  • Selbständigkeit erlangt es, wenn es Erfahrungen (und Fehler) machen darf. Grenzen nur, wo andere beeinträchtigt sind.
  • Für sein Verantwortungsbewusstsein braucht es ebenfalls Vertrauen und Übung und nicht zu schwere Aufgaben.
  • Höflichkeit kann es am besten übernehmen, wenn ihm auch Höflichkeit von den Erwachsenen widerfährt.
  • Ehrlichkeit erlebt ein Kind bei den Erwachsenen oftmals nicht (non-verbale und verbale Kommunikation nicht identisch, Kind nimmt nur zu 7% die Worte wahr, liest zu 93% aus Mimik, Gestik und Intonation). Kinder lügen durch Phantasie bis Schuleintritt; oder sie lügen als Schutzbehauptung → was macht ihnen so viel Angst?
  • Chaos brauchen Kinder für ihre Kreativität. Eltern sollten nur eingreifen, wenn Bereiche der Eltern verwüstet werden oder aus hygienischen Gründen. Dann helfen und Mut machen zum Aufräumen.

Vom Recht auf Eigenwillen und von Grenzen

Während manche Eltern behaupten, Kinder haben noch keinen eigenen Willen (zu haben), sind nach der UNO Kinderrechte Grundrechte von freier Meinungsäußerung bis zum Demonstrationsrecht. Kinder, denen Normen aufgedrückt werden, so dass deren Lust an der Entdeckungsreise durch das Leben verstellt wird, rebellieren - zerstören mutwillig um zu provozieren, erhalten dafür Strafe. Diese jedoch löst nächsten Provokationsversuch aus. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen: Handlung klar verurteilen und dennoch liebevoll zuwenden. Neben Rechten brauchen Kinder Grenzen, weil Grenzen ihnen Halt geben; weil grenzenloses Tun nur auf Kosten der Mitmenschen möglich ist. Nicht zuletzt brauchen Menschen zum Zusammenleben Regeln, an die sich alle halten müssen. Kindern sind diese Regeln zunächst nur sehr bedingt einsichtig. Am besten verinnerlichen sie diese durch Ich-Botschaften der Eltern (wie beim Feedback) und vor Allem durch aktives Vorleben der Erziehungsberechtigten.

Machtkämpfe

Zum Machtkampf gehören zwei: Kinder und Eltern. Beim Machtkampf kann keiner gewinnen. Setzen Eltern Macht durch: geht gute Beziehung zum Kind verloren, steigt der Wert der Macht, setzen Kinder an anderer Stelle Rache für die Demütigung ein (Hühnerleiter). Kleine Kinder erkennen eigenen Willen und wollen ihn durchsetzen. Pubertäre provozieren Machtkämpfe, um sich eine von den Eltern unabhängige Position zu erobern. Eltern sollten den "Kriegsschauplatz" - also Machtkampfthemen bestimmen. In Machtkämpfen ruhig auch einmal zurücktrotzen, verblüffende Erfolge, aber nicht auf biegen und brechen Standpunkt durchpauken wollen. Günstige Haltung: Niemand verliert sein Gesicht, wenn er nachgibt. Tobende Kleinkinder brauchen die Nähe von Erwachsenen. (Zeige mir dass du mich lieb hast, wenn ich es am wenigsten verdiene - dann habe ich es am nötigsten.)

Muss Strafe sein?

Strafe (z.B. per Liebesentzug, Stubenarrest, ...) macht Angst, Unterordnung, fehlendes Selbstvertrauen. Dadurch lassen sich Kinder selten von etwas abbringen. Strafe macht Eltern für das Verhalten der Kinder verantwortlich, behindert Kinder eigene Erfahrungen zu machen, trübt das emotionale Verhältnis zwischen Eltern und Kind. Drillen führt zu Anpassung oder Aggression. "Hand ausrutschen" passiert im Affekt durch Überforderung (Kinder haben feines Gespür für wunden Punkt der Eltern): Klaps ist nicht gut für das Kind aber keine Katastrophe - mit Kind ehrlich reden und entschuldigen. Es wird das verzeihen. Anstatt zu strafen: Motive und Bedürfnisse der Kinder hinterfragen und ernst nehmen. Konsequenzen der Tat tragen lassen, milde Missbilligung zeigen, und erwünschtes Verhalten verstärken. Und das Allerwichtigste: Vorbild sein!!

Zuhören lernen

Gegenseitiger Respekt bedeutet, erst einmal anzuhören und anzunehmen, was der andere zu sagen hat. Eltern mögen nicht der gleichen Meinung sein wie ihre Kinder, aber sie können versuchen, ihre Gefühle und Gedanken zu verstehen. Voraussetzung ist, dass Eltern ihren Kindern dabei keine untergeordnete Rolle zuweisen, sondern mit "ihresgleichen" sprechen. Gelingt das nicht, dann spielen Eltern in bester Absicht die merkwürdigsten Rollen wenn das Kind bei ihnen Trost sucht: Die "Heiligen" sind voller Gebote, irritiert und darauf bedacht, dass der Nachwuchs "richtige" Gefühle hat - was bedeutet, dass er nur solche zeigen darf. die "Tröster" nehmen die Sache locker und wollen dem Kind seine Gefühle ausreden: "So schlimm ist es nicht", sagen sie, machen noch einen Scherz und schicken das Kind mit einem Klaps wieder ins Kinderzimmer. Die "Allwissenden" zeigen dem Kind, wieviel Erfahrungen man auf dem Weg zum Erwachsenwerden sammeln muss, geben Ratschläge und Mahnungen: "Wenn du einmal so alt bist..." Die "Richter" wissen, dass das Kind im Gegensatz zu ihnen immer unrecht hat. "Mach dich nicht lächerlich", ist ihr Kommentar, und "ich hab's dir doch gesagt". Die "Helden" schließlich halten die negativen Gefühle des Kindes nicht aus. "Reiß dich zusammen", fordern sie.Viele dieser sehr theoretischen Aussagen revidiert man allerdings wenn man tatsächlich ein Elternteil geworden ist.

Klare Gefühle

Botschaften der Eltern an ihr Kind sollten der eigenen Stimmungslage tatsächlich entsprechen. Eine amerikanische Studie über den Stellenwert verschiedener Kommunikationsformen ergab, dass sich die zwischenmenschliche Verständigung zu 55% durch Körpersprache und Mimik, zu 38% durch den Ton der Stimme und die Art des Sprechens und nur zu 7% durch den Inhalt der Worte erfolgt. Wenn Mama versucht, ihren Zorn durch ein möglichst liebevolles Gespräch zu überdecken, wenn Vater moralische Empörung spielt, obwohl er den Streich des Kleinen in Wahrheit toll fand, wird das Kind heftig verwirrt. Es bekommt das Gefühl, seinen Wahrnehmungen nicht mehr trauen zu können, und hat dann Schwierigkeiten, sich selbst einzuschätzen. Viele vermeintliche Erziehungsprobleme sind nichts anderes als die Folge dieser Verunsicherung. Wer wütend ist, soll das sagen, wer traurig ist, das Gefühl nicht überspielen. Eltern sollen keine schlechten Erziehungsschauspieler, sondern authentisch sein. Solange sie auf diesem Gebiet noch viel an sich selbst arbeiten müssen, können sie auch von den Kindern nicht zuviel erwarten. Lediglich Hass und Missachtung sind Gefühle, die Eltern ihrem Kind gegenüber besser nicht zeigen sollten.


Große Wut

"Lange bevor ich selbst ein Kind bekam, hatte ich mir geschworen: Du schlägst dein Kind nie. Und doch kamen Situationen, in denen ich mich stark zusammenreißen musste, um diese blinde Wut, die gleiche blinde Wut, die auch mein Vater in sich gespürt haben muss, nicht an meinem Sohn Alexander, der jetzt 21 Monate ist, auszulassen: Situationen, in denen ich uns beide nur vor dieser unkontrollierbaren Wut schützen konnte, indem ich Kissen auf den Boden schleuderte und die Wände anschrie. Bis ich erkannt habe, dass ich auf Alexander die Wut projizierte, die ich eigentlich meinem Vater entgegen schleudern wollte. Ich war mittendrin in der Falle: Die Ohnmacht, die ich als Kind bei Ausbrüchen meines Vaters verspürt hatte, spürte ich nun, wenn Alexander seine Grenzen bei mir austestet; die Macht, die mein Vater mir gegenüber ausspielte, spielte ich nun meinem Kind gegenüber aus. Es gibt viele Nuancen dieses Gesellschaftsspiels von Macht und Ohnmacht. Es liegt an uns, ob unsere Kinder das Spiel weiter spielen werden. Es ist ein Lernprozess, wir müssen die Bereitschaft in uns wecken, die verzwickten und unbewussten Macht/Ohnmachtkonstellationen aufzudecken. Es verlangt Übung, erst einmal innezuhalten, wenn unsere Kinder uns auf der Nase herumtanzen, zu erfühlen, warum bin ich so gereizt, aggressiv, was will mein Kind mir jetzt sagen, was fehlt ihm gerade jetzt. Das Kind ist nur der Auslöser, der Spiegel, der uns vorgehalten wird." Aus dem Brief einer Mutter an die Zeitschrift "Eltern".


Das Zweitwichtigste zuletzt

Schätzt du Kinder wert? Bist du ein liebevoller und zufriedener Mensch? Dann hast du gute Erziehungsvoraussetzungen.



Ein Memorandum des Kindes an die Erziehenden

von Vicky Soltz

  1. Verwöhne mich nicht. Ich weiß sehr gut, dass ich nicht alles was ich verlange, haben muss. Ich teste dich ja nur.
  2. Hab keine Angst, bestimmt mit mir umzugehen. Ich ziehe es vor, dann weiß ich nämlich, woran ich bin.
  3. Zwing mich nicht. Das lehrt mich, dass nur Macht zählt. Ich reagiere besser auf Anleitung.
  4. Sei nicht wechselhaft. Das verwirrt mich und ich versuche desto mehr, alles zu erreichen, was ich will.
  5. Mach keine Versprechungen. Es könnte sein, dass Du sie nicht einhalten kannst. Das erschüttert mein Vertrauen zu dir.
  6. Falle nicht auf meine Herausforderungen herein, wenn ich etwas sage oder tue, um Dich aus der Fassung zu bringen. Dann werde ich nämlich versuchen, noch mehr solche „Siege“ zu erringen.
  7. Sorge Dich nicht zu sehr, wenn ich sage: „Ich hasse Dich“! Ich meine es ja nicht so. Ich möchte nur, dass es Dir leid, wenn Du mir etwas angetan hast.
  8. Mach nicht, dass ich mich kleiner fühle, als ich bin. Dann werde ich mich nämlich wie ein toller Kerl benehmen.
  9. Tu nicht für mich, was ich selber tun kann. Dann fühle ich mich nämlich wie ein Baby und werde Dich weiterhin in meinen Dienst stellen.
  10. Befasse Dich nicht zu sehr mit meinen schlechten Gewohnheiten, das veranlasst mich nämlich, die zu behalten.
  11. Korrigiere mich nicht vor anderen Leuten. Es beeindruckt mich viel mehr, wenn Du ruhig und alleine mit mir sprichst.
  12. Versuche nicht, mein Benehmen während eines Streites zu besprechen. Aus bestimmten Gründen kann ich zu dieser Zeit nicht gut zuhören, und meine Mitarbeit ist noch schlechter. Du kannst ja handeln, aber besprechen sollten wir es später.
  13. Versuche nicht zu predigen. Du würdest Dich wundern, wie gut ich weiß, was richtig oder falsch ist.
  14. Sag mir nicht, dass ich ein schlechter Mensch bin. Ich muss lernen, Fehler zu machen, ohne zu glauben, dass ich deswegen schlecht bin. Bewerte meine Fehler nicht so hoch. Zeig mir anstelle dessen, wie es besser geht. Denk daran, dass ich mehr von einem Vorbild, als von einem Kritiker lerne.
  15. Nörgle nicht. Um mich zu schützen, müsste ich tun, als ob ich taub wäre.
  16. Verlange keine Erklärungen für mein falsches Benehmen. Ich weiß wirklich nicht, warum ich es getan habe.
  17. Stelle meine Ehrlichkeit nicht in Frage. Ich bekomme leicht Angst und erzähle dann Lügen.
  18. Vergiss nicht, dass ich gerne Experimente mache. Ich lerne dadurch, darum lass mich ausprobieren.
  19. Schütze mich nicht vor Folgen. Ich muss aus Erfahrungen lernen.
  20. Schenke meinen "kleinen Leiden" nicht so viel Aufmerksamkeit. Es könnte sein, dass ich sonst eine schwache Gesundheit zu schätzen lerne, wenn sie mir soviel Aufmerksamkeit einträgt.
  21. Entziehe Dich nicht, wenn ich wirklich etwas wissen will. Es könnte dazu führen, dass ich aufhöre zu fragen und mir meine Antworten woanders suche.
  22. Beantworte bedeutungslose Fragen nicht. Ich möchte Dich nur mit mir beschäftigen.
  23. Denke nicht, es sei unter Deiner Würde, Dich bei mir zu entschuldigen. Eine ehrliche Entschuldigung erweckt in mir warme Gefühle für Dich.
  24. Sorge Dich nicht, dass Du wenig Zeit für mich hast. Was zählt ist, wie wir diese Zeit verbringen.
  25. Deute nie an, dass Du perfekt oder unfehlbar bist. Du wärst ein zu großartiges Vorbild für mich.
  26. Werde nicht ängstlich, wenn ich mich fürchte. Denn dann werde ich noch furchtsamer. Zeig mir lieber Mut!
  27. Vergiss nicht, dass ich ohne Deine stetes Vertrauen und Deine Ermutigung nicht gedeihen kann. Aber das brauche ich Dir doch gar nicht zu sagen, oder? Behandle mich, wie Du Deine Freunde behandelst, dann werde ich auch Dein Freund sein!

zum Schluss

Kinder deren Erziehung "aus dem Bauch heraus" stattfand, ganz ohne Listen, Theorien und Ratgeber-Bücher, wird nachgesagt, sie hätten genauso große Chancen glückliche Erwachsene zu werden, wie die Kinder von Dipl. PädagogInnen.


Literatur

  • Micha Brumlik (Hrsg.): Vom Missbrauch der Disziplin. Antworten der Wissenschaft auf Bernhard Bueb. Beltz Verlag, Weinheim, 2007, ISBN 3-407-85765-9.
  • Rudolf Dreikurs, Vicki Soltz: Kinder fordern uns heraus, 13. Aufl., Klett-Cotta Verlag, Stuttgart, 2004, ISBN 3-608-94277-7.

Siehe auch


Hinweis

Beurteilung durch eine Leserin: Dieser Artikel ist sehr subjektiv geschrieben. Er enthält keine allgemein übliche Darstellung von Erziehungszielen in oder aus der Pädagogik. Er kann nicht als Grundlage von Unterrichtsreferaten o. ä. verwendet werden. Es würde dem Beitrag helfen, wenn angegeben wird, welche Literatur zugrunde liegt oder wo ähnlich argumentiert wird. (Selbstverständlich ist auch diese Beurteilung subjektiv.)